Albrecht Krauter

Aus FürthWiki

Version vom 29. Januar 2024, 00:34 Uhr von Red Rooster (Diskussion | Beiträge) (Textersetzung - „|Funktion bis=“ durch „|FunktionBis=“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Albrecht Krauter gehört zu den Pfarrern, die Stelleninhaber der beiden unierten Pfarreien St. Sebald in Nürnberg und St. Peter und Paul in Poppenreuth waren. Seine Amtszeit währte von 1355 bis 1379.

Leben und Wirken

Pfarrer Albrecht Krauter war der erste Poppenreuther Pfarrer, der kein Bamberger Domherr war. Nach dem Abgang Friedrichs zu Castell 1352 scheint die Stelle erst einmal vakant geblieben zu sein. Bis dahin waren jeweils Domkanoniker aus Bamberg mit der Pfünde der unierten Pfarrei (unierte Pfarrei: „St. Sebald intra muros in Nürnberg und St. Peter extra muros in Poppenreuth)“ belehnt worden.

Dies führte in der Folge zu dem Streit zwischen Poppenreuth und Nürnberg, der in drei päpstlichen Bullen (1386, 1390 und 1402 von den Päpsten Urban VI. und Bonifaz IX. erlassen) zum Ausdruck kam, wie das Verhältnis von Stadt- und Landkirche zu regeln sei. Das Argument der Poppenreuther lautete: „man solle die Kirche im Dorfe lassen ...

Krauter genehmigte Bau von St. Martha und Frauenkirche

Albrecht Krauter musste in seiner Eigenschaft als oberster Nürnberger Geistlicher 1360 sein Einverständnis erklären, dass die Familie Waldstromer das Pilgerspital St. Martha mit Kirche stiften und errichten durfte. Diese Zustimmung war wohl erforderlich, weil es gleichzeitig im Sebalder Pfarrsprengel eine wesentlich größere Pilgerherberge durch die Patrizierfamilie Haller gab. Schließlich wäre es problematisch gewesen, wenn durch das Martha-Spital Reisende oder Stiftungsgelder abgezogen worden wären, die für einen rentablen Betrieb des Heilig-Kreuz-Hospitals erforderlich waren.

Von der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Heilig-Kreuz-Kirche kann man noch Ruinen im Hof der St.-Johannis-Mühlgasse 5 sehen. Für die erhaltene, nach außen geöffnete Ölbergnische, schuf 1989 Heinz Heiber eine Auferstehungsplastik, also eine Arbeit mit der gleichen Thematik wie seine Plastik für die Predella in St. Peter und Paul.

Albrecht Krauter genehmigte übrigens nicht nur den Bau der Marthakirche, sondern auch den Bau der Frauenkirche am Hauptmarkt in Nürnberg. Dies war nötig, weil sie in seinem Sprengel zu stehen kommen sollte. Der Bau der Frauenkirche war bereits nach dem Nürnberger Judenprogrom von 1349 (in dem 560 Mitglieder umgekommen waren, wie das Erinnerungsbuch der jüdischen Gemeinde verzeichnet) als Sühnekirche beschlossen worden, wurde aber erst in Krauters Amtszeit in Angriff genommen.[1][2]
Ursprünglich widersetzte sich Krauter dem Bau der Frauenkirche (Marienkirche, Unser lieben Frau), weil er offensichtlich Einnahmeverluste aus Stolgebühren befürchtete. Kaiser Karl IV. setzte sich aber für den Bau vehement ein und überließ Krauter für seine Einwilligung 400 Gulden als Entschädigung.[3] Am St. Afra-Tag 1355 gab Krauter daraufhin seine Einwilligung.

