Wiedervereinigung Deutschlands

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Höfefest 2018 Dieser Artikel war Thema beim Fürther Höfefest vom 21. - 22. Juli 2018. Unter dem Titel "200 Jahre an einem Wochenende" bot die Veranstaltung Einblick in mehr als 50 Fürther Höfe, davon 20 als Themenhöfe mit einem geschichtlichen Thema.
Dieser Artikel entstand im Rahmen des Fürther Stadtjubiläums "200 Jahre eigenständig" im Jahr 2018

Die Wiedervereinigung Deutschlands machte sich auch in Fürth bemerkbar, wenn auch nicht in dem Ausmaß bzw. Zuspruch wie in den anderen Metropolstädten wie z.B. in Nürnberg. Dabei müssen jedoch zwei Ereignisse unterschieden werden, einmal die Zuwanderung vor dem 9. November 1989 und zum anderen der Ansturm der Weststädte nach dem 9. November 1989.

Zunächst kamen die DDR-Übersiedler über die Tschechoslowakei (CSSR) und Ungarn nach Fürth, also DDR-Bürger die der DDR dauerhaft den Rücken zugekehrt hatten und in den westdeutschen Städten bleiben wollten. Diese konnten nicht ahnen, dass nur kurze Zeit später die Grenzen ganz geöffnet werden, womit sich manche sicher viele Strapazen und Schikanen hätten ersparen können. Für die Übersiedler wurde u.a. in der Karolinenstraße ein Auffanglager durch die Stadt Fürth errichtet. Im Oktober 1989 berichtet das Arbeitsamt, dass sich alleine für diesen Zeitraum (Oktober 1989) bereits 240 ehem. DDR-Bürger beim Arbeitsamt als Arbeitssuchend gemeldet hatten. Nach der Grenzöffnung am 10. November 1980 zur ehem. DDR kam es zur viel größeren Bevölkerungsbewegung, die sich vor allem durch Tagesbesucher kennzeichneten. Die meisten der Tagesbesucher erhielten ein Begrüßungsgeld in Höhe von 100 DM durch den Freistaat Bayern, dass sie vor Ort an entsprechenden Behörden abholen konnten.

Kurz nach Grenzöffnung kamen bereits in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 in den grenznahen Städten Bayerns wie Hof, Weiden und Lichtenfels die ersten DDR-Bürger mit ihren DDR-Fahrzeugen: Trabant und Wartburg. In Fürth kamen die ersten DDR-Besucher erst am Samstag, den 11. November 1989. Nach Abholung des Begrüßungsgeldes von 100 DM pro Person im damaligen Sozialrathaus in der Hirschenstraße 27 wurde das Geld, wie in den meisten anderen Städten Westdeutschlands, meist für Elektrogeräte und Kleidung ausgegeben.

Insbesondere für die Firma Quelle war die Grenzöffnung Fluch und Segen gleichzeitig. Die Geschäftsleitung investierte massiv in den neuen Bundesländern, u.a. in einem neuen Versandzentrum in Leipzig, das jedoch nie seine volle Kapazität erreichte, so dass viele Investitionen sich bis zum Aus der Firma Quelle im Jahr 2009 nicht mehr refinanzierten.


