Isaak Loewi

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Isaak Loewi, auch: Isaac Loewi, Löwy oder Löwi, (geb. 31. Januar 1803 in Adelsdorf, gest. 25. Dezember 1873 in Fürth) war von 21. März 1831 bis zu seinem Tod 1873 Oberrabbiner in Fürth (siehe Synagoge).

Leben und Wirken

Isaak Loewi wurde am 31. Januar 1803, in Adelsdorf bei Erlangen geboren. Er besuchte die Talmudhochschule in Fürth. In München studierte und promovierte er zum Dr. der Philosophie. Im Jahr 1827 wurde er als Rabbiner nach Uehlfeld berufen.

In Fürth hatte es nach dem Tod des hochangesehenen Oberrabbiners Meschullam Salman Kohn im Jahr 1819 lange Konflikte zwischen der bayerischen Regierung und der überwiegend orthodoxen Gemeinde gegeben, so dass die Wahl eines Nachfolgers immer wieder scheiterte. Schließlich bat man Bürgermeister Bäumen um eine Entscheidung. Dieser trat für den Reformrabbiner Dr. Isaak Loewi ein. Am 31. Dezember 1830 bestätigte die bayerische Regierung Loewi als Rabbiner in Fürth, fertigte bereits dessen Bestallungsdekrete aus, und ordnete seine Installation an, als es eine Beanstandung gab. Erst am 10. März 1831 wurde die Wahl des Dr. Loewi höchsten Ortes sanktioniert. Am Montag, den 21. März 1831 wurde er in seine neue Gemeinde eingeführt.[1]

Dr. phil. Loewi war der erste liberale Rabbiner in Fürth. Er hatte u.a. auch bei seinem Vorgänger Rabbiner Meschullam Salman Kohn und bei Wolf Hamburger in Fürth studiert. Seinem großen Einfluss ist es zu verdanken, dass sich in Fürth die liberale Auffassung des Judentums, das die Integration in die allgemeine Gesellschaft anstrebte, gegen die orthodoxe Auffassung durchsetzte, die auf der Beibehaltung aller traditionellen Eigenarten auch im täglichen Leben beharrte. Fürth wurde im 19. Jahrhundert unter diesem Rabbiner der Ort einer echten Integration. "Die Fürther Juden, die schon im 18. Jh. viel zum Aufschwung Fürths beigetragen hatten, trieben nun die Industrialisierung in der Stadt voran. Viele von ihnen wurden reich und machten unzählige Stiftungen. Früher hatten solche Zuwendungen vermögender Juden immer nur der eigenen Gemeinde gegolten, nun profitierte von ihnen die ganze Stadt." [2]

Gleich nach seinem Amtsantritt kündigte Loewi für seine Gemeinde umfassende Reformen an und setzte zeitgemäßere Formen des Kultus durch. 1831 ließ er die Hauptsynagoge restaurieren, was das seit 1617 bestehende Gebäude grundlegend veränderte. Den Frauen, die zuvor in Nebenräumen den jüdischen Gottesdienst verfolgten, ließ er eine Empore in der Synagoge bauen. Er führte Gebete, Gesang und Predigt in deutscher Sprache ein und unterstützte die Entwicklung der Stadt. So setzte sich für die Gründung des Gewerbevereins und der Gewerbeschule ein. Stadtbekannt war sein gutes Verhältnis zu seinen evangelischen und katholischen Amtsbrüdern.

In seiner Zeit als Oberrabbiner gab es zeitweise Kritik an seinen Predigten. Dazu gab es aber eine Stellungnahme einer jüdischen Zeitung: "Was übrigens die Notiz über Herrn Dr. Löwi betrifft, so müssen wir zur Steuer der Wahrheit mitteilen, dass er schon über ein Jahr sehr leidend ist, und sich ganz von seinem Wirkungskreise zurückziehen musste, da lange Zeit jede Kopfanstrengung vom Arzte ihm untersagt war und er gegenwärtig in einem Bade verweilt zur Herstellung seiner Gesundheit. 'Beurteile einen jeden nach der guten Seite!" [3]

Dr. Loewi setzte sich sehr stark für die Gleichstellung der Juden in Bayern ein. Deshalb wurde er am 4. Dezember 1866 von König Ludwig II. in der Fürther Synagoge besucht. Im Jahre 1868 erließ König Ludwig II. auch daraufhin ein Gesetz, das in Bayern alle Einschränkungen für Juden aufhob.

Im Jahre 1869 erhielt Rabbiner Dr. Isaak Loewi den bayerischen Michaelsorden 1. Klasse.

Isaak Loewi war sehr prägend für die jüdische Gemeinde Fürth. Als er starb, trauerte mit der jüdischen Gemeinde die ganze Stadt Fürth ("Hochgeachtet und vielgeliebt").

Er war seit 17. November 1828 mit Rosalie Sofie Kohn verheiratet und hatte mit ihr neun Kinder - sieben Söhne und zwei Töchter.

