Poppenreuther Straße 153

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Ehem. Schmiede in der Poppenreuther Straße 153, 2018
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Das Gebäude Poppenreuther Straße 153 geht in seiner heutigen Erscheinungsform als Haus im unverputzten Backsteinstil auf das Jahr 1893 zurück und markiert die ehemalige Schmiede. Das Gebäude Poppenreuther Straße 153 liegt zentral am Dorfplatz. Es steht auf dem ehemaligen Gut mit der alten Hausnummer 13. Dieses Anwesen gehörte in frühesten Zeiten dem Konvent des Katharinenklosters zu Nürnberg, nach der Reformation war dann das Spitalamt der Reichsstadt Nürnberg Eigenherr.

Hofbesitzer vor 1500 unter dem Eigenherrn Katharinenkloster[1]

  • 1442 ist die bisher früheste Nachricht über das kleine Anwesen. In einer Liste der wehrhaften Bauern um Nürnberg wird Kunz Cle (unter dem St. Katharinenkloster) mit seiner Bewaffnung aufgeführt. Da die frühen Zinsregister des Klosters (von 1389 und 1414) das kleine Gut nicht nennen, ist anzunehmen, dass es nach 1414, aber vor 1442 an das Kloster gekommen ist.
  • 1448 heißt es in dem Gültverzeichnis des Katharinenklosters: Kuntz Kle gibt alle Jahre 1 ½ Sümmer Korn und 1 Pfund (= 240 Stück) Eier. Diese Abgaben finden sich in dem Buchverzeichnis bis 1452.[2]
  • 1449 ist in der erneuerten Wehrliste nun ein Fritz Kle mit seiner Bewaffnung aufgeführt.[3]
  • 1497 ist Marx Kle und seine Ehefrau in der Liste zum "Gemeinen Pfennig" als steuerpflichtig aufgelistet, aber in dem Gültverzeichnis des Klosters aus dem Jahr 1482/87 ist vermerkt: Poppenreuth liegt ein meil bei Wetzendorf und dort gibt Kuntz Hofmann alle jar 1 ½ Sümmer Korn und 1 Pfund Eier und die Adelheit Tannerin gibt 1 Versprechhenne.
  • 1503 überlassen die Nonnen zu St. Katharinen das Gut zu Poppenreuth Cunzen Hofmann, der es als Gut zu "Handroß" nutzt, d. h. er bebaut das Klostergut als Nebengut zu seinem - alte Hausnummer 14 - Hof.[4]
  • 1515 heißt es in dem Buch der aufgeführten Handroßgüter: Georg Münninger baut ein Gut zu "Handroß" hinter St. Katharinen, ist sonst nürnbergisch.
  • 1514 nennt das Salbuch des Katharinenklosters Cunz Hofmann mit der Abgabe 1 ½ Sümmer Korn und 1 Pfund Eier; der Weygand Hofmann gibt eine Versprechhenne. Offenbar muss letzterer als Pächter des kleinen Gutes den Klosterfrauen als Anerkennung diese Henne liefern. Das Salbuch beschreibt das Gut später etwas ausführlicher: Fritz Stentz hat ein Gut, das nennt man das Klee-Gütlein[5], das hat 3 Morgen Felds hinten am Dorf und ein Gärtlein.
  • 1529: Fritz Stentz wird in den Steuerlisten der Nürnberger Bauernschaft mit einer hohen Steuersumme genannt.[6]
  • 1539 - 1548: Hans Haffner ist Besitzer des Katharinengutes

Hofbesitzer ab 1552 unter dem Eigenherrn Spitalamt Nürnberg[1]

Nach einer großen Lücke in der Reihe der Besitzer folgen in nachreformatorischer Zeit zu Beginn nur gelegentlich Namen.

  • 1552: Mathes Schiller
  • 1581: Claus Gronauer als Pächter des landalmosischen Zehnten
  • 1611 entrichtet Hans Preisinger an das Waldamt für das Feuerrecht seines kleinen Gutes 5 Eier und 1 Feuerpfennig.[7]
  • 1620: Hans Preisinger besitzt zwei Güter (alte Hausnummer 13 und alte Hausnummer 24)
  • 1629/1632 taucht Fuhrhans (= Preisinger) und Weib im Dreißigjährigen Krieg noch als Abendmahlsgäste im Poppenreuther Abendmahlsregister auf.
  • 1653: Heinrich Geiger gibt jetzt die 5 Eier und den Feuerpfennig.[8]
  • 1680: Hans Wolf ist Besitzer des spitalischen Gutes
  • 1710: Hans Wolf gibt die 5 Eier und den Feuerpfennig
  • vor 1758: Nikolaus Fuchs
  • 1758/59: Margaretha Pfann
  • 1760/62: Johann Conrad Winkler
  • 1774 wird Johann Wunder als Vormund für das Gut aufgeführt, später als Steuerpflichtiger
  • 1796: Michael Kraft, Schwiegersohn des Vorbesitzers ist nun der Besitzer des Gutes.

