Zur Soldateneinkehr

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Zur Soldateneinkehr
Adresse: Flößaustraße 54
Eröffnung:
Abbruch:
Daten
Biere: Grüner
Spezialitäten:
Küche:
Plätze:
Besonderheit:


Die Gaststätte "Zur Soldateneinkehr" befand sich in der Fürther Südstadt in der Flößaustraße 54. Der erste Pächter übernahm die Wirtschaft 1901. 1950 erhielt sie den Namen "Grüner-Klause" und bestand bis 1966. Im März 2020 ist von der ehemaligen Wirtschaft nichts mehr zu erkennen, neben dem Hauseingang nehmen die Schaufenster und der Eingang von Geschäftsräumen die ganze Breite des Erdgeschosses ein.

Geschichte

Im Erdgeschoss des Hauses Flößaustraße 54 waren Räumlichkeiten für eine Wirtschaft. Als erster Pächter erschien ein Kutscher am 8. Juni 1901 im Amt und brachte vor: "Ich habe die Bierwirtschaft Flößaustr. No. 54 'Zur Soldateneinkehr' ... gepachtet, beabsichtige dieselbe demnächst zu eröffnen und bitte um die Konzession zum Ausschank von Bier und Branntwein."[1] Der Name der Wirtschaft bezog sich auf die nahe gelegenen Kasernen; dass schon im ersten Konzessionsantrag der Name der Wirtschaft erwähnt ist, ist in den Akten selten zu finden. Im zugehörigen Besichtigungsprotokoll des Bauoffizianten heißt es: "Das Gastzimmer hat eine Länge von 6,26 m und eine Tiefe von 4,70 m, mithin einen Flächenraum von 29,42 qm. Die Parterrehöhe beträgt im Lichten 3,30 m, das Zimmer ist bereits mit einer zweckentsprechenden Ventilation versehen. Der Zugang zum Gastzimmer geschieht vom Hausflur aus, die Wohnung des Wirtes liegt auf der anderen Seite des Hausflurs, vollständig von den Wirtschaftsräumen getrennt. 2 Aborte, sowie ein den Normativbestimmungen entsprechendes Pissoir sind vorhanden." Die Konzession wurde schon knapp 2 Wochen später erteilt, unter der Bedingung, dass Abort und Pissoir während der Dunkelheit beleuchtet werden. In der folgenden Zeit wechselten zunächst die Pächter häufig, wie das jeweilige Datum der folgenden Konzessionsanträge zeigt: 3.10.1901, 20.06.1902, 7.07.1903, 14.09.1908, 8.11.1909, 17.01.1910, 13.06.1910. Letzterer erhielt die Konzession am 30. Juni 1910 und führte die Wirtschaft 25 Jahre bis zum 1. Dezember 1935.

In der amtlichen Stellungnahme zum nachfolgenden Konzessionsantrag für den Fortbetrieb der Schankwirtschaft "Zur Soldateneinkehr" heißt es: "In der Wirtschaft kommt Bier aus der Brauerei Grüner zum Ausschank. Der Ausschank betrug im Geschäftsjahr 31/32 177,43 hl, 32/33 141,02 hl, 33/34 174,05 hl, 34/35 223,70 hl. Die Brauerei Grüner ist Zwischenpächterin und zahlt an den Hausbesitzer ... jährlich 1200 Mark, während der Wirt ... für jeden verkauften Hektoliter Bier 3,50 an die Brauerei abzugeben hat ... Benachbarte Wirtschaften: 1. Flössaustrasse 51, Entfernung 25 m, 2. Flössaustrasse 59, Entfernung 40 m, 3. Flössaustrasse 45, Entfernung 70 m, 4. Sedanstrasse 18, Entfernung 120 m, 5. Flössaustrasse 34, Entfernung 160 m, 6. Sedanstrasse 7, Entfernung 180 m."[2] Der vorgelegte Plan des Erdgeschosses ist dahingehend ausgebessert, dass das Zimmer der Wirtswohnung zur Flößaustraße hin (4,70 m x 4,40 m) jetzt als Laden genutzt wurde, eines der beiden Fenster war zur Ladentür umgebaut. Der Wirt hatte dafür als Wohnung zusätzlich zu den zwei anderen Zimmern im Erdgeschoss ein Zimmer im 2. Obergeschoss erhalten. Die Konzession wurde erteilt, allerdings hielt der Pächter nur 9 Monate durch. In dieser Zeit suchte der neue Inhaber des Lebensmittelgeschäfts im gleichen Haus um die Erlaubnis zum Kleinhandel mit Branntwein nach und erhielt sie auch.[3]

Am 1. September 1936 übernahm der nächste Wirt die Gaststätte, er führte den Betrieb auch während des 2. Weltkriegs zunächst weiter. Im Januar 1946 stellte er ein Gesuch um die Genehmigung zur Wiederöffnung seiner Wirtschaft und schilderte dabei ausführlich seine Notlage, nachdem er trotz eines Herzleidens noch mit 58 Jahren im Juli 1944 zur Wehrmacht eingezogen und unmittelbar nach Kriegsende Mitte Mai 1945 aus einem amerikanischen Lazarett entlassen worden war: "Meine Wirtschaft ist seit April 1945 geschlossen. Die Miete und alle sonstigen Unkosten laufen jedoch weiter, eine andere Einnahmequelle habe ich infolge meiner Krankheit nicht und ersuche deshalb mir wenigstens diese Verdienstmöglichkeit zu belassen." Als Anmerkung des städtischen Sachbearbeiters steht da: "Konzession noch nicht erloschen. L. verständigt." So führte dieser Wirt dann die Wirtschaft bis 1951 weiter, doch wurde in der Nachkriegszeit an der Bezeichnung „Soldateneinkehr“ Anstoß genommen - endend mit einem Schreiben der Grüner-Bräu an das städtische Gewerbeamt vom 12. April 1950, wo es heißt: "Wir teilen Ihnen mit, daß die Gaststätte 'Soldateneinkehr' in Fürth, Flössaustraße 54 nunmehr die Bezeichnung 'Grüner-Klause' erhält." In den 1950er Jahren führte zeitweise die Pächterin des Ladens im gleichen Hause die Wirtschaft weiter.[4] Am 5. Januar 1967 teilte die letzte Pächterin der Stadt mit: "Hiermit erkläre ich, daß ich die Gaststätte 'Grünerklause' seit dem 18. Dezember nicht mehr betreibe …"[5] Eine Kontrolle des Amt für öffentliche Ordnung 3 Monate später ergab, dass der Gastraum der früheren Bierwirtschaft inzwischen als Lagerraum für das Lebensmittelgeschäft genutzt wurde.

Im März 2020 sieht man von der früheren Gestaltung des Erdgeschosses nichts mehr. Ursprünglich waren links die 3 Fenster des Gastzimmers, in der Mitte der Hauseingang mit dem Eingang zur Wirtschaft, dann rechts die 2 Fenster des vorderen Zimmers der Wirtswohnung; in den 1930er Jahren wurde dieses vordere Zimmer zum Laden umgebaut, aus dem linken der beiden Fenster wurde die Ladentüre zur Straße. Jetzt ist der Hauseingang ganz rechts, den Rest nehmen Geschäftsräume mit einer Schaufensterfront und einem rechts anschließenden separaten Eingang ein.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/379/12a: Schankwirtschaft Flößaustraße 54
  2. Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/379/12a, Stellungnahme vom 25. November 1935
  3. Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/380/13: Branntweinkleinhandel und –ausschank Flößaustraße 54
  4. Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/379/12a
  5. Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/379/12b: Schankwirtschaft Flößaustraße 54