Elkan Fränkel
- Vorname
- Elkan
- Nachname
- Fränkel
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 1654
- Geburtsort
- Wien
- Todesdatum
- 1720
- Todesort
- Wülzburg
- Beruf
- Hoffaktor, Parnoß
- Religion
- jüdisch
Person | Verwandtschaftsgrad |
---|---|
Baermann Fränkel | Bruder |
Hirsch Fränkel | Bruder |
Moses Fränkel | Bruder |
Rabbi Henoch Levi | Vater |
Ritschel Rachel Fränkel | Mutter |
Wolf Fränkel | Bruder |
Elkan Fränkel (geb. 1654 in Wien; gest. 1720 in Wülzburg) war ein Sohn des Rabbi Hennoch Levi, der 1670 aus Wien vertrieben worden war,[1] und Bruder des Schwabacher Oberrabbiners Hirsch Fränkel.
Elkan Fränkel hatte nach eigenen Angaben „nicht viel“ gelernt. Er sei lediglich bis zum Alter von 14 Jahren in Wien in die Talmudschule gegangen. Anschließend hätten seine Eltern ihn mit einem Mädchen aus dem mährischen Nikolsburg (heute Mikulov in Tschechien) verheiratet, was ihn aber sechs Jahre später nicht davon abhielt eine reiche Erbin aus Fürth zu heiraten. Zunächst besuchte er weitere zwei Jahre die Talmudschule, ehe er und seine Familie aus Wien vertrieben wurden. Nach der Vertreibung gelangte Elkan Fränkel mit seiner Familie vermutlich um 1670 nach Fürth. Der Chronist Fronmüller will Elkan Fränkel erstmalig 1686 in den Registern der Fürther Juden erkannt haben,[1][2] jedoch wird er bereits 1679 als Schutzjude von Brandenburg-Ansbach aufgelistet.[3]
Elkan Fränkel selbst hatte sich nach eignen Aussagen mit Zuzug nach Fürth sofort unter den Schutz des Fürstentums Brandenburg-Ansbach begeben, wohingegen seine Brüder Schutzjuden des Fürstbistums Bamberg wurden. Der Vater Hennoch Levi wurde zum Rabbiner nach Bamberg bestellt, während Elkan Fränkel seinen Lebensunterhalt mit dem Edelsteinhandel verdiente. Auf die Frage in einem späteren Prozess gegen ihn und Teilen seiner Familie gab Elkan Fränkel an, dass er neben der jüdischen Ausbildung sonst keine weitere Bildung genossen habe. Auch könne er weder Deutsch lesen noch schreiben. Letzteres wird von einigen Historikern kritisch gesehen. Vielmehr sei Elkan Fränkel ein außerordentlich begabter Mensch gewesen, der infolgedessen nicht ohne Grund am Hofe in eine für damaligen Juden höchste Postion schaffte. Weiterhin engagierte sich Elkan Fränkel nicht nur in der Fürther Gemeinde, sondern hatte auch verschiedene Ehrenämter inne. So betätigte er sich in der lokalen Politik und vermittelte um 1700 einen Vergleich zwischen den bambergischen und ansbachischen Schutzjuden. 1703 konnte Elkan Fränkel das Vertrauen des frisch gekürten Markgrafen Wilhelm Friedrich im Fürstentum Brandenburg-Ansbach gewinnen, womit er bald freien Zutritt zum Hofe hatte. Fränkel schlug eine neuere, straffere Organisation der Fürther Judenschaft vor, die durch eine neue Judenordnung die Wahl des Vorstehers von der Zustimmung des Markgrafen abhängig machte.
1704 wurde er auf Betreiben des Ansbacher Markgrafen als Parnoß in Fürth anstelle des Hirsch Frankfurter eingesetzt und erhielt am 28. Januar 1704 wegen seines Eifers für das fürstliche Interesse ein Geschenk von 600 rheinischen Gulden.[4][5]
Als Hoffaktoren waren in Ansbach seit Mitte des 17. Jahrhunderts, vor allem in der Regentschaft Georg Friedrichs II. und Friedrich Wilhelms, die Familie Model als Hofjuden tätig. Insbesondere Marx (Mordechai) Model (gest. 1709)[6] tätigte umfangreiche Lieferungen für den Ansbacher Hof und das Militär. Beispielsweise belief sich ein einziger Posten im Jahr 1699 auf 100.000 Taler zur Tilgung einer Pariser Wechselschuld.[7]
Bereits seit 1704 begann Elkan Fränkel Marx Model mit seinen beiden Söhnen Eisik und Elias systematisch, Schritt für Schritt, aus der Vorrangstellung bei dem Markgrafen Wilhelm Friedrich zu verdrängen.[8] Model wiederum ließ keine Gelegenheit aus, den Ruf Fränkels und dessen Stellung zu untergraben, zumal Model fest in der jüdischen Gemeinde verwurzelt war. Der frühe Tod Models 1709 spielte letztendlich Fränkel in die Hände, sodass der Markgraf Elkan Fränkel zum Obervorsteher mit einem Jahresgehalt von 200 Gulden am Hofe ernannte.
