Johann Lechner

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Johann Lechner (geb. 1. Februar 1888 in Poppenreuth[1]; gest. 1926) war von Beruf Metzger. Er wurde 1926 durch die Guillotine hingerichtet, nachdem er 1925 seinen Vater ermordet hatte. Zu seiner Hinrichtung ging Lechner nach Aussagen des Scharfrichters auf eigenen Wunsch in seinem Smoking mit weiß gestärktem Hemd und in Lackschuhen.

Lechner hatte am 7. Juli 1925 seinen Vater auf dem eigenen Hof in Poppenreuth erdrossselt. Er wollte den Mord als Selbstmord darstellen, allerdings hörten die Nachbarn die Todesschreie des Vaters. Zusätzlich hatte die Leiche eine Vielzahl von Hautabschürfungen, sodass die Vortäuschung des Selbstmords nicht plausibel erschien. Die von den Nachbarn gerufene Polizei fand den Sohn mit Leichnam auf dem Grundstück. Das Schwurgericht Fürth tagte vom 8. bis zum 12. Februar 1926 und kam zu dem Ergebnis, dass Lechner wegen Mordes zum Tode verurteilt wurde. Die beteiligte Dienstmagd Rosa Pfeiffer erhielt nur zwei Jahre und sieben Monate Haft, obwohl die Staatsanwaltschaft ebenfalls die Todesstrafe forderte. Die 63-jährige Witwe des Getöteten, Anna Lechner, wurde wegen Verabredung zu einem Verbrechen und wegen Aufforderung zum Mord mit vier Jahren und sieben Monaten Gefängnis verurteilt. Als Grund für den Mord gaben alle an, dass der Vater sie stets gedemütigt hatte.[2]

Der Fall wird in der Dauerausstellung des Kriminalmuseums Fürth mit dargestellt.

Sonstiges[Bearbeiten]

Der Scharfrichter Johann Reichhart, der Lechner enthauptete, war der "letzte" Henker in Bayern. Reichhart "erbte" den Beruf von seinem Onkel Franz Xaver Reichhart und tötete nach eigenen Angaben 3 165 Menschen.[3] In den Gaststätten prahlte Reichhart, dass er der schnellste Henker Deutschlands sei. Nachdem er zunächst von dem Beruf "Henker" nicht leben konnte, verdiente er sich mit vielen anderen Jobs seinen Tageslohn. Erst als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, konnte er als Sympathisant des NS-Regimes von seinem Gehalt als Henker gut leben. Er tötete „im Akkord“ bis zu 30 Menschen am Tag im Auftrag des Nationalsozialismus und richtete u. a. auch die Widerstandskämpfer und Geschwister Hans und Sophie Scholl der Weißen Rose.[4]

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Kirchenbücher St. Peter und Paul, Taufen 1872–1889, S. 245
  2. Meldung der Münchner AZ am Morgen vom 13. Februar 1926 - Zeitungsmeldung online
  3. Klaus Hillenbrand: Berufswunsch Henker: Warum Männer im Nationalsozialismus Scharfrichter werden wollten. Campus Verlag, Frankfurt/New York 2013
  4. Johann Dachs: Tod durch das Fallbeil – Der deutsche Scharfrichter Johann Reichhart (1893–1972). Ullstein, Berlin 2001