Diese Woche fand in Fürth eine Kleidersammlung für das Winterhilfswerk statt. In den
einzelnen Stadtbezirken wurden von 8 bis 17 Uhr die Kleidungsstücke eingesammelt. Die
Sammler gaben an jedem Haus ein lautes Glockenzeichen. Die Sammelwagen wurden von
der Reichswehr gestellt. Die Kleidung wurde anschließend in den Werkstätten des
Winterhilfswerks von erwerbslosen Schneidern wieder tadellos instandgesetzt.
Wenig hilfreich: Beschwerden gab es seitens der Anwohner, dass das Licht in der
Telefonzelle an der Maxbrücke häufig nicht funktionierte. Des Rätsels Lösung: Der starke
Verkehr von Lastkraftwagen über die Brücke führte zu starken Erschütterungen, so dass die
feinen Stromfäden in der Glühbirne der Telefonzelle sehr leicht schadhaft wurden.
Weltspiegel: „Das Taucherduell“ mit Edmund Lowe und Victor McLaglen.
Freitag, 22. Februar 1935
Am Mittwochabend fand im Geismannsaal die erste „Büttensitzung“ des Fürther Faschings
statt. Als Bütt diente ein riesiger Maßkrug der Geismann-Brauerei, den man von der
Rückseite her besteigen konnte. Mehrere Büttenredner versuchten sich mit alten und neuen
Witzen, aber ein neuer „Prinz Karneval“ für 1935 wurde nicht gesichtet. Musikalischer
Renner des Abends war die nach jeder Büttenrede vom Publikum gesungene volkstümliche
Weise „Herjesses, herjesses, es Feierhäusla brennt“.
Über die Presse empfahl man den Fürther Hausfrauen, zum Waschen der Wäsche
regelmäßig eine Handvoll „Bleichsoda“ dem Wasser hinzuzufügen, um es weicher und damit
brauchbarer zu machen. Viele Bürger hatten bisher zu gleichem Zweck Regenwasser in
Eimern und Tonnen gesammelt.
Kristall-Palast: „Spiel mit dem Feuer“ mit Trude Marlen und Elga Brink.
Samstag, 23. Februar 1935
Inmitten des Faschings-Betriebes veranstaltete die „NS-Kulturgemeinde Fürth“ einen
„Wilhelm-Busch-Abend“. Einige seiner Zeichnungen konnten dem Publikum über Lichtbilder
zugänglich gemacht werden. Schwerpunkt der Lesung war jedoch die weniger bekannte
ernsthafte Dichtung, die natürlich von „erhabenem Deutschtum“ geprägt war.
Große Ereignisse warfen ihre Schatten voraus: Tribünenartige Aufbauten mit mittigem
Podium entstanden auf dem Dreikönigsplatz. Am Samstag um 15.30 Uhr sollte dort
tatsächlich ein neuer Prinz Karneval für die kurze Restzeit gekürt werden.
Lu-Li: „Ich heirate meine Frau“ mit Theo Lingen und Lil Dagover.
Alhambra: „Bei der blonden Kathrein“ mit Liane Haid und Joe Stöckel.
Stadttheater Fürth: „Das Prämienkind“, Posse von Vitus.
Montag, 25. Februar 1935
Im Sturm und Regen wurde am Samstag auf dem Dreikönigsplatz „Prinz Eugen I.“ zum
Fürther Faschingsprinzen gekrönt. Der gesamte Hofstaat war vom Restaurant Langmann
aus zum Rathaus marschiert. Elferrat und Podium waren sofort von vielen Zuschauern
umlagert. Fanfaren ertönten, als der Kanzler (dargestellt von Bruno Mackay vom
Stadttheater Fürth) das Krönungsritual vollzog. Bei dem neuen Prinz Karneval handelte es
sich um Eugen Leber, einem bei der Dresdner Bank beschäftigten Fürther. Unter den
Klängen des Marsches von „Prinz Eugen, der edle Ritter“ zog man wieder ab, um am Abend
zu einem großen Hofball ins Parkhotel zurückzukehren.
Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel bei Bayern München mit 1:3. Das Tor für Fürth erzielte
Mittelstürmer Becher.
Dienstag, 26. Februar 1935
Der Nürnberger Hans Müller schrieb ein Lustspiel mit dem Titel „Frischer Wind aus Kanada“.
Uraufgeführt wurde das Stück 1934 am Stadttheater Fürth. Das Stück hatte in ganz
Seite:Kuntermann 1935.pdf/13
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