Kanu-Club Fürth
Der Kanu-Club Fürth wurde am 24. April 1928 auf Initiative der Brüder Gustl und Josef Schneider gegründet, die kurz zuvor mit dem Kanu bis nach Afrika gepaddelt waren.
Nach der Afrikafahrt zeigten die Gebrüder in mehreren Lichtbildvorträgen im Berolzheimerianum ihre Reisen ins Ausland, womit scheinbar das Interesse den Kanusport in Fürth geweckt wurde. Mit Unterstützung des Oberbürgermeisters Dr. Wild, aber auch des Baumeisters Zorn und dem Bauamt konnte alsbald ein Grundstück an der Uferstraße / Weiherstraße gepachtet werden. In Eigenleistung der Vereinsmitglieder wurde das Grundstück für den Bau eines Bootshauses vorbereitet, planiert und das Ufergelände befestigt. Aus dem Fichtelgebirge wurde eigenes ein Fahnenmast geholt. Bei der Abholung sah man noch vier kleine ca. 60 cm große Birken, die man kurzerhand mitnahm und in Fürth vor dem Bootshaus am Ufer so einpflanzt, dass jeder an den Birken vorbeimusste um ans Bootshaus zu kommen. Das Einpflanzen wurde von Josef Schneider begleitet, sowie weitere Vereinsmitglieder wie Dr. Rudolf Benario und Ernst Goldmann.
Der Verein unternahm in den darauffolgenden Jahren viele (Wander-)Fahrten auf den heimischen Flüssen, aber auch bis nach Hamburg oder Holland über die Saale, Elbe oder Rhein. Im Jahr 1933 wurde der Verein im Rahmen der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten aufgelöst bzw. verboten - zumal Sport- und Naturvereine sich oftmals in dieser Zeit auch politisch links engagierten. Teile ihrer Mitglieder, die u.a. Juden oder Kommunisten waren, wurden verfolgt bzw. verhaftet - darunter auch Benario und Goldmann.
Das Vereinsleben begann erst wieder nach Kriegsende im Sommer 1945. Das Bootshaus und das Gelände wurden wieder hergerichtet - und erste Slaloms, Regatten oder Wanderfahrten wurden durchgeführt. Mit der Zeit professionalisierte sich der Verein, sodass auch erste Kreis-, Bayerische- und Deutsche Meister im Kanusport aus Fürth kamen. Erfolgreichster Kanufahrer aus Fürth in dieser Zeit war Walter Kerschbaum, der im Kajak-Slalom 1953 in Meran bis zum Weltmeistertitel schaffte.
Ebenfalls unterstützt wurde der Verein durch die alliierten US-Streitkräfte in Fürth. Das eigens durch die US-Armee ins Leben gerufene Programm "German Youth Activities" (GYA) unterstütze den Kanuverein und brachte viele Jugendliche kostenlos zu Wanderfahrten und Regatten - u.a. bis nach Garmisch zur Erstbefahrung der Partnachklamm zur Donau, Lahn, Wiesent, Main, Inn und Isar. Dabei übernachteten die Jugendlichen mit den US-Soldaten gemeinsam in Zelten und verbrachte so gemeinsam die Zeit.
Mit der Wiederzulassung von Betriebssportvereinen verlor der Verein einen Großteil seiner Mitglieder, u.a. an den neu wiedergegründeten SG Nürnberg Fürth 1883 e. V. in der Südstadt. In der Folge wurde nach einigen Jahren der Pachtvertrag durch die Stadt gekündigt, das Bootshaus als Künstleratelier und die umliegende Fläche als Parkplatz genutzt. Erst 2004 zog ein neuer Verein in das Gebäude ein, der Kunst- und Kulturverein Badstraße 8 e. V.
Literatur
- Schüler der Grund- und Mittelschule Soldnerstraße 9b (Hrsg).: Birken am Rednitzufer. Eigenverlag, Fürth, 2004
Siehe auch
- Rudolf Benario
- Ernst Goldmann
- Joseph Schneider
- Gustav Schneider
- Benario-Goldmann-Gedenkstätte
- Kulturort Badstraße 8 e. V.