Auswirkungen in Fürth

Die Nürnberger Nachrichten berichteten am 13. November 1989, dass jeder fünfte DDR Bürger sich auf West-Besuch aus ist. Die ersten DDR-Besuche kamen bereits kurz nach Maueröffnung. Die Maueröffnung fand vom Donnerstag, den 9. November auf den 10. November 1989 in Berlin statt. Bereits einen Tag später, am Samstag, den 11. November 1989 traf es die Stadtverwaltung völlig unvorbereitet. Bereits um 9 Uhr standen die ersten Besucher vor dem Sozialrathaus und nahmen das Begrüßungsgeld entgegen. Die Stadt hatte eigens hierzu das Sozialamt von 9 bis 16 Uhr geöffnet, und rund 500 Besucher machten von diesem Service an diesem Tag in Fürth gebrauch. Auch am Sonntag riß der Andrang nicht ab. Bereits um 7 Uhr wurde erneut das Sozialrathaus geöffnete, damit die Wartenden nicht in der Kälte stehen mussten. Gegen 8 Uhr brachten Helfer des Roten Kreuzes heißen Tee, eine Stunde später gaben die fünf städtischen Mitarbeiter erneut das Begrüßungsgeld aus, dieses Mal für ca. 600 Personen. Da die finanziellen Vorräte des Sozialrathauses nur begrenzt waren, half die Stadtsparkasse unbürokratisch mit frischen Geldreserven aus. Der Versuch der Polizei bei der Landeszentralbank an frisches Geld zu kommen, war zuvor an der Sonntagsruhe gescheitert. Auch die Hauptpost in Fürth öffnete am Sonntag, da die völlig überlaufenen Nürnberger Zahlstellen für Übersiedler überlastet waren, so dass bereits am Sonntag auch die Hauptpost mit sechs Schaltern als Zahlstelle dienen konnte. Als die Antragsformulare ausgingen, fuhr eigens ein Postbeamter nach Neustadt a.d. Aisch um Nachschub zu holen. Mit Sonderbusen wurden die neuen Bürger aus Nürnberg nach Fürth gebracht, um die Zahl der Flüchtlinge im Stadt- und Landkreis zu verteilen. Bis Montag waren so bereits über 2.000 Übersieder im Stadt- und Landkreis verteilt worden, zum Teil in Notunterkünften bzw. in Notaufnahmelager in der Jahnturnhalle bzw. In der Böcklerhalle.

Auch die Städte im Landkreis hatten bereits an dem ersten Wochenende nach der Maueröffnung zahlreichen Besuch von DDR-Bürgern. Mit Omnibussen, Wartburgs und Trabants wurden diese aus Nürnberg umgeleitet nach Zirndorf, Stein und Cadolzburg, da die Aufnahme- und Auszahlungsstellen in Nürnberg mit der Auszahlung des Begrüßungsgeldes nicht mehr nachkamen. Auch diese Städte wurden von dem Ansturm völlig überrascht. In Cadolzburg erfuhr man erst von dem Ansturm, als die ersten DDR-Bürger bereits vor dem Rathaus standen - in wurden allein am Samstag 167.000 DM Begrüßungsgeld ausgezahlt, allerdings hatte man zuvor Probleme an das Geld im Tresor heranzukommen, da dieser bedingt durch ein Zeitschlosses nicht geöffnet werden konnte.

Über die "Freizügigkeit" gegenüber den DDR-Besuchern kam gleich zu Beginn erste Kritik auf. Bürgermeister Horst Weidemann entgegnete dieser Kritik bei einer Veranstaltung des "Bund der Heimatvertriebenen" mit folgenden Worten: Keine Mark, die wir jetzt für unsere Brüder und Schwestern von Drüben aufwenden, ist zu viel ausgegeben. Die Veranstaltung mit dem Motto "40 Jahre Bundesrepublik - das ganze Deutschland ist unser Vaterland" bekäme durch die aktuellen Ereignisse eine völlig neue Bedeutung.[1] Personalreferent der Stadt Fürth, Dr. Richard Zottmann, entgegnete allerdings bei einer Veranstaltung der freien Wohlfahrtsverbände am gleichen Tag, dass er eine gewisse Skepsis bzgl. der Euphorie über die Grenzöffnung habe: "Angesichts zunehmender sozialer Probleme drohe die Begeisterung in Enttäuschung um zuschlagen. Wenn der Alltag einkehrt, werde der Überschwang rasch vergessen sein... Die Übersiedler stellen uns vor völlig neue Probleme. Niemand könne ein Interesse an einem nie versiegenden Einreisestrom haben, zumal die Bundesrepublik darauf überhaupt nicht vorbereitet ist. Schnell könne aus der momentanen Sympathiewelle Ablehnung werden.... Erst wenn wirklich nicht mehr umkehrbare Reformen stattfinden, wird sich die Situation bessern."[2]

In ersten Interviews mit den Besuchern gaben viele an, dass sie bereits Nachts um 2 oder 3 Uhr in die Autos stiegen und gegen Westen fuhren, da in den Radios von bis zu 10 Stunden Stau die Rede war. Der Grenzübertritt gestaltete sich aber in der Regel als unproblematisch, so dass die ersten Besucher bereits gegen 8 Uhr in der Mittelfränkischen Region eingetroffen waren. Zuvor wurden diese bereits weitergeleitet, da die Städte Hof, Weiden, Bayreuth, Kulmbach etc. völlig überfüllt waren. Als ersten Eindruck hier im Westen gaben viele Besucher an: Hier ist es irgendwie bunter, die Häuser sind sauberer. Zum ersten Besuch gehörte nach Aussage eines DDR-Besuchers in Fürth aber auch: In Nürnberg wollen wir Bekannte besuchen und Sachen einkaufen. Außerdem möchte ich unbedingt einmal so richtig schön Hamburger essen.