Die Hofjudenfamilie Model wurde dann durch die Fürther Judenschaft gestürzt - Hauptgegner war Elkan Fränkel.[9][7][10] Elkan war dann seit 1708 am Ansbacher Hofe tätig.
Aber die verdrängte Familie Model, sowie der übergetretene Jude Jesaia Fränkel (nach Apostasie: Christhold), sowie einige andere Feinde Elkans[11] brachten es nach einem form- und gesetzlosen Verfahren dahin, dass Elkan Fränkel 1712 zu ewiger Kerkerhaft auf der Wülzburg verurteilt wurde, wo er 1720 auch starb.[9] Fränkel wurden schwere Verbrechen vorgeworfen, darunter mangelnder Respekt und Beleidigung des Markgrafen, Verdacht auf Inzest und Ehebruch mit der Frau seines Bruders, erhebliche Gefährdung des Fürstentums. Auf alle Anschuldigungen stand jeweils die Todesstrafe, allerdings sei der Fürst gnädig gewesen und milderte das Urteil wie folgt ab: Fränkel werde „... auf öffentlichen Marck geführt, daselbst ihme von dem Scharff-Richter Neun Ruthenstreiche in drey Absätzen an einem hierzu besonders auffgerichteten Pfahl gegeben, sein unflätiges und abergläugisches Buch durch ermeldten Scharff-Richter zerschnitten und zerrissen“. Anschließend wurden Fränkel zwei Möglichkeiten offeriert: entweder der Verkauf Fränkels nach Venedig als Galeerensträfling mit knapp 60 Jahren, oder die ewige Gefangenschaft an einem „wohlverwahrten Ort“ im Lande.[12] Das Urteil wurde am 2. November 1712 bestätigt - Fränkel im Anschluss sofort auf den Marktplatz zu Ansbach verbracht und unter einer großen Menge Schaulustiger ausgepeitscht. Anschließend wurde er auf dem Schinderkarren auf die Wülzburg verbracht, wo er acht Jahre später verstarb. Seine Frau und Kinder wurden des Landes verwiesen, sein gesamter Besitz beschlagnahmt.
Das Lebensschicksal Elkan Fränkels beschreibt den immensen Fall vom Ratgeber des Markgrafen bis zur Kerkerhaft.[13]
Nach dem Sturz der Gebrüder Elkan und Hirsch Fränkel profitierte eine andere Fürther Familie Fränkel davon und stieg zu Hoffaktoren auf.
Literatur
- Isak Nethanel Gath: Der Hexenmeister von Schwabach, Der Prozess gegen den Ansbachischen Landesrabbiner Hirsch Fränkel. Mittelfränkische Studien, Selbstverlag des Historischen Vereins für Mittelfranken, Ansbach 2011, ISBN 978-87707-812-9
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Fronmüllerchronik, 1887, Seite 116
- ↑ ebenso S. Hänle: „Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach, S. 73
- ↑ Daniel Cohen: The Organizations of the "Landjudenschaften" in Germany during the XVI and XVIII Century (heb. Dissertation), Band II, Jerusalem, 1967, S. 136, Anm. 42 - In: Isak Nethanel Gath: Der Hexenmeister von Schwabach, Der Prozess gegen den Ansbachischen Landesrabbiner Hirsch Fränkel. Mittelfränkische Studien, Selbstverlag des Historischen Vereins für Mittelfranken, Ansbach 2011, S. 46
- ↑ Fronmüllerchronik, 1887, Seite 117
- ↑ Isak Nethanel Gath: Der Hexenmeister von Schwabach, Der Prozess gegen den Ansbachischen Landesrabbiner Hirsch Fränkel. Mittelfränkische Studien, Selbstverlag des Historischen Vereins für Mittelfranken, Ansbach 2011, S. 47
- ↑ Michaela Schmölz-Häberlein (hrsg): „Jüdisches Leben in der Region – Herrschaft, Wirtschaft und Gesellschaft im Süden des Alten Reiches“, 2018; Seite 344
- ↑ 7,0 7,1 Siegfried Hänle: „Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach“, 1867, Seite 70
- ↑ Siegfried Haenle: Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach, Ansbach 1867 - Nachdruck im Original von Hermann Süß, 1990, Bay. jüd. Schriften, hrsg. von Karl W. Schubsky und Hermann Süß, Bank 1
- ↑ 9,0 9,1 Hugo Barbeck: „Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth“, 1878, Seite 79
- ↑ “Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judenthums“, hrsg. Oberrabbiner Dr. Z. Frankel, 1867, 16. Jahrgang; Seite 471
- ↑ dabei ist besonders die Markgräfin und Regierungsrat Appold zu nennen; siehe S. Hänle: „Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach, S. 75
- ↑ StA Nürnberg, Rep. 110 Fm Ansbach, Ansbacher Historica, Nr. 225, fol. 58-60, 128-130. In: Heinrich Christoph Büttner (Hrsg.), Franconia, Beyträge zur Geschichte, Topografie und Literatur von Franken, Bd. 2, (1813), T. XII.
- ↑ siehe dazu auch: “Der Israelit – Zentralorgan für das orthodoxe Judentum“, IX. Jahrgang, 1868, Nr. 9, Seite 152 ff. – online