Kriegsbedingte Einschränkungen 1939-1945
Die Bevölkerung war aufgrund der kriegerischen Ereignisse von etlichen Beeinträchtigungen betroffen. Die Kriegschronik St. Michael von Pfarrer Gustav Schmetzer gibt ein beredtes Zeugnis.
Abschaffung von Feiertagen und kirchliche Beeinträchtigungen
Bereits 1939 wurde der auf den 19. November 1939 fallende Buß- und Bettag als Werktag erklärt. Das Allerheiligenfest und der Fronleichnamstag wurden 1940 abgeschafft. 1941 verlor dann auch das Himmelfahrtsfest seinen Schutz als gesetzlicher Feiertag.[1]
Ab 1941 war der Verbrauch von Kerzen untersagt. Bei Weihnachtsfeiern durften Christbaumkerzen nur aus Beständen von Gemeindemitgliedern verwendet werden. Doch auch bei derartigen Stiftungen galt größte Sparsamkeit.[2] Aufgrund kriegswichtiger Transporte war der Bahnverkehr sehr eingeschränkt. Die Züge waren alle überfüllt.[3] Wegen der Benzinknappheit waren Buslinien an bestimmten Tagen eingestellt. Seit 1. August 1942 durften Autodroschken nicht mehr für Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen fahren. Alles musste nun zu Fuß geschehen.[4] Das galt auch für Gottesdienste. Der Geistliche, der in Stadeln eingeteilt war,7 musste ebenso zu Fuß dorthin laufen. Seit Dezember 1944 durfte der Abendmahlswein mit Wasser vermischt werden.[5]
Bewirtschaftung des Brennmaterials
Der Winter 1939/49 war besonders streng. Da die Reichsbahn mit militärischen Transporten überlastet war, kam es zu Engpässen in der Kohlenbelieferung. Daraufhin wurde Brennmaterial nur auf Kohlenmarken abgegeben, für die man lange anstehen musste. Allerdings gab es auch keine Garantie welches zu erhalten. Oftmals reichte der Vorrat für die Nachfrage nicht aus. Ersatz sollte deswegen durch die Beschlagnahmung von Kohlen in größeren Betrieben erfolgen. Am 22. Februar 1940 wurden auch die Kohlenvorräte der Kirche St. Michael beschlagnahmt.[6] Während des Sommers 1940 wurde dann der Kohleverbrauch geregelt. „Haushaltungen erhielten je nach Kinderzahl 20 bis 30 Zentner Brennstoff zugewiesen.“[7] Für die Schulen gab es vom 22. Januar bis 4. März 1940 Kälteferien. Der Winter 1942 war wieder sehr streng und „an manchen Tagen zeigte das Thermometer 20 bis 30 Grad unter Null.“[8] Kälteferien waren in diesem Jahr vom 26. Januar bis 10. März 1942. Noch schwieriger wurde es nach Kriegsende, da die amerikanischen Besatzungstruppen fast alle Kohlen beanspruchten.[9]
Sommerzeit und Verdunkelung
Mit dem 1. April 1940 wurde die Sommerzeit eingeführt. Diese Einrichtung galt dann das ganze Jahr und wurde auch nicht mehr geändert.
Mit Beginn des Krieges musste dann die Verdunkelung durchgeführt werden. Dafür wurden schwarze Stoffe, schwarzes Papier und entsprechende Vorhänge angeboten. Die Verdunkelung richtete sich nach Sonnenuntergang und -aufgang. Die einzuhaltenden Zeiten wurden jede Woche in der Zeitung bekannt gegeben. Mancher Unglücksfall ereignete sich nach der Verdunkelung auf den Straßen. Verdunkelungsverbrechen – also Straftaten, die im Schutze der Dunkelheit verübt wurden – waren mit Todesstrafe bedroht.[10]
Lebensmittelrationierung
Bereits am 27. August 1939 wurden Lebensmittelkarten eingeführt. Seit Mai 1941 wurde die Fleischmenge auf 400 g pro Woche festgelegt. Kartoffeln und Brot waren zu Kriegsbeginn reichlich zu haben. „Nicht rationiert war Geflügel, Obst, Bonbons und Fische. Geflügel war auf dem Markt nicht mehr zu haben. Um Fische, Obst und Bonbons war oft ein großes Gedränge“.[11] Je länger der Krieg andauerte, desto schwieriger wurde die Ernährungslage. 1942 wurden Kartoffeln rationiert, Obst war selbst im Sommer kaum zu haben. Seit 1. Juni 1943 wurde die Fleischration auf 250 g pro Woche abgesenkt. Die Raucherkarte, seit 1941 eingeführt, erlebte auch immer größere Einschränkungen. Seit Mai 1943 gab es pro Mann am Tag eine halbe Zigarre.[12] Frauen konnten die Raucherkarte nur im Alter von 25 bis 55 Jahren erwerben.[13]
Siehe auch
- Materialsammlungen im 2. Weltkrieg
- Kriegschronik St. Michael
- Gustav Schmetzer
- Metallspende
- Zweiter Weltkrieg