Walter Mayer (geb. 18. März 1926 in Falkenstein/Taunus) ist ein Diplom-Physiker sowie ein Rundfunk- und Fernsehpionier.

Walter Mayer (links) mit Max Grundig im Jahre 1970

Mayer war vom 1. März 1951 bis 1. März 1991 für die Firma Grundig tätig und wurde dort als Laborleiter ("Labor-Mayer") bekannt.


Leben und Wirken

 
Mayer am Grundig-Fersehsender im Jahre 1952

Walter Mayer wurde am 18. März 1926 in Falkenstein/Taunus geboren. Nach Kriegsdienst bei einem Funkmesstrupp (Radar), „Notabitur“ und Physik-Diplom in Frankfurt a.M. bewarb er sich bei verschiedenen Rundfunkherstellern. Max Grundig antwortete als erster, im Bewerbungsschreiben war die Bemerkung „Besonderes Interesse: Fernsehtechnik“ dick unterstrichen, eventuell von Grundig selbst.

Am 1. März 1951 wurde der Arbeitsvertrag unterschrieben: 352 Mark monatlich bei 48 Stunden Wochenarbeitszeit. Die ersten Aufgaben bei Grundig war die Entwicklung von Fernseh-Messeinrichtungen und der Aufbau des ersten Fernsehversuchssenders in Süddeutschland. Letzterer war zur Entwicklung der Grundig-Fernseher notwendig, denn bisher musste man bei Grundig die ersten Prototypen einpacken, damit nach Hamburg fahren und dort im Hotelzimmer testen, denn nur in der Hansestadt gab es 1951 schon einen Fernsehversuchssender.

Am 28. Juli 1951 konnte der Presse das Senden von Testbildern vorgeführt werden, am 27. September 1951 gab es anlässlich der „Leistungs- und Gewerbeschau“ die „Fernseh-`Uraufführung´ in Fürth“ (NN v. 28.09.1951). Der Sender auf dem Turm des heutigen Rundfunkmuseums sendete zwei Wochen regelmäßig den Film „Grock“ (1931) des damals bekannten Clowns Grock zum Ausstellungszelt auf dem Humbser-Spielplatz, wo entsprechende Fernseher als Empfänger standen und dem staunenden Publikum vorgeführt wurden. Der von Mayer und zwei weiteren Technikern gebaute erste süddeutsche Fernsehsender strahlte eventuell das erste reguläre deutsche Fernsehprogramm nach dem Krieg aus.[1] Sowohl der Sender wie auch die Antenne befanden sich im bzw. auf dem heutigen Rundfunkmuseum.

Bis zur Düsseldorfer Funkausstellung 1953 entwickelte Walter Mayer eine für damalige Verhältnisse sensationell kleine, handliche, nur 3 Kilo schwere Fernsehkamera unter der Bezeichnung „Grundig-Fernauge“, die er dann dort auch persönlich präsentierte (u.a. auch vorgestellt in der Fachzeitschrift Funk-Technik Nr. 24/1953). „Fernauge“ war ein eingetragenes Warenzeichen von Grundig - jahrelang hatte er nun den Spitznamen „Fernaugen-Mayer“.

1954 wurde er zusammen mit Peter Ewerbeck in die USA geschickt, um die dortige TV-Entwicklung im Bereich des Farbfernsehens kennen zu lernen. 1955 folgte die Ernennung zum Laborleiter der Entwicklungsgruppe für industrielle Anwendung, 1962 wurde er Prokurist.

Von 1970 bis 1975 entwickelte er den ersten Grundig-Heimvideorecorder. Regelmäßig am Freitagabend wurde der Prototyp in das Eigenheim in Zirndorf unterhalb der Alten Veste mitgenommen, wo am Sonntagnachmittag nach und nach die ganze Labormannschaft erschien und im Dachgeschoss an dem Gerät weiterfeilte. Das große Engagement war insofern tragisch, als man damals bekanntlich in ganz Europa auf bessere, aber falsche Pferde setzte – das technisch unterlegene Videosystem VHS der asiatischen Konkurrenz machte das Rennen, weil es massenweise und billig auf den Markt geworfen wurde.

