Die Epitaphien in St. Peter und Paul
Die Loeffelholz-Totenschilde
Zwei Totenschilde der Familie Loeffelholz hängen an der Chorsüdwand der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul. Beide sind im eigentlichen Sinne Erinnerungstafeln, weil die Toten anderenorts begraben sind. Durch ein Totenschild ist das verstorbene Familienmitglied weiterhin in der Gemeinschaft dabei und behält seinen Platz unter den Lebenden. Außerdem wird an den Totenschilden sichtbar, wie weit sich die Träger der Gesellschaft stets mit „ihrer“ Kirche verbunden fühlten. Zudem war es ein Privileg, Totenschilde aufzuhängen, das man wahrnahm, um die herausgehobene gesellschaftliche Stellung zu demonstrieren.
Die Beziehungen der Familie Loeffelholz zum Ort Poppenreuth gehen auf das Jahr 1507 zurück. In diesem Jahr kaufte Thomas Loeffelholz zwei Halbhöfe und fünf Güter in Poppenreuth. Dabei handelte es sich um ehemalige bischöflich-würzburgische Lehen. Im Jahr 1521 löste die Familie Loeffelholz auch noch den Lehensanteil der Herren von Thunfeld ab. Der Würzburger Bischof besaß die Lehen nur zu einem Drittel, die anderen zwei Drittel gehörten aber dem ritterlichen Geschlecht von Thunfeld, die im Steigerwald in Oberscheinfeld, bzw. Walsdorf ansässig waren. - Nachdem die Familie Loeffelholz in Nürnberg das Bürgerrecht besaß, unterstanden deren Poppenreuther Lehens-Bauern fortan der Nürnberger Ratsherrschaft in Steuer- und Gerichtsangelegenheiten. [1]
Epitaph des Schlossherrn von Steinach
Burkhard Loeffelholz I. erwarb schließlich 1658 das Gut Steinach von der Familie Pömer und baute das durch die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges völlig darnieder liegende Haus zu einem typischen Herrensitz im Knoblauchsland aus. Damit war die Linie „Loeffelholz von Colberg auf Steinach“ begründet. Steinach gehörte zu jener Zeit zum Pfarrsprengel Poppenreuth. Die Auspfarrung Steinachs nach Großgründlach erfolgte erst 1861 auf Wunsch der Ortsgemeinde. Der Kauf des Hauses in Steinach mag auch mit der Ehefrau des Burkhard Loeffelholz Anna Susanna Schwab zusammenhängen, deren Familie den auf Sichtweite benachbarten Herrensitz in Bislohe innehatte.
Bei dem Totenschild des Georg Burkhard Loeffelholz II.(1636-1714) handelt es sich um das 2003 zurückerworbene Schild. Bei der Kirchenrenovierung 1859 war es aussortiert worden. Nach einer Absenz von 144 Jahren tauchte es bei einer Auktion im Münchner Kunsthandel wieder auf. [2]
Dort konnte es erworben und dann zu den kirchlichen Ausstattungsgegenständen der Kirche zurückgestellt werden. Georg Burkhard war Sohn des Burkhard Loeffelholz, des Käufers von Steinach. Die Inschrift auf dem Totenschild lautet:
A.C. 1714 d. 16. Sept. verschied
der hochedelgebohrne Herr Georg Burkhard
Löffelholz von Colberg auf Stainach ∞ Vor-
derster Amptman des Walds Laurentii und
Ober-Richter des kaiserl. befreyten Forst und
Zeidel-Gerichts zu Feucht / deßen Seele
Gott genädig seiin wolle
Von Georg Burkhard Loeffelholz ist besonders seine Kavaliersreise erwähnenswert. Bereits als 15-jähriger reiste er mit dem schwedischen Grafen Oxenstierna nach Dänemark und Schweden, ging von dort zurück nach Frankfurt und 1653 nach Prag an den kaiserlichen Hof, später nach Holland, England und Frankreich und kam 1658 wieder zurück nach Hause. Bevor er dann Amtmann des Sebalder und später des Lorenzer Reichswaldes wurde, begab er sich 1659 nochmals auf Reisen, nach Sachsen, nach Wien an den kaiserlichen und schließlich an den Kurmainzischen Hof. Da seine Frau ebenfalls eine geborene Loeffelholz war (Maria Regina Loeffelholz von Kolberg), ist auf Abbildungen bzw. auf seinem Totenschild ausschließlich das Loeffelholzische Familienwappen, aufgeteilt in Wappen und Helmzier bei der Frauen- und Männerseite zu sehen.
