Zur Wasserversorgung der Lungenheilstätte wurde von der Fa. Fürther Tiefbohranstalt und Pumpenbau Gebrüder Gilde ein Bohrbrunnen hergestellt, der sich im Hof der Anstalt befand und eine Tiefe von 54,7 m unter Gelände hatte. Die zugehörige Kolbenpumpe förderte mit knapp 8 l/min (0,13 l/s) in einen auf dem Dachboden gelegenen eisernen Hochbehälter, der einen Inhalt von 9 m3 bei einem höchsten Wasserspiegel von +381,00 m aufwies.[1]

Ungenügende Wasserversorgungsanlage des Heilstättenneubaus

Die installierte Pumpe konnte jedoch nur intermittierend laufen: Nach etwa einer halben Stunde sank der Wasserspiegel so stark ab, dass Luft angesaugt wurde; dann musste die Pumpe so lange außer Betrieb gesetzt werden, bis wieder ein ausreichender Wiederanstieg des Wasserspiegels eingetreten war.

Anfang September 1904 gab der stellvertretende leitende Arzt der Lungenheilstätte an, dass der Brunnen mehrere Tage lang nicht die genügende Wassermenge geliefert habe. Zu dieser Zeit muss wohl der dirigierende Arzt Dr. Angelo Hammelbacher noch im Urlaub gewesen sein, da er Mitte September äußerte, man könne von einem Wassermangel nicht sprechen, weil im vergangenen trockenen Sommer stets hinreichend Wasser aus dem Pumpbrunnen zur Verfügung gestanden hätte. Der Stadtmagistrat forderte daraufhin vom Stadtbauamt eine Stellungnahme an. Die vom Ingenieur Mucke am 15. Oktober gegebene Antwort sagte aus, dass ein Wassermangel nicht eintreten kann, da der Brunnen mehr Wasser liefere als für die Anstalt benötigt würde, was das öftere Überlaufen des Reservoirs beweise. Allerdings müsse aber der Betrieb der Pumpe mit der nötigen Sorgfalt überwacht werden.

Offenbar gab es aber doch Probleme, denn die Heilstättenkommission beschloss Mitte Januar 1905 einen Reservebrunnen anlegen zu lassen. Der Stadtmagistrat beauftragte die Pflegekommission, im Benehmen mit dem Stadtbauamt weitere Erhebungen vorzunehmen und dazu einen Sachverständigen beizuziehen. Am 29. Mai berichtete der Vorsitzende der Pflegekommission, Magistratsrat Heinrich Mailaender über eine Begehung an Ort und Stelle unter Anwesenheit von Baurat Holzer unter Zuziehung des Ingenieurs Kullmann. Er wies darauf hin, dass die bestehenden Missstände der Wasserversorgung sobald als möglich beseitigt werden müssen, was nur durch Anlage einer zweiten Brunnenanlage geschehen könne. Dazu werde sich Herr Ingenieur Kullmann schriftlich äußern. Einen Tag später teilte Kullmann mit, dass die Frage einer ausreichenden Wasserversorgung nur anhand einiger Versuchsbohrungen beantwortet werden kann und er dazu bereits Terrainbegehungen unternommen und in den nächsten Tagen noch weitere vornehmen werde, um über die Orte zu befinden. Für die Durchführung der Bohrungen empfahl er, Kosten von ca. 4000 Mark einzuplanen.

Am 31. Mai meldete Dr. Hammelbacher dem Stadtmagistrat den gänzlichen Ausfall der Wasserversorgung seit dem 28. Mai und den notdürftigen Betrieb durch Anfahren von Wasser. Grund war die völlige Abnutzung der Ledermanschetten am Pumpenkolben, bedingt durch das starke Ansaugen von Sand. In den letzten 5 Monaten waren diese Störungen bereits dreimal aufgetreten, deren Reparatur jedesmal 2 bis 3 Tage in Anspruch nahm. Vier Monate später folgte die nächste Betriebsstörung wegen des gleichen Defekts. Die nächste Meldungen in gleicher Sache folgten bereits am 15. Oktober und 22. November 1905. Der Ausfall und die Reparatur der Anlage kam weiter regelmäßig vor. Dr. Hammelbacher mahnte in seinen Störungsanzeigen an den Magistrat jeweils die dringliche Lösung der Wasserversorgungsfrage an.

