Bleistiftfabrik Berolzheimer und Illfelder

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Beginnender Abriss von Villa und ehem. Bleistiftfabrik Illfelder und Berolzheimer, heute Standort des Kaufhauses Woolworth - Aufnahme von 1950
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Die Bleistiftfabrik Berolzheimer und Illfelder war eine bekannte und erfolgreiche Fabrik in der Schwabacher Straße 52/54 mit Exporten in alle Welt.

Geschichte

Im Oktober 1854 erwarben die Kaufleute Daniel Berolzheimer und Leopold Illfelder das Anwesen Nr. 271 in der Schwabacher Straße, Ecke Maxstraße von dem Zimmermeister Simon Gieß. Laut Kaufvertrag bestand das Anwesen aus einem Haus mit zwei anstoßenden Gebäuden, zwei Remisen und einem Brunnen. Es gab einen eigenen Wasseranschluss, der sich, ebenso wie die Nähe zur Eisenbahnlinie als vorteilhaft erwies. Anfang November des gleichen Jahres stellten Berolzheimer und Illfelder einen Fabrikkonzessionsantrag an die Regierung von Mittelfranken, in der Absicht (dort) eine Bleistiftfabrik zu errichten und dieselbe mit Dampfkraft zu betreiben.[1] Sie hatten erkannt, dass die Nachfrage nach Bleistiften, von welchen viele in den Export auch in überseeische Länder gingen, kaum befriedigt werden konnte. Nach Erhalt der Fabrikkonzession am 16. März 1855 konnten sie den Bleistifthersteller Johann Georg Haas aus Stein als Werkführer verpflichten.[2] Der fünfzigjährige Witwer konnte vier seiner Kinder im Alter von 16 - 20 Jahren gleich in der Fabrik beschäftigen und wohnte im Erdgeschoss des Wohnhauses.

Das Jahr 1856 gilt in manchen Quellen als Gründungsjahr der Firma.[3] In diesem Jahr meldete Daniel Berolzheimer auch ein Privileg auf eine eigentümlich konstruierte Maschine zum Abschneiden der Bleistifte an.[4] Das Privileg, ursprünglich auf fünf Jahre erteilt, wurde bereits 1859 wieder aufgehoben. Wahrscheinlich hatte Berolzheimer die zweieinhalb Jahresfrist für den Nachweis versäumt.

Nach Daniel Berolzheimers Tod 1859 übernahm der Sohn Heinrich Berolzheimer dessen Anteil und führte die Fabrik eine Zeit lang zusammen mit Leopold Illfelder weiter. (Heinrich wohnte - wie zuvor schon sein Vater Daniel - bis 1868 mit seiner Familie im 1. Stock des Gebäudes. Danach wurden die Räume als Büroräume für die Fabrik genutzt.[5])

Es begann die Blütezeit der Firma.[6] Nach einer Gewerbestatistik von 1861 beschäftigte die Fabrik wahrscheinlich 44 Arbeiter und 7 Aufsichtspersonen.[7]

Am 20. Juli 1876 verkauften Heinrich Berolzheimer und Leopold Illfelder das Fürther Geschäft an den Sohn Leopolds, Josef Illfelder, der zuvor aus Amerika zurückgekehrt war. Unter dem Namen Josef Illfelder leitete dieser nun die Fürther Fabrik als Alleininhaber.[8] 1877 wurde die Firma in Fürth in "Dampfbleistiftfabrik Jos. Illfelder" umbenannt.[9] 1880 ließ er einen zweiten Dampfkessel als sogenannte Reserve für die 15 PS starke Siebertdampfmaschine in seiner Fabrik aufstellen.[10] 1890 dürfte die Fabrik ihren Höhepunkt erreicht haben. Vor allem die amerikanischen Märkte hatten sich durch hohe Zölle abgeschottet und eine lokale Produktion gefördert.

Nach Josephs Tod 1880 wurde sein Bruder, Max Illfelder Besitzer der Bleistiftfabrik.[8] Max war von 1881 bi 1915 Inhaber der Firma.[11] Bereits 1910 bestellte Max seinen Sohn Joseph als Prokurist und ab 1915 war dieser dann auch Inhaber. Am 5. April 1918 wurde die Firma aber unter Verwaltung gestellt, da der Eigentümer als Bürger eines im 1. Weltkrieg feindlichen Landes galt.[11] Diese Zwangsverwaltung erlosch erst am 30. Januar 1920.[11]

„Vera“ Bleistifte

Laut anderen Quellen übernahm Leopold Illfelder ab 1882 mit seinem Sohn Martin (Max?) den Betrieb in Fürth (ab da unter dem Namen Illfelder & Co.).[3] Später wurde die Firma unter dem Namen VERA-Bleistiftfabrik bekannt.

