Die MEKRA Lang Gruppe ist ein Industrieunternehmen mit Hauptsitz in Ergersheim im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim. In Fürth befindet sich in der Flößaustraße 24a der Unternehmensteil Independent Aftermarket (IAM). Das Unternehmen ist heute an 14 Standorten in neun Ländern der Welt vertreten und hatte bis 1978, vor seinem Umzug nach Ergersheim, seinen Standort in Fürth. MEKRA Lang ist 2019 Weltmarktführer in der Entwicklung und Herstellung von Sichtsystemen im Nutzfahrzeugbereich.


Geschichte

Die Geschichte der Lang Gruppe begann 1932 in einer kleinen Spiegelwerkstatt in einem Fürther Hinterhof. Am Tag ihrer Hochzeit meldeten Hans und Frieda Lang ihren Betrieb unter dem Namen "Spiegelfabrik Ing. Hans Lang" in der Geierstraße 3 in Fürth an. Dort begannen sie mit der Produktion von Hand- und Taschenspiegeln. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Unternehmen von Frieda Lang alleine weitergeführt, da Hans Lang den Krieg im Feld verbringen musste. Sie musste den Betrieb aber einstellen, nachdem sie durch eine Explosion von Silbernitrat beim Belegen der Spiegel mit Silber auf dem rechten Auge erblindet war und zudem die meisten Arbeiter ebenfalls in den Krieg mussten. In den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 wurden außerdem noch Wohnhaus und Firmengebäude durch einen Bombeneinschlag weitestgehend zerstört.

Die bis dahin nicht im Besitz der Familie befindliche verbliebene Ruine von Wohnung und Werkstatt konnte 1948/49 mit Krediten der damaligen Staatsbank Fürth erworben werden. Die Gebäude wurden mit Hilfe der gesamten Familie wiederaufgebaut. Dies ermöglichte noch vor der Währungsreform die Wiederaufnahme der Produktion von Spiegeln. Unmittelbar nach dem Krieg hatte die Familie zunächst ihre Versorgung mit Einglasen von Fenstern aufrechterhalten. Daneben wurde auch wieder mit dem Belegen von Glas mit Silber, also der Herstellung von Spiegeln (Taschenspiegeln), begonnen. Vorausschauend hatte Hans Lang vor Kriegsbeginn sein Auto, einen Opel Olympia, unter Stroh bei Verwandten in der Nähe von Bayreuth versteckt, ebenso wie einige Kilo Silbernitrat. Diese bildeten den Grundstock zur Herstellung von Silberspiegeln und zugleich damit zur Wiederaufnahme der Belegerei. Kerngeschäft des Unternehmens wurde dann auch zunächst das Belegen von Glas mit Silber und die Bearbeitung von Spiegelglas für Flur- und Badezimmerspiegel sowie Kleinspiegel aller Art. Bereits 1956 arbeiteten die Techniker Hans und sein Sohn Heinrich Lang verstärkt an der Entwicklung neuer Maschinen, um die Produktionsabläufe zu optimieren. Frieda und Sohn Günter Lang kümmerten sich um den Vertrieb und die Finanzen. Ab 1960 übernahmen die Söhne der Firmengründer, Heinrich und Günter Lang, die Geschäftsführung. Sie spezialisierten sich in der Folge auf die Produktion kleiner Spiegel.

 
Ehemaliger Standort der Lang Gruppe in der Schuckertstraße in Stadeln

Um der stetig steigenden Nachfrage entsprechen zu können, siedelte die Firma 1964 auf ein größeres Betriebsgelände in der Schuckertstraße in Fürth/Stadeln um. Im Rahmen des Umzugs erwarb das Unternehmen seine erste Spritzmaschine zur Kunststoffherstellung. Ziel war es, weitere Produkte zur Ergänzung von Spiegeln anbieten zu können, dies zunächst hauptsächlich für die Werbe- und Toilettenartikelbranche. Zudem bedienten sie Zulieferfirmen für Nutzfahrzeuge und PKW-Spiegel mit Spiegelgläsern. Mit der Fertigstellung von Halle III 1968 standen insgesamt 7.500 Quadratmeter Produktionsfläche in Stadeln zur Verfügung.

Der Erfolg ihrer Produkte führte 1978 zur Gründung des Standortes Ergersheim, der nach Übernahme des Nürnberger Traditionsunternehmens MEtallwaren KRAuse 1982 zur Keimzelle von MEKRA Lang wurde. Dies brachte schließlich einen kompletten Wandel der Produktpalette mit sich und es entstand der erste Nutzfahrzeugspiegel mit Kunststoffabdeckung, anstatt wie bis zu diesem Zeitpunkt üblich, mit Metallabdeckung. Auch das erste komplette Spiegelsystem in Europa wurde Mitte der achtziger Jahre in Ergersheim entwickelt. So etablierte sich das Unternehmen als Lieferant für Sichtsysteme in der Nutzfahrzeugbranche. 1991 in Tschechien und 1994 in den USA waren die ersten Auslandsniederlassungen, denen weitere folgten. 1999 erfolgte die Gründung der MGM MEKRA Global Mirrors Holding GmbH in Fürth-Stadeln. Im Laufe der Jahre weitete sich die Produktpalette stetig aus und neben Spiegeln und Spiegelsystemen entstanden in eigener Entwicklung auch Kamera-Monitor- sowie seit 2019 erstmals Spiegelersatzsysteme für LKWs. 2004 wurde das Unternehmen durch die Gründung von LANG Technics erweitert, das sich auf die Entwicklung und Herstellung von Spiegelgläsern spezialisierte. Der Umzug der Produktion Fürth in den Neubau in der Alfred-Nobel-Straße 55-57 in Stadeln geschah 2008.