Auch an dem zweiten Wochenende nach der Öffnung der Mauer, wurden wieder viele Besucher aus der DDR erwartet, diese Mal wollte ich aber die Stadtverwaltung auf den Ansturm vorbereiten. Allerdings kam es hier zunächst zu einer Auseinandersetzung zwischen den Stadtverwaltungen Nürnbergs und Fürths. Nürnberg hatte die Stadt Fürth wissen lassen, dass sie die Hilfe aus Fürth nicht bräuchte, da sie den Ansturm der DDR-Besucher alleine bewerkstelligen könnten. Bürgermeister Wiedemann entgegnete seinen Nürnberger Kollegen, dass er dies für unmöglich halte, zumal der 1. FC Club in Gera für ein Spiel in Nürnberg am kommenden Wochenende 10.000 Freikarten verteilt hatte.[3] "Die Nürnberger konnten schon am vergangen Wochenende den Ansturm nicht bewältigen und baten uns um Hilfe ... wie wollen sie nun alleine mit zusätzlichen 10.000 Personen fertig werden?" Derartige Überheblichkeiten fand der Bürgermeister einfach "großkotzig" - er wisse zwar, dass die Nürnberger keine Wert darauf legen, dass wir etwas für sie tun, aber er fühle sich zu Nachbarschaftshilfe verpflichtetet, so die damalige Berichterstattung in den Fürther Nachrichten.[4] Deshalb wurden auf Weisung der Stadtverwaltung erneut das Sozialrathaus in der Hirschenstraße 27 zur Auszahlung des Begrüßungsgeldes am Samstag und Sonntag geöffnet. Zusätzlich öffnete die Stadtsparkassenfiliale im ehem. City-Center und die Hauptpost am Bahnhofsplatz. DDR-Besucher, die bereits zum 2. Mal nach Westdeutschland kamen, erhielten erneut ein Begrüßungsgeld in Höhe von 40 DM (vom Freistaat) und 20 DM (von der Kommune). Um einen Verkehrschaos entgegenwirken zu können, wurden im Verkehrsgroßraum Nürnberg-Fürth-Erlangen rund 1.000 Familienkarten kostenlos ausgegeben. Ebenfalls zur Diskussion stand die Öffnung der Einzelhandelsgeschäfte in der Fürther Innenstadt. Begonnen hatte die Diskussion die Händler der Nürnberger Innenstadt, die ihre Geschäfte vorallem auch am Sonntag öffnen wollten. Auch der Fürhter Einzelhandelsverband begrüßte die Öffnung der Geschäfte, allerdings sagte der damalige Sprecher des Einzelhandelsverbands Hans-Jürgen Haken, dass nicht alle öffnen werden, da die Nachfrage fast ausschließlich auf Südfrüchte, Textilien und technischen Geräten bestünde.[5]

