17.977
Bearbeitungen
K (Textersetzung - „Wehrdienst“ durch „Kriegsdienst“) |
K (Textersetzung - „Reichskristallnacht“ durch „Reichspogromnacht“) |
||
Zeile 25: | Zeile 25: | ||
== Verfolgung während der NS-Zeit == | == Verfolgung während der NS-Zeit == | ||
Franz Heß war im November [[1938]] Zeuge der | Franz Heß war im November [[1938]] Zeuge der Reichspogromnacht in Fürth. In der Nacht vom 9. auf [[10. November]] [[1938]] klopften SA-Männer an die Wohnungstür. Dem Vater Jacob Heß waren diese SA-Männer bestens bekannt, denn einer von ihnen war sein Waffenbruder aus dem [[Erster Weltkrieg|1. Weltkrieg]], während der zweite SA-Mann ein Feinkosthändler und Kollege war, dessen Geschäft vor allem durch das jüdische Klientel groß geworden war. Nichts desto trotz wurde die Familie aus ihrer Wohnung unter Schreien und Brüllen herausgezerrt, erst zum jüdischen Schulhof, dann zum [[Berolzheimerianum]] getrieben, bis sie schließlich auf der [[Fürther Freiheit]] in der klirrend kalten Nacht über Stunden stillstehend bis zum Morgengrauen ausharren mussten. Die Frauen und Kinder unter 16 Jahren durften bereits eher gehen, während die meisten Männer die Nacht durchhalten mussten und im Anschluss teilweise inhaftiert wurden, so auch Jacob Heß. Aus dem Justizgebäude in Nürnberg wurde Jacob Heß in das Konzentrationslager Dachau verschleppt und dort mehrfach misshandelt. Die Ehefrau Martha Heß wurde in der Zwischenzeit zur Gestapo vorgeladen. Dabei wurde sie unmissverständlich vor die Wahl gestellt, das Geschäft und das Auto für eine Gebühr von 20 RM zu verkaufen, alternativ würde man ihren Mann in Dachau töten. Martha Heß stimmte unter diesem Druck zu, so dass Jacob Heß am [[15. Dezember]] [[1938]] - nach einem Monat Haft - als gebrochener Mann aus Dachau wieder heim kam. Nach diesen Erfahrungen stand für die Familie Heß fest, dass sie das Land so schnell wie möglich verlassen müssen. Zunächst schickten die Eltern die beiden Kinder per Kindertransport am [[9. März]] [[1939]] nach Holland. Von dort aus ging es einige Zeit später mit dem Schiff nach Dover/England. Die Eltern waren inzwischen in London angekommen, so dass die Familie in London wieder vereint war. Jacob Heß hatte in West Bronwich in Stafforshire einen Arbeitskollegen und Freund, bei dem sie zunächst unterkamen und etwas Geld durch den Verkauf von Spielwaren verdienen konnten. | ||
Nach dem Einfall der deutschen Wehrmacht in Polen am [[1. September]] [[1939]] geriet die Familie Heß erneut in den Fokus der Verfolgung. Die britische Regierung inhaftierte alle männlichen deutschen Flüchtlinge, unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit und ihres Aufenthaltstatus. Sie zählten nicht länger als Flüchtlinge, sondern als Deutsche und somit automatisch auch als [[Nationalsozialisten]] und ggf. als Feinde oder Spione des Deutschen Reichs. Martha Heß gelang schließlich die Freilassung Jacobs und Franz, jedoch erst als sie eine Kostenübernahme der Schiffsüberfahrt nach Amerika durch eine dort lebende Tante vorlegen konnte. Die Fahrt über den Atlantik wurde durch britische Zerstörer eskortiert, da man von deutschen U-Booten Angriffe befürchtete. Am [[2. Oktober]] [[1940]] erreichte der britische Konvoi New York City. In New York angekommen trafen sie den Sohn des damaligen Nürnberger Rabbiners Dr. Heilbronn, Erik Heilbronn, der sie in der jüdischen Gemeinde einführte und dort mit Wohnung und Geld für das Erste weiterhalf. | Nach dem Einfall der deutschen Wehrmacht in Polen am [[1. September]] [[1939]] geriet die Familie Heß erneut in den Fokus der Verfolgung. Die britische Regierung inhaftierte alle männlichen deutschen Flüchtlinge, unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit und ihres Aufenthaltstatus. Sie zählten nicht länger als Flüchtlinge, sondern als Deutsche und somit automatisch auch als [[Nationalsozialisten]] und ggf. als Feinde oder Spione des Deutschen Reichs. Martha Heß gelang schließlich die Freilassung Jacobs und Franz, jedoch erst als sie eine Kostenübernahme der Schiffsüberfahrt nach Amerika durch eine dort lebende Tante vorlegen konnte. Die Fahrt über den Atlantik wurde durch britische Zerstörer eskortiert, da man von deutschen U-Booten Angriffe befürchtete. Am [[2. Oktober]] [[1940]] erreichte der britische Konvoi New York City. In New York angekommen trafen sie den Sohn des damaligen Nürnberger Rabbiners Dr. Heilbronn, Erik Heilbronn, der sie in der jüdischen Gemeinde einführte und dort mit Wohnung und Geld für das Erste weiterhalf. |