Auf der Seite Menschen in Fürth zeigen wir Ihnen Poträtaufnahmen aus der Zeit zwischen 1860 und ca. 1920. Die Aufnahmen wurden allesamt in Fürther Fotostudios vorgenommen, deren Anzahl in diesem Zeitraum stark schwankt. Hier sind insbesondere die künstlerischen photographischen Ateliers der Familie Schildknecht zu nennen, genauso wie die Ateliers Carl Kanterseter, Geb. Harren oder das Atelier Hahn & Kichgeorg.
Fotografien sind meist an Veranstaltungen wie der Kirchweih entstanden, Ansichtskarte um 1900 mit Hinweis auf "Messphotograph mit Amerikanischen Schnell-Photogarphie"
Gemein hatten sie alle, dass sie sich meist in unmittelbarer innenstädtischer Lage befanden und die Inhaber häufig als Maler ihre Karriere begannen. Mit dem raschen technischen Fortschritt ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Porträtmalerei durch die Fotografie zunehmend abgelöst. Dabei etablierte sich ab 1860 die sog. Carte de Visite (CdV), eine Fotografie im Visitenkartenformat von ca. 6 x 9 cm, was wesentlich zur Popularität der Fotografie gegen Ende des 19. Jahrhunderts beitrug. Der Trend der "Visitenkarte" hielt sich noch bis ca. 1915 und verlief sich im Laufe der Zeit, vermutlich auch durch die gesellschaftlichen Auswirkungen des 1. Weltkrieges. Parallel zu den Cartes de Visite gab es noch das sog. Kabinettformat. Das Format dieser Fotografie war meist ca. 10 x 15 cm und zeigte in der Regel mehrere Personen auf einem Foto.[1]
Werbung für den Fotografen auf der Rückseite (Revers)
Ein anfänglich noch sehr zeit- und kostspieliges Unterfangen wurde durch gezielte Forschung ab 1860 ein Phänomen der Massen. Insbesondere die Entwicklung von lichtstarken Objektiven und zunehmend kompakteren Kameras sowie kostengünstigen Bildträgern auf sog. "albuminisiertem Papier" ermöglichten bald eine massenhafte und für den Endverbraucher günstige Anwendung. Während noch 1880 eine entsprechende Fotografie mit sechs Abzügen ca. 2,50 Mark kostete, was dem Tageslohn eines durchschnittlichen Arbeiters zu dieser Zeit entsprach, sanken die Preise bis zum Ende des Jahrhunderts dramatisch, so dass 20 Jahre später die Carte de Visite ein Massenphänomen darstellte. Einige Forschungsarbeiten über dieses Phänomen belegen, dass bereits Ende des 19. Jahrhunderts jährlich bis zu 100 Mio. dieser Visitenkarten produziert wurden.[2]
Als Beleg dafür, wer die Fotografie angefertigt hatte, dient meist die Rückseite der Fotografie. Auf dem sog. Revers warben die Fotografen häufig für ihr Können. Neben der Angabe des Namens und der Adresse fanden sich häufig auch sog. verkaufsfördernde Prädikate wie die Bezeichnung des "Hof-Photographen" mit entsprechenden Abbildungen des Wappens eines Herrscherhauses. Alternativ wurden auch Auszeichnungen und Medaillen abgebildet, um das eigene Können besser in den Vordergrund zu stellen.
Altersbestimmung
Die ersten Visitenkarten entstanden in Frankreich zwischen 1850 und 1860. Ab wann diese Form der Fotografie auch in Fürth angeboten wurde, ist aktuell nicht ganz geklärt. Allerdings ist belegt, dass sich die Gebrüder Kuhn mit dem Thema der Photographie schon sehr frühzeitig (1844) in Fürth beschäftigten, so dass man davon ausgehen kann, dass auch dieser Trend nicht spurlos an Fürth vorbei gegangen ist. Die erste datierte Visitenkarte aus Fürth ist mit der Hand auf der Rückseite auf 1876 datiert, allerdings kann anhand verschiedener Kriterien belegt werden, dass viele der hier abgebildeten Karten zum Teil deutlich älter sind als aus dem Jahr 1876.
Das Alter der Visitenkarten kann mit Hilfe verschiedener Merkmale zeitlich zuordnet werden. Hierzu müssen folgende Aspekte berücksichtigt werden (Reihenfolge nach Wichtigkeit):
Die Kartons, auf denen das jeweilige Foto aufgebracht war, wurde in der Regel von spezialisierten Händlern den Fotografen zur Verfügung gestellt.[4] In der Frühphase der Visitenkarten war der Karton meist von minderer Qualität und ca. 0,4 mm stark, meist von Hand beschnitten. Allerdings nahm im Lauf der Zeit die Stärke des Kartons ab. Eine Studie zur Identifikation und Datierung von Fotos aus dem Jahr 2006 besagt, dass die Stärke der Kartons pro Jahrzehnt um ca. 0,1 mm abnahm.[5] Diese Regel gilt insbesondere für die kleinformatigen Visitenkarten (9x6 cm).
