Spielefabrik L. Kleefeld & Co.

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Spielefabrik L. Kleefeld & Co.
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Gründung: 1884
Schließung: 1999 (Anschluss an Franckh-Kosmos-Verlag)
Daten
Hauptsitz: Sommerstraße 16 / 18 / 20 (1884-1926)

Nürnberger Straße 129 (1926-1984)

Gebhardtstraße 18 (1985-1997)

Die Spielefabrik L. Kleefeld & Co. war eine bekannte Spielefabrik mit Sitz in der Fürther Oststadt bzw. später auch zeitweise in Nürnberg.


Geschichte[Bearbeiten]

Anfänge[Bearbeiten]

Fabrikgebäude der Spielefabrik L. Kleefeld Co. in der Kurgartenstraße 1; Nürnberger Straße 129

Die Spielefabrik L. Kleefeld & Co. wurde 1884 von Ludwig Kleefeld in der Sommerstraße 16 / 18 / 20 in Fürth gegründet. Als Kommanditisten unterstützte ihn die Familie Löwensohn. Das Warenzeichen, das Kleefeld beim Königlichen Landgericht unter der Nr. 58 eintragen ließ, zeigt die über einander liegenden Buchstaben N, S und F für Nürnberger Spiele-Fabrik und darüber ein dreiblättriges Kleeblatt. Gleichzeitig enthielt das Warenzeichen ein Trademark, d. h. einen Warenschutz, eingetragen für Gesellschaftsspiele, Selbstbeschäftigungsspiele, Cubusspiele, Schreib- Mal- und Zeichenetuis, Cartonage- und Buchbinderarbeiten. Noch im gleichen Jahr wurde mit einem Deutschen Reichspatent Werbung gemacht.

Im gleichen Gebäude befand sich die Bilderbücherfabrik Löwensohn. Sie stellte für die Spielefabrik L. Kleefeld & Co. die Aufdrucke für die verschiedenen Brett-, Karten-, Beschäftigungs- und Kubusspiele, auf die sich das Unternehmen tatsächlich spezialisiert hatte, her. Auch wegen dieser engen Zusammenarbeit wuchs die Firma schnell. Man exportierte auch ins Ausland, was daran zu sehen ist, dass auf den Spielen die Spieletitel bereits auch in Englisch und Französisch aufgedruckt waren. Klassische Spiele aus der Zeit vor 1900 sind Glocke und Hammer, Schwarzer Peter oder Löwe und Eselspiel.

Von 1888 bis 1890 arbeitete außerdem der Halbruder Ludwig Kleefelds und spätere Mitinhaber der Bilderbücherfabrik Löwensohn, Albert Rosenfelder, als Prokurist in der Firma. Als Firmengründer Ludwig Kleefeld 1908 starb, wurde seine Witwe Thekla zunächst persönlich haftende Gesellschafterin der Spielefabrik, bevor am 1. Oktober der Schwiegersohn Leopold Bomeisl die Firma übernahm.[1] Am 1. Oktober 1914 stieg außerdem dessen Bruder Moritz Bomeisl als weiterer persönlich haftender Gesellschafter mit ein, während sich Rosenfelder 1915 aus der Firma zurückzog. Da auch die Witwe Thekla Kleefeld im Dezember 1917 als Kommanditistin ausschied, übernahmen die Brüder Bomeisl die alleinige Verantwortung. Unter ihrer Führung stieg die Spielefabrik in den folgenden Jahrzehnten zu einem der großen deutschen Spielehersteller auf.[2]

Quartett- und Kartenspiele der Spielefabrik L. Kleefeld Co.

Die wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu Anfang der 1920er Jahre wurden aufgrund einer soliden Finanzlage und der Ausrichtung auf internationale Absatzmärkte relativ gut überstanden, wenngleich Rohstoffkontingentierung, Handelshemmnisse, Mangel an Arbeitskräften oder Inflation ein Klima der Unsicherheit schufen. Bald wurden die Räumlichkeiten in der Sommerstraße für die Spieleproduktion zu klein. 1926 bezog das Unternehmen ein größeres Fabrikgebäude in der Nürnberger Straße 129, in dem bis zu 180 Arbeiter tätig waren. [3] Dort war nach dem Konkurs der Spielwarenfirma Fleischmann & Bloedel Nachfolger J. Berlin das leerstehende Fabrikgebäude zum Verkauf gestanden. Zeitgleich mit dem Umzug der Firma zogen sich die Löwensohns als Kommanditisten zurück, so dass die Brüder Bomeisl die alleinigen Geschäftsinhaber wurden. Die Produktpalette wurde deutlich ausgeweitet und umfasste laut einer Anzeige von 1928 u. a. "Gesellschafts- und Beschäftigungsspiele, Kubusse, Pyramiden, Zauberkasten, Tischtennis, Tischcrockets und Ausschneidebögen". 1931 trat der Schwiegersohn von Leopold Bomeisl, Fritz Strauß, als weiterer Geschäftsführer in die Firma ein.[4]