Hofbesitzer unter dem Kgl. Rentamt in nachnapoleonischer Zeit bis heute[1]

  • 1808 nimmt die neue bayerische Verwaltung auch das Kraft'sche Gut mit einer Beschreibung genau auf: Wohnhaus, Scheune, Backofen und kleine Hofstatt, 3 ½ Morgen Feld, keine Wiese, besitzt das Gemeinde- und Waldrecht; Grundherrschaft: Spitalamt Nürnberg, zinst dorthin 1 Sümmer 8 Metzen (= 1 ½ Sümmer) Korn und 2 fl. für 240 Stück Eier.
  • 1819 erbt die Tochter Kunigunda Barbara Kraft
  • 1821 kauft der Webermeister Chr. Michael Schenk
  • 1825 kauft der Schmiedemeister Johann Lechner das Gut für 1600 Gulden (Erwerb laut Brief vom 24. März 1825) und 10 fl. 48 kr. Leihkauf.[9] Der Vater von Johann Lechner (Balthasar Lechner) war ebenfalls Schmiedemeister und wird 1808 in dem Haus Nummer 28 (heute Poppenreuther Straße 150) noch als Eigentümer und Schmiedemeister beschrieben, der 1/5-Hof, Wohnhaus mit Scheune, halb aus Stein, Stallung eine ganze kleine Hofrait und Beschlagbrücke sein Eigen nennen durfte. Zusätzlich hatte er das Gemeinde- und Waldrecht.[10] Der Sohn Johann Lechner vergrößert sich also auf die andere Straßenseite.
  • 1835 wurde die Liste der bay. Verwaltung noch einmal aktualisiert und für das Gut angegeben: Ein Köblersgut, Besitzer Barbara, Witwe des Johann Lechner der Erbzins wie gehabt (240 Eier und 2 fl. und 1 ½ Sümmer) Korn für das kgl. Rentamt (früher: Spitalamt). Gemeinde- und Forstrecht wird festgehalten und für den Lehrer eine Läutgarbe.[11]
Die Schmiede in der Poppenreuther Straße 153 um 1900
  • 1893 wurde das Haus in dem unverputzten Backsteinstil erbaut, kenntlich gemacht als Schmiede durch das Schmiedezeichen mit Hammer, Zange, Amboss und Hufeisen. Über dem Symbol ist der Name des Erbauers "Christof Lechner" zu lesen. Im Erdgeschoss befand sich nun die Dorfschmiede, die zuvor schon im Hausnummer 150 existierte. Die Schmiede war zur Straße teilweise offen als Beschlagbrücke, so dass die Pferde im trockenen beschlagen werden konnten.
  • 1913, nach nur 20 Jahren, wechselte die Schmiede wieder den Standort und kehrte an ihren ehemaligen Standort, dem gegenüberliegenden Gebäude Poppenreuther Straße 150 mit der alten Hausnummer 28 zurück, wo sich die Schmiede bereits seit dem 15. Jahrhundert befand. Neben den Hufschmiedearbeiten konnten in der Schmiede auch Pflüge, Wagenteile und Werkzeuge hergestellt bzw. repariert werden. Nicht selten waren die Schmiede auch in der Tierheilkunde bewandert.[12]
  • Nach dem Ersten Weltkrieg, der Besitzer Christoph Lechner war im Krieg geblieben, zog sich seine Witwe Margaretha zu ihrer Familie nach Schnepfenreuth (Schnepfenreuth Nr. 6) zurück. Das Haus blieb in der Verwandtschaft mit dem Landwirt Konrad Pfann.

Heute (2018) ist die ehem. Schmiede ein Wohnhaus.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 alle Angaben nach Werner Sprung: "Poppenreuther Hofgeschichten", o. J. - handgeschrieben, Archiv Rudi Pfann und Archiv St. Peter und Paul zu "alte Hausnummer 13", S. 1 - 7
  2. Werner Sprung zitiert StA N, W. St. S. XVII Nr. 137 cod. man. 59; der Name "Kle (Cle)" taucht 1425/28 mit einem Hermann Kle als Hofbesitzer in Buch auf.
  3. Werner Sprung zitiert StA N, Rep. 2 Nr. 94
  4. Werner Sprung zitiert dazu: StA N, Rep. 59 Nr. 151 Handroßgüter
  5. Der Name "Klee-Gütlein" ist zweifelsohne von dem früheren Besitzer abzuleiten. Fritz Stentz ist der Schwiegersohn des bereits genannten Georg Münninger und besitzt ungefähr um 1528 den halben Nachbarhof (alte Hausnummer 14).
  6. Werner Sprung zitiert dazu: StA N, Rep. 66 Nr. 1 - 6
  7. Werner Sprung zitiert dazu: StA N, Amts- und Standbücher des Waldamtes Nr. 42 - sog. Forsthennenbuch
  8. Werner Sprung zitiert dazu: StA N, Amts- und Standbücher des Waldamtes Nr. 44 - sog. Forsthennenbuch 1653
  9. Werner Sprung zitiert dazu: StA N, Grundakten Poppenreuth, Bündel 140
  10. Barbara Ohm: Poppenreuth - Geschichte eines Fürther Dorfes, Eigenverlag, Fürth 2011, S. 74
  11. eine selbstständige Leistung, die neben der Dotation für den Lehrerdienst von einzelnen Verpflichteten berechtigterweise zu erbringen war
  12. Dorfgestaltung Poppenreuth e. V.

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