An dem 2. Wochenende brach dann doch das erwartete Verkehrschaos in den süddeutschen Städten ein. Das Bonner Innenressort gab für Freitagn, den 17. November 1989 in Zahlen an, dass bis zur Abendstunde ca. 1 Mio DDR-Besucher sich im Westen befanden. In den Grenzstädten ging am Freitagvormittag bereits nichts mehr - es herrschte heilloses Chaos, die Parkflächen waren überfüllt und an der Grenze standen noch die Menschen in einem 70 km langen Korso - die Innenstädte waren übersät mit Warteschlangen der DDR-Bürger vor den Geschäften und Behörden. Ein Sprecher in Bayreuth meinte: Das ist echt Wahnsinn, dabei steht am Samstag und Sonntag noch ganz anderes bevor.[6] In Nürnberg und Fürth kamen bereits am Freitag kamen mit Sonderzügen mehrere 1.000 DDR-Besucher in die Region. Zuvor wurde in der örtlichen Presse berichtet, dass die grenznahen Städte wie Hof, Bayreuth oder Weiden bereits "leer gekauft" waren, so dass nun viele DDR-Besucher weiter Richtung Osten und Süden fahren - also auch Richtung Nürnberg und Fürth. Das Bay. Rote Kreuz rief die Bevölkerung auf, Notquartiere zur Verfügung zu stellen, da die 100 Notbetten in der Jahnturnhalle bei weitem nicht ausreichen würden.[7] Auch das BRK-Nürnberg rief die Bevölkerung um Hilfe auf, allerdings waren bereits ab 6.30 Uhr früh war das gesamte Haustelefonnetz zusammengebrochen und konnte erst wieder am späten Nachmittag repariert werden. Auch die Befürchtungen Wiedemanns bestätigten sich, dass nämlich die Stadtverwaltung Nürnberg dem Ansturm nicht gerecht werde konnte. Die Fürther Nachrichten schrieben bereits am Samtag, den 18. November über die chaotischen Verhältnisse in Nürnberg: Peinliche Warten - Stadt lässt Besucher aus der DDR in Stich. ... Die Verwaltung hat sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Eine Woche lang hieß es, nächste Woche werde sie Nägel mit Köpfen machen. Während dieser Woche haben die Verantwortlichen kaum mehr auf die Beine gebracht, als ein unzulängliches Faltblatt und Freifahrscheine für einen Tag, die noch dazu nur der bekommt, der sich sein Begrüßungsgeld abholt...OB Peter Schönlein hat erklärt, er wolle die DDR-Bürger nicht gängeln. Das erwartete auch niemand. Deshalb aber gleich auf jegliche Hilfe zu verzichten, ist genauso falsch.[8]

Am Freitag erhielten bis zum Nachmittag in Fürth über 100 Besucher im Sozialrathaus Begrüßungsgeld. Für das kommende Wochenende werden deutlich mehr Besucher erwartet. Das Hotel Forsthaus bot spontan fünf Doppelzimmer kostenlos für DDR-Touristen an, während die meisten anderen Besucher in den Notunterkünften des BRK Unterschlupf fanden. Die Spielvereinigung zeigte sich nicht ganz so spendabel wie der Club. Stadtionsprecher Bernhard Saller verteilte in einer Notunterkunft für Übersiedler in der Karolinenstraße rund 80 Freikarten für das "Landesliga-Spitzenspiel" gegen Passau an.

Doch wieder erwachten blieb der Zustrom der DDR-Besucher in Fürth fast gänzlich aus. Während in Nürnberg 40.000 Besucher die Stadt bevölkerten uns sich bereits ab 4:00 Uhr früh die Schlangen vor der Landeszentralbank für das Begrüßungsgeld bildeten, herrschte in Fürth fast gähnende Leere. Die Fürther Nachrichten schrieben: Während die DDR-Besucher am vergangen Wochenende wieder die grenznahen Städte oder auch Nürnberg massenhaft bevölkerten, musste man die Ostdeutschen in Fürth schon ziemlich suchen. Nur vereinzelt standen Trabis am Straßenrand, die Geschäfte hatten geschlossen, und auch die Angebote für Übernachtungen, die zwar zahlreich vorlagen, wurden nicht genutzt. [9] So schliefen in der Jahnturnhalle, in der über 100 Betten aufgestellt waren, lediglich von Freitag auf Samstag fünf DDR-Touristen. Auch die Begrüßungsgeldausgabe wurde zwar genutzt, war aber nach Bekunden der dort arbeiteten Angestellten bei weitem nicht Ausgelastet.

Am 20. November 1989 beschloss die Stadtverwaltung die freiwillige Zahlung von 20 DM als kommunales Begrüßungsgeld auszusetzen, für die DDR-Bürger, die bereits das zweite Mal in der BRD sind. Zuvor hatte bereits Nürnberg angekündigt, dies ebenfalls nicht mehr vorzunehmen. Erlangen zahlte bis dato 40 DM freiwillig aus der städtischen Kasse, aber mit Blick auf eine einheitliche Regelung im Ballungsraum stellte auch Erlangen mit Fürth gemeinsam die Zahlungen ein.[10] Bis dahin hatte die Stadt ca. 15.000 DM in den Städtischen Haushalten bereitgestellt, tatsächlich ausgezahlt wurden bis dahin 9.000 DM.