Drittes Reich[Bearbeiten]

Logo während der Arisierung

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde die Spielefabrik L. Kleefeld & Co. ernsten Übergriffen ausgesetzt. So sollte die Firma umgesiedelt werden, um Platz für das seit 1936 im Nachbargebäude Nürnberger Straße 127 untergebrachte Bekleidungsamt zu schaffen. Die Brüder Bomeisl wehrten sich jedoch mit Erfolg. 1937 erhöhte sich jedoch der Druck auf die jüdischen Inhaber der Firma. Am 2. Mai 1938 schied Fritz Strauß aus der Gesellschaft aus, nach eigenen Aussagen unter Zwang durch die Handelskammer Nürnberg. Unter dem Eindruck der Arisierungsgesetze versuchten die Brüder Bomeisl nun, die Firma schnellst möglich zu verkaufen. Mit Vertrag vom 26. Oktober 1938 , nur wenige Tage vor den Novemberprogromen, verkauften Leopold und Moritz Bomeisl den gesamten Geschäftsbetrieb der Fa. Kleefeld & Co., mit Ausnahme des Grundstücks Nürnberger Straße 129, an die 1888 gegründete Firma Christian Herbart KG in Steinach/Thüringen, mit der man bereits vorher Geschäftsbeziehungen hatte. Der Inhaber Max Herbart nutzte dabei die immer drängender werdende Notlage der Brüder Bomeisl und drückte den Kaufpreis immer weiter. Letztendlich erhielten sie vom tatsächlichen Verkehrswert der Firma nicht einmal 20 Prozent.[5]

Am 19. Januar 1939 wurde die Nürnberger Spielefabrik L. Kleefeld & Co. im Fürther Handelsregister gelöscht. Bis Kriegsende führte Max Herbart die Firma unter dem Namen Herbart Spiel oder Christian Herbart Spielefabrik (kurz "CH") weiter. Das Kleeblattlogo wurde beibehalten. Der ehemalige Eigentümer Leopold Bomeisl emigrierte am 17. August 1939 zusammen mit seiner Frau Marie nach Rotterdam, von wo aus sie im Mai 1943 ins polnische Vernichtungslager Sobibor deportiert und später für tot erklärt wurden. Im November 1938 musste auch das Firmengebäude in der Nürnberger Straße 129 zwangsweise verkauft werden. Neuer Eigentümer wurde NSDAP-Funktionäre Karl Holz. Allerdings wurde dies nach einer Nachprüfung einer von Hermann Göring eingesetzten Untersuchungskommission 1942 wieder rückgängig gemacht und Moritz Bomeisl wieder als Eigentümer im Grundbuch eingetragen. Er musste das Anwesen allerdings kurz darauf zwangsweise für einen kleinen Betrag wieder an Max Herbart verkaufen. Am 21. Februar 1945 wurden bei einem Bombenangriff die beiden obersten Stockwerke zerstört. Neben vielen Maschinen wurde auch das sich im Eckturm des Gebäudes befindliche Musterzimmer und das Firmenarchiv der Firma Kleefeld vernichtet.


Neuanfang nach dem Krieg[Bearbeiten]

Schon am 8. Mai 1945 setzten die amerikanischen Besatzungsstellen Moritz Bomeisl wieder als Treuhänder seiner Firma ein. Gleichzeitig begannen die Auseinandersetzungen mit Max Herbart um die Rückgabe der Firma, die bis 1952 andauerten. Im Fabrikgebäude waren zwei der fünf Stockwerke komplett zerstört und die anderen drei nicht nutzbar. Trotzdem begannen fünf Mitarbeiter sofort wieder mit dem Wiederaufbau und der ersten Produktion. Schon 1948 erwirtschafteten 50 Mitarbeiter einen beträchtlichen Umsatz und wenn es nicht eine schwierige Materialbeschaffung gegeben hätte, erklärte Bomeisl, dann könnte er weitere 30 bis 40 Personen einstellen. Eine gütliche Einigung mit Max Herbart scheiterte und erst Ende 1951 entschied der Wiedergutmachungssenat des Oberlandesgerichts München zugunsten der früheren Inhaber. Max Herbart wurde zur Rückgabe des gesamten Geschäftsbetriebes verpflichtet. Herbart legte Widerspruch ein und die letzten Verfahren endeten erst im August 1956 in einem Vergleich.

