Theodor Oppler

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Dr. Theodor Oppler (geb. 22. Mai 1835 in Oels/Niederschlesien, heute Oleśnica/Polen; gest. 18. September 1909 in Berlin) war ein deutscher Chemiker, Fabrikant und Pionier der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie. Er wohnte in Fürth von 1876 bis 1889.


Leben und Wirken

Theodor Oppler wurde als Sohn des jüdischen Kaufmanns Salo Oppler (1804 - 1874) und der Seidenhändlertochter Minna, geb. Seldis (1808 - 1875) geboren. 1837 zog die Familie Oppler in das etwa 30 km entfernte Breslau. Er besuchte dort die Schule. Im Frühjahr 1855 ging Theodor Oppler nach Hannover, um an der Polytechnischen Schule (heute Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover) zu studieren, an der bereits sein Bruder Edwin Oppler von 1849 - 1854 studiert hatte. Er blieb dort aber nur ein halbes Jahr und wechselte wegen seines großen Interesses an Chemie im Herbst des gleichen Jahres an die Universität Göttingen. Sein Studium schloss er nach vier Semestern im Mai 1857 mit einer Dissertation über Jodverbindungen des Iridiums ab.

Später war er bei dem Chemiker Karl Leonhard Heinrich Schwarz (1824 - 1890), der im Jahr 1857 in Breslau ein chemisch-technologisches Privatinstitut eröffnet hatte, als Assistent oder Mitarbeiter tätig. Dort befasste er sich vorrangig mit der Untersuchung von Braun- und Steinkohlen. Über die Ergebnisse seiner Tätigkeit verfasste er das im Januar 1862 erschienene und in Fachkreisen als wertvoll anerkannte Handbuch über die Fabrikation mineralischer Öle, welches auch die Gewinnung von künstlichen Farbstoffen des Anilins behandelte, was auf seine 1861 anschließende Tätigkeit in einer Berliner Fabrik für die Produktion von Anilin und Anilinfarben zurückgeführt wird. In Berlin war Oppler bis Mitte 1863 tätig.

Dann wechselte er nach Nürnberg zur 1860 gegründeten Fa. Graf und Comp., auch "Gastheer-Produkten-Fabrik" genannt, eine der ersten Anilinfabriken Deutschlands. Das Firmengelände befand sich in Gostenhof mit der Adresse Nr. 170 (später Eberhardshofstraße 23). Oppler wurde als hochqualifizierter technischer Chemiker Prokurist der Fa. Graf und Comp. gerade zu einer Zeit, als diese wegen erheblicher Umweltverschmutzungen (Brunnenverseuchung der Nachbarschaft, Verunreinigung des Rosenauweihers) in große Schwierigkeiten geriet. Im Spätsommer 1864 musste die "Gastheer-Produkten-Fabrik" ihren Geschäftsbetrieb einstellen, im Folgejahr wurde das Fabrikgelände mit Gebäuden und Gerätschaften versteigert.

Theodor Oppler blieb aber in Nürnberg. Er übersetzte und überarbeitete ein Buch des belgischen Ingenieurs Joseph Franquoy (1836 - 1891) über Brikettherstellung und hielt auch Vorträge im Gewerbeverein Fürth, so am 28. November 1864 über Petroleum und am 23. Januar 1865 über Glycerin.[1] Im Februar 1865 wurde er Direktor der 1863 gegründeten Schwefelsäurefabrik in Schwandorf, die dem Nürnberger Wilhelm Hartmann gehörte. Er versah diesen Posten bis Ende Februar oder März 1866, wohnte aber weiter in Nürnberg und arbeitete im Auftrag des Springer-Verlags an der dritten Auflage eines Werks des inzwischen verstorbenen technischen Chemikers Ludwig J. Krieg. Das 1866 erschienene Buch enthält auch ein Verfahren nach Oppler für die "fabrikmässige Darstellung des Azaleins", eines roten Teerfarbstoffs.

In dieser Zeit ging Oppler daran, sein eigenes Unternehmen zu gründen. Am 20. November 1865 erwarb er ein geeignetes Grundstück an der Grenze von Fürth und Höfen am Dooser Weg, der heutigen Kurgartenstraße. Es gehörte zur Gemarkung Fürth; oft wurde es aufgrund seiner Abgeschiedenheit auch als an der Fürther Kreuzung gelegen bezeichnet. Von der Stadt Fürth erhielt er am 15. Januar 1866 die Lizenz, Chemikalien zu produzieren. Er betrieb die Firma zunächst mit der Benennung: "„Dr. Theod. Oppler” ein Fabrikgeschäft mit chemischen Producten mit der Hauptniederlassung in Nürnberg". Später, am 13. März 1873, wandelte Oppler sein Unternehmen in eine Kommanditgesellschaft um, die den Namen Theod. Oppler & Co. erhielt.