Am dritten Wochenende wurde bereits nur noch ein sog. "Jourdienst" mit verkürzten Öffnungszeiten angeboten. So konnten am Samstag die DDR-Besucher ihr Begrüßungsgeld am Sozialrathaus von 9 bis 12 Uhr abholen, und am Sonntag von 10 bis 11.30 Uhr. Mit einem neuen Ansturm wird erst wieder zur Eröffnung des Christkindelsmarkt in Nürnberg ab dem 4. Dezember 1989 gerechnet.

Nach den ersten chaotischen Tagen war die Grenzöffnung in Fürth kaum noch Gesprächsstoff für die örtliche Presse. Lediglich in der Stadtratssitzung am 6. Dezember 1989 rechtfertigte sich Oberbürgermeister Lichtenberg über seine dringliche Verfügung vom 17. November die Zahlung des kommunalen Begrüßungsgeldes von 20 DM eingestellt zu haben. Der Grüne bzw. Unabhängige Stadtrat Lothar Berthold schlug vor, sich seine Partnerstadt auf Augenhöhe in der ehem. DDR zu suchen und nannte auch gleich drei Städte, die seiner Meinung nach geeignet wären: Halle-Neustadt, Zwickau und Dessau. Lichtenberg erwiderte, dass Dessau und Zwickau bereits Partnerstädte im Westen hätten, lediglich Halle-Neustadt wäre noch nicht gebunden, so dass man diesen Vorschlag prüfen werde. Allerdings sind auf die gleiche Idee auch viele anderen Westdeutschen Städte gekommen, so dass viele DDR-Städte bereits "vergriffen" sind. Im Januar 1990 konnte dann doch noch eine vermeintliche Partnerstadt gefunden werden - der Kreis Aue nahm das Angebot der Stadt Fürth "dankend an". Dies verkündete zumindest der Oberbürgermeister den verdutzten Stadträten in der Stadtratssitzung am 10. Januar 1990. Lichtenberg las das Telegramm vor: Die Stadtregierung von Aue bedanke sich darin herzlich für das Interesse der Stadt Fürth an einer Partnerschaft und nimmt das Angebot dankend an. Gleichzeitig wird eine Delegation für den 12. Januar angekündigt.

Auch dies wusste die örtliche Presse zu berichten: Am 15. Dezember 1989 erhielt die Redaktion eine Weihnachtskarte, freigemacht mit 20 Ostpfennige. Auf ihr Stand: Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen wir allen Fürther Bürgern und danken für die herzliche Aufnahme in der Stadt Fürth". Die Karte stammte von der Familie Ursula und Rolf Baumgartl aus Karl-Marx-Stadt, dem heutigem Chemnitz.[11]

Ein Jahr später war das Thema den örtlichen Nachrichten lediglich eine kleine Schlagzeile wert; Ex und Hopp" hat ausgedient. Dabei handelte es sich um eine Glosse über einen liegen gebliebenen Trabi am Lohnertsportplatz aus Zwickau. Die Polizei hat das Auto bereits mit einem "roten Punkt" markiert, so dass der Abtransport lediglich noch eine Frage der Zeit ist.[12] Das Thema Wiedervereinigung findet sich an ansonsten im Lokalteil nicht wieder.

Erster Fernverkehr

Am Freitag, den 18. November 1989 um 9:02 Uhr hielt in Fürth der erste Zug auf Gleis 3 des Hauptbahnhofs, der auch in der ehem. DDR halt machte. Der Zug mit einer DB-Lokomotive und zehn DDR-Reichsbahn-Waggons kam von Ost-Berlin und fuhr planmäßig zum erstem als (mi 2 Minuten Verspätung) nach München, über Halle, Jena und Saalfeld. Der Zug fuhr nun täglich - mit Halt um 9:02 Uhr in Fürth - von Berlin nach München, Abends hielt er erneut um 20.36 Uhr in Fürth, dieses Mal Richtung Berlin. Zu den ersten Fahrgästen zählten Besucher aus der DDR, die ihre Verwandten am Stresemannplatz in Fürth mit einem Blumenstrauß besuchen wollten.

