Ritzmannshof

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Ritzmannshof ist ein Ortsteil im Fürther Nordwesten, Spitzname "das sündige Dorf". Der Name leitet sich her von Hof des Rizaman (oder Riceman).

Straßenschild

Geschichte

Laut Barbara Ohm bereits im 8. Jahrhundert entstanden, wurde Ritzmannshof 1246 zum ersten Mal offiziell erwähnt, als Herdegen von Gründlach die Gerichtsbarkeit über einige Güter an den Deutschen Orden stiftete; 1282 wird auch die Mühle genannt. Die Burg- bzw. Markgrafen unterhielten hier seit 1386 eine Nebenzollstation. Kirchlich gehörte es schon früh und offiziell seit 1422 zur Gemeinde Vach. Die Grundherrschaft hatte hier der Deutsche Orden in Nürnberg, die Hochgerichtsbarkeit lag jedoch beim Ansbacher Markgrafen. Im Zweiten Koalitionskrieg kam es 1796 zur Einquartierung französischer Truppen in Vach. Gleichzeitig wurde eine Viehseuche eingeschleppt, der in Ritzmannshof und Flexdorf 150 Stück Vieh zum Opfer fielen. Ritzmannshof blieb bis um 1800 in Besitz des Deutschen Ordens. 1824 zählte man hier 5 Anwesen mit 32 Einwohnern.[1]

Die Ritzmannshofer gehörten nicht nur vom Kirchsprengel, sondern auch vom Schulsprengel nach Vach, dorthin wurde gelaufen. 1928 gab es hier nur sieben Wohnhäuser: Die Bauernhöfe Tiefel, Ritzmannshofer Mühle, Wellhöfer, Schöller und Huber. Alle gruppierten sich mehr oder weniger um die Eiche in der Dorfmitte. Übrig blieben nur zwei Bauernhöfe, der der Familie Tiefel und der der Familie Rotter, die Anfang der 1990er Jahre von Unterfarrnbach hierher gezogen war und einen Aussiedlerhof errichtet hatte.

Später kam die Likörfabrik Metzler (Rizipizzi - der gute Speziallikör aus Ritzmannshof und Ritzmannshöfer Cherry - Brandy) dazu (der dazugehörige Obstgarten erstreckte sich über die heutigen Grundstücke Flexdorfer Straße 115 - 125. Aus der Brennerei wurde in den 1970er Jahren das Ritzmannshöfer Bungalow (Nachtlokal und Diskothek) , das später abbrannte.

Flaschenetikett

An der Straße Richtung Rothenberg lag die Drexlerei Bader, die in einer alten Baracke untergebracht war. Die Häuser auf der linken Straßenseite, die sich daran anschließen, entstanden nach 1945 und die Ritzmannshöfer nannten sie "die Siedlung". Den Abschluss Richtung Rothenberg bildet auf der rechten Seite der Schrebergarten.

Sowohl an dem Feldweg nach Flexdorf, als auch an der Straße nach Rothenberg gab es einen "Bunker", einen massiv betonierten Keller, der nur von außen begehbar und jeweils mit einem Behelfsheim bebaut war. Gegenüber des Gebäudes der ehemaligen Firma sto war ein Betonschacht, mit Wasserquelle und mit einem Hammer (das klopfen war weithin zu hören) darin. Diese Quelle versorgte noch die ganzen 1960er Jahre den Ort mit Trinkwasser.

Richtung Flexdorf entstand um 1960 der neue Bauernhof der Familie Wellhöfer, und am Ortsende, bis zum Reihgraben, befand sich bis vor einigen Jahren die Firma sto. Die anderen Wohnhäuser der Flexdorfer Straße entstanden ab 1962 bis ca. 1980. Hinter dem letzten Haus und nördlich des Ortes beginnt das Landschaftsschutzgebiet.

Um 1970 gab es noch die Bauernhöfe von Tiefel und Wellhöfer. Der Schöllerhof war von der Familie Wold gepachtet. Neben den Schweinen hatten alle Rinder für die Milchproduktion. Die der Familie Wold durften unten auf der Wiese zwischen den Häusern (der Flexdorfer Straße) und der Zenn graßen.[2]

1. Juli 1972 wird Ritzmannshof mit Flexdorf und Vach bei der Gebietsreform der Stadt Fürth zugeschlagen. Zuvor gehörte es zum Landkreis Fürth, die Telefonnummern waren jedoch im Nürnberger Telefonbuch zu finden.


