Vorlage:GebäudeKarte Die "Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage" (früher: Englische Anlage, neuzeitlich: Stadtgarten) ist ein Platz in der Fürther Innenstadt und befindet sich gegenüber der Fürther Freiheit.


Entstehung

 
Adenauer-Anlage in den 60ern
 
Der markante Musikpavillion in der Dr. Adenauer-Anlage.

1827 entstand als erste städtische Anlage in Fürth, die sog. "Englische Anlage". Sie entstand auf einem Teil des Pfarrfeldes der St. Michaels Kirche. Der zweite Bürgermeister Adolph Schönberg beantragte am 13. Juli 1827 im Magistrat der Stadt, dass ein Teil der Pfarrfelder "zu einer öffentlichen Promenade benützt und entsprechend angelegt werde"[1]. Dieser Antrag war für die Zeit durchaus ungewöhnlich, da die Kommune eine öffentliche Anlage für alle Bürgern zugänglich machen wollte - und nicht nur den wohlhabenden. Der Zweck der Anlage war ebenfalls dem Antrag zu entnehmen: die Anlage sollte zum Spazierengehen (=Promenade). Nach Ansicht Schönbergs und der Stadt war somit die Zielgrupper der Anlage klar definiert, nämlich die arbeitende Bevölkerung, die nach getanener Arbeit sich bewegten und neue Kraft für den nächsten Tag sammeln konnten.

Verschiedene Varianten

 
1 Variante für den Englischen Garten (1827)

Dem Antrag wurde zugestimmt und bereits Ende August 1827 legte der Kunstgärtner Friedrich Jobst Foerster zwei Entwürfe für die künftige Anlage vor. Der erste Vorschlag folgte einer neuen "Gartenmode", in dem es keine geraden Wege und geometrischen Anlagen mehr geben sollte. Deshalb sieht der Vorschlag vor, dass die Wege stets rund sind. Dazwischen plante Foerster "zweckmässige Fruchtbäume", z.B. Zwetschgen und Weichseln (=Sauerkirsche). Zusätzlich sollten Vogelbeerbäume, weißblühende Buschakazien und Sträucher geplanzt werden. Als Kostenrahmen werden 245 Gulden und 45 Kreuzer veranschlagt.

 
2 Variante für den Englischen Garten (1827)

Die zweite Version unterschied sich gänzlich von der ersten Version. Hier wurde ein regelmäßig mit Bäumen angeordneter Platz vorgesehen, ähnlich dem Lindenhain, lediglich mit mehr Bäumen. Foerster bezeichnet die Anlage als "einer Allee mit Frucht- und anderen Bäumen". Aufgrund der einfacheren Struktur der Anlage ist die Umsetzung der Variante 2 deutlich billiger als die erste Version mit den runden Wegen. Die Kosten würden sich lediglich auf 96 Gulden und 3 Kreuzer belaufen, also über die Hälfte günstiger.

Der Kunstgärtner favorisierte aus pragmatischen Gründen die Variante 2, da seiner Meinung nach "ein englischer Garten zu sehr Beschädigungen großer und kleiner Kinder ausgesetzt sei und alle Blüten gleich bei ihrem Erscheinen abgerissen würden.", so die Befürchtung Forsters - die sich aber leider bewahrheiten sollte.

Der Magistrat lehnte beide Pläne ab, entschied sich aber gleichzeitig am 30. August 1827 für eine Anlage, die wie folgt aussehen sollte:

"Der ganze Platz soll ... auf allen vier Seiten eine 12 Schuh (ca. 3,6 m) breite Allee von Vogelbeerbäumen und weißen Buschakazien erhalten", dann soll der "innere Raum" mit einer Kreuzallee von Maulbeerbäumen "ausgefüllt" werden und an der Kreuzung der Allee eine "ovale Rotunde ... mit steineren Ruhsitzen umgeben" entstehen.[2]

In einem späteren Plan, ohne Jahresangabe - aber vermutlich um 1887, ist die Anlage in der oben beschriebenen Form zu erkennen. Die Anlage wird durch zwei Hauptwege durchkreuzt (Nord-Süd & Ost-West), dazwischen sind in regelmäßigen Abständen kurze Spazierwege eingezogen - das vermeintlich "Englische Element" der Anlage[3]. Barbara Ohm beschreibt den "Englischen Charakter" die Anlage in den Fürther Heimatblättern wie folgt: Der Name (Englische Anlage) dass die neuen Vorstellungen für Garten- und Park-Anlagen aus England kamen. Die Fürther "Englische Anlage" ist aber viel zu klein, um an ihr Therorien der Gartengestaltung festmachen zu können. Aber man sieht, dass nun nicht mehr die Geometrie vorherrscht, dass es keine barocken Kunstformen mehr gibt, sondern "natürlich" geschwungene Wege, sozusagen mehr "Natur" oder das, was man dafür hielt. Es ist ja eine vom Menschen gemachte Natur."[4]

