Synagoge Unterfarrnbach

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Straße / Hausnr.
Unterfarrnbacher Straße 158
Objekt
Wohnhaus, Synagogenräume
Baujahr
1835
Baustil
Giebel Steinfachwerk
Geokoordinate
49° 29' 29.29" N, 10° 57' 11.88" E
Gebäude besteht
Ja, überbaut„Ja, überbaut“ ist kein Wahrheitswert (wahr/falsch).

Die Unterfarrnbacher Synagoge befand sich im 1918 nach Fürth eingemeindeten Stadtteil Unterfarrnbach. Dort existierte bis ins 19. Jahrhundert eine selbstständige jüdische Gemeinde mit einer eigenen Synagoge. Das ursprüngliche Baudatum des kleinen Gotteshauses mit der Hausnummer 44 (heute: Unterfarrnbacher Straße 158) ist unbekannt.[1]

Geschichte der Jüdischen Gemeinde Unterfarrnbach

Im 16. Jahrhundert gab es im Fürther Ortsteil Unterfarrnbach eine jüdische Gemeinde, die unter dem Schutz des Hochstifts Bamberg stand. Belegt sind jüdische Farrnbacher erstmals 1551, als sich der Rat der Stadt Nürnberg über Juden aus Farrnbach, Fürth und Zirndorf beschwerte, weil sie trotz des Ratverbotes von 1539 Handel innerhalb des Nürnberger Stadtgebiets trieben.[1]
1582 wurden beim Nürnberger Rat Klagen gegen Juden in Fürth und Farrnbach eingereicht, weil diese aangeblich Wein aus dem Maingebiet bei der Zwischenlagerung in ihren Orten verfälschen würden.[1]
Nach den Aufzeichnungen Andreas Würfels soll sich auch eine hebräische Druckerei in Unterfarrnbach befunden haben, die dann „nach Fürth transferiret worden“.[2]" sei. Allerdings sind Hebräische Drucke mit der Ortsangabe Farrnbach bislang unbekannt.

Die toten Unterfarrnbacher Juden wurden auf dem jüdischen Friedhof in Fürth bestattet. Noch 1813 wurde der Vorsänger Jacob Farrnbacher als Schullehrer bezeichnet. Spätestens ab den 1820er-Jahren besuchten die wenigen jüdischen Kinder die Elementarschule in Unterfarrnbach und gingen zum Religionsunterricht nach Fürth. Eine Mikwe gab es zu dieser Zeit nicht. Die jüdischen Unterfarrnbacherinnen benutzten das Ritualbad in Fürth.[1] Die jüdische Gemeinde Unterfarrnbachs umfasste zuweilen 21 Familien. Nach der Wende zum 19. Jahrhundert war ihre Mitgliederzahl jedoch stark gesunken. „Sie hat weder Rabbiner noch Barnoßen, sondern bloß einen Vorsänger und hält sich ganz an die Fürther Juden“[3] Zu dieser Zeit lebten insgesamt 62 jüdische Männer, Frauen und Kinder in Unterfarrnbach. Zentrum war der sogenannte Judenhof, ein Ensemble von Gebäuden im Bereich der heutigen Häuser Unterfarrnbacher Straße 152 -164.[4] Aufgrund der geringen Größe der jüdischen Gemeinde in Unterfarrnbach, war die Abhaltung von Gottesdiensten mit Schwierigkeiten verbunden. 1847 leitete darum ein Vorsänger den Gottesdienst, der dazu aus Fürth an den Sabbath- und Festtagen kommen musste. Für diese Dienste erhielt er aus der hiesigen israelitischen Cultuskasse 18 fl. [1]
Als Jakob Roßner 1848 mit seiner Familie nach Fürth zog, musste er sich verpflichten, „der Synagoge und den Versammlungen zu Unterfarrnbach persönlich beizuwohnen, damit dieselben abgehalten werden kann, oder wenn er am eigenen Erscheinen verhindert seyn sollte, einen Mann auf seine Kosten zur Synagoge zu schicken.[5] Als dann in der Gemeinde Unterfarrnbach lediglich noch fünf israelitische Familien ansässig waren, von denen aber nur zwei in Unterfarrnbach wohnten und es in diesen zwei Familien nur eine einzige über 13 Jahre männliche Person gab, beschloss das Bezirksamt Fürth am 19. August 1863 die Israelitische Kultusgemeinde Unterfarrnbach aufzulösen.[6]

Der Synagogenbau

In einem Gerichtsbuch von 1745 findet sich der Vermerk, das „Häuslein“ hätte „ehedem ein Brennhäuslein ohne Gemeinderecht werden sollen. Es haben aber die allda wohnenden Juden neben der Bewohnung ohne herrschaftlichen Consens eine Judenschul darinnen eingerichtet".[7] Dieses Gotteshaus wurde vermutlich 1824 durch einen Brand weitgehend zerstört.[8] Anschließend kam es zu einem Neubau, dessen Datum die Jahreszahl mit 1835 über der Eingangstüre wiedergibt.[1]

Nach Auflösung der Gemeinde 1864 wurde die Synagoge beim Verkauf beschrieben und inventarisiert:
Sie war massiv gebaut, einstöckig, von etwa 6,40 Meter Länge und 7,60 m Breite, mit einem Giebel aus Steinfachwerk und einem mit Breitziegeln „doppelt gedeckten“ Dach. Der Gottesdienstraum besaß eine Holzdecke. Als Inventar wurde angegeben: 14 Bücherkästen, ein Bücherschrank, ein Altartisch, eine „rings um die Wände laufende Bank“, mehrere Tücher und Vorhänge, ein Standleuchter und silberne Ketten.[9]
Das ehemalige jüdische Gotteshaus wurde zum Preis von 300 Gulden von Max Marx erworben, der sich verpflichtete, „die Synagoge nie zu einem Zwecke zu verwenden, welcher nach den Ansichten des Rabbinats oder Vorstandes der Israelitischen Kultusgemeinde Fürth als profan erscheint“.[10] Offensichtlich wurde die Einrichtung einer Wohnung in dem Gebäude nicht als profan erachtet.

Die ehemalige Synagoge wurde 1943 bei einem Bombenangriff beschädigt. 1957 erhielt das Gebäude durch Aufstockung seine heutige Erscheinungsform und dient seitdem als privates Wohnhaus.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 siehe: „Mehr als Steine ... - Synagogen-Gedenkband Bayern“ Band II., 2010, S. 266 - 268
  2. Andreas Würfel: Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth, 1754, 1. Capitel - § 22, S. 7; ähnlich auch „Die Synagoge in Fürth“ S. 16. Hier dürfte es sich aber um ein bloßes Abschreiben der Würfelschen Nachricht handeln. Belegt ist diese Nachricht bislang nicht.
  3. So laut einem Dokument aus dem Jahr 1811. zitiert nach „Synagogen-Gedenkband“, S. 266
  4. ebenda
  5. nach „Synagogen-Gedenkband“, S. 268 zitiert StadtA Fürth, Fach 19, Nr. 33 - Protokoll des Landgerichts Nürnberg vom 8. Mai 1848
  6. nach „Synagogen-Gedenkband“, S. 268 zitiert StadtA Fürth, Fach 19, Nr. 34 - Beschluss des Bezirkamts Fürth vom 19. August 1864
  7. siehe: Haus der Bayerischen Geschichte „JÜDISCHES LEBEN IN BAYERN
  8. ebenda
  9. ebenda
  10. nach „Synagogen-Gedenkband“, S. 268 zitiert StadtA Fürth, Fach 19, Nr. 34 - Beschluss des Bezirkamts Fürth vom 3. Juli 1864

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