Georg Burkhard Loeffelholz hatte in Nürnberg seine Stadtwohnung am Fischbach, der zur Lorenzer Stadtseite gehörte. Deswegen wurde seine Bestattung auch in den Lorenzer Sterbebüchern vermerkt. Dort sind nicht nur die vom Totenschild bekannten Titel des Oberamtmanns des Lorenzer Reichswaldes und Oberrichters des Feuchter Forst- und Zeidelgerichtes erwähnt, sondern auch, dass es sich bei der Bestattung um eine „Dreierleich“ handelte, also um das teuerste Begräbnis, das in Nürnberg angeboten wurde. Bei dieser standesgemäßen Zeremonie waren acht Pfarrherren und ein Schulchor anwesend. Selbstverständlich wurde auch eine angemessene Leichenpredigt gehalten. Beerdigt wurde Georg Burkhard fünf Tage nach seinem Tode am 21. September 1714 auf dem Johannisfriedhof, der seinerzeit in die Zuständigkeit von St. Sebald fiel. Dort kam er in das Grab seines Vaters Burkhard Loeffelholz. [3]
Epitaph des Gefallenen aus den Türkenkriegen
Das zweite Totenschild erinnerte an Georg Friedrich Loeffelholz, den Sohn des oben genannten Georg Burkhard. Es ist eine Nachbildung, da das Original genauso aussortiert worden war wie das Totenschild von Georg Burkhard Loeffelholz. Die Nachbildung geschah 1984 im Nürnberger Typus nach der Normierungsverordnung von 1495. [4]
Georg Friedrich Loeffelholz wurde 1668 geboren, ging frühzeitig in kaiserliche Kriegsdienste und kam in einer der großen Türkenschlachten bei Szalankemen (auch Slankamen) im heutigen Nordserbien am 19. August 1691 ums Leben. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden war 1689 zum Oberbefehlshaber an der Türkenfront ernannt worden. Für den geplanten Feldzug des Jahres 1691 wurden 20 000 neue Soldaten angeworben und das Heer zusätzlich durch Bündnistruppen aus Bayern (2 000 Mann) und Preußen (6 000 Mann) unterstützt. Unter den Angeworbenen befand sich auch Georg Friedrich Loeffelholz, der im Beckischen/Berekischen („Bielckischen“ – vgl Theatrum Europaeum, Bd 14, 1702 S. 7 zum Jahr 1691) Regiment als Fähnrich in Diensten stand. In jener Schlacht gegenüber der Theißmündung, die zu den entscheidenden Schlachten des Türkenkrieges zählt, konnte sich auch Georg Wilhelm Loeffelholz als Kaiserlicher Oberstleutnant und Kommandant des Huschinschen (möglicherweise Lesefehler: „Honschinschen“) Regimentes besonders auszeichnen.[5] Die Schlacht von Slankamen war eine taktische Meisterleistung. Sie war dem persönlichen Einsatz Ludwig Wilhelms ebenso wie der aufkommenden Lineartaktik zu verdanken. Die dünnere Staffelung von mit Gewehren bewaffneten Soldaten in langen Reihen nebeneinander und die dadurch erzeugte höhere Mobilität ermöglichten es, die zahlenmäßige Unterlegenheit auszugleichen. Die Verluste waren auf beiden Seiten groß. Neben 20 000-25 000 Türken blieben auch 5 000 Kaiserliche auf dem Schlachtfeld. Gute Aufzeichnungen dazu finden sich im badischen Landesmuseum in Karlsruhe zur sog. [Türkenbeute].
Der Text dieses Totenschildes ist nun etwas verkürzt wiedergegeben und lautet im Original:
Im Jahr Christi 1691 den 19. August ver-
schied der Hoch-Edelgebohrene Georg
Friedrich Löffelholz von Colberg und
Steinach Kais. Fähndrich unter dem
Hochlöblichen Berekischen Regiment
Leib Compagnie in der Schlacht bey
Salenkemen in Ungarn dem Gott
Eine fröhliche Aufferstehung ver-
leihen wolle
Zwei Pfarrer-Epitaphien
Gustav Georg Zeltner
An der Nordostecke des Kirchenschiffes hängen zwei weitere Epitaphien. Sie sind heute in der Nähe des Taufsteines angebracht.