Bis 2012 wurden am Standort Fürth vor allem Spiegelgläser für die PKW-Industrie gefertigt. Aufgrund der zunehmenden Konkurrenz aus Niedriglohnländern musste dieser Unternehmenszweig aufgegeben und der Standort Fürth im Jahre 2013 geschlossen werden. Die Firmengebäude wurden einige Jahre später abgerissen. Es war die letzte noch verbliebene Fürther Spiegelproduktionsstätte gewesen.

Das Unternehmen ist 2019 weltweit führender Hersteller von Sichtsystemen im Nutzfahrzeugbereich, beschäftigt über 2.930 Mitarbeiter weltweit und ist an 14 Standorten in neun Ländern der Erde vertreten. Die MEKRA Lang Gruppe ist Partner nahezu aller namhaften Nutzfahrzeughersteller, als Systemlieferant für Spiegel- sowie Kamera-Monitor-Systeme und als Zulieferer für LKW, Bau- und Agrarmaschinen, Busse und Wohnmobile sowie Transporter.

Produkte

  • Sichtsysteme im Nutzfahrzeugbereich
  • Systeme für Spiegel- sowie Kamera-Monitor-Systeme
  • Systeme für LKW, Bau- und Agrarmaschinen, Busse und Wohnmobile sowie Transporter
  • weltweit erstes Spiegelersatzsystem (DVS-DigitalVision System) (wird bei Daimler Trucks in Serie verbaut)

2018 wurden ca. elf Millionen Außenspiegel für Nutzfahrzeuge produziert. Das Spiegelersatzsystem (DVS-DigitalVision System) konnte bereits viele Preise und internationale Aufmerksamkeit erreichen.

Anwendungsbereiche

  • Sichtlösungen
  • LKW
  • Transporter
  • Agrarmaschinen
  • Baumaschinen
  • Busse
  • Wohnmobile
  • Kommunalfahrzeuge

Soziales und Umweltmanagement

Seit Gründung des Unternehmens gehören gesellschaftliches Engagement sowie der Schutz von Mensch und Natur zur Firmenphilosophie der Familie Lang. Dies wird von Generation zu Generation fortgeführt und in verbundene Unternehmen weitergetragen. Wesentliche Elemente des Umweltmanagements sind Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und -vorsorge im Unternehmen. Neben dem Unterhalt eines eigenen Montessori-Kindergartens und einer Montessori-Grundschule, unterstützt die Firma vielfältige soziale und kulturelle Projekte und setzt sich für sozial schwache Familien ein.

Auszeichnungen und Awards

Eine Auswahl an Auszeichnungen:

  • 1982 Goldene Ehrennadel der IHK an Heinrich Lang
  • 1994 Goldene Verdienstmedaille für 40 Jahre IHK-Tätigkeit an Heinrich Lang
  • 2004 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande an Heinrich Lang
  • 2008 Bayerischer Frauenförderpreis
  • 2010 MEHRWERT Familie
  • 2010 Entrepreneur des Jahres
  • 2011 Bertelsmann Stiftung: Preis für besondere Familienfreundlichkeit
  • 2012 Bayerischer Familienunternehmer-Preis für Soziales Engagement
  • 2015 Deutschlands Top 100 in Wachstum und Ertrag im Ranking von 3.500 Firmen des Mittelstands
  • 2016 Bayerns Best 50
  • 2016 Umweltpakt Bayern
  • 2016 Deutschlands Top 100 in Wachstum und Ertrag im Ranking von 3.500 Firmen des Mittelstands
  • 2016 Deutschlands Top 15 Innovationsstärkste Unternehmen, Platz 12 von 3.500 Firmen im Ranking des Mittelstands
  • 2016 bauma Innovationspreis
  • 2016 Top 100 - Deutschlands Wachstums- und Ertragsstars
  • 2017 DESIGN AWARD 2017 Genius CAB –Wheel loader cabin
  • 2017 Deutschlands beste Jobs mit Zukunft1 von 19 ausgezeichneten Firmen im Ranking von 148 Unternehmen
  • 2017 CES Innovation Award
  • 2017 Familienpakt Bayern
  • 2018 CLAAS "Supplier of the Year 2018"– Award
  • 2018 Daimler Supplier Award 2018 – Kategorie "Innovation"
  • 2019 Ferdinand Porsche Preis der Technischen Universität Wien an Dr. Werner Lang und Prof. Dr. Uwe Baake (Daimler AG, Stuttgart) für die Erforschung und Entwicklung eines digitalen Spiegelersatzsystems, das den Haupt- sowie den Weitwinkelspiegel durch intelligente, aerodynamisch optimierte Kameras ersetzt und damit für ein Mehr an Sicherheit und Kraftstoffeffizienz sorgt.

Lokalberichterstattung

Siehe auch

Weblinks

Bilder