Drei steinerne Sühnekreuze sind in Fürth bekannt. Eines steht an der Würzburger Straße, das zweite in Poppenreuth am nach ihm benannten Kreuzsteinweg und das dritte steht in Stadeln, in der heutigen Theodor-Heuss-Straße.

Das Sühnekreuz an der Würzburger Straße

Sühnekreuze waren eine Art der Bestrafung für einen Totschlag auf der Grundlage des alten deutschen Volksrechtes. Der Mörder wurde dazu verurteilt an einer Stelle, die von der Familie des Opfers benannt wurde, ein Sühnekreuz zu errichten. Dies war dann möglich, wenn sich Täter und Opferfamilien auf eine solche private Sühnung einigen konnten. Oft waren damit weitere Strafen wie Stiftungen, Wallfahrten oder Unterhaltszahlungen verknüpft. Mit der Einführung der Halsgerichtsordnung im 16. Jahrhundert wurde das Strafrecht ein "öffentliches" Recht und so war auch die Privatsühne nicht mehr möglich.

Für beide noch existierenden Fürther Sühnekreuze gibt es drei Sagen, die sich um die Aufstellung und die damit verknüpften Taten drehen.

Sühnekreuz am Kieselbuck

Die Sage des Freiherrn von Stein

Hierbei handelt es sich um die am meisten verbreitete Sage, auch wenn es keine Belege für die Existenz eines "Freiherrn von Stein" in der Fürther Geschichte gibt.

 
Das Sühnekreuz am Kieselbuck

Dereinst - so sagt man - sei der Freiherr von Stein mit seinem Knecht die Straße entlang geritten. Der Herr, der voran geritten war, trug bei sich einen schönen Batzen Gold, Silber und wertvolle Edelsteine. Sein Knecht wusste davon und fasste schließlich den Entschluss, sich diese Kostbarkeiten anzueignen. Mit gezogenem Schwert griff er den Freiherrn an, tötete ihn, leerte ihm die Taschen und ritt mit der Beute davon.

Bauern sollen den Freiherrn von Stein schließlich am Straßenrand gefunden haben. Zur Erinnerung und Mahnung an diese Untat errichteten sie das Steinkreuz am Kieselbuck.

Der gestohlene Becher

Im Schloss zu Burgfarrnbach führte dereinst einer derer Wolf von Wolfsthal ein fröhliches Leben und lud sich sooft er Lust hatte, Gäste ein, um mit ihm bei Wein und Gesellschaft zu feiern. Eines Abends - nach einer solch lustigen Feier - bemerkte der Freiherr das Fehlen eines wertvollen, goldenen Bechers. Da er keinen seiner hochangesehenen Gäste als Täter verdächtigen konnte, er aber sehr wohl einen Diener hatte, auf den er seit längerem bereits ein Augenmerk gelegt hatte, bezichtigte er diesen des Diebstahls. Der Diener jedoch beteuerte seine Unschuld.

Am folgenden Tag ritt der Herr Wolf von Wolfsthal nach Fürth und befahl seinem Diener mit ihm zu reiten. Unterwegs - am Kieselbuck - stieg der Herr vom Pferd und befahl seinem Diener es ihm gleich zu tun. Anschließend packte er den Knecht und drängte ihn, zuzugeben, dass er den Becher gestohlen habe. Wieder blieb dieser dabei unschuldig zu sein und auch, als ihm der Herr mit dem Tode drohte. Diese Standhaftigkeit jedoch brachte den Herrn so in Rage, dass er sein Schwert zog und den Diener um sein Leben brachte.

Als der Herr Wolf von Wolfsthal schließlich wieder nach Hause gekehrt war, trat ihm seine Gemahlin an der Pforte entgegen und hielt den vermissten Becher in der Hand. Ein Gast habe ihn - vom vielen Wein angetrieben - schalkhaft in einer Truhe versteckt.

Nun musste der Herr einsehen, dass sein Diener tatsächlich unschuldig gewesen war. Es reute ihn seine jähzornige Tat, doch der Diener war tot. So errichtete der Wolf von Wolfsthal aus Sühne - an der Stelle am Kieselbuck, da er den unschuldigen Diener getötet hatte - ein Steinkreuz.

Die verschwundenen Knöpfe

Auch die dritte Sage dreht sich um einen Wolf von Wolfsthal und ein tatsächlich belegbares Verbrechen. Am 19. April des Jahres 1598 begab sich folgender Vorfall:

Wolf Balthasar von Wolfsthal hatte seinen Diener Heinrich Heydt vor einiger Zeit im Unfrieden entlassen und jener hatte eine Stellung bei einem anderen Herren - dem Grafen Solms - angenommen. Als der Herr Wolf von Wolfsthal eines Tages sein Staatskleid anlegen wollte, bemerkte er das Fehlen der wertvollen silbernen Knöpfe. Sogleich war ihm klar, die könne nur der im Zorn entlassene Heydt gestohlen haben. Vor Wut schäumend schwor er diesem - in Abwesenheit freilich - er werde dafür sorgen, dass er nie mehr die Finger nach fremdem Gut ausstrecken werde, sollte er ihm noch einmal unter die Augen treten.

