Villa Soldan
(Weitergeleitet von Robert H. Jackson)
- Straße / Hausnr.
- Lindenstraße 33
- Objekt
- Villa
- Baujahr
- 1905
- Baustil
- Historismus
- Bauherr
- Georg Soldan
- Architekt
- Jakob Schmeißner
- Geokoordinate
- 49° 28' 16.28" N, 10° 58' 4.69" E
- Gebäude besteht
- Nein
- Denkmalstatus besteht
- Nein
- Abbruchjahr
- 1983
Villa Soldan ist eine Bezeichnung für mindestens drei Gebäude in der Fürther Westvorstadt. Ursprünglich wurde mit dem Begriff ein 1905–1906 erbautes Wohnhaus auf dem Grundstück Lindenstraße 33 in Verbindung gebracht. Dieses Haus, sowie auch die anderen, wurden zugunsten von Neubauten 1983 abgebrochen.
Beschreibung des Baudenkmals
Die Lindenstraße ist die nördlichste der Ostweststraßen in der 1900 gegründeten Villenkolonie Westvorstadt. An der Allee stehen einige der ältesten Villen dieses Quartiers, zu denen als ursprünglich aufwändigstes Beispiel das Haus Lindenstraße 33 gehörte. Es handelte sich um einen 1905–1906 von dem Nürnberger Architekt Jakob Schmeißner für den Nürnberger Apotheker Dr. Carl Soldan errichteten historisierenden Putzbau, der später erweitert wurde.
Die Villa kennzeichneten das hohe Dach, die Asymmetrie, Spaliere und Fensterläden sowie ein Fachwerk an der Gartenseite, Charakteristika, die zum Heimatstil gehören. Ergänzt wurde die Villa durch Wirtschaftsräume, einen Gartenpavillon, ein Gewächshaus und eine Automobilhalle, die den Besitzer als frühen Automobilisten ausweist.[1] Bis 1920 hatte die Familie Soldan die Villa nur als Sommersitz genutzt, zog dann aber dauerhaft ein, da sie ihre Wohnung in Nürnberg aufgeben musste. 1924 und 1925 wurden weitere Anbauten errichtet und Veränderungen vorgenommen. Das Dach wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.[2]
Robert H. Jackson
In der Villa Lindenstraße 33 wohnte Robert H. Jackson (1892–1954), der Chefankläger der US-amerikanischen Regierung während des Nürnberger Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher der NS-Zeit. Jackson verfasste hier auch die Anklageschrift gegen die Hauptkriegsverbrecher, die heute als eine der Grundlagen für das moderne Völkerrecht in der Welt gilt.[3] Auch ein weiterer Chefankläger, Benjamin Ferencz, soll in der Villa gewohnt haben.
Abriss
1982 wurde die Villa in die Denkmalliste aufgenommen. Allerdings legte die Erbengemeinschaft sofort Einspruch ein, mit dem Argument, die Villa habe nach den Umbauten in den 1920er Jahren nichts mehr zu tun mit der aus dem Jahr 1907. Die Villa wurde anschließend verkauft und 1983 erfolgte der Abriss.[4]
Sonstiges
In Dambach waren unter dem Namen Soldansvilla auch das neben der Lindenstraße 33 existierende Landhaus Dr. Georg Soldan Berolzheimerstraße 12, das 2011 abgerissene Haus Brünnleinsweg 128 sowie das noch existierende Nachbarhaus Brünnleinsweg 130 bekannt.
Zeitzeugenberichte
Ein langjähriger Anwohner der Lindenstraße über das Ende der Villa Carl Soldan:
Die Villa Carl Soldan stand zum Verkauf, und wurde von einem ehemaligen Quelle-Manager übernommen und total umgebaut um nicht zu sagen ruiniert. Als dieser versetzt wurde, stand die Villa wiederum zum Verkauf, aber niemand wollte das Gebäude haben. Schließlich wurde es durch einen Bauträger gekauft der die Villa abgerissen hat und die heute dort stehenden Häuser errichtete. Das muss Ende der Achtziger Jahre gewesen sein. Über die Nachbarvilla Georg Soldan ist mir nichts bekannt, ich kenne nicht mal ein Foto davon.[5]
Literatur
- Dambach, Lindenstraße. In: Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth. Karl M. Lipp, München 1994, ISBN 3-87490-571-3, S. 254.
- Das „Villenviertel“ - Die „Westvorstadt“. In: Christian Schümann u. A.: Dambach, Oberfürberg, Unterfürberg. Fürth 2001, S. 21.
- Barbara Ohm: Die Dambacher Villenkolonie - Häuser, Menschen, Geschichte. In: Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 2/2024, S. 43 - 44
Siehe auch
Weblinks
- Geschichte der Fa. Dr. C. Soldan online
Einzelnachweise
- ↑ Barbara Ohm: Die Dambacher Villenkolonie - Häuser, Menschen, Geschichte. In: Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 2/2024, S. 43 - 44
- ↑ Dambach, Lindenstraße. In: Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth, Lipp, 1994
- ↑ John Q. Barret, New York, - privater Blog
- ↑ Barbara Ohm: Die Dambacher Villenkolonie - Häuser, Menschen, Geschichte. In: Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 2/2024, S. 53
- ↑ Zeitzeugenbericht, Archiv FürthWiki, Aktennr. '42'