Konrad Grünbaum

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Konrad Grünbaum (geb. 12. Mai 1906 in Fürth; gest. 1994 in Fürth), war Metalldrücker und SPD-Widerstandskämpfer gegen die Nazi-Diktatur. Von 1946 bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 1978 war Grünbaum für die SPD im Stadtrat der Stadt Fürth vertreten. Konrad Grünbaum hatte einen Bruder Leonhard, der ebenfalls für den Widerstand während des Nationalsozialismus arbeitete. Beruflich war Grünbaum nach dem 2. Weltkrieg als Rechtsstellenleiter tätig. Grünbaum war verheiratet mit Babette Liselotte Grünbaum (geb. 10. Februar 1907) - geborene Wegmann, geschiedene Fuchs.

Widerstandsgruppe während der NS-Zeit

Schema der Widerstandsgruppe in Fürth

Grünbaum versuchte bereits Anfang der 1930er Jahre eine Widerstandsgruppe in Fürth aufzubauen um dem Verbot der SPD durch die Nationalsozialisten etwas entgegen zu setzen. So war er Mitglied der örtlichen Reichsbanner Führung, einer SPD nahestehenden Massenorganisation, die im März 1933 durch die Nationalsozialisten ebenfalls verboten wurde[1]. Konrad Grünbaum, der vor 1933 auch Bezirksvorsitzender der Jungsozialisten und Leiter der Schutzformation (Schufo) war, entging der ersten Verhaftungswelle im März 1933 nach der Machtübernahme der NSDAP nur durch Zufall, da er im Parteileben der SPD zuletzt nicht aktiv war bzw. in Erscheinung getreten ist. Gemeinsam mit einigen Schufo Mitglieder versuchte Grünbaum die Schufo am Leben zu erhalten, in dem sie geschlossen in den Fürther Sportverein ASV eintrat und als Judo-Abteilung innerhalb der Ringabteilung als Tarnorganisation weiter existieren[2]. Weitere Verhaftungswellen, aber auch der Widerstand des Vereins führten als bald zur Enttarnung der Judo-Gruppe. Grünbaum versuchte erneut eine Widerstandsgruppe zu etablieren, dieses Mal gemeinsam mit ehem. Mitgliedern der Jungsozialisten, Funktionären der SAJ und Betriebsräten der Munitionsfabrik Dynamit Nobel AG. So bestand die Führung der Widerstandsgruppe im Sommer 1933 aus Konrad Grünbaum, Emil Hüls, Heinrich Stöhr und Otto Gellinger.

Die Widerstandsgruppe um Grünbaum wurde schnell für die illegalen SPD nahen Organisation zum Kristallisationspunkt in Nordbayern[3]. Neben Grünbaum kamen noch weitere Widerstandskämpfer in die Fürther Führung. So ist der Posamentierer Heiner Stöhr aus Weiherhof ebenfalls in der provisorischen Leitung wie der spätere Landtagsabgeordnete Martin Loos aus Zirndorf. Gemeinsam versuchten sie ein Netzwerk in Nordbayern aufzubauen, mit dem Ziel der Verteilung von Informationsschriften. Als Kurier war Grünbaum häufig mit dem Fahrrad oder dem Motorrad in Nordbayern unterwegs, so auch im November 1933.

Verhaftung 1933

Auf Grund seiner Aktivitäten wurde er am 14. November 1933 in Weiden verhaftet und anschließend von einem Sondergericht in Nürnberg am 3. Januar 1934 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.[4] Seine Verhaftung in Weiden schien nicht ganz zufällig statt gefunden zu haben. Wahrscheinlich ist eher, dass Grünbaum durch einen Denunzianten der politischen Polizei angezeigt wurde. Im Polizeiprotokoll vom 14. November 1933 ist vermerkt: Am 14. November 1933 im Laufe des Vormittags konnte beobachtet werden, dass bei dem ehemaligen SPD Stadtrat Franz Mörtel ... eine Mannsperson mit einem Rucksack verkehrt habe. ... Da die Familie Mörtl früher eifrige SPD Anhänger waren, so war anzunehmen, dass die Mannsperson mit der SPD noch in Verbindung steht und auch mit Mörtl marxistische Angelegenheiten besprochen haben könnte. Die Mannsperson konnte später festgenommen werden und kontrolliert werden; es konnten auch marxistische Schriften gefunden werden, die beschlagnahmt wurden. Es handelt sich um den ledigen Metalldrücker Konrad Grünbaum von Fürth.[5]