Theodor Oppler heiratete am 28. April 1874 in Breslau Julie Stern (geb. 18. Oktober 1850 in Breslau).[2] In Nürnberg kam am 21. Februar 1875 ihre Tochter Elsa, genannt Else, zur Welt; der Umzug in ein eigenes Haus wurde geplant. In der Nähe seiner Fabrik, in der damals noch ländlichen Gegend am Dooser Weg 23 (heute Kurgartenstraße 24), ließ er nach Entwürfen seines Bruders Edwin ein Wohnhaus im neugotischen Stil (später als Villa Lehrieder bekannt) errichten. Im August 1876 konnte die Familie Oppler einziehen. Die zweite Tochter des Ehepaars Oppler, Frida Rosa (sie selbst schrieb sich später Frieda), wurde am 19. April 1878 geboren.

Aufgrund zunehmender Probleme der Industrialisierung für Mensch und Umwelt gründete sich 1874 in Nürnberg, wie zuvor schon in anderen Städten, unter aktiver Beteiligung von Theodor Oppler der Verein für öffentliche Gesundheitspflege. Hier wurde er Mitglied der technischen Kommission, die gleichzeitig als Gesundheitsbeirat der Stadt Nürnberg fungierte. Als versierter Fachmann und umsichtiger Unternehmer war Oppler 1877 auch bei der Gründung des Vereins zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands in Frankfurt/M. beteiligt, heute der Verband der Chemischen Industrie e. V. (VCI). Er leitete dort die Fachabteilung für Fette, zu der damals offenbar auch Mineralöle zählten. Bei der Bayerischen Landesausstellung 1882 in Nürnberg wurde die Fa. Oppler & Co. für "die vorzügliche Qualität der Produkte aus der Holzdestillation" und die patentierte Herstellung von Briketts zur Absorption von schwefliger Säure mit einer silbernen Medaille ausgezeichnet.

Das Kerngeschäft der chemischen Fabrik Oppler & Co., die Verarbeitung von Ammoniakwasser aus Gaswerken, geriet durch den Bau einer Ammoniakfabrik auf dem Gelände des Nürnberger Gaswerks an der Rothenburger Straße in die Krise. Nach Fertigstellung dieser Fabrik 1885 wurde ihm der langjährige Vertrag gekündigt; den folgenden Rechtsstreit mit der Stadt Nürnberg verlor er 1887. Ab diesem Zeitpunkt verkaufte Oppler nach und nach seinen gesamten Besitz.


Veröffentlichungen[3]

  • Über die Jodverbindungen des Iridiums, Verlag E. A. Huth, Göttingen 1857 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Handbuch der Fabrikation mineralischer Oele aus Steinkohlen, Braunkohlen, Holz, Torf, Petroleum und anderen bituminösen Substanzen, so wie der Gewinnung von künstlichen Farbstoffen des Anilins und verwandter Producte des Steinkohlentheers, Verlag Julius Springer, Berlin 1862 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Die Farbstoffe des Steinkohlentheers. In: Otto Janke's Deutsche Wochenschrift, Nr. 5, hrsg. von Friedrich Spielhagen, Berlin 1863
  • Die Fabrikation der künstlichen Brennstoffe insbesondere der gepressten Kohlenziegel oder Briquettes (nach der Schrift von Franquoy, J. übertragen und bearbeitet), Verlag Julius Springer, Berlin 1864 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Theorie und praktische Anwendung von Anilin in der Färberei und Druckerei nebst Bemerkungen über die Anilin-Surrogate (Co-Autor: Ludwig Krieg), Verlag Julius Springer, Berlin 1866 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Chemische, Glas- und keramische Industrie. In: Bericht über die Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung, Band 1, Berlin 1889, Band 2, Berlin 1891
  • Die Chemische Industrie, sowie die Wohlfahrtseinrichtungen und der Arbeitsschutz auf der Bayerischen Landesausstellung in Nürnberg 1896. In: Die Chemische Industrie, Band 19, 1896

Literatur

  • Claudia Frosch-Hoffmann: Chemie zwischen Nürnberg und Fürth - Das Leben des Chemikers Dr. Theodor Oppler. Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e. V., Abhandlungen Band 48/2017, ISSN 0077-6149

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Jahres-Bericht des Gewerbvereins der Stadt Fürth i. B., 1865, S. 6 - Digitalsat der Bayerischen Staatsbibliothek
  2. Genealogische Darstellung Anspach Family Tree (abgerufen am 27.12.2017 22:47) - Kinder von Minna Seldis
  3. nach Auflistung der Werke von Dr. Theodor Oppler in "Chemie zwischen Nürnberg und Fürth - Das Leben des Chemikers Dr. Theodor Oppler" von Claudia Frosch-Hoffmann, Abhandlungen Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e. V., Band 48/2017, S. 138