In geheimer Sitzung des Stadtmagistrats vom 2. Juni 1905 wurde nunmehr die Frage aufgeworfen, ob man die Lungenheilstätte an die städtische Wasserleitung anschließen könne und beschlossen, die Verwaltung des städtischen Wasserwerks um Stellungnahme zu Machbarkeit und Kosten aufzufordern. Diese Aufgabe wurde wiederum dem Ingenieur Kullmann übertragen.

Voruntersuchungen

Zivilingenieur Heinrich Kullmann legte mit Schreiben vom 15. Juni 1905 sein Gutachten über die Wasserversorgung des Sanatoriums im Fürther Stadtwald mit Kostenanschlag vor.

Anfangs wies er anhand der von ihm gemessenen Fördermenge des Pumpbrunnens (Messung vom 5. Mai 1905) und einer Wasserbedarfsberechnung die völlige Unzulänglichkeit der bestehenden Anlage nach. Als Grund für die geringe Ergiebigkeit des Brunnens erkannte er dessen sehr kleines Einzugsgebiet. Dann erläuterte Kullmann die beiden Planungsvarianten: neue Tiefbohrung bzw. Anschluss an die städtische Wasserversorgung.

Variante 1: Versorgung durch eine andere Tiefbohrung

Eine grundsätzlich mögliche Vertiefung des Bohrbrunnens kam nicht in Frage, da zum einen damit die bestehende Anlage auf Monate hinaus außer Betrieb zu setzen wäre und andererseits die nötige Verlängerung des Pumpgestänges noch höhere Unterhaltungskosten verursachen sowie die Betriebsstörungsgefahr vergrößern würde. Daher schlug Kullmann vor, das Wasser an einer tiefer gelegenen Stelle zu erbohren. Dafür zog er zwei Orte für Versuchsbohrungen in Betracht: in der Nähe der Bahnstation Weiherhof bzw. etwa 600 m westlich von Oberfürberg. Zunächst sollte nur eine Bohrung bei Weiherhof erfolgen, gegebenenfalls die zweite bei Oberfürberg. Je nach Ergebnis der etwa 60 m tiefen Bohrungen wäre danach die Versorgungsanlage auszulegen. In einem über dem Bohrloch zu errichtenden Pumphäuschen sollte ein Benzin- oder Spiritusmotor das Wasser heben, auch ein elektrischer Betrieb käme in Betracht, was einer späteren Entscheidung vorbehalten bliebe. Das Wasser sollte hierbei im einfachsten Fall in den vorhandenen, schmiedeeisernen Behälter auf dem Dachboden des Sanatoriums gefördert werden.

Der Anschlag für die Baukosten belief sich auf insgesamt 24.000 Mark (M); davon entfielen auf 2 Versuchsbohrungen 4000 M, für den Ausbau des Bohrbrunnens 3000 M, für das Pumpenhäuschen 2500 M, komplette maschinelle Einrichtung des Pumpwerks 3600 M, für die Druckleitung 8250 M und für Grunderwerb, Anschlüsse und Unvorhergesehenes 2650 M. Die Jahresbetriebskosten bei einer Tagesförderung von 25 m3 Wasser bei einem Preis von 24 Pfennig pro kg Benzin bezifferte Kullmann mit 2150 M.

Variante 2: Anschluss am Hochbehälter

Die aufgeworfene Frage eines Anschlusses an die allgemeine städtische Wasserversorgung wurde von Kullmann aufgrund seiner örtlichen Studien als machbar ermittelt. Er schlug vor, das Wasser aus dem bestehenden Hochbehälter bei Zirndorf zu entnehmen und eine Leitung DN 100 mm, größtenteils auf einem Weg am Fuß der Alten Veste, bis zur Bahnstation Weiherhof zu führen, in der der Zufluss mit eigener Schwere erfolgen könnte. Dort wäre ein Pumpwerk analog der ersten Variante zu errichten, von dem eine Druckleitung zum Sanatorium führt, die dort an geeigneter, hochgelegener Stelle einen neuen Erdbehälter von 60 bis 70 m3 speist. Diese komfortablere Lösung wählte er, um die finanziellen Grenzfälle darzustellen. Im Übrigen verwies er hierbei auf die damit erfüllten Anforderungen an die Löschwasserversorgung und die Bedarfssicherung für die neu zu erbauende Doktorswohnung.