Symbolische Wiedervereinigung Nürnbergs und Fürth

Wiedervereinigungsfeier Nürnbergs und Fürth an der "ehem." Stadtgrenze, 1990
Pressemitteilung zur "Wiedervereinigung beider Städte"

Den letzten, wenn auch nicht wirklich ernst gemeinten, Versuch der "Wiedervereinigung" beider Städte unternahmen die Grünen im Jahr 1990 anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990. Hierzu luden die Grünen-Kreisverbände der Städte Fürth und Nürnberg zu einer Vereinigung der beiden Städte an die "ehem. Stadtgrenze" ein mit Freibier - um Nürnberg in Fürth-Ost umzutaufen. Das Motto der Veranstaltung lautete: "Jetzt wächst zusammen, was immer schon daneben war."[13] Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang, dass die Patrizier Brauerei hierzu ein 50-Liter-Fass Bier spendierte.[14]

Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung sagte anlässlich des 1000-jährigen Jubiläums der Stadt Fürth im Jahr 2007: Fürth habe in der Region zu einer selbständigen Stadt heranwachsen können und fühle sich heute neben Nürnberg sehr wohl. Sein Amtskollege aus Nürnberg, Oberbürgermeister Ulrich Maly erwiderte: Es ist gut, dass die Nürnberger ihre Identität in Nürnberg haben und die Fürther in Fürth.[15]

Lokalberichterstattung

hei: Der Trabi ist versichert - HUK-Verband begleicht Schäden, der DDR-Autos im Westen verursachen - Nummernschilder sind allerdings nirgends registriert - bis jetzt in Fürth aber noch kein Unfall bekannt. In: Fürther Nachrichten vom 8. November 1989, S. 45

  • di/hk: Mit Improvisation über Runden gerettet - Großer Ansturm aus der DDR auf Begrüßungsgeld überraschte am Wochenende die Behörden. Postler und Sozialamtsmitarbeiter opferten ihre Freizeit - VAG setzte Sonderbusse ein - Disziplin in den Ausgabestellen. In: Fürther Nachrichten vom 13. November 1989, S. 37
  • hei: Am Sonntag wird wieder ausbezahlt. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47
  • wst: DDR-Partnerstädte sind "schnell vergriffen". In: Fürther Nachrichten vom 7. Dezember 1989, S. 49

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. di: Mit neuer Hoffnung - aktuelle Lage in DDR bestimmte die Reden. In: Fürther Nachrichten vom 13. November 1989, S. 37
  2. di: Ausreisestrom beunruhigt Wohlfahrtsverbände - Große Aufgabe aber keine Lobby. In: Fürther Nachrichten vom 13. November 1989, S. 39
  3. Anmerkung: Der Club spielte am 17. November 1989 vor heimischen Publikum gegen den 1. FC. Kaiserslautern 0:0,womit nicht nur die 10.000 DDR-Besucher eher unzufrieden waren, also auch die 20.000 zahlenden Nürnberger Gäste.
  4. hei: Am Sonntag wird wieder ausbezahlt - Post, Sparkasse und das Sozialamt öffnen. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47
  5. hei: Am Sonntag wird wieder ausgezahlt. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47
  6. FN: Der Ansturm bricht alle Rekorde. Schon vormittags waren die nordbayerischen Grenzstädte total dicht - Mindestens 20.000 Besucher in Nürnberg. In: Fürther Nachrichten vom 18./ 19. November 1989, S. 1
  7. fn: Quatiere gesucht - Sonderdienst für Besucher aus der DDR. In: Fürther Nachrichten vom 17. November 1989, S. 37
  8. Roland Englisch: Der Kommentar - Peinliches Warten. In: Fürther Nachrichten vom 18./19. November 1989, S. 14
  9. noa: DDR-Besucher machten sich rar. In: Fürther Nachrichten vom 20. November 1989, S. 39
  10. noa: Kein Extra-Geld von der Stadt - DDR-Bürger, die das zweite Mal in der BRD sind, bekommen nur 40 DM. In: Fürther Nachrichten vom 21. November 1989, S. 29
  11. fn: Rund um den Trabi - auch das noch. In: Fürther Nachrichten vom 16./ 17. November 1989, S. 45
  12. Fn: Ex und Hopp hat ausgedient. In: Fürther Nachrichten vom 8. November 1990, S. 41
  13. Die Grünen, Kreisverband Fürth & Nürnberg, Pressemitteilung vom 1. Oktober 1990
  14. Die Grünen, Kreisverband Fürth, Rundbrief Januar 1991, S. 24
  15. Bay. Fernsehen - im Internet (Stand: 21.12.12, 20:37 Uhr)

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