Im Oktober 1975 übernahm er die Entwicklungsleitung für industrielle Fernsehtechnik und für magnetische Videoaufzeichnung, im Dezember 1976 folgt die Ernennung zum Abteilungsdirektor, Anfang 1979 jene zum Produktmanager Professionelle Elektronik, im Januar 1982 wurde Walter Mayer zum Leiter der Lizenz-/Patentabteilung ernannt. Bis 1979 - dem Ausscheiden aus der aktiven Entwicklung - hatte er 52 Patente angemeldet.[2].

Zuvor, im Mai 1977, hatte das Deutsche Institut für Erfindungswesen Walter Mayer im Ehrensaal des Deutschen Museums München für (Zitat aus der Laudatio) „... seine vielfältigen und erfolgreichen Erfindungen auf dem Gebiete der Fernsehaufnahmetechnik und Bildübertragung“ mit der Diesel-Medaille in Silber ausgezeichnet.

Am 1. März 1991 schied Walter Mayer nach genau 40jähriger Tätigkeit bei Grundig aus. In der Zeitschrift „Grundig Report“ Nr. 2 / 1991 wurde Walter Mayer als „...einer der Pioniere der Fernseh- und Rundfunkentwicklung“ bezeichnet. Kurz nachdem Mayer die Firma verließ, folgte der fast völlige Absturz von Grundig (2 Mrd. DM Verlust von 1992 bis 1996).

Von 1995 bis 2007 engagierte er sich im Rundfunkmuseum der Stadt Fürth, entwickelte Modelle und Versuchsanordnungen, gestaltete Ausstellungen und einzelne Vitrinen vor allem im Bereich der Sende- und Fernsehtechnik, reparierte historische Geräte. An der Stelle seines Arbeitsplatzes von 1951 befindet sich heute im Museum eine nachempfundene Fernsehwerkstatt.

Anfang November 2007 erlitt Walter Mayer einen schweren Schlaganfall und konnte erst wieder Anfang April 2008 in das eigene Heim zurückkehren.

Am 12. Juni 2008 überreichten ihm Grete Schwarz (Vorsitzende des Fördervereins), Gerd Walther (Leiter Rundfunkmuseum) sowie die ehrenamtlichen Museumskräfte Geert Herold und Horst Münzel die Urkunde über die Ehrenmitgliedschaft im Rundfunkmuseum, die entsprechend der Vereinssatzung für „hervorragende und außerordentliche Leistungen für den Förderverein“ in begrenzter Zahl vergeben wird.

Familie

Walter Mayer heiratete 1955 und hat zwei Kinder und drei Enkel, alle wohnhaft in Fürth. Der 1960 geborene Sohn Alexander Mayer war 2004 bis 2014 Stadtheimatpfleger.

Auszeichnungen

  • 1977: Dieselmedaille in Silber des Deutschen Instituts für Erfindungswesen
  • 2008: Ernennung zum Ehrenmitglied durch den Förderverein des Rundfunkmuseums Fürth

Veröffentlichungen (Auswahl)