Sein Grab befindet sich heute noch auf dem alten jüdischen Friedhof.

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 1869 Bayerischer Michaelsorden 1. Klasse (Ritter des Verdienstordens vom heiligen Michael)
  • Isaak-Loewi-Straße in Fürth

Literatur

  • Gotthard Deutsch, S. Mannheimer: Löwi, Isaac. In: Jewish Encyclopedia - im Internet
  • Anonym: Studium israelitischer Theologen an bayrischen Universitäten; Isaak Löwi; Aaron Merz; Rosenfeld. In: Sulamith, Jg. 7 (1825/1833) Nr. 1, S. 138-139.
  • Leichenbegängnis des Oberrabbiners der jüdischen Gemeinde in Fürth, Herrn Dr. Isaak Löwy, Ritter des Verdienstordens vom heiligen Michael 1. Klasse. Fürth, 28. Dezember 1873. In: Allgemeine Zeitung des Judentums vom 13. Januar 1874
  • Georg Tobias Christoph Fronmüller: Chronik der Stadt Fürth. 1. Auflage 1872; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1887. Neustadt an der Aisch: Verlag für Kunstreproduktionen Christoph Schmidt, 1985, X, 849 S., ISBN 3-923006-47-0 (In Fraktur); hier: S. 428 f.
  • Monika Berthold-Hilpert: Emanzipation. In: Bernhard Purin (Hrsg.): Jüdisches Museum Franken, Fürth und Schnaittach. Texte von Monika Berthold-Hilpert ... . München; London; New York: Prestel, 1999, 95 S., ISBN 3-7913-2205-2 (Prestel-Museumsführer compact)
  • Alexander Mayer: Die Juden in Fürth - Schlaglichter 1792-1914. In: Altstadtbläddla, Altstadtverein St. Michael Fürth, Ausgabe 34, 2000 - im Internet (darin: „Löwi“)
  • Bernd Windsheimer: Geschichte der Stadt Fürth. Unter Mitarbeit von Wolf-Martin Hergert. München: Beck, 2007, 143 S., ISBN 978-3-406-55821-4 und ISBN 3-406-55821-6
  • Sascha Freese und Kim Graf, Staatl. BOS Nürnberg, Klasse VKTB: Fürth - das „fränkische Jerusalem“. Dokumentation der Arbeit, 11. Mai 2007, 17 Seiten - PDF-Datei History-Award 2007
  • Zum Tod des aus Adelsdorf stammenden Fürther Oberrabbiners Dr. Isaak Löwy (geb. 1803 in Adelsdorf, gest. 1873 in Fürth). In: Die Synagoge in Adelsdorf (Kreis Erlangen-Höchstadt), Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum - im Internet
  • Löwi, Isaak: Antrittsrede des Herrn Dr. Isaak Löwi bei seiner Installation als Rabbiner zu Fürth : gehalten am 21. März 1831 ; nebst der Rede des Wahlkommissairs Herrn Bürgermeisters v. Bäumen und einer kurzen Erzählung der bei der Einsegnung stattgehabten Feierlichkeiten. - Fürth : Volkhard, 1831. - 38 S. - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München online zugänglich im Internet

Lokalberichterstattung

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Antrittsrede des Herrn Dr. Isaak Löwi, bei seiner Installation als Rabbiner zu Fürth, gehalten am 21. März 1831. Nebst der Rede des Wahlkommissairs Herrn Bürgermeisters v. Bäumen und einer kurzen Erzählung der bei der Einsegnung stattgehabten Feierlichkeiten. Fürth. Jul. Volkhart´scher Druck. - zum Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  2. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 1 - Die Stadt zwischen den Flüssen. VKA Verlag Fürth, 1999, 2005, 1991, S. 14.
  3. Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juli 1854

Weblinks

  • Gerhard Jochem: Chronologie der jüdischen Gemeinde in Fürth bis 1945. Nürnberg, 25. Mai 2006 - PDF-Datei
  • Wahl und Aufnahme des Dr. Isaac Loewi als Gemeinderabbiner 1830-1831. In: Israelitische Kultusgemeinde Fürth (Mittelfranken) - D/Fu1. The Hebrew University of Jerusalem - PDF-Datei
  • Gotthard Deutsch, A. Eckstein: Fürth. In: JewishEncyclopedia - im Internet
  • Vikar Norbert Ehrensperger: Predigt von zum Israelsonntag am 27. Juli 2008 in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, Nürnberg-Langwasser - im Internet
  • Textsammlung Berichte über Rabbiner, Lehrer, Kantoren sowie andere Kultusbeamte der Gemeinde- im Internet
  • Trauerpredigt auf das Ableben Sr. Majestät des Königs Maximilian II. Gehalten bei der Trauerfeier in der Synagoge zu Fürth am 21. März 1864 von Rabbiner Dr. Loewi. Fürth, Schmid´s Buchhandlung, 1864. - online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek