Johann Oertel
- Vorname
- Johann Adam Simon
- Nachname
- Oertel
- Geschlecht
- männlich
- Abw. Namen
- Johannes
- Geburtsdatum
- 3. November 1823
- Geburtsort
- Fürth
- Todesdatum
- 9. Dezember 1909
- Todesort
- Vienna, Virginia (USA)
- Beruf
- Maler, Künstler, Priester
Adressart | VonObjekt |
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Geburtshaus | Alexanderstraße 15 |
Johann Adam Simon Oertel (geb. 3. November 1823 in Fürth; gest. 9. Dezember 1909 in Vienna, Virginia/USA) war von Beruf Kunstmaler, Kupferstecher und Priester. Oertel war mit Julia Adelaide Oertel, geb. Torrey seit 1851 verheiratet, aus der Ehe stammten vier Kinder.
Leben und Wirken
Er kam als erstes Kind des Feld- und Taschenspiegelfabrikanten Thomas Friedrich Oertel und dessen Ehefrau Maria Magdalena, geborene Moenesdörfer (gest. 16. Feb. 1880[1]) im Haus Nr. 533 (ab 1890 Alexanderstraße 15, 1943 durch Bombenangriff zerstört) zur Welt. Taufpate war der Uhrengehäusemacher und Großvater Johann Adam Simon Moenesdörfer (auch Mennesdoerfer geschrieben; Neffe von Johann Adam Simon Mennesdörfer).[2]
Seine Eltern schickten den 13-jährigen Oertel zum Studium der Theologie zum Pfarrer Wilhelm Löhe. Dieser erkannte sein Talent für die Malerei durch Malereien in seinen Klassenbüchern und weniger im Bereich der Theologie, sodass er dem noch jungen Mann empfahl ein Kunststudium aufzunehmen. Oertel folgte dem Rat, und studierte mit 14 Jahren zunächst Kunst am Polytechnischen Institut in Nürnberg, anschließend arbeitete er für J. M. Enzing-Müller in München – einem Kupferstecher aus Nürnberg. Nach einem Wechsel an die Akademie der Bildenden Künste in München, studierte er Malerei und Kupferstecherei als Schüler von Cornelius, Kaulbach und Schwanthaler und begeisterte sich für die griechische Geschichte. Neben seinem künstlerischen Engagement war Oertel auch sportlich aktiv. So verbrachte er viel Zeit in Turnhalten bei Kraft- und Beweglichkeitsübungen, sodass er sich während dieser Zeit den Ruf als einer der besten Athleten in Bayern erarbeitete. Er war auch gleichzeitig ein hervorragender Fechter, sowohl mit dem Florett als auch mit dem Säbel. Neben dem sportlichen Engagement, das er bis ins hohe Alter beibehielt, studierte Oertel auch Musik. So spielte er sehr gut Flöte, auch wenn er selbst sagte, dass er sich lieber für die Geige oder das Cello hätte entscheiden sollen.
Mit nur 25 Jahren wanderte Oertel 1848 in die USA aus und ließ sich in Newark, New Jersey, nieder. Hierzu segelte er in 10 Wochen nach Amerika – später folgten seine Eltern und Geschwister. Dort verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit Zeichenunterricht, Porträtmalerei für junge „Damen“, obwohl seine Englischkenntnisse eher bescheiden waren bzw. nur aus dem Selbststudium eingängiger Literatur bestanden. Neben dem Malunterricht gravierte er Vorlagen für Banknoten und entwarf erste Deckengemälde für das House of Representatives in Washington (1857–1858).
1851 heiratete Oertel die Tochter der Familie Asa und Mary Sandford Torrey aus Newark: Julia Adelaide Torrey. Aus der Ehe stammten vier Kinder: Mary Magdalena (geb. 10. November 1852), John Frederick (geb. 3. November 1856), Samuel Philip (geb. 28. November 1859 – gest. 11. Dezember 1859), Theodore Eugene (geb. 20. April 1864). Nach der Hochzeit wechselte die Familie nach Madison, New York. Es folgten zunächst eher schwierige wirtschaftliche Jahre, er ging seinem Broterwerb nach und schuf Stahlstiche, malte Porträts oder kolorierte Fotografien.
Da er sich bereits in jungen Jahren für Theologie interessierte, trat er 1852 der Episkopalkirche bei und wurde im Oktober 1852 vom Bischof Doane konfirmiert. Im Frühjahr gleichen Jahres zog die Familie nach Brooklyn und Oertel war das nächste Jahr ausschließlich damit beschäftigt, Entwürfe für Stahlstiche zur Verwendung auf Banknoten anzufertigen, Illustrationen auf Holz zu zeichnen oder Porträts zu malen. Um mehr Geld zu verdienen, erfand er mit seinem Vater eine elektrische Maschine, die aber floppte. Auch ein Verfahren zur Herstellung von Stahl aus Gusseisen durch Elektrizität schlug fehl, da ein polnischer Erfinder namens Mayrhofer bereits zuvor das Verfahren patentiert hatte.
1857 erhielt er den Auftrag, einige künstlerische Arbeiten am Kapitol der Vereinigten Staaten von Amerika in Washington auszuführen. So machte er sich am 19. Februar 1857 auf den Weg nach Washington und nahm seine Arbeit auf. Als Patriot schrieb er seiner Frau: Ich war oben im Kapitol. Ich werde meinen Namen an den Wänden des Kapitols verewigen, entweder als ein Mann der leben wird, oder als ein Nichts, der es nicht verdient hat, zu leben. Die erste Arbeit von Oertel war die Gestaltung der Senatsbibliothek. Während dieser Zeit zog die Familie ebenfalls nach Washington in die I. Street Nr. 1357, in der Nähe des Parks, wo man nachts noch das Läuten der Kuhglocken hören konnte. Am 1. Mai 1858 kehrte die Familie wieder nach Madison zurück, in das Haus des Bruders Fritz, zumal Oertel als Maler im Kapitol scheinbar keine Folgeaufträge erhielt. Erneut arbeitete Oertel als Maler, hauptsächlich durch die natürliche Darstellung von Rindern, Schafen und Pferden. Dies brachte ihm zumindest die Aufmerksamkeit der National Academy of Design im Jahr 1859. So urteilte die Academy in der New York Post: Oertel zielt sowohl auf das Gefühl als auch auf das Leben. Seine Bilder, die in der Farbe weniger attraktiv sind als einige andere, machen diesen Mangel durch die Genauigkeit der Zeichnung und der Komposition mehr als wett. Als getreue Abschriften der Natur lassen seine Tiere wenig zu wünschen übrig.
Vier Jahre später, 1861, zog er mit seiner Familie in eine etwas ruhigere und ländlichere Region außerhalb der Stadt – u. a. auch um Kosten für die Unterkunft zu sparen. Seinen künstlerischen Schwerpunkt setzte er erstmals auf religiöse Motive, in der Hoffnung auch damit ökonomisch erfolgreich zu sein. In dieser Zeit entstand eines seiner bekanntesten Bilder: The Rock of Ages, ein Bild das in Millionen von Fotografien und Chromolithografien in den USA und England seine Verbreitung fand. Allerdings stürzte er Anfang 1862 von der Leiter und zog sich dabei den Bruch von drei Rippen und vor allem des rechten Handgelenks zu, sodass er für eine Zeitlang nicht mehr als Maler arbeiten konnte. Während der sog. Sezessionskriege (1861–1865) in Amerika verbrachte Oertel einige Zeit auf den Schlachtfeldern, um sich als Künstler dem Thema zu widmen. Allerdings schien dem Künstler das Gesehene künstlerisch schwerzufallen. Seine Frau schrieb am 2. Juni 1863 an einen Freund: "Ich glaube nicht, dass mein Mann jemals den ersten Strich auf diesem Armeebild malen wird. Er ist der Arbeit offensichtlich sehr abgeneigt; außerdem spürt er, dass seine Jahre dahinfließen, und wenn er jemals für die Sache seines Meisters arbeiten soll, ist es an der Zeit, dass er sich damit befasst." Oertel malte jedoch sechs Kriegsszenen von beträchtlicher Größe, von denen die meisten als Tierbilder behandelt wurden. Zwei davon wurden von Sir Morton Peto, einem großen englischen Finanzier, gekauft und von ihm zusammen mit Bierstadts „Rocky Mountains“ nach England gebracht. Ein weiteres Bild, das „The Virginia Turnpike“, zeigte einen Sechsspänner und Armeewagen, der sich in dem schrecklichen Schlamm einen Hügel hinauf quält, den der General Burnsides Winter vor Petersburg als "Schlammkampagne" bezeichnete. Es wurde von einer Gesellschaft von Gentlemen gekauft und Ex-Gouverneur Fenton aus New York geschenkt. Er malte auch „The Gallop of Three“ und „The Raid“ für Mr. J. E. Paine aus New York. Allerdings bewirkte der Bürgerkrieg noch etwas anderes - nicht künstlerisches bei Oertel. Er war einer der ersten, der eine Schule für afroamerikanische Kinder einrichtete und bot den gerade erst aus der Skalverei befreiten Menschen religiöse Dienste - darunter Taufen, Konformationen und Heiraten bzw. Beerdigungen.
