Waisenschul
- Straße / Hausnr.
- Hallemannstraße 2 / 2a
- Akten-Nr.
- D-5-63-000-371
- Objekt
- Ehemaliges Israelitisches Waisenhaus mit Synagoge, jetzt Wohnhaus mit Synagoge
- Baujahr
- 1868
- Baustil
- Klassizismus
- Architekt
- Friedrich Friedreich
- Geokoordinate
- 49° 28' 35.16" N, 10° 59' 11.42" E
- Quellangaben
- BLfD - Denkmalliste Fürth
Die Waisenschul in der Hallemannstraße 2 / 2a dient seit 1945 als Gemeindesynagoge der Israeltischen Kultusgemeinde in Fürth.
Schon in dem Vorgängerbau des Waisenhauses in der Geleitsgasse 1 gab es einen Synagogenraum. Als das Waisenhaus 1868 in der Julienstraße 2 (heute Hallemannstraße 2 / 2a) erstellt wurde, kam im Parterre des Anbaus die Synagoge, die Waisenschul hinein. Als einzige Synagoge Fürths überstand diese die Zerstörungen und Verwüstungen der Reichspogromnacht, ebenso die in dem Gebäude befindliche Mikwe und Sukka. Der erste Rabbiner Fürths nach dem Krieg David Spiro betonte bei vielen Gelegenheiten, er glaube dass die Waisenschul den Naziterror überstanden habe allein aufgrund der Gebete der Waisenkinder.[1]
Unmittelbar nach dem Krieg fanden 1945 erste jüdische Gottesdienste im Stadttheater statt, das von der amerikanischen Armee konfisziert worden war.[2] Die Waisenschul war zu jenem Zeitpunkt seit 1938 geschändet und ab 1942 als Kartoffellagerungsstätte[3] genutzt worden, zum Kriegsende hin diente sie ukrainischen Zwangsarbeitern als orthodoxe Kirche[4] und benötigte daher noch eine Restaurierung, ehe sie im September 1945 wieder eingeweiht werden konnte.
Am 7. September 1945[5] fand ein Gedenkgottesdienst in der Waisenschul statt, anlässlich von ראש השנה (Rosch Haschana), den jüdischen Neujahrsfeierlichkeiten[6]. Dies war der erste Gottesdienst nach der Renovierung und damit der Wiedereinweihungsgottesdienst ("Rededication of Waisenhaus Synagogue") der fortan neuen Gemeindesynagoge.
Bei späteren Renovierungsarbeiten 1967 wurde unter der Bima ein Marmorblock aus Israel eingesetzt, damit die Thora nicht von deutschem Boden gelesen wird[7].
Rabbiner der Waisenschul vor 1938
Rabbiner der Waisenschul nach 1945 (= Gemeindesynagoge)
- David Spiro, 1945 - 1970
- ?
- ?
- Shlomo Appel 1989 - 1996
- Netanel Wurmser 1996 - 2002
- Yakov Harety 2003 - 2006
- Shlomo Wurmser 2006 - 2011
- David Geballe 2011 - 2017
- Jochanan Guggenheim 2017 - 2021
- David Zharko, seit 2021
Siehe auch
Weblinks
- Igal Avidan (SWR 2021): Fürther Thorarollen (2/2) - Wiedergefunden, restauriert und verschenkt. In: SWR2 Leben - online (24 min.)
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Mosche N. Rosenfeld: The Rav of Fürth. Israel, Eigenverlag, 2021, S. 374
- ↑ Mosche N. Rosenfeld: The Rav of Fürth. Israel, Eigenverlag, 2021, S. 374
- ↑ Monika Berthold-Hilpert: Synagogen in Fürth, S. 11
- ↑ siehe Igal Avidan (SWR 2021): Fürther Thorarollen (2/2) - Wiedergefunden, restauriert und verschenkt. In: SWR2 Leben, ab -23.51 min.
- ↑ dies war ein Freitag, also vermutlich Freitagabend nach Sonnenuntergang und damit Beginn des Schabbat
- ↑ Das Jüdische Jahr 5706 begann am Freitag, 7. September 1945 and endete am Sonntag, 9, September 1945.
- ↑ so Gisela Naomi Blume in: Igal Avidan (SWR 2021): Fürther Thorarollen (2/2) - Wiedergefunden, restauriert und verschenkt. In: SWR2 Leben ab -21.14 min.
Bilder
Neuweihe der Synagoge nach der Renovierung 1967, am Tora-Schrein bestickter Parochet, links neben dem Tora-Schrein Jean Mandel, rechts Kantor Hochwald, München.
Synagoge (ehem. Waisenschul), in: Nachrichten für den Jüdischen Bürger Fürths 1962
Innenraum der Synagoge in der Hallemannstraße 2 in Fürth, am Lesepult rechts neben dem Tora-Schrein Ignaz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland.