Mutterbrunnen: Unterschied zwischen den Versionen

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==Entstehungsgeschichte==
==Entstehungsgeschichte==
===Ausschreibung und Motivsuche===
===Ausschreibung und Motivsuche===
Im Zuge der Erbauung der Wohnsiedlung mit 166 Volkswohnungen zwischen der [[Hardstraße]] und der [[Würzburger Straße]] regte das Hochbauamt im Mai 1938 an, den bei obengenannter Wohnsiedlung an der platzartigen Erweiterung der Wehlauer Straße vorgesehenen Schmuckbrunnen zur Ausführung zu bringen. Die Kosten des Brunnens, der in Betonwerkstein ausgeführt werden soll, werden etwa 2500.- M betragen …<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/75 Aufstellung eines Schmuckbrunnens an der Wehlauer Straße</ref>
Der "Schmuckbrunnen" erscheint bei den Planungen der Wohnsiedlung zwischen der [[Hardstraße]] und der [[Würzburger Straße]] erstmals auf Plänen, auf denen der notwendig gewordene Anschluss der neuen [[Wehlauer Straße]] auch an die [[Würzburger Straße]] dargestellt ist, versetzt durch zwei Kurven mit einer kleinen Anlage.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2262, Errichtung von 166 Volkswohnungen an der Wehlauer Straße - Pläne vom 15.06.1937 und 6.07.1937</ref> In seiner Rede beim Richtfest der Siedlung am 21.12.1937 hoffte [[Stadtbaurat]] [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]]: "Vielleicht findet sich auch noch ein Stifter für den vorgesehenen Schmuckbrunnen."<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2262</ref> Schließlich regte das Hochbauamt im Mai 1938, als der Bezug der Häuser bevorstand, an, "den bei obengenannter Wohnsiedlung an der platzartigen Erweiterung der Wehlauer Straße vorgesehenen Schmuckbrunnen zur Ausführung zu bringen. Die Kosten des Brunnens, der in Betonwerkstein ausgeführt werden soll, werden etwa 2500.- M betragen …"<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/75, Aufstellung eines Schmuckbrunnens an der Wehlauer Straße, 30.05.1938</ref>
Die Bildhauer Zeitler in Stuttgart, [[Theodor Linz|Linz]] in München sowie [[Karl Muggenhöfer|Muggenhöfer]] und [[Joseph Wittmann|Wittmann]] in Fürth wurden eingeladen, Tonmodelle für einen Brunnen anzufertigen. Dem Oberbürgermeister erschienen jedoch alle vorgelegten Brunnenmodelle zur Ausführung nicht geeignet; künstlerisch befriedigend, aber vom Motiv „Scherenschleifer“ her unpassend erschien das Modell von Prof. Zeitler. Auf Ansuchen der Stadt fertigte er zwei neue Entwürfe zum Motiv „Kraft durch Freude“ an, doch auch die fanden nicht die Zustimmung der Ratsherrn und von OB Jakob: ''Es schwebt ein anderer Gedanke vor, der sich mit dem Familienleben bzw. mit dem Kinderreichtum befaßt''.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/75 Aufstellung eines Schmuckbrunnens an der Wehlauer Straße</ref>
Die Bildhauer [[Wikipedia:Josef Zeitler|Zeitler]] in Stuttgart, [[Theodor Linz|Linz]] in München sowie [[Karl Muggenhöfer|Muggenhöfer]] und [[Joseph Wittmann|Wittmann]] in Fürth wurden eingeladen, Tonmodelle für einen Brunnen anzufertigen. Dem Oberbürgermeister erschienen jedoch alle vorgelegten Brunnenmodelle zur Ausführung nicht geeignet; künstlerisch befriedigend, aber vom Motiv „Scherenschleifer“ her unpassend erschien das Modell von Prof. Zeitler. Auf Ansuchen der Stadt fertigte er zwei neue Entwürfe zum Motiv „Kraft durch Freude“ an, doch auch die fanden nicht die Zustimmung der Ratsherrn und von OB Jakob: ''Es schwebt ein anderer Gedanke vor, der sich mit dem Familienleben bzw. mit dem Kinderreichtum befaßt''.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/75, Schreiben von Stadtbaurat Herrenberger an Prof. Zeitler vom 8.11.1938</ref>
