Johannes "Hans" Sandreuter (* 1892 in )) war von Beruf Kaufmann. Er trat am 1. Juli 1931 der NSDAP bei und hatte die Mitgliedsnummer 583 690. Seit September 1933 war er Mitglied des Stadtrates für die NSDAP. Als Kreisamtsleiter für Handel und Handwerk war er massgeblich für die Arisierungen in Fürth verantwortlich.

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Leben

Durch die Auflösung des Stadtrates und der Einberufung des Gemeinderates wurde Hans Sandreuter vom Oberbürgermeister Franz Jakob am 1. Oktober 1935 in den Gemeinderat der Stadt Fürth berufen, neben Gustav Schickedanz und Wilhelm Schülein. Am 16. Januar 1936 wurde der Parteigenosse (Pg.) Sandreuter durch die Stadt Fürth zum ehrenamtlichen Beigeordneten berufen. Nur ein Jahr später, am 26. August 1937 wurde der Pg. Sandreuter wegen seiner "besonderen Dienste" zum hauptamtlichen Beigeordneten bestellt, dass in etwa einem heutigen Referenten (berufsmässiger Stadtrat) gleich kommt. In einem Schreiben an die Ratsherren dankt man Sandreuter für sein außerordentliches Engagement und begründete seine Berufung wie folgt:

"Maßgebend für diesen Vorschlag war, dass Sandreuter, der altes Parteimitglied ist, bereits im September 1933 als Stadtrat und Ratsherr eingesetzt und im Januar 1936 zum ehrenamtlichen Beigeordneten der Stadt Fürth berufen wurde. Auf die besondere Tüchtigkeit, die Pg. Sandreuter schon unter Beweis stellte und die ihn zur Bekleidung der Stelle eines hauptamtlichen Beigeordneten der Stadt ausgezeichnet befähigt, näher einzugehen, erübrigt sich, da das ausgeprägte Organisationstalent, das überaus gewandte, kenntnisreiche, energische und bestimmte Auftreten, das große Geschick, mit welchem Sandreuter an jede ihm gestellte Aufgabe herangeht und sie erledigt, seinerzeit schon mitbestimmend waren, ihn zum ehrenamtlichen Beigeordneten zu berufen. Dieses Amt hat Sandreuter mit seiner ganzen Person unermüdlich stets zum Besten der Stadt Fürth ausgefüllt. Seine ehrenamtliche Tätigkeit wirkte sich in letzter Zeit schon weitgehend als hauptamtlicher Arbeitsgebiet aus. Er mußte wegen der bestehenden allgemeinen Überlastung vielfach zu Aufgaben herangezogen werden, die ihn meist weit über das sonst übliche Pensum hinaus beschäftigten. ... Seine Arbeitsleistungen fanden bei den vorgesetzten Behörden stets volles Verständnis; wiederholt fanden sie auch von der Gauleitung die verdiente Anerkennung. Sandreuter ist ein zielbewußter Mann, der in jeder Lage seinen Standpunkt voll vertritt." [1]

Arisierungen in Fürth

 
Hans Sandreuter, rechts Außen im Bild.

Neben der Tatsache, der Sandreuter Parteimitglied der alten Stunde war, qualifiziert ihn offensichtlich sein "Talent" und die Überzeugungskraft bzw. die Überzeugskraft seines Handelns. Worin bestand nun seine Tätigkeit, in der er so "Erfolgreich" war?

Hans Sandreuter wurde bereits 1935 vom Oberbürgermeister Franz Jakob mit der Aufgabe der Arisierung versehen, also einer Form des Raubes an Eigentum und Besitz von Menschen jüdischen Glaubens. Dieser Raub erfolgte in erster Linie zu Gunsten der Gauleitung Julius Streicher und Karl Holz - sowie der eigenen Tasche und mancher Geschäftspartner und Parteigenossen, wie z.B. Gustav Schickedanz. Nach heutigem Wissenstand wechselten von 1933 bis 1945 alleine in Fürth ca. 594 jüdische Anwesen und Grundstücke arisiert[2], ca. 190 Unternehmen, Geschäfte, Kanzleien und Arztpraxen incl. aller privaten Vermögenswerte den Besitzer oft zu einem Bruchteil ihres tatsächlichen Wertes - woran Sandreuter massgeblich beteiligt war und stets für jeden Verkauf eine stattliche Provision kassiert[3].

Einzelnachweise

  1. * Quelle: Stadtarchiv Fürth, Akten der Stadtratssitzungen 1937, Abschrift Nr. 5023/I/37 vom 26. August 1937
  2. * Quelle: Geheimer Bericht Göring Kommission o.D. 1939 in IMT, Band XVIII, S. 175 f.
  3. * Quelle: Matthias Henkel und Eckhart Dietzfelbinger (Hrsg): Entrechtet. Entwürdigt. Beraubt. Die Arisierung in Nürnberg und Fürth, Begleitbuch zur Ausstellung, Beitrag Siegfried Imholz - Arisierung in Fürth, 2012, Michael Imhof Verlag Nbg, S. 57 f.