Bahnhof Vach

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Bahnhof Vach von Osten gesehen, 2019
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An der Bahnstrecke Nürnberg-Bamberg liegt bei Streckenkilometer 14,5 der Bahnhof Vach, im Ortsteil Stadeln an der Herboldshofer Straße. Gesamte Bahnhofsanlage von Streckenkilometer 13,4 bis 14,9. Im August 1876 wurde der Bahnhof mit einer Telegraphenstation eröffnet und im Jahr 1877 wurde eine Postagentur im Bahnhof eingerichtet.

Das Kuriosum an diesem Bahnhof ist der Name, denn er liegt eigentlich auf dem Boden des Ortsteils Stadeln. Da Stadeln allerdings 1876 - also zu der Zeit, als der Bahnhof errichtet wurde - nur ein kleiner, unbedeutender Weiler war, erhielt der Bahnhof den Namen Vach.

Bedeutung

Dem 1876 eröffneten Bahnhof fehlte anfangs eine direkte Straßenverbindung nach Vach. Bereits im Jahr 1877 wurde um die Summe von 6637 Mark die Verbindungsstraße l. Klasse zwischen Mannhof und Bahnhof Vach angelegt.[1]

Fäkalienverladestation

Um die Jahrhundertwende befand sich südlich vom Bahnhof die sog. Fäkalienverladestation. -> siehe Hauptartikel hierzu.

Sonstiges

In der Nähe des Bahnhofs befand sich lange Jahre auch die Bahnhofswirtschaft Zur Eisenbahn.

Bis nach 2000 befanden sich noch weitere Gleise zum Güterumschlag am Bahnhofsgelände. Diese banden unter anderem ein Lagergebäude der Kunstmühle Vach, einen Güterschuppen, ein Freiladegleis mit Laderampe sowie das Gelände der ehemaligen Firma BIG-Spielwaren, heute Uvex. Heute zeugen davon nur noch das Einfahrtstor im Zaun des Firmengeländes und Gleisreste in der Fahrbahn des Bahnübergangs an der Steinacher Straße. Zudem verfügte die Firma Schricker & Co., später Leistritz, über einen eigenen Gleisanschluss auf Höhe des ehemaligen Güterschuppens nahe der heutigen Bahnsteigunterführung. Hier gab es auch eine holzbeplankte, manuell bediente Wagen-Drehscheibe, um die Herboldshofer Straße im annähernd rechten Winkel zu überqueren. Diese wurde in den 1990er Jahren versehentlich von einer Rangierlok befahren und dadurch zerstört.

Die beiden Bahnübergänge an der Steinacher und der Herboldshofer Straße sowie die Weichen und Signale im Bahnhof waren bis in die 1990er Jahre noch durch mechanische Stellwerke bedient worden. Das südliche Stellwerk an der Steinacher Straße (Stw1) ist inzwischen verschwunden, das nördliche, ehemalige Fahrdienstleiterstellwerk (Stw2) am Bahnübergang nach Herboldshof war lange dem Verfall preisgegeben und wurde im Dezember 2023 abgerissen.

Heute hat der Bahnhof noch drei Durchgangsgleise, die über zwei Bahnsteige erreicht werden können. Diese sind mit einer Unterführung miteinander verbunden.

Die Zukunft des Bahnhof Vach ist ungewiss. Im Zuge des S-Bahn-Ausbaus nach Forchheim wurden die Bahnsteige provisorisch erhöht, wodurch der Bahnhof temporär als S-Bahn Haltepunkt genutzt werden kann. Da die Planungen der DB AG jedoch vorsehen, die S-Bahn künftig auf einer neu zu errichtenden Trasse über Steinach zu führen, droht dem Bahnhof Vach entgegen dem Willen der Stadt Fürth die Auflassung.

Lohbauersche Land-Chronik

Beschreibung der Hirten-Kirchweih anlässlich des 60. Jahrestags der Eröffnung des Bahnhofs Vach

Zum Jahre 1876 in Stadeln:

Infolge einer Eingabe an die Kammer der Abgeordneten von Seiten der Bürger der durch Handel und Gewerbethätigkeit immer mehr aufblühenden Stadt Fürth wurde nach Gesamtbeschluß der beiden Kammern die Eisenbahnlinie zwischen Nürnberg und Erlangen, die über Poppenreuth, wo der Bahnhof für Fürth stand, führte, aufgegeben und die neue Korrektionslinie direkt über Fürth und zwar an der westlichen Seite der Stadt in nordöstlicher Richtung zwischen Stadeln und Fürth über die Regnitz durch die hiesige und Großgründlacher Flur gebaut, so daß sie bei Kleingründlach wieder in das alte Geleise einmündet. Das ursprüngliche Projekt, von Oberingenieur Zenger aufgestellt, sollte die Bahn weiter südlich von der jetzt bestehenden Linie nahe am Wildenberg durch die Privatwälder des Ökonomen Heinrich Ulrich und Konrad Schwarzkopf bei dem Kanalhaus südlich von Steinach über den Kanal nach dem Weiler Steinach führen, woselbst der Bahnhof zu stehen kommen sollte. Da aber dieses Projekt sich als höchst unpraktisch herausstellte, und den umliegenden größeren Ortschaften wie Vach, Stadeln etc. keinen Vorteil gewährte, sondern nur Großgründlach, Boxdorf etc. zu gut gekommen wäre, so sah sich Herr Landrath Schmidt von Vach, der ein intimer Freund zu dem Landtagsabgeordneten Herrn Crämer von Nürnberg war, veranlaßt, letzteren als Referent des Eisenbahnwesens bei der H. Kammer, zu interpellieren, da hinwirken zu wollen, daß dieses Projekt aufgegeben und ein praktischeres durchgeführt werden wolle.
Diese Bemühungen waren von günstigem Erfolge. Nach 14 Tagen wurden die Arbeiten der 1. Linie aufgegeben und die jetzige abgesteckt. Die neue Bahnlinie auf hiesiger Flurmarkung wurde von den beiden Akkordanten Anton Ackermann aus Niederndorf und H. Händel aus Tirol unter Aufsicht des Bauführers Herrn Otto Enßlin von Buchloe in Schwaben gebaut. Genannte drei Herren hatten während der 10monatlichen Bauzeit ihr Logis im hiesigen Schulhause aufgeschlagen. Während dieser Zeit waren hier über 100 Arbeiter ständig in Logis, darunter 20 Tiroler und Italiener, denen der Bau des Stationsgebäudes anvertraut war. Die hiesigen Wirthe und der Bäcker machten wohl des beste Geschäft.
Die gefürchteten sogenannten Eisenbahner erwiesen sich nicht so gefährlich, als ihr Ruf vorausging. Das eine Auffallende ist zu verzeichnen, daß in selbigen Jahren ungefähr 10 Kinder mehr als in den vorhergehenden und nachfolgenden Jahren geboren wurden. Das Versprechen der damaligen Gemeindeverwaltung, nach dem Bahnhof einen schönen Weg zu bauen, wurde bis zum Jahr 1884 nicht gehalten und warum? Weil die Besitzer für die zum Bahnbau abzutretenden Güter zwar gute, aber nicht die gewünschte Entschädigung erhalten haben. Laut Protokoll vom 7. August 1877 erhielt die hiesige Ortsgemeinde für 18 Tgw. 47 Dez. Wald 12 659 Mk. - Pfg. Entschädigung. Obwohl das Bahnhofsgebäude auf hiesiger (Stadelner) Flur steht, so erhielt es doch den Namen "Vach", weil, wie sich die Generaldirektion vom 7. März 1876 ausdrückte, der Ort Vach einigermaßen Industrie aufzuweisen hat, während in Stadeln bäuerliche Bevölkerung wohnt. Am 1. August 1876, als der ganze Bau fertiggestellt war, sollte die feierliche Einweihung erfolgen. Die Festgäste, welche der Probezug bringen würde, sollten mit Musik und herzlicher Ansprache empfangen und in den schattigen Felsenkeller nach Vach geleitet werden. Aber o Ironie, der Zug fährt durch, ohne anzuhalten und führt seine Insassen nach den Erlanger Kellern. Die Empfangsdeputation hatte das Nachsehen und musste allein wieder nach Vach zurück. Obwohl zwischen Herrn Bürgermeister und Landrath Schmidt als Arrangeur und Herrn Oberingenieur Zenger über die Abhaltung des Festes alles verabredet war, so diente zur Antwort: "Zenger wollte dem Schmidt ein Schnippchen schlagen und süße Rache an ihm nehmen für das erfolgreiche Bemühen des Schmidt, dass Zenger sein erstes Projekt aufgeben musste."

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Infolge der vielen an das kgl. Bezirksamt Fürth berichteten Klagen von Seite der Fuhrwerksbesitzer der benachbarten Ortschaften über den schlechten Verbindungsweg zwischen Manhof und dem Bahnhof Vach wurde im Jahre 1877 eine künstlich angelegte Verbindungsstraße 1. Klasse um die Summe von 6 637 Mk. gebaut. Die Fortsetzung derselben, von der Herboldshöfer Ueberfahrt bis zum Bahnhof, welche bereits von der Eisenbahnsektion gebaut war, übernahm die hiesige Gemeinde zur Erhaltung gegen die Entschädigungssumme von 897 Mk. Da genannte Straße von einigen Industriellen aus Vach durch allzu schwere Fuhren zu sehr abgenutzt wurde, so hat die hiesige Gemeinde über das Befahren derselben eine ortspolizeiliche Vorschrift unterm 8. September 1880, sowie eine solche am 8. März 1882 über das Befahren des Häringsgäßchen (jetzt Mannhofer Straße) erlassen, nach welcher beide Straßen mit einem Fuhrwerk über 40 Ltr. Lasten nicht befahren werden dürfen. Die dagegen eingelegte Beschwerde wurde beim k. Bezirksamt, sowie bei der hohen kgl. Regierung und beim kgl. Staatsministerium verworfen.[2]

Sonstiges und Unfälle

  • 1955: Der amerikanische, lässige Umgang mit Munition zeigt ein Vorgang von 1955, bei dem über 100 Güterwaggons (was für eine Menge) voll mit Artilleriemunition am Bahnhof Vach auf LKW umgeladen und ohne weitere Sicherungsmaßnahmen durch ganz Stadeln ins Munitionsdepot im von der US-Armee beschlagnahmten Teil der Dynamit-Nobel AG verfrachtet wurden. Dieses Gelände wurde erst mit der Übernahme des Zennwald-Depots in Burgfarrnbach 1957 freigemacht.
  • 1970: Berichte aus den Fürther Nachrichten vom 24./25. April 1970 und 2. Dezember 1970
23. April 1970 17:40 Uhr - 4 Tote am Bahnübergang nach Steinach. Durch einen Fehler des 23 Jahre alten Bahnbediensteten und Schrankenwärters, der im Stellwerk 1 an der Steinacher Straße Dienst tat, kostete dieses furchtbare Unglück 4 Menschen das Leben. Der Schrankenwärter stellte entgegen der Dienstvorschrift zuerst die Eingangs- und Ausgangssignale auf „Freie Fahrt” und erst dann wollte er die Schranken schließen. Der schnelle Interzonenzug D 128, aus Erlangen kommend, brauste mit 120 km/h so schnell heran, dass die Schranken am Bahnübergang immer noch offen waren, als der Zug schon durch den Bahnhof fuhr.
Ein VW-Bus des Nürnberger Bauunternehmens Huber, besetzt mit 4 Bauarbeitern, überquerte gerade da die Schienen, als der Schnellzug heranraste. Trotz Warnsignalen des Lokführers, der die offenen Schranken sah, wurde der VW-Bus mit solch einer Wucht erfasst, dass seine Einzelteile über 100 Meter weit weg geschleudert wurden. Für die Insassen gab es keine Rettung. Der Fahrer, 41 Jahre, und sein Sohn, 19 Jahre, stammten aus Kötzting in Niederbayern, ein 60-Jähriger aus Neustadt/Aisch und ein Gastarbeiter (35) aus Portugal waren die Opfer. Nicht zu glauben ist, dass Minuten vorher noch 3 Leute am Bahnhof aus dem Bus ausgestiegen sind. Dem Bundesbahnbetriebsaufseher wurde vor dem Schöffengericht in Fürth im Dezember 1970 der Prozess gemacht, da er entgegen der Dienstvorschrift – „bei Ankündigung von Zügen müsse primär der Bahnübergang gesichert werden“ – gehandelt hatte. Er wurde er wegen fahrlässiger Tötung und Transportgefährdung zu einer Bewährungsstraße von einem Jahr und 750 DM Geldstrafe verurteilt.
  • 1992: Berichte aus den Fürther Nachrichten vom 6. Mai 1992
Die Bahnstrecke wurde gesperrt. Bei einem im Bahnhof abgestellten vierachsigen Tankwagen trat über eine Sicherheitseinrichtung (verhindert Kesselplatzer) durch zu intensive Sonneneinstrahlung aus den Kessel Benzin aus. Der Treibstoff hatte sich durch die Hitze so ausgedehnt, dass er auslief. Die Fürther Berufsfeuerwehr versuchte, das ausgelaufene Benzin abzufangen und aufzunehmen. Der Rest wurde dann in einen anderen Waggon umgepumpt. Wegen Explosionsgefahr musste der gesamte Zugverkehr für einige Zeit gesperrt werden. Wieviel Benzin im Boden versickerte, konnte nicht gesagt werden.
  • 1992: Berichte aus den Fürther Nachrichten vom 9./10. Mai 1992
Das gleiche Problem trat einige Tage später wieder im Bahnhof Vach auf. Nur waren es jetzt 3 abgestellte, große vierachsige Tankwagen, die Benzin hitzebedingt auslaufen ließen. Bevor die Feuerwehr kam, versickerte eine große Menge im Erdreich, das restliche Benzin wurde mit untergelegten Planen abgefangen. Danach wurden noch ca. 6 000 Liter in einen anderen Tankwagen umgepumpt. Wegen Explosionsgefahr war die Bahnlinie von 15:00 bis 16:15 Uhr erneut gesperrt.

Literatur

Lokalberichterstattung

  • Birgit Heidingsfelder: Als die Weichen noch Hebel hatten. In Fürther Nachrichten vom 15. Januar 2024 (Druckausgabe) bzw. Abgerissen: Ex-Fahrdienstleiter erinnert sich an 'sein' Stellwerk am Bahnhof Vach. In: Nürnberger Nachrichten vom 14. Januar 2024 - online (NN+)

Einzelnachweise

  1. Markus Pöllinger: 950 Jahre St. Matthäus in Vach, Geschichte * Kunst * Leben. 2009, S. 141.
  2. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 353 - 355

Siehe auch

Bilder