Villa Engelhardt

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Wohnhaus Kommerzienrat „Eduard Engelhardt“, Königswarterstr. 80, rechts daneben angeschnitten Nr. 78, Aufnahme um 1907
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Die Villa Engelhardt war eine 1886 im Neurenaissance-Stil erbaute Villa (Architekt Theodor Eyrich, Nürnberg) an der Königswarterstraße. Letzte Adresse war Hausnummer 80.


Geschichte

Erbauer und Eigentümer des außerordentlich reich verzierten und luxuriös ausgestalteten Gebäudes war der Fürther Kommerzienrat und Fabrikbesitzer Eduard Engelhardt, dieser musste die Villa vermutlich nach Insolvenz seiner Firma aufgeben. Ab 1918 gehörte das Gebäude der Fabrikantenfamilie Neumann welche es mit mehreren Generationen bewohnte (u. A. Familie Appel welche zeitweise eine Lehrwaschküche betrieb).[1] Im Volksmund der 1950er Jahre war für das Gebäude daher der Name Appel's-Villa bekannt. Im Jahr 1965 wurde die Villa zugunsten funktionaler Zweckbauten (Quelle-Frauenwohnheim und Sparkasse) abgerissen.

Zeitzeugenberichte

Der Neumann-Clan um 1950, links vorne Zeitzeuge Rainer Appel (5)

Gestatten Sie, das ich mich vorstelle! Mein Name ist Rainer Appel, geboren am 20.07.1939 als Sohn des Kapellmeisters Karl Hans Appel und dessen Ehefrau Gertrud, geb. Neumann in Fürth/Bay., Königswarterstraße 80. (...) Ich bin in die Maischule gegangen, anfangs war die aber noch ein Lazarett und so wurden wir in einem nahegelegenen Wirtshaus unterrichtet, das muss der Prinzregent (Gaststätte) gewesen sein. Gelernt habe ich Strumpfwirker bei einer Firma in der Ludwigstraße. In den 21 Jahren meines Lebens in dieser Villa habe ich viel Freud und Leid erlebt. Den Krieg und die Nachkriegszeit, ich sehe heute noch die Panzer im Hof stehen, weil die Amerikaner unsere Villa besetzt hatten, und ich erinnere mich an ein abgestürztes Flugzeug auf Höhe der Zähstraße, in dem wir herumgeklettert sind, das muss so ein Fieseler Storch gewesen sein. In der Villa wurden oft rauschende Feste gefeiert, da mussten wir Kinder dann immer rauf in unsere Zimmer und ruhig sein. Wir haben auch gerne auf dem Dachgarten gespielt, was wir eigentlich nicht durften, weil nach dem Krieg der Begrenzungszaun gefehlt hat. Und an der Jakobinenstraße, in Richtung Tunnel beim Eingang zum Kohlenhof, gab's einen Kiosk, da arbeitete nach dem Krieg ein Mann mit schlimmen Narben im Gesicht, das soll der Johannes Steinhoff gewesen sein. Der Kohlenhof wurde in den letzten Kriegswochen ja noch schwer von Bomben getroffen, und weil wir ja direkt gegenüber wohnten, meinte mein Vater nach einem Angriff: "so, morgen sind wir dran".

"Oberer Garten" mit Springbrunnen, 1942

Das meine Mutter eine Lehrwaschküche in der Villa betrieb , weiß ich auch noch genau, sie hatte damals die Vertretung von einer Waschmaschine mit dem Namen „VELOX" . Das ging aber dermaßen in die Hose, weil nur noch beschädigte Wäsche aus der Maschine kam! Was tat man nicht alles nach dem Krieg! Ihren erlernten Beruf als Opernsängerin (Künstlername "Karin Enkov") konnte sie nicht mehr ausführen, mein Vater allerdings – als Kapellmeister am Opernhaus in Nürnberg tätig – gründete in dieser Villa mit Gleichgesinnten das Fränkische Landesorchester. Später hat meine Mutter dann eine Firma eröffnet, Pharmo-Werke hieß die, da wurden so Suppenpasten und Erbwürste hergestellt. Mutter war auch ein großer Fan der Spielvereinigung und hat sogar den Fußballspieler Horst Schade im Kofferraum ihres Autos aus der sowjetischen Besatzungszone geschmuggelt, das sorgte daheim für ein ganz schönes Staunen. Gehört hat die Villa meinen Onkel Max Neumann, Fabrikant in Berlin, verkauft hat er sie nachdem meine Großeltern verstorben waren, weil er in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Ich bin ja schon 1960 zur Bundeswehr, meine Eltern sind dann in die Hornschuchpromenade 24 gezogen und mussten quasi von gegenüber dem Abriss der Villa zusehen (...)
Also zwecks dem Park .... da gab es einen oberen und unteren Garten, selbiger endete dann zum Hof. Recht gut kann ich mich daran erinnern, dass im oberen Garten ein großer Springbrunnen war und in der Ecke links stand so ein Ungetüm von einem Pavillon - wie soll ich sagen - er sah aus wie ein riesiger Regenschirm aus Eisen.(...) Im unteren Garten hatten meine Eltern noch eine Terrasse mit einem großen Garten angelegt. Mein Großvater Emil Neumann (früher Blechdosenfabrikant) hatte einen Schrotthandel, ich sehe heute noch das Firmenschild .... Emil Neumann - Schrott en Gros en Detail .... und wir Kinder nannten ihn nur "en groß"! Und da waren (...) diese Flugzeugtanks, die er irgendwo aufgetrieben hatte - es war ja auch Metall daran. Ich sehe sie heute noch, diese schwarzen Trümmer! Bei uns im Hof standen ja 1945 LKW und Panzer der Amerikaner. Als wir Kinder zum ersten mal Neger sahen nahmen wir reißaus, denn die machten sich einen Spaß daraus mit den Augen zu rollen, so dass man nur das Weiße sah! Auch ein unvergessliches Erlebnis: von den Amis bekamen wir Kinder so grüne Dosen geschenkt, da war immer Kaffeepulver, Kekse, Trockenmilch, Schokolade und so ein kleines silbernes Päckchen darin (...).[2]

Lokalpresse

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fürther Kirchweih 1957, Faltprospekt, Werbeanzeige der Fa. Appel, Königswarterstr. 80
  2. Zeitzeugenbericht, Archiv FürthWiki e. V., Aktennr. '17'

Bilder