Das Martin-Luther-Gemälde in St. Peter und Paul

Aus FürthWiki

(Weitergeleitet von Das Martin-Luther-Gemälde)

Das Luthergemälde des Schnieglinger Lehrers S. Riegel von 1883

Das Poppenreuther Luthergemälde zum 400. Geburtstag des Reformators

An der Südostwand des Kirchenschiffes in St. Peter und Paul Poppenreuth ist rechts neben der Kanzel ein großes Aquarell Martin Luther in Lebensgröße darstellend. Dieses Bild zeigt den Reformator mit Gelehrtentalar in der Pose die Bibel deutend, speziell hier die reformatorische Einsicht aus dem Römerbrief des Apostel Paulus (Röm.3,24) "Wir werden ohn Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung so durch Christum Jesum geschehen ist." Dabei auch als Emblem die Lutherrose. "Des Christen Herz auf Rosen geht, wenn´s mitten unterm Kreuze steht."[1]
Gemalt wurde dieses Bild von dem Schnieglinger Lehrer S. Riegel [2] Er scheint ein Nürnberger Kunstschüler gewesen zu sein, der dieses Werk unter der Leitung von Friedrich Wanderer erstellte. [3] Schniegling gehörte seinerzeit noch zur Kirchengemeinde St. Peter und Paul Poppenreuth. Anlass für das Gemälde war der 400. Geburtstages von Martin Luther am 10.11.1883, der überall im deutschen Reich mit großem Aufwand gefeiert wurde. Die Lutherinterpretation jener Zeit stellte den Reformator als nationale Identifikationsfigur heraus, als Deutsche Persönlichkeit, die auch das Haupt vor dem welschen Papst nicht beugte. Man sah darin Analogien zum deutsch-französischen Krieg 1870/71, wo man sich den welschen Franzosen auch nicht gebeugt hatte.


Das Poppenreuther Gemälde von S. Riegel steht in der Tradition der Darstellung des Bildhauers Johann Gottfried Schadow, die jener durch sein Wittenberger Lutherdenkmal geschaffen hat. 1817 zum 300. Jubiläum des Thesenanschlages in Wittenberg hatte der preußische König Friedrich Wilhelm III. die Planung für ein Lutherdenkmal als seine Sache angenommen, als deren Ergebnis schließlich das Werk Schadows stand.
Luther wurde damals nach den Freiheitskriegen als deutschen Freiheitsheld gefeiert. Dies manifestierte sich sonderlich beim Wartburgfest 1817, bei dem des 300-jähriges Reformationsjubiläum und des 4. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig gedacht wurde. Durch Luthers Wartburgaufenthalt – so der unter den Teilnehmenden verbreitete Mythos – habe der Reformator durch die Bibelübersetzung der deutschen Sprache verbindliche Gestalt gegeben und ein Zeichen des Widerstands gegen jede kulturelle Fremdherrschaft gesetzt. Diese Interpretationslinien fanden zur Zeit Riegels die gleiche Gültigkeit.


Die Lutherverehrung fand in Poppenreuth 1883 nicht nur in dem Aquarell Riegels einen Ausdruck, sondern auch in den Reformatorenbildnissen von Luther und Melanchthon in den Fenstern der Ölbergkapelle, sowie dem letzten Fenster der Wanderer-Leben-Jesu-Chorfenster mit der Datumsinschrift 10. November 1883.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. In einem Brief vom 8. Juli 1530 beschreibt Martin Luther sein Wappen:
    "Das erste sollte ein Kreuz sein - schwarz - im Herzen, das seine natürliche Farbe hätte. Denn so man von Herzen glaubt, wird man gerecht ... Solch Herz soll mitten in einer weißen Rose stehen, anzeigen, dass der Glaube Freude, Trost und Friede gibt ... darum soll die Rose weiß und nicht rot sein; denn weiße Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe. Solche Rose steht im himmelfarbenen Feld, dass solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang ist der himmlische Freude zukünftig .... Und um solch ein Feld einen goldenen Ring, dass solche Seligkeit im Himmel ewig währt und kein Ende hat und auch köstlich über alle Freude und Güter, wie das Gold das edelste köstlichste Erz ist ..."
  2. siehe Christl. Kunstblatt, 26. Jahrg. Nr. 12 vom 1.12.1884; Seite 182.
  3. Barbara Ohm, Poppenreuth, Geschichte eines Fürther Dorfes, Seite 90