Für die nutzbringendere Variante ermittelte er Baukosten von insgesamt 47.000 M. Der Hauptanteil entfiel auf die Rohrleitungen: für die Anschlussleitung 25.850 M plus Erdarbeiten im Fels mit 2500 M und für Armaturen 800 M, für die Druckleitung zum Hochbehälter 5500 M. Weiter vorgesehen waren für das Pumpenhäuschen mit Saugbassin 3200 M, die maschinelle Einrichtung des Pumpwerks 3800 M, für den Hochbehälter 3000 M und für Projektierung, Bauleitung und Unvorhergesehenes 2350 M. Die Jahresbetriebskosten für die gleiche Tagesförderung wurden zu 2900 M kalkuliert, hier war der Unterschied der Varianten geringer.

Variante 3: Anschluss an das Druckrohr in Dambach

Die Pflegekommission der Heilstätte (Unterschrift Mailaender, Dr. Mayer) nahm am 21. Juni 1905 zum vorgelegten Gutachten, welches auftragsgemäß die genannten Varianten 1 und 2 umfasste, Stellung. Man war der Ansicht, dass viel für den Anschluss an die städtische Wasserversorgung spricht, zunächst aber sollte Ingenieur Kullmann klären, ob alternativ der Anschluss von der Cadolzburger Straße aus unter Hereinziehung von Ober- und Unterfürberg möglich ist. Hinsichtlich der hohen finanziellen Ausgaben rechnete man bereits damit, den Neupflegesatz zwingend um etwa 10 Pf. pro Tag erhöhen zu müssen. Der Stadtmagistrat erteilte Kullmann den Auftrag, noch diese Variante zu prüfen.

Mit Schreiben vom 20. Juli lieferte Zivilingenieur Kullmann sein ergänzendes Gutachten, später wurde dieses als „allgemeines Projekt“ bezeichnet. Er stellte fest, dass die Zuleitung von Wasser vom Ostertagsgarten über Unter- und Oberfürberg zu einer Pumpstation für die Heilstätte nicht empfohlen werden kann, da der bestehende Rohrstrang von der Maxbrücke bis Ostertagsgarten infolge seines geringen Kalibers nicht leistungsfähig ist. Sollte aber die Wasserversorgung von Ober- und Unterfürberg mit der des Sanatoriums vereinigt werden, dann könne dies zweckmäßig geschehen, wenn von einem der beiden Druckstränge in Dambach abzweigend eine Rohrleitung nach Oberfürberg gelegt würde. Dabei sollte die Dimensionierung der Leitung so ausgelegt werden, dass auch der Feuerschutz für die beiden Ortsteile gewährleistet wird, somit sollte sie mindestens einen Durchfluss von 7 bis 8 l/s ermöglichen. Die Pumpstation zur Versorgung der Heilstätte wäre dann etwa 400 bis 500 m westlich von Oberfürberg anzulegen, die das Wasser wiederum in den bei Variante 2 konzipierten Erdbehälter befördert.

Der zugehörige Kostenanschlag umfasste jedoch nur die Rohrleitung nach Oberfürberg, die Leitung nach Unterfürberg und die Aufstellung von Hydranten war nicht eingeschlossen. Die Gesamtbaukosten wurden mit 53.500 M veranschlagt. Abermals waren die Rohrleitungen die größten Posten, so die Leitung DN 150 von Dambach bis Oberfürberg mit 24.640 M, die Leitung DN 125 von Oberfürberg bis zur Pumpstation mit 2800 M, die Druckleitung DN 100 von Pumpstation zum Erdbehälter mit 8250 M, die Fallleitung vom Reservoir zum Sanatorium mit 2800 M, weiter für Abzweigeinbau 150 M, Armaturen und Entlüftung 650 M sowie 1500 M für Felsarbeiten und Wasserhaltung. In Ansatz kamen für das Pumphäuschen 2800 M, für die komplette maschinelle Einrichtung 3800 M, für den Hochbehälter 3000 M und für Projektierung, Bauleitung und Unvorhergesehenes 3110 M.

Genehmigung des allgemeinen Projekts

Der Stadtmagistrat leitete am 4. August 1905 das gesamte Kullmann-Gutachten nebst aller Beilagen an das städtische Gas- und Wasserwerk. Er forderte eine Expertise der zuständigen Wasserwerkskommission mit Aussagen zur Kostenverteilung an.