Ritzmannshof 2012

Heute gibt es in Ritzmannshof - neben den Wohnhäuser - eine kleine Spedition, einen Kunstschmied, einen Sicherheitsservice, einen Formenhersteller, zwei Bauernhöfe mit Bauernladen, einen Steuerberater, einen Schreiner, ein Architekturbüro, einen Berater/Coacher und eine Fußpflege.

Von den alten Bauten steht noch die Mühle, das Milchhäuschen (hat wie das in Flexdorf eine eigene Quelle für die Milchkühlung), das Wohnstallhaus des Schöller Hofes, die Schöllerhofstallungen und Stadel wurden zu Wohnungen umgebaut, ein Teil des Tiefelhofes, der alte Wellhöferhof (Haus, Stall und Scheune unter einem Dach - heute mit zusätzlichem Erker zur Straße als modernes Wohngebäude) und das Huberhofwohnhaus samt großer Scheune und Anbauten. Letztere sind in wunderschöner Backsteinausführung und verzierten Toren ausgeführt.

Ritzmannshofer Probleme

  • Seit Jahrzehnten: Anbindung an den ÖPNV: von Samstagmittag bis Montagfrüh und abends ab 18.30 Uhr gibt es keine direkte Nahverkehrsverbindung, es muss zu der Bushaltestelle nach Atzenhof (1km) oder Zennbrücke (Vacher Straße, ca. 2 km) gelaufen werden. In den Zeiten dazwischen wurde die Verbindung in den letzten Jahren etwas besser. Ritzmannshof ist mit dem Bahnbus und der Linie 126 zu erreichen.
  • Der Verkehr "wie früher nur bei Hochwasser" auf der Flexdorfer Straße ist in der Stadtverwaltung bekannt, das Tempolimit gibt es nur in dem Bereich, in dem die Straße einen Gehsteig hat. Fahrradfahren und Gehen an den Bergen in Flexdorf und Ritzmannshof ist problematisch, trotz Tempo 30. Grund für den Verkehr: in Atzenhof ist die Straße auf beiden Seiten bebaut und somit versetzt zugeparkt. In Ritzmannshof sind die Straßen nur auf einer Seite bebaut, man kann ohne große Kurven/Ausweichmanöver flott durchfahren.
  • Ritzmannshof soll die geplante Umgehungsstraße von Vach und Stadeln (A73 zur Südwesttangente) ebenfalls Entlastung bringen. Wird hier sehr bezweifelt, da der Berufsverkehr morgens in West - Ost - Richtung geht, abends andersrum. Rothenberg, Unter- und Obermichelbach und Tuchenbach (samt Puschendorf) haben in den letzten Jahrzehnten enorme Baugebiete ausgewiesen. Die Straßen sind aber noch auf dem alten Stand und alle diese Orte werden von der Buslinie 126 bedient. Somit braucht jeder Haushalt entlang dieser Buslinie mindestens zwei Autos. Vermutlich bringt die neue Umgehungsstraße nur noch mehr Verkehr, denn die Straße bietet sich als Westumgehung der Nürnberger Autobahnkreuze an.
  • Bau der Umgehungsstraße: Mitten durch das Landschaftsschutzgebiet zwischen Ritzmannshof und dem "Wäldchen" zwischen Ritzmannshof und Flexdorf. Nicht nur, dass damit das Naherholungsgebiet "auf der Höhe" zerschnitten wird (zwischen Ritzmannshof/Flexdorf und der Obermichelbacher Straße), sondern auch das noch naturbelassene Zenntal und in Burgfarrnbach weitere schützenswerte Gebiete.

Literatur

Lokalberichterstattung

  • Volker Dittmar: Aufstand gegen Solarkraftwerk auf dem Acker. SPD stellt Weichen für umstrittenes Projekt, glaubt aber nicht an Realisierung - Naturschützer sind besorgt. In: Fürther Nachrichten vom 11. März 2010 - online
  • Volker Dittmar: Aus für Solaranlage. Großprojekt auf Ackerland wird nicht weiter verfolgt. In: Fürther Nachrichten vom 12. Mai 2010 - online
  • Johannes Alles: Als die Kleeblattstadt sich Richtung Norden fraß. In: Fürther Nachrichten vom 10. Juli 2012 - online

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wießner, Wolfgang: Stadt- und LAndkreis Fürth. Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken Bd. I (München 1963), S. 79; Hofmann, Hanns Hubert: Nürnberg - Fürth. Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Heft 4 (München 1954), S. 164 und 234
  2. Zeitzeugenbericht von Renate Trautwein

Bilder