Zum einen handelt es sich um den Bronzeguss, der auf dem Liegestein des ehemaligen Zeltner-Grabes zu finden war. Pfarrer Gustav Georg Zeltner war seit 1730 Pfarrer in Poppenreuth und starb dort am 20. Juli 1738. Nach der Auflassung des Friedhofs auf dem Kirchhof von St. Peter und Paul hing dieser Bronzegrabplatte unterhalb des ersten Fensters rechts neben dem Südeingang. Heute befindet sie sich als Epitaph im Inneren der Kirche an der Ostwand neben dem Taufstein. Gekennzeichnet ist sie durch ein Christuslamm mit Oster/Auferstehungsfahne, das auf den geistlichen Beruf eines Pfarrers hinweist.
Justus Rösner
Der zweite Bronzeguss ist eine Replik der Grabplatte von Justus Rösner. Das Original befindet sich heute noch als Grabplatte auf dem Liegstein am Johannisfriedhof. Dort ist das Rösnergrab in der Nähe der Holzschuherkapelle und hat die Nummer 1216. Seine Grabplatte kennzeichnet den evangelischen Pfarrberuf als Altarsakrament in beiderlei Gestalt mit Kelch und Hostie. Rösners Amtszeit begann in Poppenreuth 1628 und war in der heißen Phase des Dreißigjährigen Krieges. Er starb am 2. Januar 1658.
Siehe auch
- Kirche St. Peter und Paul
- Poppenreuth
- Gravur auf Boden der Abendmahlskanne von Georg Burkhard Loeffelholz 1727
Weblinks
- Portrait des Käufer von Steinach Burkhard Loeffelholz I.
- Portrait von Georg Burkhard Loeffelholz II.
- Sammlung Karlsruher Türkenbeute im internet
Bilder
Das Totenschild von Georg Friedrich Loeffelholz, das 1859 aussortiert wurde. Das Bild stammt von dem Maler Johann Georg Rau, der in der vorfotografischen Periode beauftragt wurde alle Loefelholzstiftungen "abzukonterfeien". Zu Maler Rau vgl. Künstlerlexikon Thieme–Becker, Band 28, 1934, Artikel zu Johann Georg Rau; S. 35.
Einzelnachweise
- ↑ Christian Schmidt-Scheer: ‘‘“Die Poppenreuther Kirche in der Barockzeit - Loeffelholzstiftungen für St. Peter und Paul“‘‘ in: Fürther Geschichtsblätter, 1/2004, S. 4
- ↑ Im Jahr 2003 tauchte im Kunsthandel ein Loeffelholz-Totenschild von 1714 auf. Dieses Totenschild wurde von einem Schweizer Fabrikanten aus Herisau in eine Auktion eingestellt. Aufgrund alter Kirchenbeschreibungen und Übereinstimmungen mit dem Loeffelholz-Stammbuch (L-S) konnte dieses Totenschild als altes Ausstattungstück der Poppenreuther Kirche bestimmt werden.
- ↑ Grab Nr. D 27 (heute D 27 a, siehe laut Wilhelm Schwemmer, Die Stadt Nürnberg, München 1982, unv. Nachdruck der 2. Aufl. von 1977; S. 459). Damit ist ein für allemal die irrige Meinung widerlegt, dass Burkhard Loeffelholz und sein Sohn Georg Burkhard Loeffelholz im Chor der Poppenreuther Kirche bestattet sind. Diese Ansicht wurde seit dem Buch von Paulus Ewald, Geschichte der Pfarrei Poppenreuth, immer wieder traktiert. Das Sterbedatum von Burkhard Loeffelholz ist 1675 und nicht 1683, wie Werner Sprung, „Der Weiler und das Schößchen Steinach bei Fürth“, in: Fürther Heimatblätter 1958, S. 8., angibt.
- ↑ Totenschilde waren auch Gegenstand innerstädtischer Macht- und Rangkämpfe. Der Rat der Stadt musste manchmal regelnd eingreifen, so z. B. in Nürnberg 1495, als per Verordnung die Totenschilde normiert wurden, um Streit um Äußerlichkeiten der Darstellung zu unterbinden. Diese Regelung hielt in Nürnberg aber nur rund ein halbes Jahrhundert vor, bis die Monotonie beendet wurde.
- ↑ vgl. Loeffelholz-Stammbuch „Poppenreuther Ausführungen“ S. 6