Der Direktor des Gas- und Wasserwerks Jakob Lindmann richtete am 14. August aus dem Urlaub in Hohenschwangau seine Stellungnahme an die Wasserwerkskommission. Darin erklärte er sein Einverständnis für den Anschluss an den Druckstrang in Dambach, weil diese Lösung zum einen die erforderlich werdende Versorgung von Ober- und Unterfürberg ermöglicht und zum anderen früher oder später eine Verbindung zur Cadolzburger Straße hergestellt werden kann, die die Druckverhältnisse im unteren Stadtteil wesentlich bessern würde. Zur Kostenteilung schlug er vor, alle betreffenden Positionen der Rohrleitung von Dambach bis Oberfürberg sowie die Hälfte des Postens für Projektierung, Bauleitung und Unvorhergesehenes, also in Summe 28.520 M, auf Rechnung des Wasserwerks zu übernehmen, zu Lasten des Sanatoriums sollte der übrige Teil von 24.980 M gehen. Er bat um eine beschleunigte Beschlussfassung, damit das erforderliche Rohrmaterial sofort bestellt werden kann, um ggf. die Leitung noch im Herbst vor Eintritt der Frostperiode verlegen zu können.

Die Kommission erklärte sich in der Sitzung vom 22. September zwar mit dem Projekt prinzipiell einverstanden, verlangte jedoch noch eine Planergänzung für den Anschluss der beiden Ortsteile mit Ausweisung der Kosten, die auf das städtische Wasserwerk entfallen würden. Kullmann lieferte am 29. September einen Kostenanschlag für die örtliche Versorgung von Ober- und Unterfürberg, der sich auf insgesamt auf 11.000 M belief. In beiden Ortschaften wurden Erhebungen durchgeführt, ob und ggf. welche Anwesenbesitzer an einem Anschluss an die städtische Wasserversorgung interessiert sind. Das Ergebnis fiel jedoch sehr ungünstig aus: In Unterfürberg samt seinen 28 Anwesen mit 51 Mietparteien wollten sich nur 3 Anwesen (Nr. 59: Schumacher Konrad Schuh, Nr. 60: Gasarbeiter Friedrich Eskofier, Nr. 99: Bäckermeister Johann Weiss) an die Wasserleitung anschließen und in Oberfürberg bei 14 Anwesen mit 25 Mietparteien nicht ein einziger. Daraufhin teilte Direktor Lindmann dem Magistrat am 26. Dezember 1905 mit, dass es vorerst bei dem ursprünglichen Projekt verbleiben, die Versorgung der beiden Ortschaften aber zurückgestellt werden sollte.

Die Pflegekommission zeigte sich grundsätzlich einverstanden, wollte sich aber erst entscheiden, wenn ihr Anteil an den Gesamtkosten von 53.500 M definitiv festgestellt wurde. Nun beauftragte der Stadtmagistrat die Direktion des städtischen Wasserwerks, einen Beschluss der Wasserwerkskommission zur Kostenteilung herbeizuführen. Man blieb bei der Teilung, wie sie Lindmann bereits am 14. August 1905 vorschlug mit der Ergänzung, dass die Heilstätte von dem Aufwand des Wasserwerks die Hälfte der Verzinsung mit 4 % solange übernimmt, bis nach dem Ermessen des Magistrats infolge des Wasserkonsums eine genügende Verzinsung des Kapitalaufwands gesichert ist. Mit Beschluss vom 5. Februar 1906 stimmte die Verwaltungskommission der Heilstätte dieser Kostenteilung zu. Sie beantragte zugleich dafür die Genehmigung bei den städtischen Kollegien unter den Voraussetzungen, dass die Durchführung dieser Arbeiten dem städt. Gas- und Wasserwerk übertragen wird und die auf die Heilstätte entfallenden Kosten aus dem sog. Sanatoriumsbaufonds bzw. dem Erneuerungsfonds zu decken und die Verzinsung der Hälfte des Aufwands für die Leitung bis Oberfürberg aus den laufenden Einnahmen der Heilstätte zu bestreiten sind. Der Stadtmagistrat und die Gemeindebevollmächtigten fassten am 8. bzw. 13. Februar 1906 die entsprechenden Beschlüsse.

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Einzelnachweise

  1. Akten des Stadtrats Fürth, Betreff: Lungenheilstätte, Wasserversorgung; StadtAFÜ Sign.-Nr. AR 12/35