Lindenhain

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Der Lindenhain am Schießanger war die erste und älteste Grünanlage von Fürth.

Geschichte

Bereits 1724 wurden in dem Bereich Linden angepflanzt.[1] 1820 wurden 33 Linden und 21 Pappeln neu angepflanzt.

Der Lindenhain diente als Erholungs- und Volksfestplatz. Hier fanden z. B. das bayerische Schützenfest (1869), die 100jährige Jubiläumsfeier der Feuer-Schützengesellschaft (1876), das 50jährige Jubliäum der Gesangsgesellschaft "Liedertafel" und diverse Ausstellungen des Gartenbauvereins statt, wobei die Flächen mehrmals umgestaltet wurden. Ab 1901 wurde das Gelände wieder als großer Volksfestplatz (mit Jugendspielplatz) genutzt. 1905 legte die Stadt einen neuen Fußweg zum Friedhof durch den Lindenhain an. 1966 wurde hier die Grundig-Turnhalle gebaut. Der Rest des Geländes wurde von der 1967 erbauten Nordspange eingenommen.[2]

Heutzutage verbindet man mit den Namen "Lindenhain" meist das 1958 hier errichtete Jugendhaus Lindenhain.

Siehe auch

Zeitzeugenbericht von Angelika Horenburg, Mitarbeiterin in den sechziger Jahren

Erinnerungen an meine Zeit im Jugendhaus Lindenhain

Als ich im Jahr 1959 meine Stelle als Werklehrerin im Jugendhaus Lindenhain antrat, hatte das Haus bereits einiges an Geschichte hinter sich, was ich nur vom Hörensagen kenne.

Die Stadt Fürth hatte 1958 beschlossen, ein sogenanntes „Haus der offenen Tür“ am damaligen Schießanger zu errichten. Die Häuser der Altstadt existierten noch, die Wohnverhältnisse muteten teilweise mittelalterlich an. In fast allen der dort lebenden Familien arbeiteten beide Elternteile, sodass die Kinder, sogenannte Schlüsselkinder, tagsüber weitgehend sich selbst überlassen waren. Unter den Jugendlichen gab es Kriminalität. Die damals als Idee entwickelten „Häuser der offenen Tür“ sollten Kindern und Jugendlichen einen zwanglosen Aufenthalt mit reichhaltigem Beschäftigungsangebot bieten. Man hoffte, dass es mit Hilfe dieser Einrichtungen gelingen würde, deren freie Zeit in sinnvolle Tätigkeiten zu lenken.

Zur Betreuung der Kinder und Jugendlichen wurde zunächst ein Sozialpädagoge als Heimleiter und ein weiterer Angestellter verpflichtet. Letzterer, genannt „Molly“ Fischer war Sportler und Bademeister. Er hatte keine pädagogische Ausbildung vorzuweisen, war aber unter Jugendlichen der Stadt allseits bekannt und beliebt. Ein guter Ruf reichte damals, auch ohne Prüfungen und Papiere in einer pädagogischen Institution eingestellt zu werden. Es war eine gute Entscheidung, denn Molly Fischer erwies sich als eigentliche Seele des Hauses. Sein Humor und seine natürlichen pädagogischen Fähigkeiten verschafften ihm den nötigen Respekt.

Es dauerte jedoch einige Zeit, bis die Einrichtung als „Haus der offenen Tür“ angenommen wurde. Es war die Zeit der ersten „Rocker“, die ihre Kräfte oft in Form von Zerstörungen bewiesen. Kurz nach der Eröffnung waren Fenster und Mobiliar zertrümmert worden. Das Haus musste gleich wieder geschlossen werden, bis die Schäden beseitigt worden waren.

Die damalige Jugendamtsleiterin Frau Dr. Vogel stellte mich ein, weil man erkannt hatte, dass es ganz ohne Anleitung und Beaufsichtigung doch nicht ging. Es begannen ruhigere Zeiten, aber auch ich erlebte im Laufe der sieben Jahre, in denen ich dort arbeitete, Einbruch, Diebstahl und Zerstörung. Es konnte vorkommen, dass rivalisierende Gruppen aus der Altstadt drohten, mit Messern aufeinander loszugehen. Die Polizei hielt sich oft im Hintergrund bereit, um gegebenenfalls einschreiten zu können. Das traurigste Erlebnis war ein nächtlicher Einbruch, bei dem nicht nur unsere gesamte Dekoration für das kommende Faschingsfest heruntergerissen wurde. Die Jugendlichen wüteten auch in der Filmkammer und zerstörten Apparate und Filmrollen. Der Haupttäter war ein bereits straffällig gewordener Jugendlicher. Das traf nicht nur uns als Leitung, sondern vor allem die Jugendlichen, die mit viel Eifer dekoriert hatten.

Unser Haus wurde ab 14 Uhr für Kinder geöffnet. Wenn wir kamen, standen sie bereits in Trauben vor der Tür, strömten herein und verteilten sich in den Räumen zu Tischtennis, Fernsehen, Billiard und anderen Spielen. Um 18 Uhr wurde für eine Stunde geschlossen, um die nötige Ordnung wieder herzustellen. Um 19 Uhr wurde für die Jugendlichen geöffnet. Es waren meist Lehrlinge, aber es kamen auch Schüler aus den Gymnasien, um sich in den Werkräumen zu betätigen.

Ich war verantwortlich, in den Werkräumen Aktivitäten wie Ton-, Holz- und Metallarbeiten anzubieten. Es wurde erst ein kleiner Ofen beschafft, der hauptsächlich von älteren Schülern für Emailarbeiten wie Schmuckgegenstände oder größere Metallkunststücke genutzt wurde. Später kam ein Tonbrennofen dazu, sodass die Werke der Kinder gebrannt werden konnten. Ein schönes Projekt war das Kaspertheater, bei dem gemeinsam die Figuren hergestellt sowie die gemalten Bühnenhintergründe gemalt wurden. Die Kinder waren von den Aufführungen sehr begeistert. Der Festsaal wurde vor allem für Filmvorführungen genutzt, die absoluten Highlights waren die Faschingsfeste. In wochenlanger Kleinarbeit verwandelte sich der Saal in einen Westernsaloon oder ähnlich Phantastisches.[3]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Fronmüllerchronik, 1887, S. 136
  2. 'Schießanger. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 155 f.
  3. Zeitzeugenbericht Angelika Horenburg, ehemalige Mitarbeiterin im Lindenhain; März 2024

Bilder