Die illegale Organisation um Grünbaum wurde im Frühjahr 1934 durch Ermittlungen der Gestapo aufgedeckt. Bei einem Mitglied der Gruppe in Nürnberg wurden im Arbeitsspind illegale Zeitschriften gefunden und die Verteilerkette bis nach Fürth verfolgt. Nach längeren Verhören und Untersuchungen gelang es der Polizei nahezu alle Mitglieder der Gruppe ausfindig zu machen. Es folgte eine Verhaftungswelle in Nürnberg, Fürth, Würzburg, Weißenburg, Wieden, Schwandorf, Amberg, Regensburg, Straubing, Landshut, München und in einigen weiteren Orten in der Oberpfalz und an der Grenze zur Tschechoslowakei. Dabei wurden über 150 Personen verhaftet und meist zu langen Haftstrafen verurteilt. Konrad Grünbaum, der bereits vorher schon zu drei Jahren Haft verurteilt war, entging trotz nachträglicher Aufdeckung seiner Funktion innerhalb der Organisation aus formaljuristischen Gründen einer erneuten Verurteilung. Nach der Verhaftung Konrad Grünbaums übernahm sein Bruder Leonhard Grünbaum seine Aufgaben in der noch bestehenden Organisation. Leonhard Grünbaum war Angestellter bei der Stadt Fürth und schrieb heimlich auf einer Schreibmaschine an seiner Dienststelle die Flugblätter und Informationen für den Widerstand.

Nach Absitzen der Gefängnisstrafe wurde Grünbaum ohne weitere Verhandlung am 19. Dezember 1936 in Schutzhaft in Dachau genommen. Erst am 5. Mai 1939 wurde Grünbaum aus der sog. Schutzhaft wieder entlassen[6].

Zeit nach 1945

Nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus engagierte sich Grünbaum erneut aktiv in der SPD. So wurde er bereit kurz nach Kriegsende 1946 Mitglied des Stadtrates, dem er bis 1978 angehörte.

Auszeichnungen

Für seine Verdienste wurde Grünbaum mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Veröffentlichungen

  • Konrad Grünbaum: Das „rote“ Fürth von 1918-1922 . In: Fürther Heimatblätter, 1977/6, S.153 - 159
  • Konrad Grünbaum: Daten zur Arbeiterbewegung in Fürth von 1922 bis 1933. In: Fürther Heimatblätter, 1978/1, S.9 - 15
  • Konrad Grünbaum: Die Tätigkeit der illegalen SPD in Franken. In: Fürther Heimatblätter, 1981/1, S.2 - 6

Lokalberichterstattung

  • fn: Im Widerstand gegen Nazis - Konrad Grünbaum ist verstorben. In: Fürther Nachrichten vom 30. August 1994, S. 25 (Druckausgabe)

Literatur

  • Siegfried Imholz & Benario Infoladen: Gebt Ihnen einen Namen - Spurensuche in Fürth; Begleitbroschüre zur Ausstellung 2014, Hrsg. Fürther Bündnis gegen Rechts
  • Martin Broszat & Harmut Mehringer (Hrsg.): Bayern in der NS-Zeit - Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. R. Oldenbourg Verlag München Wien 1983, S. 362 ff.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Historisches Lexikon Bayerns: Reichsbanner Schwarz Rot Gold, 1924 - 1933. Online abgerufen 21. April 2015 | 22:00 Uhr online
  2. Konrad Grünbaum: Die illegale Sozialdemokratische Partei Nordbayerns. In: Fürther Heimatblätter. Neue Folge/3, Jahrgang 1981, Nr. 1
  3. Martin Broszat & Harmut Mehringer (Hrsg.): Bayern in der NS-Zeit - Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. R. Oldenbourg Verlag München Wien 1983, S. 363
  4. Wolfgang Röhl: Sozialdemokraten im Konzentrationslager Buchenwald 1937-1945. Wallstein Verlag Göttingen 2000, S. 106 ff.
  5. Martin Broszat & Harmut Mehringer (Hrsg.): Bayern in der NS-Zeit - Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. R. Oldenbourg Verlag München Wien 1983, S. 504 ff.
  6. Siegfried Imholz & Benario Infoladen: Gebt Ihnen einen Namen - Spurensuche in Fürth; Begleitbroschüre zur Ausstellung 2014, Hrsg. Fürther Bündnis gegen Rechts, S. 10