Oertel bezeichnete sich zunehmend als New Yorker Künstler, obwohl er in Rhode Island lebte. Damit meldete er New York als Ort des Urheberrechts an. Was er nicht wusste war, dass das Gesetz besagte, dass es in dem Staat, in dem der Künstler wohnte, oder in der Generaldirektion in Washington, D. C., ausgestellt werden musste. Oertels Verleger erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen den Staat und es folgten drei teure Prozesse zur Verteidigung des Urheberrechts, die der Künstler allein führen musste, da er nach den Vertragsbedingungen keine Verantwortung in dieser Angelegenheit trug. Der Künstler bezahlte die Kosten aus seiner Tantieme von einem Viertel, während der Verleger selbstgefällig zusah und seine drei Viertel sicher einsteckte. Die ersten beiden Prozesse in New York City wurden zugunsten des Künstlers entschieden. Richter Cardoza entschied, dass der Künstler trotz des technischen Fehlers im Urheberrecht ein Recht auf die Einnahmen aus dem Werk seines eigenen Geistes habe – eine in der Tat gerechte Entscheidung. Im dritten Prozess, der in Chicago stattfand, fiel die Entscheidung jedoch gegen ihn aus, das Urheberrecht wurde aufgehoben.
Oertel gab regelmäßig Bibelstunden in Form von Vorlesungen. Da der Rektor seiner Kirchengemeinde wegen Krankheit zunehmend auch Zugriff auf Laienleser bei Gottesdiensten nahm, empfahl er Oertel die Diakonenweihe zu empfangen, um zusätzliche Pflichten zu übernehmen. So wurde er schließlich im Juni 1867 vom Bischof Clark aus Rhode Island nach einem Kanon zum uneingeschränkten Diakon geweiht. 1871 entschloss sich Oertel doch noch zur Priesterausbildung, und zwar bei den Episkopalisten, die als Ziel vertreten, dass die Kirchengewalt vom Papst stärker auf Bischöfe verlagert werden sollte. Ab diesem Zeitpunkt schuf Oertel nur noch religiöse Gemälde, die ihm schließlich die Anerkennung als Amerikas führender Maler religiöser Themen einbrachte. Während seiner Zeit in ST. James erhielt er als Schenkung eine ca. 100 Jahre alte Pumporgel der Christ Episcopal Church in Tarrytown/New York. Damit bereicherte er als erstes den Gottesdienst mit Musik in Lenoir.
Oertel war Mitbegründer der Art Association New York. Gegen Ende seines Lebens lebte er zunächst in Ocala, Florida, wo er eine Orangenfarm und eine Mühle betrieb, neben seiner Malerei.
Oertel starb am 9. Dezember 1909 kurz nach seinem 86. Geburtstag in Vienna, Virginia (USA). Zuvor war in der Nacht vom 8. Dezember ausgerutscht und hatte sich dabei die Hüfte gebrochen. Keine 24 Stunden nach dem Unfall verlor er das Bewusstsein und starb im geschwächten Zustand an den Folgen des Sturzes.
Literatur
- J. F. Oertel: A Vision Realized. A Life Story of Rev. J. A. Oertel, D.D. Artist, Priest, Missionary, Milwaukee 1917 - online
Siehe auch
Weblinks
- Johannes Adam Simon Oertel - Wikipedia (Englisch)
- 8 Gemälde von Oertel in den Harvard Art Museums - online
- Oertels Tagebuch 1868-1883 - online
- THE ROCK OF AGES. Story of a famous work of art. In: Marble Hill press vom 31. Mai 1894 - online
- Noted Artist Painted Visions - Story of J. A. S. Oertel... In: The New Haven union vom 17. Oktober 1909 - online
- Heard about Westerly - Sale of Art Works... In: Norwich bulletin vom 28. Juni 1911 - online