Ein weiteres Indiz für die Datierung sind die Kartonecken. Bis 1870 waren die meisten Kartons eckig, erst ab 1870 wurden die Kanten abgerundet, damit die Karten weniger anfällig wurden für Beschädigungen. Ein weiteres Indiz zur Feststellung des Alters kann die Größe darstellen. Je besser die Technik wurde, desto schärfer und größer wurden die Fotos. Die ersten Fotos Anfang der 1860er Jahre waren meist nur wenige Zentimeter groß, spätestens ab 1874 waren bereits vollformatige Karten möglich. Auch der Bildhintergrund kann auf eine Zeitepoche hinweisen, so wurden anfänglich keine Gegenstände wie Stühle oder Tische verwendet. Gegen 1870 wurden die ersten Objekte als Deko mit abgelichtet. Um die Jahrhundertwende waren durchaus vollständige Kulissen keine Seltenheit. Letztes Indiz zur Altersbestimmung ist natürlich auch immer die abgebildete Mode, bestimmbar anhand der Kleidung, aber auch am Schmuck und an den Frisuren.
Anhand dieser Kriterien kann man folglich den Rückschluss ziehen, dass die ersten Visitenkarten in Fürth bereits in den 1860er Jahren entstanden sein müssen. Das "ovale Motiv" einer porträtierten Person war bereits ein typisches Zeichen der 1870er Jahre.
Literatur
Fotograf auf der Fürther Kirchweih - Symbolbild, um 1900
Helmut Gernsheim: Die Portraitphotographie – eine neue Industrie. Anspruch und Kritik. Wegbereiter der Kunstphotographie. Das Cliché verre und Das Visitenkartenporträt. Disdéri und die Folgen. Höhepunkte der „Kartomanie“. In: ders.: Geschichte der Photographie. Die ersten hundert Jahre. Propyläen: Frankfurt a. M., Berlin und Wien 1983, S. 285–292 und 355–368
Die Einführung der Visitkarten-Photographie. Josef Maria Eder: Geschichte der Photographie, 1. Band, 4. Aufl., Verlag Wilhelm Knapp, Halle/Saale, 1932, S. 487 ff.
↑Wikipedia: Visitformat, online abgerufen am 4. April 2019 | 7:35 Uhr - online
↑Das Photoalbum 1858–1918. Ausstellungskatalog, Stadtmuseum München, München 1975, S. 90–94
↑Phototree Homepage, online abgerufen am 5. April 2019 | 16:49 Uhr - in englischer Sprache - online
↑Christa Pieske: Das ABC des Luxuspapiers. Herstellung, Verarbeitung und Gebrauch 1860–1930. Reimer, Berlin 1984, ISBN 3-496-01023-1, S. 221
↑Timm Starl: Hinter den Bildern. Zur Datierung und Identifizierung von Fotografien der Jahre 1839 bis 1945. In: Fotogeschichte. Band 26, Nr. 99. Jonas Verlag, Marburg März 2006, S. 17
Bilder
Konfirmationsfeier Fam. Schaack in der Kirche St. Martin am 23.03.1975
Schulklasse mit Hedwig Steinhäuser als Lehrerin, ca. 1960
Schulklasse mit Hedwig Steinhäuser als Lehrerin, ca. 1955
Schulklasse mit Hedwig Steinhäuser als Lehrerin, ca. 1955
Ein Familienfoto der Familie Pietsch aus Stadeln 1952 vom Atelier L. Brabletz. Bei der vorherigen Fotos von 1927 und 1929 hieß das Atelier noch Brabletz & Hofmann, könnte evtl. der Sohn sein.
