Deutschland einen ungeahnten Erfolg. In Berlin füllte der Schwank Abend für Abend die
Theater. Nun hatte die Ufa das Stück sogar verfilmt. Jetzt kam es im Nürnberg im Ufapalast
zur „Welturaufführung“, an der unter vielen Prominenten auch Frankenführer und Gauleiter
Streicher als Ehrengast teilnahm. Der Film wurde während der Aufführung schon mehrfach
von Beifall unterbrochen, am Ende kamen Schauspieler und Regisseur auf die Bühne, um
den Jubel des begeisterten Publikums entgegenzunehmen.
Am 21. Februar veranstaltete die „NS-Frauenschaft, Kreis Fürth“ einen Maskenball im Stil
der „Schubert-Zeit“. Im festlich geschmückten Geismannsaal fühlte man sich in die Zeit des
Biedermeier zurückversetzt. Natürlich waren auch die Masken dem Motto „Zu Franz
Schuberts Zeiten“ angepasst. Wiener Wäschemaderln sowie Herren mit Zylindern und
Schubert-Brille tanzten Walzer und Polka wie in alten Zeiten. Einige Künstler wurden für ihre
Darbietungen sogar in einer mit einem leibhaftigen Pferd bespannten Kutsche in den Saal
gefahren.
Am vergangenen Samstag weilte Gauleiter Streicher bei OB Jakob in Fürth. Man inspizierte
gemeinsam die Ludwigsquelle auf dem Espangelände. Die Nazis beschäftigten sich
gedanklich mit einer Wiederbelebung des ehemaligen Fürther Kurbades.
Mittwoch, 27. Februar 1935
Auch in Fürth wurde des Todestages von Horst Wessel gedacht. Eine SA-Formation
marschierte um 18 Uhr von der Kurgartenstraße mit Fackeln und Musik zum Horst-WesselPlatz (heute Stresemannplatz) in die Südstadt, wo man über Lautsprecher gemeinsam mit
der Bevölkerung einer Rede von SA-Stabschef Lutze lauschte.
Am Montagabend wurde die Feuerwehr in die Hindenburg-Straße gerufen. Hinter der
sogenannten Bierhalle war in einem von der Brauerei Mailänder gehörigen und von der
Geismann-Brauerei gepachteten Stadel aus unbekannten Gründen ein Großfeuer
ausgebrochen. Das brennende Lagerhaus leuchtete wie eine rote Fackel durch die Nacht.
Die Fürther Feuerwehr musste den Brand bis Mitternacht bekämpfen. Eine große
Menschenmenge verfolgte die Löscharbeiten.
Kristall-Palast: „Shirley`s großes Spiel“ mit Shirley Temple.
Donnerstag, 28. Februar 1935
Die SpVgg hatte im Rahmen ihrer Erziehungsarbeit die Elternschaft in das Restaurant
Langmann eingeladen. Die gesamte Vereinsführung war vertreten, um den Übertritt in die HJ
zu rechtfertigen. Die Eltern zeigten „volles Verständnis“ und zeigten sich begeistert von der
Absicht, die SpVgg-Jugend in ihrer Gesamtheit im Juli für eine Woche in das Schullandheim
Wülzburg bei Weißenburg zu schicken.
Wieder einmal hieß es: „Fahnen heraus!“ Zum Tag der Rückgliederung des Saarlandes am
1. März sollte ganz Deutschland einem Fahnenmeer gleichen. Auch die Fürther Bevölkerung
wurde über die Presse zur entsprechenden Beflaggung aufgefordert. An die Einzelhändler
appellierte man, die Schaufenster speziell zu schmücken – möglichst mit Erzeugnissen aus
dem Saargebiet.
Weltspiegel: „30 Tage Prinzessin“ mit Sylvia Sidney und Gary Grant.
Freitag, 1. März 1935
Ab 1. März trat die für die Sommermonate geltende Arbeitszeit in Kraft, was für die
städtischen Ämter und Betriebe bedeutete: Montag bis Freitag von 7 bis 15.30 Uhr, an
Samstagen von 7 bis 12.30 Uhr.
Direkt neben der Bahnlinie am Fürther Hauptbahnhof verlief damals der „Postberg“, eine
heute nicht mehr existierende Verbindung für Fußgänger und Radfahrer zwischen der
Bahnunterführung an der Schwabacher Straße und der Hauptpost bzw. dem Hauptbahnhof.
Viele Schüler, Arbeiter und Hausfrauen nutzten damals den asphaltierten Weg zwischen
Süd- und Oststadt.
Die Polizeistunde für die tollen Tage des Faschingsausklanges wurde in Fürth auf 2 Uhr
Seite:Kuntermann 1935.pdf/14
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