Eines schicksalhaften Tages hatte der von seinem Herrn nach Prag gesandte Heinrich Heydt seinen Weg durch Burgfarrnbach gemacht und Wolf Balthasar von Wolfsthal davon Kunde erlangt. Er setzte Heydt nach und holte ihn schließlich am Kieselbuck ein. Dort schoss er seinem ehemaligen Diener in den Unterleib und verletzte ihn weiterhin am Kopf. Diesen Wunden schließlich, erlag Heinrich Heydt am Folgetag in Fürth.

Wolf Balthasar von Wolfsthal erhielt im Anschluss an seine Tat vom markgräflichen Gerichte zu Cadolzburg eine Geldstrafe auferlegt. Weiterhin verurteilte man ihn zu mehreren Jahren Kriegsdienst gegen die Türken, die ihm später jedoch erlassen wurden. Als Zeichen seiner Sühne musste er an der Stelle - an der er den Mord begangen hatte - ein steinernes Sühnekreuz errichten.

Sühnekreuz in Poppenreuth

Auch um dieses Sühnekreuz ranken sich drei Geschichten. Besonders die erste Geschichte erscheint jedoch wenig Glaubhaft, denn über eine Hinrichtung an jener Stelle war zu der angenommenen Zeit gibt es keinerlei Belege.

Die Hinrichtung der Rädelsführer

Im Jahre 1525 taten sich Bauern aus Tennenlohe, Höfles, Almoshof und Poppenreuth zusammen, um für ihre Freiheit und Unabhängigkeit vom Nürnberger Rat einzutreten. Bald forderte man die Abschaffung des Zehnten sowie das Recht das Wild der umliegenden Wälder selbst jagen zu dürfen und auch die Äcker nicht mehr für die Patrizier der benachbarten Stadt bestellen zu müssen.

Ein vom Nürnberger Rat gesandter Geistlicher mischte sich unvorsichtigerweise in eine der Bauern-Debatten ein und wurde sogleich lebensgefährlich verprügelt. Daraufhin schickten die Nürnberger Kriegsknechte nach Poppenreuth mit dem Auftrag, die Rädelsführer zu ergreifen. Dreizehn Bauern wurden sie habhaft und alle dreizehn wurden am "runden Stein" bei Poppenreuth hingerichtet.

In Gedenken an diese tapferen Bauern, die für ihre Sache ihr Leben lassen mussten, wurde später das Steinkreuz errichtet.

Der ungeduldige Gotteslästerer

Dereinst soll ein fleißiger Bauer aus Poppenreuth, gemeinsam mit seinem Knechte Heu auf sein Fuhrwerk geladen haben. Der Himmel über ihnen zog sich mehr und mehr zu und so trieb er seinen Knecht zur Eile an, damit das Heu noch trocken eingefahren werden konnte. Doch alle Plackerei half nichts, noch ehe der Wagen zur Hälfte beladen war, prasselte heftiger Regen - begleitet von Blitz und Donner - hernieder.

Wütend über die vergebliche Mühe erhob der Bauer seine Heugabel drohend gen Himmel und schimpfte und schändete, dass der Herr im Himmel nicht hatte warten können, bis er sein Heu in die Scheune hätte bringen können. Solle ihn doch gleich der Blitz erschlagen, hörte der Knecht noch zetern, als es einen heftigen Knall tat. Just in diesem Augenblicke war ein Blitz aus den Wolken gefahren und hatte den gotteslästerlichen Bauern niedergerissen.

An dieser Stelle, an der der Frevler von der Strafe Gottes getroffen wurde, errichtete man zur Erinnerung und eindringlichen Mahnung ein Steinkreuz.

Das verschmähte Abendmahl

Im Anschluss an ein christliches Abendmahl in der Kirche durchfuhr ein böser Gedanke eine Magd aus Poppenreuth. Sie wollte - von Schalk und Übermut getrieben - den Herrn lästern. Darum spuckte sie die empfangene Hostie vor der Kirchentüre auf den Boden aus.

Am nächsten Morgen aber fand man ihren Leichnam auf einem Acker liegen. An jener Stelle, an der die Strafe Gottes für ihre Freveltat sie ereilt hatte, errichtete man ein Steinkreuz zu mahnendem Gedenken.

Weitere Entstehungsgeschichten

Es gibt noch weitere Theorien - unabhängig von den oben genannten Sagen - zur Entstehung des Poppenreuther Steinkreuzes. So könnte es sich um ein Gedenkkreuz handeln, das zur Andacht an die im 30jährigen Krieg gefallenen Soldaten erinnern sollte.

Eine weitere Geschichte ähnelt der Sage der hingerichteten Bauern, denn im Jahr 1552 soll Markgraf Albrecht Alcibiades in dieser Gegend 13 Bauern ermorden haben lassen. Ebenfalls angelehnt an diese Sage ist die Geschichte, dass der vom Rat entsandte Geistliche, ein Pfarrer Vogel aus Eltersdorf, selbst an dieser Stelle den Tod fand. Dies ist jedoch widerlegt, denn der Pfarrer wurde 1527 in Nürnberg enthauptet.

Schließlich kommt auch ein "privates" Verbrechen noch in Betracht. Vielleicht handelt es sich auch hier - wie bei den Geschichten des Kieselbucker Kreuzes um ein Sühnekreuz für einen Mord.