Hedwig Steinhäuser (rechts im Bild mit weißer Bluse) bei einer Veranstaltung, ca. 1950
Die Lehrerin Hedwig Steinhäuser (rechts) mit Klasse, ca. 1950
Sportklasse mit Hedwig Steinhäuser Bildmitte oben, ca. 1950
Hedwig Steinhäuser, geb. Reichel im Fotostudio Krehn, ca. 1944
Pilot Hans Hautsch, ca. 1942
Hedwig Steinhäuser, geb. Reichel im Fotostudio Krehn, ca. 1940
Unbekannter Soldat aus der Familie Reichel im Fotostudio Stöhr, ca. 1940
Unbekannte Person aus der Familie Reichel im Fotostudio Stöhr (koloriert), ca. 1940
Bild eines jungen Manns mit Buch, ca. 1940
Atelier Hans Schran Aufnahme von 1940
Unbekanntes Gruppenbild aus der Familie Reichel im Fotostudio Stöhr, ca. 1940
Urlaubsbild der Familie Reichel, links an der Fahrertür die junge Hedwig Reichel, später verheiratete Steinhäuser, ca. 1935
Hedwig Steinhäuser, geb. Reichel, ca. 1933
Mutter mit ihren Kindern im Photoatelier von Johannes Schran, ca. 1930
Babette Vogel, ca. 1930
Aufnahme eines Kindes vor dem Hauptportal der ehem. Hauptsynagoge, ca. 1930
Geschwister im Photoatelier von Johannes Schran, ca. 1930
Junger Mann mit Bürstenhaarschnitt, ca. 1930
Der sog. "Club der Weiberfeinde", Soldaten im Dienstzimmer im Jahr 1929
Hedwig Steinhäuer, geb. Reichel als junges Kind, 1929
Konfirmation von Käte Fischer am 26. März 1927 in Poppenreuth, wohnhaft im "Schwarzen Adler" vom Fotoatelier H. König Fürth
Konfirmandin im Atelier Kintschel, 1923
Unbekannte Gruppe aus Männer aus der Familie Reichel - handschriftlicher Vermerk auf der Rückseite: Flugplatz 1923
Ehepaar Georg und Hanna, aufgenommen 1922
Ehepaar in der ehem. Weinstraße - heute Rudolf-Breitscheid-Straße - laut Beschriftung auf der Rückseite Fam. Biermann, ca. 1920
Männer Porträts, ca. 1920
Schulklasse um 1920
Gruppenaufnahme eines Tanzkurses um 1920
Photo von Otto Bischoff in der Schwabacher Straße 5, ca. 1920
Babette Vogel, ca. 1920
Ehepaar im Atelier Stöhr mit zwei Kindern und Hut, ca. 1920
Familie Reichel im Fotostudio Bischoff, ca. 1920
Rückseite einer Photokarte aus dem Atelier G. A. Kurth, ca. 1920
Familie Reichel vor dem unbekannte Soldatendenkmal der Gefallenen des 1. Weltkrieges, ca. 1920
Ansichtskarte des Soldaten Rössner aus Frankreich an seine Familie in Fürth, gel. 1918
Fotoaufnahme aus dem Atelier Samson & Co. ca. 1918
Arbeiterin (Fr. Schuster) mit Schutzkleidung für das Pulvermagazin in der Schwabacher Straße, 1917
Soldat im Ersten Weltkrieg, ca. 1916
Drei Soldaten während des 1. Weltkrieges in Fürth - mit Zigarren, gel. 1915
Soldaten während des 1. Weltkrieges in Fürth auf einer Ansichtskarte, April 1915
Postkarte mit Porträt von "Ernst Lucker", gel. 1915
2 Soldaten im Photoatelier, ca. 1915
Gruppe mit jungen Männer bzw. Soldaten, vermutlich während des 1. Weltkrieges, ca. 1915
Soldaten im Lazarett während des 1. Weltkrieges, ca. 1915
Frauen-Fotoporträt um 1915
Frauen-Fotoporträt um 1915
Soldaten im Lazarett während des 1. Weltkrieges, ca. 1915
Soldaten und junge Männer, ca. 1915
Soldaten im Lazarett während des 1. Weltkrieges - Kind mit Tafelaufschirft: Zur Erinnerung, ca. 1915
Gruppe mit jungen Männer bzw. Soldaten, vermutlich während des 1. Weltkrieges beim putzen der Stiefel, ca. 1915
Familie Hautsch, ca. 1915
Stammtisch Gesellschaft Unter Uns, Aufnahme von 2. August 1914, gel. 1914 in Fürth
Fotoaufnahme aus dem Atelier Hans Schran ca. 1914
Alte Porträtfotografie aus Fürth, ca. 1914
Postkarte gel. 7.11.1911
Frauenportrait Anfang des 20. Jahrhunderts, ca. 1910
Männerrunde im Fotostudio von Karl Stöhr, ca. 1910
Porträt aus dem Atelier Brabletz & Hofmann, ca. 1910
Junge Frau im Spitzenkleid 1910
Hübsches Paar - Rückseite: Herr & Frau Kaiser (Schweinfurth) geb. Mitzi Schreiber, ca. 1910
Babette Vogel, ca. 1910
Junge Frau im Fotoatelier Krehn, ca. 1910
Kinderportrait Anfang des 20. Jahrhunderts, ca. 1910
Familienaufnahme vermutlich Mutter mit Tocher und zwei Kinder, ca. 1910
Fotokarte einer Dame mit Hut aus dem Photoatelier Gebr. Harren in der Schwabacher Straße 28/30 - im Hause des Dr. Prager, ca. 1910
Frauenportrait Anfang des 20. Jahrhunderts, ca. 1910
Fotoaufnahme aus dem Atelier Schran, ca. 1910
Laut Rückseite Hr. Brunner aus der Widderstraße im Espan, ca. 1910
Nachfahre aus der Familie Vogel, ca. 1910
Klasse der Höheren Mädchenschule (späteres Helene-Lange-Gymnasium) im Sommer 1910. Hinterste Reihe, zweite von links: Luise Geismann.
Ehepaar im Atelier Stöhr, ca. 1910
Vorderseite einer Fotokarte von Hugo Pfarre mit dem Königlich Bayerisches 21. Infanterie-Regiment „Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin“, ca. 1910
Porträtaufnahme in der Photographischen Anstalt von K. Kiessling in der Schwabacher Straße 37, ca. 1910