Am 15. April 1952 starb Moritz Bomeisl. Seine Gesellschaftsanteile gingen an die Witwe Auguste Bomeisl. Am 30. Mai 1952 wurde die Nürnberger Spiele-Fabrik L. Kleefeld & Co. wieder im Fürther Handelsregister eingetragen. Unter der neuen Führung versuchte Klee wieder an die früheren Erfolge anzuknüpfen. Dies gelang im Wesentlichen mit den erfolgreichen Spielen aus der Vorkriegszeit wie Struwwelpeter oder Das Leiterspiel. Da Moritz und Auguste Bomeisl kinderlos geblieben waren, stellte sich bald die Frage nach einem Nachfolger. Die noch in den USA lebenden Familienangehörigen, z. B. eine Tochter von Leopold und Marie Bomeisl, hatten "keine Sehnsucht" mehr nach Fürth. So fand Auguste Bomeisl die Lösung in Dr. Leonhard Kreppner, dem Ehemann ihrer Schwester Marta. Er war am 1. April 1953 in die Firma eingetreten und später zum Prokuristen aufgestiegen. Im September 1964 übernahm er als persönlich haftender Gesellschafter die alleinige Führung der Firma Kleefeld und behielt sie bis zu seinem Tod im April 1971. Nachfolger wurde sein Sohn Herbert Kreppner, der bereits seit 1966 für die Firma tätig war.[6] Zwei weitere Miteigentümer waren Strauß und Wolf.

Die letzten Jahre[Bearbeiten]

Bedingt durch die allgemeine Flaute auf dem Spielzeugmarkt, folgte ab 1978 die Zusammenarbeit mit J. W. Spear & Söhne (Spear-Spiel). Diese dauerte bis 1984. Spear übernahm am 1. April 1981 die Anteile der Kleefeld-Miteigentümer. Die Produktionsanlagen wurden in die Spear-Fabrik an der Höfener Straße in Nürnberg verlagert. Nachdem 1983 auch die Verwaltung von Kleefeld nach Nürnberg verlegt war, verkauften die Eigentümer das Anwesen Nürnberger Straße 129 an die Gustav Schickedanz KG. Im gleichen Jahr wurde die Firma L. Kleefeld & Co. - diesmal endgültig - aus dem Handelsregister gelöscht.

Als 1984 die Spear-Muttergesellschaft in England das Nürnberger Stammhaus schloss, bot Francis Spear Herbert Kreppner an, die alte Firma wieder zu übernehmen: Wenn's wollen, können Sie Ihren Klee wiederhaben. Kreppner übernahm die Anteile von Spear und gründete im Januar 1985 die Firma unter dem Namen Klee-Spiele GmbH neu. Der neue Standort war in der Gebhardtstraße 16, womit Klee nach kurzem Gastspiel in Nürnberg wieder in Fürth zurück war. Mit der in Eching bei München ansässigen Schmidt Spiel + Freizeit GmbH als Partner und Mehrheitseigentümer wurden wieder Spiele entwickelt, produziert und an den Großhandel geliefert. Starkes Wachstum wechselte mit schlechten Jahren und 1997 musste die Schmidt Spiele + Freizeit GmbH Vergleich anmelden. Dem damaligen Geschäftsführer der Klee-Spiele GmbH Ernst Pohle gelang es, die Firma Klee aus dem Konkursverfahren herauszuhalten und den Betrieb als alleiniger Gesellschafter fortzuführen. Im August war wieder ein neuer Partner gefunden, der in Stuttgart ansässige Buch- und Spielverlag Franckh Kosmos. Bis zum Oktober 2002, als Ernst Pohle altersbedingt als Geschäftsführer ausschied, war Klee weitgehend eigenständig geblieben. Danach wurde der Standort in Fürth geschlossen und der Sitz der Firma nach Stuttgart verlegt. Seit einigen Jahren erscheinen keine Klee-Spiele mehr bei Franckh-Kosmos, jedoch befinden sich die Markenrechte noch dort bis zum Jahr 2024.


Literatur[Bearbeiten]

  • Walter Ley: Fürther Spielwarenhersteller im vergangenen Jahrhundert | Nbg. Spielefabrik L. Kleefeld & Co.. In: Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 4/2009, S. 124 - online
  • Karl Arnold: Spiele mit dem Kleeblatt. Die Fürther Spielefabrik Ludwig Kleefeld & Co. - Klee-Spiele -. In: Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 4/2018, S. 115 - 145

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Karl Arnold: Spiele mit dem Kleeblatt. Die Fürther Spielefabrik Ludwig Kleefeld & Co. - Klee-Spiele -. In: Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 4/2018, S. 121
  2. Karl Arnold: Spiele mit dem Kleeblatt. Die Fürther Spielefabrik Ludwig Kleefeld & Co. - Klee-Spiele -. In: Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 4/2018, S. 122
  3. Klee bei www.spielarchiv.de - online
  4. Karl Arnold: Spiele mit dem Kleeblatt. Die Fürther Spielefabrik Ludwig Kleefeld & Co. - Klee-Spiele -. In: Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 4/2018, S. 127
  5. Karl Arnold: Spiele mit dem Kleeblatt. Die Fürther Spielefabrik Ludwig Kleefeld & Co. - Klee-Spiele -. In: Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 4/2018, S. 131
  6. Karl Arnold: Spiele mit dem Kleeblatt. Die Fürther Spielefabrik Ludwig Kleefeld & Co. - Klee-Spiele -. In: Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 4/2018, S. 138

Bilder[Bearbeiten]