Im Dezember 1938 brachte Prof. Zeitler zwei Modelle zu diesem Thema persönlich nach Fürth und nun entschied sich OB Jakob für den Entwurf „Mutter und Kind“, den der Künstler so erläuterte: Brunnen 1 mit Mutter u. Kind soll die [erdgebundene?] Mutter mit dem Ährenbündel dem Kind überreichend darstellen. Zu den Füßen sind Sinndarstellungen der Mütter angebracht: Gruppe Ente mit Jungen – „Freude u. Mütterlichkeit“, Pelikan mit Jungen – „Aufopferung“, Eule mit Jungen – „Weisheit“, Falke mit Jungen – „Umsichtigkeit“.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/75 Aufstellung eines Schmuckbrunnens an der Wehlauer Straße</ref>
Im Dezember 1938 brachte Prof. Zeitler zwei Modelle zu diesem Thema persönlich nach Fürth und nun entschied sich OB Jakob für den Entwurf „Mutter und Kind“, den der Künstler so erläuterte: Brunnen 1 mit Mutter u. Kind soll die [erdgebundene?] Mutter mit dem Ährenbündel dem Kind überreichend darstellen. Zu den Füßen sind Sinndarstellungen der Mütter angebracht: Gruppe Ente mit Jungen – „Freude u. Mütterlichkeit“, Pelikan mit Jungen – „Aufopferung“, Eule mit Jungen – „Weisheit“, Falke mit Jungen – „Umsichtigkeit“.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/75, Schreiben an OB Jakob vom 20.12.1938</ref>
Der Gesamtpreis für die Anfertigung der Modelle und die Steinbildhauerarbeiten mit Material von Figur, Kapitell und Säule in Muschelkalkstein war 11400 RM, aber ohne Aufstellung und Montierung und ohne die Anfertigung des Brunnenbeckens. Dies ging zwar weit über die vorgesehenen Mittel hinaus, doch letztlich bekam Prof. Zeitler den Auftrag.
Als Gesamtpreis für die Anfertigung der Modelle und die Steinbildhauerarbeiten mit Material von Figur, Kapitell und Säule in Muschelkalkstein forderte er 11400 RM, aber ohne Aufstellung und Montierung und ohne die Anfertigung des Brunnenbeckens. Dies ging zwar weit über die vorgesehenen Mittel hinaus, doch letztlich bekam Prof. Zeitler den Auftrag.


===Anfertigung und Aufstellung===
===Anfertigung und Aufstellung===
[[Datei:A 7859.jpg|thumb|right|Bau des Brunnenbeckens im Sommer 1939]]
[[Datei:A 7859.jpg|mini|right|Bau des Brunnenbeckens im Sommer 1939]]
Im Mai 1939 fanden bei einem Besuch von [[Stadtbaurat]] [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] in Stuttgart die 1:1- Modelle von Brunnenfigur und Kapitell die Zustimmung, Anfang August 1939 waren die Steinmetzarbeiten beendet und der Künstler präsentierte sein Werk: Der ganze Brunnen ist aus hellem, in warmes Gelbbraun hinüberschimmernder Crailsheimer Muschelkalk, einen im Effekt dankbaren, eher nicht ganz leicht zu bearbeitenden Stein … Das Gesicht der Frau, zu dem eine Fränkin aus der Umgebung Fürths dem Künstler Porträt gesessen hat ist zum Typ junger, froher deutscher Mütterlichkeit geworden.<ref>Stuttgarter Neues Tagblatt vom 11.08.1939: Ein neuer Brunnen Zeitlers</ref>
Im Mai 1939 fanden bei einem Besuch von [[Stadtbaurat]] [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] in Stuttgart die 1:1- Modelle von Brunnenfigur und Kapitell die Zustimmung, Anfang August 1939 waren die Steinmetzarbeiten beendet und der Künstler präsentierte sein Werk: Der ganze Brunnen ist aus hellem, in warmes Gelbbraun hinüberschimmernder Crailsheimer Muschelkalk, einen im Effekt dankbaren, eher nicht ganz leicht zu bearbeitenden Stein … Das Gesicht der Frau, zu dem eine Fränkin aus der Umgebung Fürths dem Künstler Porträt gesessen hat ist zum Typ junger, froher deutscher Mütterlichkeit geworden.<ref>Stuttgarter Neues Tagblatt, 11.08.1939: Ein neuer Brunnen Zeitlers</ref>
In Fürth war mittlerweile das Brunnenbecken aus Beton errichtet, die Säule aus Muschelkalk wurde aufgestellt, die Wasseranlage montiert und die Umpflasterung fertiggestellt.
