Diskussion:Gustav-Schickedanz-Straße

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Rückbenennung[Bearbeiten]

Langsam wäre es an der Zeit, eine Diskussion über den Ratsherr und NS Parteigenossen Schickedanz und seine Rolle im dritten Reich zu führen. Schickedanz' Vermögen bestand zum Kriegsende zu ca. 75% aus Arisierungskäufen. Da Schickedanz ein kluger u. cleverer Geschäftsmann war, rechnete er wahrscheinlich damals schon damit, dass das dritte Reich, nicht ewig bestehen werde. Deshalb, vielleicht auch aus Skrupel, bezahlte er für die erworbenen Firmen und Anteile auch noch einen gewissen reellen Preis. Gewiss nicht aus purer Menschenfreundlichkeit und Moralgefühl. Hätte er beides gehabt, wäre er nie Mitglied der NSDAP geworden und hätte aus dieser Mitgliedschaft Kapital in Form der vielen Arisierungskäufe geschlagen. Fakt ist jedoch, dass die jüdischen Vorbesitzer ihre Firmen unter Zwang verkaufen mussten und Schickedanz diesen Zwang ausgenutzt hatte, um sein Vermögen zu vermehren. Es wird immer wieder eingeworfen, Schickedanz wäre so "anständig" gewesen und hätte nach dem Krieg Entschädigungen an die Opfer bezahlt. Von freiwillig kann hier keine Rede sein. Er war so schlau, es nicht auf Prozesse ankommen zu lassen und bezahlte lieber vorher, da ein Prozess eventuell ein größeren Nachteil mit sich gebracht hätte. Außerdem hätte Schickedanz niemals einen Pfennig bzw. Cent an die Opfer bezahlt, wenn das dritte Reich nicht untergegangen wäre. Jetzt werden wahrscheinlich noch die sozialen Verdienste, die Stiftungen und Spenden eines Schickedanz gegengerechnet. Schickedanz war ein sehr reicher Mann, der es sich leisten konnte, sich sozial zu geben. Die Spenden und Stiftungen die er machte, konnte er wahrscheinlich aus der "Portokasse" bezahlen. Von den steuerlichen Aspekten, die Spenden mit sich bringen, ganz abgesehen. Viele jüdische Mitbürger Fürths, haben ebenfalls hohe Spenden gemacht (z.B. hätte es ohne die jüdischen Spenden niemals ein Stadttheater, ein Nathan-Stift gegeben), es gab herausragende Bürger wie z.B. Nathan oder Berolzheimer um nur zwei Namen zu nennen. Das Andenken an diese Menschen und auch das Andenken an jüdische Fürther, die finanziell nicht in der Lage waren, zu spenden ist zu bewahren und zu ehren. Wird das Gedenken an diese Menschen nicht mit Füssen getreten, wenn es im 21. Jahrhundert immer noch eine Straße gibt, benannt nach einem Mann, der als Mitläufer ein riesiges Vermögen anhäufen konnte? Ist es politisch noch korrekt, eine Straße nach einem NS Funktionär zu benennen? Die Quelle Familie zeigte ja erst in der jüngsten Vergangenheit ihr soziales Gewissen, nachdem sie die "Sahnestücke" des Konzerns verkauft hatte, um (private)Kassen zu füllen und dies ein Hauptgrund dafür war, dass Quelle jetzt pleite ist und Tausende von Fürthern jetzt arbeitslos sind und viele ein künftiges Hartz IV Schicksal zu erwarten haben. Die schloßähnliche Residenz in Dambach befindet sich jedoch noch in Schickedanz bzw. Bühler Händen. Auch wenn Madeleine Schickedanz öffentlich aussagt, sie müsse sparen und bei Aldi kaufen, ist das bei ihrem momentanen Vermögen immer noch nicht sehr glaubhaft. Die Familien Schickedanz, Bühler und Dedi haben gewiss ihre "Schäf'chen im Trockenen". Hartz IV oder Grundsicherung muß bestimmt nicht beantragt werden, im Gegensatz zu den vielen Quelle Mitarbeitern, die jahrzehntelang mit ihrer Arbeitskraft, ihrem Wissen und Know how zum Vermögen der Familie beitrugen. Und davon, Frau Schickedanz zu bemitleiden, weil sie mittlerweile grosse Teile ihres Vermögens durch Mißmanagement eingebußt hat und nicht mehr zu den reichsten Deutschen gehört bin ich weit entfernt. Die Dame hat noch immer durch Immobilien und Beteiligungen ein grosses Vermögen. Teile davon wurden ja schon vor Jahren auf die vier Kinder übertragen und sind deshalb noch in Familienhänden. Es wäre schön, wenn sich die Stadt Fürth langsam etwas eingehender mit diesem Kapitel beschäftigen würde. Und noch schöner wäre es, wenn die Bahnhofstraße wieder ihren alten, traditionsreichen Namen zurück erhält. --83.171.158.212 09:14, 17. Feb. 2010 (CET)

