Ferdinand Vitzethum
- Vorname
- Ferdinand
- Nachname
- Vitzethum
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 16. April 1903
- Geburtsort
- Fürth
- Todesdatum
- 7. August 1968
- Todesort
- Fürth
- Beruf
- Fotograf
Person | Verwandtschaftsgrad |
---|---|
Anna Braun | Schwester |
Emilie Vitzethum | Ehefrau |
Heinrich Vitzethum | Onkel |
Ferdinand Vitzethum (geb. 16. April 1903 in Fürth, gest. 7. August 1968 in Fürth/Krankenhaus) war ein bekannter Fürther Hobbyfotograf, der das Gesicht seiner Heimatstadt in zahlreichen, sorgsam ausgewählten und oftmals farbigen Fotos dokumentierte und so der Nachwelt bewahrte.
Leben und Wirken
Über das Leben Vitzethums ist nur wenig bekannt. In der Publikation "Fürther Meisterfotos" werden Teilaspekte aus seinem Leben rekonstruiert bzw. ein Nachruf zu seinem Tod zitiert. Aus diesen geht hervor, dass Vitzethum stets unverheiratet blieb. Eine allzu strenge Mutter hätte dies stets zu verhindern gewusst.[1] Allerdings hatte er eine langjährige Freundin, die er häufig auf seinen Fotos mit ablichtete. Diese wurde fast jahrzehntelang mit der Fürther Künstlerin Gudrun Kunstmann verwechselt, da man bei dem Foto mit dem Kunstwerk der Bremer Stadtmusikanten im Stadtpark in der "unbekannten Schönen" stets die Künstlerin vermutete.[2] Tatsächlich abgebildet ist wohl die langjährige Freundin, mit der Ferdinand Vitzethum auch einen unehelichen Sohn namens Kurt hatte. Von dessen Existenz erfuhr die Öffentlichkeit (inkl. Familie) erst bei seiner Beerdigung. Insbesondere die ungeheuerliche äußerliche Ähnlichkeit mit seinem Vater muss bei der Beerdigung zu einiger Irritation geführt haben.[3]
Vom Lokalhistoriker Peter Frank liegen andere Rechercheergebnisse vor. Demnach hat Ferdinand Vitzethum am 11. Februar 1942 in Nürnberg Emilie Stauber geheiratet. Beide wohnten in Nürnberg. Allerdings trennte sich Vitzethum von seiner Frau nach wenigen Jahren wieder; die Ehe wurde geschieden. Demnach war der Sohn Kurt nicht unehelich.[4]
Beruflich war Vitzethum in der ehem. Optischen Fabrik Winter (heute: UVEX) beschäftigt, dessen Firmengeschichte er auch stets mit der Kamera begleitete.[3] Auch wenn er den meisten Fürthern als Fotograf in Erinnerung geblieben ist, so war er doch "nur" ein höchst ambitionierter "Hobbyfotograf", der die Stadtgeschichte weit über 30 Jahre verfolgte. Seine ersten Aufnahmen entstanden mit einer Plattenkamera der Firma C. F. Foth & Co. Optisch-Mechanische Anstalt aus der Modellreihe Foth-Flex mit 6x9-Glasnegativen.[5] Dem Nachruf zufolge nahm er sich für seine Motive sehr viel Zeit, zum Teil "schlich" er tagelang um das besagte Motiv, bis die Sonne richtig stand, der Schatten richtig fiel und alles für ihn passte. Neben der Fotografie war Vitzethum auch ein Faschingsnarr. Mit viel Fantasie gestaltete er selbst zum Teil fast groteske Verkleidungen und dokumentierte dies mit seiner Kamera.[6]
Am 7. August 1968 starb Vitzethum im Alter von 65 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls, den er in der Karolinenstraße erlitt.[6]
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Sonstiges
Ferdinand Vitzethum hat, neben einigen wenigen anderen Fürther Fotografen, auch die Zeit während des Nationalsozialismus in Fürth fotografisch dokumentiert. So fotografierte er immer wieder Aufmärsche und Aufzüge der NSDAP in Fürth, hielt die mit Hakenkreuzen beflaggten Straßen dokumentarisch mehrfach fest, oder fotografierte auch die abgebrannte Synagoge in der Altstadt nach der sog. "Reichskristallnacht". Während manche Chronisten in Vitzethum eher einen unbestechlichen Beobachter seiner Zeit sehen - könnte man im Gegenzug auch die Frage stellen, wieviel Distanz tatsächlich zum bestehenden NS-Regime da war, wenn ein Fotograf - in der Qualität und Nähe - zum Teil politisch höchst umstrittene Aufnahmen anfertigen konnte? Wie wahrscheinlich war eine gebotene Distanz zu den Herrschenden tatsächlich vorhanden, wenn Vitzethum gleichzeitig mit seiner Kamera den NS-Machthabern doch sehr "nah kommen" durfte?
