Grund- und Mittelschule Pestalozzistraße
Grundschule Pestalozzistraße. |
- Straße / Hausnr.
- Pestalozzistraße 20
- Akten-Nr.
- D-5-63-000-1075
- Objekt
- Schulhaus
- Baujahr
- 1906
- Baustil
- Historismus
- Architekt
- Otto Holzer
- Geokoordinate
- 49° 28' 55.82" N, 11° 0' 5.93" E
- Gebäude besteht
- Ja
- Denkmalstatus besteht
- Ja
- Quellangaben
- BLfD - Denkmalliste Fürth
Die Grund- und Mittelschule Pestalozzistraße ("Pestalozzischule" oder umgangssprachlich "Pesta") ist eine Schule in der Nordstadt. 2020 wurden hier 342 Schüler unterrichtet.[1]
Lage
Die Schule wurde 1905/1906 in einem nur wenig bebauten Gebiet errichtet, östlich der Erlanger Straße, nördlich der Poppenreuther Straße. Die Stadt Fürth setzte den Bau auf die grüne Wiese und kam damit dem neuen Stadtteil Poppenreuth (seit 1900) entgegen, wollte aber damit auch noch Ronhof zur Eingemeindung animieren, was schließlich 1927 geschah.
Geschichtliches
Als Mitte des 19. Jahrhunderts in Poppenreuth über 200 Schüler den Unterricht besuchten, war ein Neubau unumgänglich. Im Dreikaiserjahr 1888 ging man den Schulhausneubau gleich hinter der Kirche an. In jedem der drei Lehrsäle wurde damals Platz für 100 Schüler geschaffen..
Doch schon zwei Jahrzehnte später, also um die Jahrhundertwende 1899/1900 gingen in das dreiklassige Schulhaus 275 Schüler. Der ständig anwachsende Ort Poppenreuth war dem Bevölkerungsdruck nicht mehr gewachsen. Der Bau der Pestalozzi-Schule war letztlich ein Ergebnis der Eingemeindung Poppenreuths von 1900 in die Stadt Fürth. Poppenreuth war zu jener Zeit nicht mehr in der Lage allen Bedürfnissen seiner Einwohner nachzukommen, wie dem Wunsch nach Gasbeleuchtung, Anschluss an die Wasserleitung, Anschaffung von neuen Feuerlöschmaschinen, und dem Bau von Leichen-, Schul- und Gemeindehaus. Dies zusammen überforderte die Poppenreuther Gemeindefinanzen.
Die Stadt Fürth selbst hatte an der Gemeinde Poppenreuth auch Interesse. Der Fürther Hafen am alten Ludwigskanal lag auf Poppenreuther Gemarkung sowie der Fernbahnhof der bayerischen Ludwigsbahn von Lindau nach Hof. Außerdem hatten Fürther Bürger mittlerweile ihre Häuser auf Poppenreuther Grund gebaut – also nördlich der Pegnitz. Dort waren nicht nur Wohn- und Geschäftshäuser entstanden, auch das Carolinenstift und das Waisenhaus. Die Umstände forderten geradezu die Pestalozzischule. Die Stadt Fürth setzte den Bau auf die grüne Wiese und kam damit dem neuen Stadtteil Poppenreuth entgegen, wollte aber damit auch noch Ronhof zur Eingemeindung animieren.
Große Änderungen gab es für die Schüler. Aus der Poppenreuther Landschule mit einfachem Lehrplan war eine Stadtschule geworden. Das alte Schulhaus hinter der Poppenreuther Kirche wurde auch noch weiter genutzt. Fortan kamen hier die Kinder eines neuen Schulsprengels der Gemeinden Höfles, Schnepfenreuth, Sack, Braunsbach, Bislohe und drei Häusern aus Ronhof zusammen. Dies änderte sich erst mit der Eingemeindung von Höfles und Schnepfenreuth 1926 in die Stadt Nürnberg, Ronhof 1927 in die Stadt Fürth und dem Schulhausbau in Sack von 1930.
Bauliches
Der Schulbau nach Plänen von Stadtbaurat Otto Holzer wurde 1906 fertig gestellt und bezogen. Das im historisierenden Stil mit Jugendstilelementen erbaute Gebäude vereinigt Elemente des Heimatstils (hofseitig Fachwerkgiebel), der deutschen Renaissance und des damals von Theodor Fischer in München entwickelten reformierten Schulbaus. Die Wuchtigkeit des Gebäudes wird durch die hohen Schweifgiebel und die Rustikaquader an den Gebäudekanten betont. Die Kosten für Bau und Inneneinrichtung beliefen sich zur Bauzeit auf 360.000 RM, ohne die Kosten des Baugrundstückes.
Die ursprüngliche Planung sah 32 Klassen vor, allerdings konnte der geplante Bau nicht fertig gestellt werden bedingt durch den Beginn des Ersten Weltkrieges 1914.
Am 21. Januar 1966 fand die Einweihung eines Erweiterungsbaues statt, der parallel zum Altbau errichtet wurde. Dieser sogenannte Ostflügel war aus Gründen der Raumnot dringend nötig geworden. Der Bildhauer Gerhard Maisch gestaltete die beiden Spitzgiebel und die Betonflächen der Treppenhäuser dieses Erweiterungsbaues [2]. Der Maler und Bildhauer Karl Dörrfuß gestaltete die Türgriffe aus Kupferplatten mit abstrakter Emailarbeit.[3]
Eine erneute Raumnot erforderte 1996 einen zweiten Erweiterungsbau. Der Architekt Gerhard Neumann aus Herzogenaurach setzte diese Maßnahme um und schuf gewissermaßen einen Verbindungsbau zwischen dem Altbau und dem (nun sogenannten) Neubau der ersten Erweiterung.
