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morgens festgelegt. Gesuche um eine weitere Verlängerung waren mindestens zwei Tage vorher einzureichen. In der Nacht vom Faschingsdienstag auf Aschermittwoch war die Polizeistunde auf 1 Uhr festgesetzt. Verlängerungsgesuche für diesen Tag waren zwecklos. Samstag, 2. März 1935 Ganz Fürth jubelte mit dem Reich. Reichswehr, SA-Formationen, Landespolizei und Belegschaften einzelner Betriebe marschierten um 19 Uhr von der Kurgartenstraße zum Fürther Rathaus. An der Ecke bei der Gaststätte „Schwarzes Kreuz“ war ein Rednerpult aufgebaut, flankiert von fackeltragenden SS-Männern. Hinter Absperrungen hatte sich die Bevölkerung zu Tausenden eingefunden. Nach Fanfaren der HJ ergriff OB Jakob das Wort und wetterte gegen Frankreich und den nicht aufgegangenen „Plan Alljudas“. Jakob endete mit den Worten: „Frei ist die Saar! Frei ist Deutschland. Es lebe Deutschland! Heil!“ Nach Absingen von Deutschland- und Horst-Wessel-Lied und einem dreifachen Sieg-Heil marschierten die Formationen mit entzündeten Fackeln wieder ab. An allen Fürther Schulen gab es spezielle Feiern. Lu-Li: „Ferien vom Ich“ mit Carola Höhn und Hermann Speelmans. Kristall-Palast: „Solche Frauen sind gefährlich“ mit Mona Barrie und Warner Baxter. Stadttheater Fürth: „Die goldene Meisterin“, Operette von Eysler. Montag, 4. März 1935 Der Fürther Fasching war am letzten Wochenende auf seinem Höhepunkt angekommen. Im Faschingszug am Nachmittag des Faschingssonntags marschierten die Metzger genauso mit wie der Liederhort oder sämtliche Fürther Sportvereine. Nach dem Faschingszug trafen sich die Zugteilnehmer zu einer närrischen Sitzung im Geismannsaal. Ab 20 Uhr gab es Tanz. Am Vormittag um 11.11 Uhr war Prinz Eugen I. samt Hofstaat im Fürther Rathaus von OB Jakob empfangen worden. Der TV Fürth 1860 veranstaltete am Samstag in seiner Turnhalle an der Turnstraße einen Faschingsball unter dem Motto „Olympia-Vorschau“, die Firma Gustav Schickedanz feierte den Fasching mit einem Winzerfest im Weißengarten an der Theaterstraße, denn Faschingsbälle mit der Belegschaft lagen voll im Trend. So feierte z.B. die Möbelschreinerei Ruff gleichzeitig im „Hexenhäusle“ im Eigenen Heim. Alhambra: „Pat und Patachon, die Lumpenkavaliere“. Dienstag, 5. März 1935 Im Veranstaltungskalender der NZ warb die NSDAP Ortsgruppe Süd Zelle 1 für den Besuch des Großen Faschingskehraus am Faschingsdienstag um 18 Uhr im Kulturverein. Ein „Visierzwang“, auch für Nichtmaskierte, war angeordnet. Die Demaskierung sollte um 22.30 Uhr erfolgen. Die Belegschaft der Firma Fiedler feierte im „Hexenhäusle“ ihren Faschingsball unter dem Motto „Fiedler-Infanterie“. Von Typen in echten Uniformen bis hin zum Steckerlessoldaten mit Holzschwert und Papierhelm war die gesamte militärische Bandbreite vertreten. In den Räumen des Kunstvereins im Gebäude der Stadtsparkasse eröffnete man eine Ausstellung der Fürther Schuljugend zum Thema „Winterhilfswerk“. OB Jakob bewunderte in seiner Eröffnungsrede den Gedankenreichtum der Jugendlichen sowie deren bereits stark entwickelte Opferbereitschaft. Das Geismann-Bräustüberl warb für den Besuch am Aschermittwoch zu einem Heringsessen mit Poculator-Ausschank vom Fass. Mittwoch, 6. März 1935 Lebhaften Anteil nahm die Fürther Bevölkerung am Faschingszug der Fürther Schuljugend. Prinz Karneval Eugen I. und sein Hofstaat besichtigten den Zug vor dem Fürther Rathaus. Wie schon beim Faschingszug der Erwachsenen gestaltete sich der Humor doch recht schwerfällig. Mehr Stimmung herrschte am Faschingsdienstag beim „Lumpenball“ der