In Fürth war mittlerweile das Brunnenbecken aus Beton errichtet, die Säule aus Muschelkalk aufgestellt, die Wasseranlage montiert und die Umpflasterung fertiggestellt.
Am 24. August 1939 holte eine Fürther Delegation Figur und Kapitell in Stuttgart ab, am nächsten Tag wurde beides auf die Brunnensäule montiert. Die Brunnenweihe fand am 29. August 1939 statt: Am Montagnachmittag besichtigte [[Oberbürgermeister|OB]] [[Franz Jakob|Jakob]] mit einigen [[Stadtrat 1935 - 1945|Stadträten]] und der Presse die aus Volkswohnungen bestehende Siedlung an der Wehlauer Straße. Dabei wurde der neugeschaffene Schmuckbrunnen des Bildhauers Prof. Zeitler (Stuttgart) seiner Bestimmung übergeben. Viele Bewohner und Kinder verfolgten die Inbetriebnahme des Brunnens.<ref>Fürther Geschichtswerkstatt – Fürth 1939, S. 76, Zeitungsmeldung vom 30.08.1939</ref>
Am 24. August 1939 holte eine Fürther Delegation Figur und Kapitell in Stuttgart ab, am nächsten Tag wurde beides auf die Brunnensäule montiert. Die Brunnenweihe fand am 29. August 1939 statt: Am Montagnachmittag besichtigte [[Oberbürgermeister|OB]] [[Franz Jakob|Jakob]] mit einigen [[Stadtrat 1935 - 1945|Stadträten]] und der Presse die aus Volkswohnungen bestehende Siedlung an der Wehlauer Straße. Dabei wurde der neugeschaffene Schmuckbrunnen des Bildhauers Prof. Zeitler (Stuttgart) seiner Bestimmung übergeben. Viele Bewohner und Kinder verfolgten die Inbetriebnahme des Brunnens.<ref>Fürther Geschichtswerkstatt – Fürth 1939, S. 76, Zeitungsmeldung vom 30.08.1939</ref> Zum Schutz wurde noch eine Winterhaube aus Holz angefertigt. Die Aufwendungen für die Brunnenanlage wurden bei den Kosten für die Außenanlagen der Siedlung abgerechnet, letztlich kamen als Gesamtkosten rund 15000 RM zusammen.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/1569, Errichtung von 166 Volkswohnungen auf dem gemeindl. Grundstück Plan Nr. 1401 1/5 und 1401 1/6 Steuergemeinde Fürth zwischen Würzburger- und Hardstr. längs der Bamberger Bahnlinie. Bauausführung, Aktenbelege - Rechnungen und Zahlungsbelege</ref>
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==Verbleib der Brunnenfigur==
==Verbleib der Brunnenfigur==
[[Datei:A 7854 a.jpg|thumb|right|Ursprüngliche Brunnenfigur Mutter mit Kind]]
[[Datei:A 7854 a.jpg|mini|right|Ursprüngliche Brunnenfigur Mutter mit Kind]]
Widersprüchlich sind die Angaben über die Zerstörung des Brunnens. Einmal heißt es „durch einen [[Zweiter Weltkrieg#Bombenangriffe|Bombenangriff]]“<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/77 Öffentliche Brunnen. Korrespondenz</ref>, einmal „nach dem Einzug der [[US Army|Amerikaner]] von unbekannten Tätern“<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/75 Aufstellung eines Schmuckbrunnens an der Wehlauer Straße</ref>.