2019 erfolgte der Spatenstich für ein dreigeschossiges Erweiterungsgebäude in Modulbauweise. Dort wurden Klassenzimmer, Lehrstätten, eine Mensa und eine Küche untergebracht. Die Fertigstellung erfolgte 2020. Sowohl für die Planung als auch für den Bau zeichnete die im Allgäu ansässige Firma Säbu Holzbau verantwortlich.
Beschreibung des Baudenkmals
Viergeschossiger, asymmetrisch gegliederter Gruppenbau in Putz und Sandstein mit Satteldach und Schweifgiebeln, südlich zweigeschossiger Turnhallentrakt mit Schopfwalmdach; Vorgarten-Einfriedung, Sandsteinquadermauer mit gehäuseartigen Sandsteinpfeilern; sämtlich in historisierenden Formen, von Otto Holzer, 1905/06.
Zur Namengebung der Schule
Das Schulhaus in historisierenden Formen ist laut dem Denkmalatlas als „mächtig überragend“ jenseits der Pegnitz „das bedeutendste Fürther Beispiel für den Typus des nach Anlage und Gestaltung reformierten, modernen Schulhauses, wie er in der Jahrhundertwende vor allem in München entwickelt wurde“.
Die Schule wurde nach Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) benannt - einem Schweizer Pädagogen. Pestalozzi machte sich auch einen Namen als Philanthrop, Schul- und Sozialreformer, Philosoph sowie Politiker. Er gilt als ein Vorläufer der sogenannten Anschauungspädagogik aus der sich Ende des 19. Jahrhunderts die Reformpädagogik entwickelte.[4]
Literatur
- Fürth und seine Schulen, Fürth, 1974
- 100 Jahre Pestalozzischule, Festschrift, 2006
- Habel, Hans: Stadt Fürth (Denkmäler in Bayern Bd. V.61), München, 1994, S. 328 - 329
- Festschrift, Jahresbericht und Schülerzeitung zum 90jährigen Schuljubiläum der Grundschule Pestalozzi (1906 - 1996), Fürth, 1996
Lokalberichterstattung
- Volker Dittmar: Kampf gegen Raumnot - An der Fürther Pestalozzischule entsteht ein dreistöckiger Modulbau mit zwei Lernwerkstätten und einer Zentralmensa. In: Fürther Nachrichten vom 21. Mai 2019 (Druckausgabe) bzw. Kampf gegen die Raumnot an der Pestalozzischule. In: nordbayern.de vom 21. Mai 2019 - online
- Erweiterungsbau bietet bald mehr Platz für Pesta-Schüler. In: Fürth StadtZeitung, Nr. 11 vom 5. Juni 2019, S. 7 – PDF-Datei
- Armin Leberzammer: Die „Pesta” wächst. In: Fürther Nachrichten vom 10. Oktober 2019 (Druckausgabe) bzw. nordbayern.de - online
- Armin Leberzammer: „Jetzt sind alle Schmerzen vergessen”. In: Fürther Nachrichten vom 3. Dezember 2020 (Druckausgabe) bzw. Pestalozzischule: Der neue Anbau kommt an. In: nordbayern.de vom 3. Dezember 2020 - online
- Neues Modulgebäude schafft Platz in der Pestalozzischule. In: Fürth StadtZeitung, Nr. 23 vom 16. Dezember 2020, S. 29 – PDF-Datei
- Alexandra Voigt: „Es war ein Herzensberuf für mich“. In: Fürther Nachrichten vom 9. September 2024 (Druckausgabe)
Siehe auch
Weblinks
- Pestalozzischule - Homepage
- Zur Geschichte der Schule und weitere Bilder: Schulhomepage
Einzelnachweise
- ↑ Armin Leberzammer: „Jetzt sind alle Schmerzen vergessen”. In: Fürther Nachrichten vom 3. Dezember 2020
- ↑ siehe 100 Jahre Pestalozzischule (Buch), Seite 41
- ↑ ebenda
- ↑ Artikel Johann Heinrich Pestalozzi aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Bilder
Pestalozzischulhaus an der Einmündung Flurstraße mit Häuserzeile 19-21-23, im Juni 2020
Pesta Schulhaus im Vordergrund mit "Hausmeister" Zugang von der Flurstraße aus, im Juni 2020
Blick in die Pestalozzistraße mit Pestalozzischulhaus. Im Vordergrund die neuen Erweiterungsbauten in Modulbauweise, im Juni 2020
Details Pesta Schulhaus und Turnhalle an der Pestalozzistraße, im Juni 2020
Pestalozzischulhaus von der Flurstraße aus, im Juni 2020
Hauptgebäude Altbau Pestalozzi Schulhaus von der Pestalozzistraße aus, im Juni 2020
alter, längst abgeschalteter "Siemens & Halske" Brandmelder (Vorkriegszeit) an der Pestalozzischule im Juni 2020
Glocke und Uhr von 1906 am Hauptgebäude der Pestalozzi Schule von der Pestalozzistraße aus, im Juni 2020
Schuleingang am 2. Erweiterungsbau von 1996 an der Flurstraße
Schuleingang am 2. Erweiterungsbau von 1996 an der Flurstraße
Gebäude rechts Erlanger Straße 36 und links Erlanger Straße 38, daneben weiter in die Flurstraße hinein die Häuserzeile Flurstraße 3 / 5 /7. Im Hintergrund die Pestalozzischule im Juni 2020
Grundschule Pestalozzistraße.
Die Pestalozzischule als Lazarett im Zweiten Weltkrieg
Die Pestalozzischule als Lazarett im Zweiten Weltkrieg