Der Schusswechsel am Poppenreuther Friedhof

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Der von der Friedhofsseite unauffällig zu betretene Stadel (Bildmitte zwischen den Glashäusern - heute eingewachsen)
Der mittlerweile eingewachsene Gärtnereistadel von der Hofseite

Als im März 1981 die Plastikfolien zur Abdeckung für die Chrysanthemen in der Gärtnerei Bezold aus dem Stadel geholt werden mussten, entdeckte ein Arbeiter im Obergeschoß ein Nachtlager. Offenkundig gab es dort einen unbekannten Übernachtungsgast. Als sämtliche Familienangehörigen die geheimnisvolle Entdeckung inspizierten, fiel dem jüngsten Sohn eine Astschere auf, die er tags zuvor beim Nachbarn gesehen hatte. Daraufhin wurde die Polizei verständigt.
„Jetzt können wir nicht kommen,“ hieß es lapidar. „Gleich spielen die Fürther und da müssen wir den Verkehr regeln.“ Abends erschienen dann aber vier Kriminalbeamte in Zivil und beschlossen den Quartierort zu überwachen.

Kurz vor Mitternacht war Schichtwechsel. Kurz nach Mitternacht kam der unbekannte Gast, schlich die Treppe in dem Stadel nach oben und hörte im Dunkeln die Stimmen der gerade gekommenen Polizeibeamten. Er zückte eine Waffe - die sich im nachhinein sogar noch als gestohlene Polizeipistole entpuppte - zielte auf einen rotglühenden Glimmstängel und schoss dem rauchenden Kriminalpolizisten in den Unterkiefer.
Der Hund des Beamten fing zu bellen an, lief aber dem fliehenden Täter nicht hinterher. Er bekam ja wegen der Verletzung am Kiefer kein Kommando zum Fassen.
Der zweite Polizist sprang auf und schoss auf den nun Flüchtenden. Dreimal traf er dabei nur in die Steinwand des Stadels. Ein weiterer Schuss durchschlug den Bretterverschlag und traf im gegenüber liegenden Wohnhaus die Esszimmerfensterscheibe, die daraufhin zerbarst. Nun musste Großalarm ausgelöst werden. Die vorhergehende Schicht von Beamten, noch auf dem Nachhauseweg verständigt, kam ebenso wie etliche andere Einsatzkräfte. Diese stellten im Hof der Gärtnerei sogenannte Leuchtgiraffen auf und leuchteten alles aus. In gleicher Nacht entdeckte man noch eine weggeworfene Tasche des Flüchtigen. Radiostationen warnten ihre Hörer vor dem bewaffneten Täter.

Dessen Identität wurde durch den Tascheninhalt gelüftet: Ein polizeilich gesuchter Straftäter, der mehrere verschiedenartige Delikte auf dem Kerbholz hatte und abgetaucht war. Später fand man in einer nahegelegenen Blaufichtenschonung noch die weggeworfene Pistole. Die eingesetzten Hubschrauber verfolgten fortan den Fluchtweg. Nicht lange danach wurde der Täter in Scheinfeld verhaftet.

In der Verhandlung im berühmt berüchtigten Schwurgerichtssaal 600 in Nürnberg, wo bekanntlich schon die Kriegsverbrecherprozesse stattgefunden hatten, wurde der 48-jährige Täter zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Weitere Einzelheiten kamen zutage:
Der Gesuchte hatte mehrere Monate in der Bezoldschen Gärtnerei genächtigt. In „Schneiders Gärtla“ war er häufig zum Kartenspielen, bis das Lokal geschlossen wurde. Dann ging er „nach Hause“ und betrat den Stadel unbemerkt spät nachts durch eine Türe von der Friedhofsseite her. Im Betriebsgebäude bediente er sich an Bierflaschen, was die Angestellten zu gegenseitigen Verdächtigungen veranlasste. Auch in die Kasse griff er hie und da - entnahm allerdings nur Kleinbeträge in unauffälliger Höhe. So blieb beispielsweise auch eine Wocheneinnahme von 6000 DM unbeschadet in der Kasse liegen. Die Presse berichtete seinerzeit groß aufgemacht von Fürths größtem Polizeieinsatz seit dem Zweiten Weltkrieg.

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