Befeuert wurde diese Diskussion auch durch die 2018 bei Twitter veröffentlichten Aufnahmen der Pogromnacht 1938 in Fürth und Nürnberg, bei der Aufnahmen u. a. von dem Fürther Fotografen Fritz Wolkenstörfer und seinem Nürnberger Kollegen Karl Neubauer zu sehen sind. Die in Amerika lebende Elisheva Avital hatte in dem Nachlass ihres verstorbenen Großvaters zwei Fotoalben gefunden, in der die Pogromnacht zum Teil mit höchst verstörenden Bildern festgehalten wurde.[7][8] Ferdinand Vitzethum, so die Vermutung einiger, sei als Fotograf auf einem der Bilder zu erkennen. Dabei sei zu erkennen, wie offensichtlich das Ladengeschäft eines vermutlich jüdischen Inhabers in Nürnberg durch einen NS-Schergen zerstört wird. Die Passanten und Beobachter scheint dies zu amüsieren - so auch Ferdinand Vitzethum - den einige in der Menge ausgemacht haben wollen.[9] Inwieweit es sich tatsächlich bei der Person um Vitzethum handelt - und wie sein politisches Verhältnis gegenüber dem NS-Regime stand - ist aktuell nicht bekannt und somit höchst spekulativ.
Literatur
- Fürther Meisterfotos - "Die schönsten Fotografien von Ferdinand Vitzethum", Fürth, 1995, Städtebilder Verlag, 71 S., ISBN 3-927347-33-7
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Thomas Schreiner: Fürther Meisterfotos. Städtebilder Verlag Fürth, 1995, S. 7 ff.
- ↑ Thomas Schreiner: Fürther Meisterfotos. Städtebilder Verlag Fürth, 1995, S. 62
- ↑ 3,0 3,1 Thomas Schreiner: Fürther Meisterfotos. Städtebilder Verlag Fürth, 1995, S. 8
- ↑ Rechercheergebnisse Peter Frank (nach Standesamts-Unterlagen)
- ↑ Wikipedia: C. F. Foth & Co Optisch-Mechanische Anstalt
- ↑ 6,0 6,1 Thomas Schreiner: Fürther Meisterfotos. Städtebilder Verlag Fürth, 1995, S. 7
- ↑ Elisheva Avital Twitter, online abgerufen am 21. November 2020 | 17:13 Uhr - online abrufbar
- ↑ Chajms Sicht: Unfassbare Bilder der Pogromnacht, online abgerufen am 21. November 2020 | 17:12 Uhr - online abrufbar
- ↑ Gelsenzentrum - Portal für Stadt- und Zeitgeschichte, online abgerufen am 21. November 2020 | 17:15 Uhr - online abrufbar
Bilder
Unbekannte "Schöne", Emilie Vitzethum - Ehefrau des Fotografen Ferdinand Vitzethum, vor den Bremer Stadtmusikanten von Gudrun Kunstmann (Plastik im Stadtpark), ca. 1955
Einweihung Kirche St. Martin, 22. Oktober 1950; Bildmitte Landesbischof Hans Meiser, links OKR Julius Schieder, rechts Dekan Rudolf Fürst; Kolorierte Aufnahme von Ferdinand Vitzethum
Werke
Einweihung Kleine Mainau 1961 mit Trinktempel, Aussichtspavillon und Weiher
Gelände mit Bombentrichter an der heutigen Kleinen Mainau nach dem 2. Weltkrieg, Mai 1951 – im Hintergrund Gebäude an der Dammstraße, dahinter die Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul
Einweihung Kirche St. Martin, 22. Oktober 1950; Bildmitte Landesbischof Hans Meiser, links OKR Julius Schieder, rechts Dekan Rudolf Fürst; Kolorierte Aufnahme von Ferdinand Vitzethum
Blick von der Regnitz nach Stadeln, rechts Teil der Stadelner Brücke, damals noch Heubrücke, mit Panzerstraße 1936