Wilhelm Simon

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Wilhelm Simon, Pfarrer in Poppenreuth von 1933 - 1955; Aufnahme aus den frühen 50-er Jahren des 20. Jahrhunderts

Wilhelm Simon (geb. 1885; gest. 1970) kam in dem Umbruchsjahr 1933 von Wendelstein in die Kirchengemeinde St. Peter und Paul nach Poppenreuth und bekleidete die Pfarrstelle bis 1955. Die Reichstagswahlen hatten gerade Adolf Hitler und dessen Nationalsozialistische Partei an die Regierung gebracht. Anfänglich stand Pfarrer Simon der nationalsozialistischen Politik eher positiv gegenüber. Durch die Religions- und Kirchenpolitik im „Dritten Reich“ entfernte er sich aber zunehmend. Pfarrer Simon war ein typischer Vertreter seiner Zeit, beeinflusst durch die Umbrüche nach dem 1. Weltkrieg.

Kirchenkampf und Nationalsozialismus

Wilhelm Simon wurde 1885 geboren und deutschnational geprägt. Er erlebte den Zusammenbruch der Monarchie nach dem 1. Weltkrieg mit all den gesellschaftlichen Umbrüchen. Der Friedensschluss wurde aus dieser Perspektive als „Versailler Schanddiktat“ wahrgenommen und die parlamentarische Demokratie entsprechend skeptisch beäugt. So begrüßte er den völkischen Aufbruch der nationalsozialistischen Bewegung und schloss sich auch dem nationalsozialistischen Evangelischen Pfarrerbund (NSEP) an. Ein Flugblatt des NSEP zitierend, das Gehorsam gegenüber Gott als Treue gegen Volkstum und den gottgesandten Führer interpretierte, schrieb Simon in der Fürther Kirchenzeitung „Die Gemeinde“ zu den Kirchenvorstandswahlen 1933: „Das Bekenntnis eines Kirchenvorstehers muss jetzt lauten: Ich bekenne mich zu meiner evangelischen Kirche und zu meinem deutschen Volk; in dem und liegt es. Wir alle sind ergriffen von dem, was Gott unserem lieben deutschen Volk gibt, dass es zu sich selbst zurückfinden darf und zu seinem deutschen Wesen.“ [1]

Seit dem Herbst 1934 und den immer stärker werdenden Gleichschaltungsbestrebungen der Nationalsozialisten gewann Pfarrer Simon eine größere Distanz zur Kirchenpolitik des „Dritten Reiches“. Wendepunkt war der sogenannte „Kirchenkampf“, in dem der bayerische Landesbischof Hans Meiser unter Hausarrest gestellt wurde und in Nürnberg SS und SA durch Besetzung der Maxfelder Lutherkapelle den Frankenbischof Sommerer[2] einsetzen wollten. Genauso lehnte Simon die völkischen Religionsideen (Deutsche Christen) ab und gründete in Poppenreuth auch eine Bekenntnisgemeinschaft. Diese kirchenpolitische Einstellung Simons, hatte aber nichts mit einer Kritik am NS-Staat zu tun. Noch 1937 wies er darauf hin, dass Glieder der Bekenntnisgemeinschaft die treuesten Kämpfer für den Führer Adolf Hitler sein könnten.

Den Beginn des Zweiten Weltkrieges verfolgte Wilhelm Simon als begeisterter Kriegschronist. Ausführliche Beschreibungen zu den einzelnen Kampfhandlungen ab 1939 sind aus seiner Feder im Poppenreuther Pfarrarchiv zu finden. Diese Begeisterung kühlte erst mit dem Russlandfeldzug und den vielen Kriegstoten ab, zu denen auch sein einziger Sohn Gottfried gehörte. Eigentlich ist sein Sohn Gottfried Simon nicht "gefallen", wie die Gedenktafel im Poppenreuther Turm glauben macht, sondern vermisst. Damit hätte er eigentlich auf der "Vermissten"-tafel stehen müssen. Nachforschungen ergaben erst nach der Milleniumswende, dass Gottfried Simon auf dem Lazarettfriedhof in Simferopol bestattet wurde.

Beim Herannahen der amerikanischen Truppen hatte Simon die goldenen Abendmahlsgeräte und sonstige wertvolle kirchliche Dinge im Pfarrgarten vergraben. Diese konnten nach der Kapitulation wieder unbeschädigt und vollständig ausgegraben und ihrer Bestimmung zugeführt werden. Der Keller des Pfarrhauses, der als Luftschutzkeller eingerichtet war, wurde mehrere Tage und Nächte Zufluchtsort der Hausbewohner und der Mieter des Gesindehauses im Hof (Hs.-Nr. 136 – heute Jugendhaus), besonders während der Beschießung der angrenzenden Großstadt Nürnberg.

Der erste Gottesdienst nach der Besetzung fand am 22. April 1945 statt, nachdem am 17. April morgens 3 Uhr die amerikanischen Panzer durch den Ort Poppenreuth zogen und die Truppen am Vormittag des 17. Aprils die einzelnen Häuser, auch die Kirche, nach versteckten deutschen Truppen durchsuchten. Der Gottesdienst an dem betreffenden Sonntag - am 22. April 1945 - konnte erst um 11 Uhr gehalten werden, da die Gemeinde in den ersten Tagen nur von 11 - 13 Uhr das Haus verlassen durfte. Es war ein Dankgottesdienst nach den schweren Tagen der Ungewissheit, wie Pfarrer Simon in den Kirchenbüchern vermerkte.

Einzelnachweise

  1. Siehe W. Simon in: Die Gemeinde, 1933, Pfarrarchiv Poppenreuth
  2. Pfarrer Hans Sommerer, Direktor der Bruckberger Anstalten und SA-Mitglied - siehe auch Ansbacher Ratschlag

Siehe auch

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