1830 befand sich die Anlage noch am Südostende Fürths, also noch nicht an einem zentralen Platz. Das sollte sich erst mit dem Einzug der Ludwigseisenbahn und dem Bau des Bahnhofs ab 1835 ändern. Allerdings bestätigten sich die Befürchtungen des Kunstgärtners Foerster, so dass sich der Magistrat genötigt sah am 7. Juni 1830 im "Intelligenzblatt der Stadt Fürth" einen Aufruf zu veröffentlichen: "Man hat wahrgenommen, dass die neue Promenade nicht allein durch Knaben, welche ihre mutwilligen Spiele allda treiben, sondern auch durch Kinder, welche die Mägde ohne alle Aufsicht herum laufen lassen, ruiniert werde. Man macht daher zu Jedermanns Warnung bekannt, dass - da die Älteren für die strafbaren Handlungen ihrer Kinder und Dienstboten unter allen Umständen verantwortlich bleiben - unnachsichtlich Strafen gegen diejenigen eintreten werden, welche mittel- oder unmittelbar zur Beschädigung dieses dem öffentlichen Vergnügen gewidmeten Platzes beitragen."[5] Allerdings schien der Appell ins Leere zu laufen, da immer wieder von "mutwilligen Knaben" dir Rede war, von Beschädigungen der Bänke und das Abschneiden von ganzen Ästen an den Bäumen. Ein "schändliche Frevel, der jeden redlichen Menschen mit Abscheu erfüllt", so die Chronisten der damaligen Zeit.

Entwicklung nach der Ludwigseisenbahn

 
Der Ludwigsbahnhof gegenüber der Englischen Anlage

Durch den Bau der Ludwigseisenbahn 1835 im südlich angrenzenden Teil der Anlage wurde die Englische Anlage deutlich aufgewertet und bekam eine zentral gelegene Position. Während die Anlage noch Jahre zuvor eher den Südostrand des Stadt Fürth abbildete, wurde durch die Eisenbahn die Anlage zum "Filetstück" der Stadt Fürth - und somit auch zum Objekt der "Begierde". Bereits kurz nach der Eröffnung der Ludwigseisenbahn berichtet der Stadtchronist Fronmüller das drohende Aus der Anlage: "Derselben (Englischen Anlage) drohte bald nach Eröffnung der Ludwigsbahn eine große Gefahr, in dem ein Verein sich diesen Platz gege ein zu bestimmendes Reichnis abtreten lassen wollte. Allein diesen Anforderungen trat Bürgermeister Bäumen energisch entgegen. "Diese schöne Anlage zerstören wollen, hieße eine Todsünde gegen guten Geschmack begehen; ihn aber gar gegen eine Rente von wenigen Gulden auf das Privateigenthum zu übertragen, würde eine empfindliche Verletzung des gemeindlichen Interesses zur Folge haben, da er nach dem durch die Zeitverhältnisse gesteigerten Werthe der Bauplätze dortiger Gegend einen Werth von 5-6000 Gulden hat. Ein Verein als solcher kann vor dem größeren Publikum, welchem der Genuß der Annehmlichkeiten der Promenade zusteht, keine Begünstigung ansprechen." Dadurch wurde dem Ludwigsbahnhof die freundliche Nachbarschaft und den Einwohnern der Stadt eine segenbringende Anlage erhalten.[6] Gemeint war wohl auch ein Wirt, der den Antrag stellte Tische und Bänke auf der Anlage aufstellen zu dürfen, da "seit der Einrichtung der Nürnberg-Fürther Eisenbahn sich der Besuch meiner Wirtschaft auf diejenigen Personen, welche mit den Fahrten der Eisenbahn nach Fürth ankommen" beschränken. Der Wirt erhoffte durch die Gartenanlagenerweiterung neue Kundschaft anzusprechen, und bekam die Erlaubnis, allerdings musste er die Sitzgelegenheiten Abends wieder zurückbringen.

Die Anlage war ebenfalls in das "Visier" von bauwiligen Investoren gekommen, da gerade das Bauen entlang der Eisenbahnlinie zu dieser Zeit sehr beliebt war (siehe Hornschuchpromenade/ Rudolf-Breitscheid-Straße). Erneut musste sich der Erste Bürgermeister Franz Joseph Bäumen vor die Anlage stellen und diese verteidigen. Die Anlage sei, nach Meinung Bäumens, für "größerem Publikum, welchem der Genuß der Annehmlichkeiten der Promenade zusteht" vorbehalten und stellte damit das öffentliche Interesse vor private Einzelinteressen. Ein für die damalige Zeit sicherlich ungewöhnliche Vorgehensweise.

Erste Umgestaltung

 
Erste Veränderungen der Anlage, ca (1887)

1886 beriet die Verschönerungskommission über eine Umgestaltung der Anlage. Der Verein vertrat die Ansicht, dass "in der hiesigen Bevölkerung (sich)... der Wunsch verbreitet, dass die englische Anlage eine hübschere Gestaltung erhalte. Vor allem ein Springbrunnen sollte gebaut werden, um die Anlage wirklich zur Zierde der Stadt zu machen. Auch ein Pavillion kam für Konzerte in die Anlage[7]. Der Pavillion entstand 1902, auf dem u.a. Militärkapellen Musik für die Bevölkerung spielten.