Wenzeltaufe

Ebenfalls in Albrecht Krauters Amtszeit fiel 1361 die Taufe von Wenzel, dem Sohn Kaiser Karls IV. Als man den Jungen ausgewickelt hatte und ihn in das angewärmte Wasser steckte, da passierte dem kleinen Wenzel ein Malheur. Mit einem solch beschmutzten Wasser konnte man den Prinzen natürlich nicht taufen und so musste die Amme neues Taufwasser holen, das in den kalten Märztagen noch einmal angewärmt werden musste. Das Anheizen in der Pfarrerswaschküche geschah anscheinend etwas zu hastig und unvorsichtig - kurz: die Waschküche fing Feuer, und gleich darauf stand der ganze Pfarrhof von St. Sebald in Flammen.[4]

Beim Wiederaufbau des Pfarrhofes[5] ließ Krauter auch eine Hauskapelle errichten, die mit dem Sebaldus-Chörlein identifiziert werden kann.

Krauter als nachgefügter Bestandteil der Sebaldus-Legende

Sechs Pilgram werden von Strassenraubern errettet

Albrecht Krauter ist auch ein nachträglich eingefügter Kronzeuge in die Sebaldus-Legende. So wird in der Legende von sechs Rompilgern erzählt, die den Heiligen angerufen haben. Sie baten um Schutz in allen Gefahren und gelobten bei einer glücklichen Heimkehr die letzte Tagesreise bis Nürnberg barfuß zu bewerkstelligen. Kurz vor Rom wurden sie von Straßenräubern überfallen, wehrten sich aber mit ihren Wallfahrtsstecken und konnten diese in ihre Gewalt bringen und mit nach Rom führen.
Bei der Heimreise wurden sie vier Meilen vor Nürnberg erneut von zwei Bewaffneten im Harnisch überfallen – der eine mit Armbrust, der andere mit Schwert. Aber auch in diesem Fall erzeigte Sebald seine Hilfe und den Pilgern gelang es, mit ihren Stecken die beiden Übeltäter in die Flucht zu schlagen und "weerloß" zu machen, d. h. ihnen wurden die Waffen abgenommen. Mit "entplosten füessen zu einem zaichen grosser empfangener genaden" brachten die wehrhaften Rompilger ihre erbeuteten Gegenstände zum Grab des heiligen Sebaldus und erzählten dem Pfarrer Albrecht Krauter diese Geschichte. Dieser verkündete sie zu Vermehrung des Sebalduslobes "allem volck" und ließ das erbeutete Schwert am Grabe St. Sebalds aufhängen. Gewissermaßen wurde Krauter damit zum Kronzeugen für die Wirkmacht Sebalds. Das Schwert hing offensichtlich noch zur Abfassung des Textes durch Johann Christoph Wagenseil im Jahr 1697 am Sebaldusgrab.[6]

Den Ostchor der Sebalduskirche in Nürnberg gab Krauter ebenfalls in Auftrag, zog sich aber vor dessen Vollendung – dem Vorbild Sebaldus folgend – in eine Kartause im Spessart zurück, wo er bald starb.

Einzelnachweise

  1. Nürnbergisches Zion / Das ist: Wahrhafftige Beschreibung aller Kirchen und Schulen in und ausserhalb der Reichs=Stadt Nürnberg, 1733, S. 41 - online
  2. Georg Wolfgang Karl Lochner: "Geschichte der Reichsstadt Nürnberg, zur Zeit Kaiser Karl's IV, 1347-1378", 1873, S. 131 - online
  3. siehe: "Nürnbergisches Zion, oder Nachricht von allen Nürnbergischen Kirchen, Kapellen, Klöstern und lateinischen Schulen in und ausser der Stadt, und den daran bediensteten Personen", Georg Ernst Waldau, 1787, S. 6 - online
    - auch "Denkwürdige Nachrichten von Herrn Ulrich I. Stromer von Reichenbach, dem Urheber der St. Marienkirche nebst Beyträgen zur Geschichte derselben mit noch ungedruckten Urkunden", 1787, S. 10 f. - online
  4. Zur Wenzeltaufe - online
  5. Friedrich Wachter: General-Personal-Schematismus der Erzdiözese Bamberg 1007–1907; Bamberg 1908; S. 274 - online
  6. Johann Christophori Wagenseil: De sacri rom. imperii libera CIVITATE NORIBERGENSI COMMENTATIO. accedit de germaniae phonoscorum von der Meister-Singer …; Altdorf 1697, S. 47 - online

Siehe auch

Bilder