Arisierung

Am 1. Juni 1936 0bernahm Hans Carl Schwarz, Kaufmann aus Berlin SW 68, Friedrichstraße 250 die Jos. Illfelder Bleistiftfabrik. im Handelsregister des Amtsgerichts Fürth wurde am 2. April 1937 eingetragen, dass der bisherige Inhaber Franz Bernhard Illfelder aus der Firma ausgeschieden ist.[12] Als neuer Fabrikname wurde "Vera Bleistift-Fabrik Füth i.B., Inhaber Hans C. Schwarz" aufgenommen. 1942 wurde die Fabrik verkauft; 1949 wurde als Inhaber die Koh-I-Noor Bleistift GmbH genannt.[13] Heute steht an der Ecke Maxstraße - Schwabacher Straße das Kaufhaus Woolworth, ehem. bilka.

Niederlassung in New York: Eagle Pencil Co.

Die Firma gründete 1861 eine Niederlassung in New York ("Berolzheimer, Illfelder & Co." bzw. "B. Illfelder & Co."), aus der die späteren Firmen Illfelder Importing Co. bzw. Eagle Pencil Co. hervorgingen. Leiter der dortigen Niederlassung und Partner wurde zunächst ein Angestellter aus der Fürth Fabrik, Heinrich Reckendorfer. Auf der Londoner und auf der Pariser Weltausstellung in den Jahren 1862 und 1867 erzielten die Produkte der Firma internationale Anerkennung durch die Verleihung von Medaillen. 1869 wurde in Yonkers, N. Y. eine Fabrik gebaut, welche 1877 nach New York, N. Y. verlegt wurde.[8]

Heinrich Berolzheimer betrieb die Firma in den USA zuerst zusammen mit seinem Bruder Martin, Leopold Illfelder, dessen Sohn Joseph Illfelder sowie Heinrich Reckendorfer. Immer häufiger verweilte er auch dort und führte die Firma bald allein, da Leopold Illfelder aus der New Yorker Firma austrat, Reckendorf starb und Berolzheimer die Anteile der Erben aufkaufte. Berolzheimer "brachte mit Hilfe des Fabrikleiters Samuel Kraus aus Zirndorf, das New Yorker Geschäft zu hoher Blüte, die sich unter Leitung seines ältesten Sohnes Emil und seines Sohnes Philip noch weiter hob [...]" Nach Emils Tod wurde zunächst Philip Präsident in der Firma und nach seinem Ausscheiden leiteten Emils Söhne die Firma.[8]

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Fürth, Fach 204, Nr. 36: Konzessionsantrag vom 1. Nov. 1854
  2. Stadtarchiv Fürth, Fach 17a, Nr. 469
  3. Hochspringen nach: 3,0 3,1 Georg Büttner: "JOS. ILLFELDER, Fürth"; unter "Die vergessenen Bleistiftfabriken" (F-M) derzeit (Feb. 2021) nicht erreichbar
  4. Stadtarchiv Fürth, Fach 208, Nr. 31: Briefe vom 26. April und 12. Juni 1856
  5. Michael Berolzheimer Collection 1325-1942, S. 97 - online-Digitalisat
  6. Fürth von A bis Z (Buch)
  7. Stadtarchiv Fürth, Fach 118, Nr. 59 - die Angaben sind teilweise durchgestrichen und dadurch nicht eindeutig
  8. Hochspringen nach: 8,0 8,1 8,2 8,3 Michael Berolzheimer Collection 1325-1942, S. 105 - online-Digitalisat
  9. Fronmüllerchronik, 1887, S. 478
  10. Stadtarchiv Fürth, Agr. 8, 649A, Nr. 134
  11. Hochspringen nach: 11,0 11,1 11,2 siehe Gisela Naomi Blume: Der neue jüdische Friedhof in Fürth, 2019, S. 297
  12. Chemie-Arbeit in Werk und Labor, Band 60, 1937, S. 391
  13. Adressbuch der Stadt Nürnberg, Band 62, 1949, Teil IV, S. 26

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