Unter eigenem Namen
  • 120 Jahre Rundfunkgeschichte im Museum. In: Alstadtbläddla Heft 39 (2004/2005) - online.
  • Von der „Radio-.Stadt“ zur Uferstadt. In: Altstadtbläddla Heft 38 (2003/2004) online.
  • Das Fürther Rundfunkmuseum – Künftig in der Altstadt. In: Altstadtbläddla Heft 37 (2002/2003) - online.
  • Wege zu besseren Fernsehbildern. In: Fernseh- und Kino-Technik, April 1988, Heft 4, 42. Jg., S. 153-155.
  • Video-Technik und ihre Anwendung im Krankenhaus. In: „das Krankenhaus“, Heft 5/1979.
  • Der flache Fernseh-Bildschirm läßt ncoh lange auf isch warten. In: Frankfurter Allgmeine Zeitung vom 19. Juli 1977.
  • Zerlegernormen und Aufnahmetechnik beim Professionellen Fernsehen. In: Fernseh- und Kino-Technik, April 1975, 29. Jg. Nr 4/1975, S. 93-96.
  • Videofrequente Übertagung auf symmetrischen Fernmeldeleitungen. In: Nachrichtentechnische Zeitschrift (NTZ) , Heft 10/77.
  • Magnetische Videoaufzeichnung von Farbfernsehsignalen nach dem LIR-Verfahren. In: Fernseh- und Kino-Technik, Februar 1973, 27. Jg. Nr 2/1973. S. 38-41.
  • „VR 2000 Color“ -Ein Video-Cassetten-Recorder nach dem VCR-System. In: Funktechnik September 1971, Nr. 17 (Sonderheft Internationale Funkausstellung 1971 Berlin), S. 628-631.
  • Elektronischer Schnitt bei magnetischen Videoaufzeichnungen nach dem Schrägspurverfahren. In: Fernseh- und Kino-Technik, August 1971, 25. Jg. Nr. 8/1971. S. 279-285.
  • Grundig Videorecorder BK 200. In: Grundig Technische Informationen 3/1970, S. 799-804.
  • Bildbandgerät BK 100. Ein Gerät zur magnetischen Bildaufzeichnung. In: Funkschau 1965, Heft 9, S. 663-665.
  • Grundig Fernauge FA 41. Die neue volltransistorisierte Kompakt-Fernsehkamera. In: Grundig Technische Informationen 4/1964 (auch Sonderdruck).
  • Automatische Fertigungskontrolle durch Methoden der Fernsehtechnik. In: Elektronische Rundschau Nr. 11/1960, S. 490.
  • Industrielle Fernsehanlagen. In: Frequenz. Zeitschrift für Schwingungs- und Schwachstromtechnik. Bd. 12/Nr. 2 Februar 1958. S. 45-49.
  • Miniatur-Fernsehkamera. In: Funkschau Heft 14/1956, S. 584.
  • Aufbau von industriellen Fernsehanlage. In: Elektronische Rundschau, Jg. 10/1956, Heft 5, S. 129 -132 (auch Sonderdruck).
  • Industrielles Fernsehen. In: Elektro-Technik Nr. 17/18, 28. April 1956, S. 161-163.
Mitarbeit/Vorlagen
  • Grundig nimmt die japanische Herausforderung an. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25. Oktober 1977.
  • Bedienungsanleitung Grundig Fernauge FA 41, Ausgabe Februar 1965.
  • E.F. Spiegel: Der Aufbau von industriellen Fernsehanlagen und ihre Anwendung. In: Technische Mitteilungen , 48. Jg., Heft 4, April 1955, S. 128-133.
  • E.F. Spiegel: Kommerzielles und industrielles Fernsehen. Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure Bd. 96 (1954) Nr. 27, S. 924-926.
  • E.F. Spiegel: Das Fernauge – eine Fernsehaufnahmeanlage für kommerzielle und industrielle Zwecke. In: Radio mentor, Nr. 6 Juni 1954 (auch Sonderdruck).
  • E.F. Spiegel: Geräte für industrielles Fernsehen. In: Uebersee Post, No. 23/1956 (auch Sonderdruck).
  • Ch. Rose: Das „Fernauge“ im Dienste der Polizei. In: Elektro-Welt vom 31. Oktober 1956.


Literatur

  • Walter Mayer: 120 Jahre Rundfunkgeschichte im Museum. In: Altstadtbläddla, Altstadtverein St. Michael Fürth, Ausgabe 39, 2005 - im Internet
  • Alexander Mayer: Ein halbes Leben für Grundig: Der Förderverein des Rundfunkmuseums Fürth ernennt Walter Mayer zum Ehrenmitglied. Ein ganz persönlicher Beitrag zum Grundig-Jubiläum. In: Rundbrief des Stadtheimatpflegers Nr. 30 vom 12. April 2008 - PDF-Datei
  • Gert Redlich: Dipl. Phys. Walter Mayer, zuletzt bekannt als Grundig's „Labor-Meier“ nach der Vorlage von seinem Sohn, Dr. Alexander Mayer, Fürth April 2008. Deutsches Fernsehmuseum Wiesbaden - Fernsehmuseum

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweis

  1. vgl. z.B. "Nürnberger Nachrichten" v. 28. September 1951, S. 3: "Fernseh-Uraufführung in Fürth"; der Sender strahlte täglich um 11, 14 u. 16 Uhr einen Spielfilm aus, der in Nürnberg und Fürth empfangen werden konnte.
  2. Alexander Mayer: "Ein halbes Leben für Grundig: Der Förderverein des Rundfunkmuseums Fürth ernennt Walter Mayer zum Ehrenmitglied.", Rundbrief des Stadtheimatpflegers Nr. 30 vom 12. April 2008 - PDF-Datei