Widersprüchlich sind die Angaben über die Zerstörung des Brunnens. Einmal heißt es „durch einen [[Zweiter Weltkrieg#Bombenangriffe|Bombenangriff]]“<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/77, Öffentliche Brunnen. Korrespondenz, Schreiben von OB Dr. Bornkessel an Prof. Zeitler vom 30.09.1947</ref>, einmal „nach dem Einzug der [[U.S. Army|Amerikaner]] von unbekannten Tätern“<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/75, Schreiben des Hochbauamts vom 16.06.1947</ref>. Tatsache ist, dass beim [[Zweiter Weltkrieg#Bombenangriffe|Bombenangriff]] auf Fürth am 8.04.1945 der Großteil der Siedlung total zerstört wurde und die Häuser Nr. 25/27 und Nr. 45/47, die die kleine Anlage mit dem Brunnen einrahmen, mittlere Schäden erlitten.<ref>Stadtarchiv Fürth, Wunschel-Chronik 1945, S. 76-81, Verzeichnis der anläßlich des Luftangriffes vom 8. April 1945 auf die Stadt Fürth i. Bay. durch Spreng- und Brandbomben beschädigten Anwesen, erstellt vom Hochbauamt am 26.06.1945</ref>  
In der Sache erging am 16. Juni 1947 ein Schreiben des Hochbauamtes: ''Betreff: Mutterbrunnen an der Wehlauer Straße: Vorgenannter Brunnen wurde nach dem Einzug der [[US Army|Amerikaner]] von unbekannten Tätern zerstört. Der figürliche Schmuck des Brunnens wurde zerschlagen, in das Brunnenbecken geworfen und von dort aus entwendet. Der Kopf des figürlichen Schmuckes wurde nun im Vorgarten Ihres Anwesens … entdeckt. Sie werden hiermit aufgefordert, den Kopf und sollte der übrige Teil des figürlichen Schmuckes in Ihren Händen sein, auch diesen alsbald im Städt. Hochbauamt [[Hirschenstraße 27]] abzuliefern.'' Die lapidaren Anmerkungen dazu sind: ''… hat den angeforderten Kopf abgeliefert. Dieser ist derart beschädigt, daß er völlig wertlos ist …'' Weiteres ist nicht vorhanden.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/75 Aufstellung eines Schmuckbrunnens an der Wehlauer Straße</ref>.  
In der Sache erging am 16. Juni 1947 ein Schreiben des Hochbauamtes: ''Betreff: Mutterbrunnen an der Wehlauer Straße: Vorgenannter Brunnen wurde nach dem Einzug der [[U.S. Army|Amerikaner]] von unbekannten Tätern zerstört. Der figürliche Schmuck des Brunnens wurde zerschlagen, in das Brunnenbecken geworfen und von dort aus entwendet. Der Kopf des figürlichen Schmuckes wurde nun im Vorgarten Ihres Anwesens … entdeckt. Sie werden hiermit aufgefordert, den Kopf und sollte der übrige Teil des figürlichen Schmuckes in Ihren Händen sein, auch diesen alsbald im Städt. Hochbauamt [[Hirschenstraße 27]] abzuliefern.'' Die lapidaren Anmerkungen dazu sind: ''… hat den angeforderten Kopf abgeliefert. Dieser ist derart beschädigt, daß er völlig wertlos ist … Weiteres ist nicht vorhanden.''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/75, Notiz des Hochbauamts vom 21.02.1948</ref>.  


Oberbürgermeister [[Hans Bornkessel|Dr. Bornkessel]] wollte gern die Brunnenfigur wieder durch Prof. Zeitler instandgesetzt sehen, doch da die Modelle für Figur und Kapitell in Stuttgart zerstört waren, zeichneten sich viel zu hohe Kosten ab. Zudem erachtete das Hochbauamt wegen der dort geplanten Ansiedlung von Industrie und der isolierten Lage des Brunnens die neuerliche Anbringung einer Brunnenfigur als für nicht empfehlenswert. Um dem Brunnen wieder ein ordentliches Aussehen zu geben, wurden 1948 auf Vorschlag des Hochbauamts für 710 RM das Betonbecken repariert, neue Wasserauslaufrohre angebracht, das nicht ausbesserungsfähige Kapitell entfernt und auf die Säule eine Kugel gesetzt.
Oberbürgermeister [[Hans Bornkessel|Dr. Bornkessel]] wollte gern die Brunnenfigur wieder durch Prof. Zeitler instandgesetzt sehen, doch da die Modelle für Figur und Kapitell in Stuttgart zerstört waren, zeichneten sich viel zu hohe Kosten ab. Zudem erachtete das Hochbauamt wegen der dort geplanten Ansiedlung von Industrie und der isolierten Lage des Brunnens die neuerliche Anbringung einer Brunnenfigur als für nicht empfehlenswert. Um dem Brunnen wieder ein ordentliches Aussehen zu geben, wurden 1948 auf Vorschlag des Hochbauamts für 710 RM das Betonbecken repariert, neue Wasserauslaufrohre angebracht, das nicht ausbesserungsfähige Kapitell entfernt und auf die Säule eine Kugel gesetzt.
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{{Bilder dieses Gebäudes}}
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[[Kategorie:Brunnen und Denkmäler]]
[[Kategorie:Brunnen]]
[[Kategorie:Hardhöhe]]
[[Kategorie:Hardhöhe]]