So sehr ich mich von jeher für die Aufarbeitung dieses Themas interessiert habe und gegen das Wegschauen und Verharmlosen gewandt habe: Ich finde es seltsam, dass die NS-Vergangenheit gerade erst jetzt thematisiert wird. Seine Rolle war durchgehend seit den Dreißiger Jahren bekannt. Nur solange die Städte und Unternehmen die Hand aufhalten konnten, hat mal willig geschwiegen und ihn beinahe zum Widerstandskämpfer umstilisiert. Wieso kommen NN und Cicero erst genau im Jahr der Quelle-Pleite mit ihren vermeintlichen "Enhüllungsgeschichten"? Ein zutiefst durchschaubares, an der Wahrheit an sich völlig uninteressiertes kapitalistisches Kalkül... Was die Straßenbenennung angeht: Trotz allem war Schickedanz nunmal eine große Fürther Persönlichkeit, der trotz seiner dunklen Vergangenheit sehr wohl einiges bewegt hat. Man sollte die Straße evtl. nicht nur deswegen namentlich so lassen, sondern auch deshalb um die Verdrängung und Nicht-Auseinandersetzung der Gesellschaft, die Kontinuität nach 1945 ( bis heute und weiter !! ) zu dokumentieren. Andernfalls ist es jedoch an der Zeit, den Opfern ihren Platz in den Geschichtsbüchern zurück zu geben, und da bleibt mein Blick direkt an der Schickedanz-Straße am Gebäude seiner Hausbank hängen: Die Dresdner Bank hat hier die Villa der vor dem Krieg berühmten jüdischen Dynastie Sahlmann zerstört, wie die Stadt komplett ihr Gedenken. In diesem Sinne: Her mit der Sahlmann-Allee! -- FürthWikiAdmin S 14:29, 17. Feb. 2010 (CET)

Ja, da gebe ich Dir vollkommen recht. Gerade in der Adenauer Äre, ging man sehr großzügig mit den NS Verbrechern, Mitläufern etc. um. Das mag zum Teil am kalten Krieg gelegen haben, zum großen Teil aber auch damit, dass z.B. Gustav Schickedanz für Fürth wirtschatlich sehr bedeutend gewesen ist. Seine unrühmliche NS Vergangenheit war dennoch durchaus in weiten Teilen der Bevölkerung bekannt. Aber ist es ein guter Grund zu sagen, sechzig Jahre wurde darüber Stillschweigen bewahrt, jetzt bedarf es auch keiner Diskussion mehr? In jüngster Zeit wurde etliche Straßen und Plätzen in deutschen Städten, die nach zweifelhaften Persönlichkeiten mit NS Vergangenheit benannt wurden, wieder zurück benannt. Ein Beispiel hier ist die Nürnberger Spitalgasse, die fünfzig Jahre lang "Bischof-Meiser-Str." hieß. Mittlerweile ist hinreichend bekannt, zum Kummer der evangelischen Kirche, dass Meiser ein schlimmer Antisemit und Judenhetzer gewesen ist. Letzteres trifft zwar auf Schickedanz nicht zu, jedoch war er nun einmal Mitglied der NSDAP, Ratsherr in Fürth und konnte dadurch ein grosses Vermögen anhäufen. Er hat zwar Entschädigungen an die Opfer bezahlt, jedoch auf bestimmt nicht freiwilliger Basis. Wäre es zu Prozessen wie z.B. bei Josef Neckermann gekommen, hätte er gewiss mehr bezahlen müssen. Es war also ein kluger Zug von ihm, dass vorher auf "freiwilliger" Basis, im Stillen, zutun. Außerdem hätte er niemals einen Cent bezahlt, wenn das Dritte Reich weiteren Bestand gehabt hätte. Es müsste schon Grund genug sein, ein Parteimitglied der NSDAP nicht mit einer Straße zu ehren. Noch bedenklicher ist, dass Schickedanz ja nicht aus Überzeugung in den 20er Jahren eingetreten ist, sondern nur aus wirtschaftlichen Interessen Mitte der Dreissiger Jahre, nicht in Fürth sondern still und leise in einer badischen Gemeinde. Diese Tatsachen zeigen mir, dass sein Charakter nicht unbedingt blütenrein gewesen ist. Selbst wenn er für seine Arisierungskäufe einen korrekten Preis bezahlt hätte: Fakt ist, das die jüdischen Besitzer unter Zwang verkaufen mussten und vom Erlös sowieso meist keinen Pfennig erhalten hatten. Nun sind die Quelle Jahre in Fürth vorbei, daran ist die Familie Schickedanz nicht ganz unschuldig. Wenn es schon unbedingt eine Schickedanz Straße und Fürth geben muß, dann wäre eine "Grete-Schickedanz-Straße" noch angebrachter. Die Frau war unpolitisch und soweit mir bekannt ist, kein Mitglied der NSDAP. Zur Zeit der ganzen Arisierungen war sie noch Angestellte von Schickedanz, hatte also darauf gewiss keinen Einfluß. Das Argument, Schickedanz war eine Fürther Persönlichkeit, die vieles bewegt hat, rechtfertigt nicht. Der ehemalige Nürnberger Polizeipräsident Benno Martin war bestimmt auch eine Persönlichkeit, die viel bewegt hat, in welchem Sinn auch immer. Niemand käme auf den absurden Gedanken, eine Straße nach ihm zu benennen. Es wäre also schon an der Zeit, Zeichen zu setzen und zu handeln. Die Idee einer Sahlmann-Allee finde ich im übrigen sehr gut! --83.171.183.229 15:34, 17. Feb. 2010 (CET)