Veränderungen während der NS-Zeit

1933 wurde das Mittelstück der Anlage in einen kiesbestreuten Aufmarschplatz mit Pavillion umgewandelt, im Ostteil entstand der heute Kinderspielplatz und im Westteil der Fontänenhof[8]. Vermutlich nutzte die NSDAP die Platz für Aufmärsche, bis sie 1938 den ehem. Ludwigsbahnhof abrissen und die heutige Freiheit als geeignerters Aufmarschgelände nutzen konnten.

Umbenennung der Anlage

Bereits 1917 erhielt die Englische Anlage den Namen "Hindenburg-Anlage" (nach dem Generalfeldmarschall des Ersten Weltkriegs, Paul von Hindenburg), ab April 1946 hieß sie "Anlage an der Fürther Freiheit", oder kurz "Freiheitsanlage". Die Benennung nach Hindenburg war nach 1945 politsich nicht mehr oppertun, so dass die Anlage erneut umbenannt wurde.[9]

Ihren heutigen Namen erhielt sie am 17. Mai 1967 zu Ehren von Dr. Konrad Adenauer, dem ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.

Nutzung der Anlage heute

Im Laufe ihres Bestehens erfuhr die Anlage mehrere Umgestaltungen. Die Gliederung in drei Teilbereiche hatte jedoch seit jeher Bestand(im Westen der Brunnen, in der Mitte die Grünanlage und im Osten der Spielplatz). Auch die klare Abgrenzung zum städtischen Umfeld durch Einfassungen aus Stützmauern und Zaunfeldern, zumindest entlang der Seitenflügel, lassen sich ebenso wie das rationale, direkte Wegesystem historisch belegen.

Die Adenaueranlage beherbergte bis zu ihrer letzten Erneuerung das Heringsbraterdorf der Fürther Kirchweih sowie eine unterirdische, öffentliche Toilettenanlage.

Die heutige Anlage besteht aus einer Springbrunnenanlage (Fontänenhof) mit Bänken im westlichen Teil, einer Grünanlage mit Wetterstation und Musikpavillon in der Mitte und einem Kinderspielplatz im östlichen Teil, u.a. mit einer dem Adler nachempfundenen Kletter-Holzeisenbahn. Ab 1952 stand im Pavillion ein Mahnmahl des Fürther Künstlers Karl Dörrfuss, dass an die aus dem Kriege nicht Heimgekehrten erinnern sollte. Das Mahnmahl wurde Ende der 1990 in den Stadtpark versetzt, da man eine andere Nutzung für den Pavillion vorsah. Angefragt hatte in diesem konkreten Fall die Brauerei Tucher, noch unter der Führung des Münchner Brauereibesitzers Dr. Inselkammer. Er beabsichtigte an der Stelle des Pavillions einen Biergarten zu eröffnen, musste allerdings nach den ersten Planungen von seiner Idee abstand nehmen, da sich auch wirtschaftlichen und ökologischen Gründen zu große Bedenken ergaben.

Einen neuen Vorstoß zur Nuztung der Anlage machte in den 2000er Jahren die CSU-Frauenunion, mit dem Vorschlag hier einen Marktplatz zu etablieren. Auch diese Pläne verliefen sich im Sande bis im Herbst 2013 der Geschäftsmann Jochen Schreier einen neuen Vorschlag zur Nutzung der Anlage der Fürther Bevölkerung präsentierte. Er schlägt vor die Anlage als "Schnabuliermarkt" zu etablieren, eine Mischung aus Gastronomie und festen Marktständen.

Literatur

Lokalberichterstattung

Siehe auch

Weblinks

Bilder

Einzelnachweise

  1. Ohm, Barbara: Fürther Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert. Die englische Anlage. In: Fürther Geschichtsblätter, 4/2013, S.138
  2. Ohm, Barbara: Fürther Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert. Die englische Anlage. In: Fürther Geschichtsblätter, 4/2013, S.138
  3. Ohm, Barbara: Fürther Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert. Die englische Anlage. In: Fürther Geschichtsblätter, 4/2013, S.138
  4. Ohm, Barbara: Fürther Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert. Die englische Anlage. In: Fürther Geschichtsblätter, 4/2013, S.138
  5. Ohm, Barbara: Fürther Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert. Die englische Anlage. In: Fürther Geschichtsblätter, 4/2013, S.139
  6. Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen., S. 245
  7. Ohm, Barbara: Fürther Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert. Die englische Anlage. In: Fürther Geschichtsblätter, 4/2013, S.139
  8. Adolf Schwamberger. Fürth A-Z, Fürth 1967, S. 154
  9. Stadtratsakte Straßenbenennungen, 4. Band, Stadtarchiv Fürth (6/202), Recherche Peter Frank, September 2007