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füllung bestand aus einer verlagerten vorgeschichtlichen Siedlungsschicht, die eine metallzeitliche Siedlung auf dem Geländesporn des Marktplatzes belegt. Von der noch früheren, wohl eher sporadischen Anwesenheit von Menschen an diesem Ort künden bearbeitete Silices und ein Steinbeilbruchstück. In den höher liegenden Schichten, die den Graben Stück für Stück auffüllten, vermischten sich vorgeschichtliche und hochmittelalterliche Funde. Letztere fanden sich auch in den Pfostenstandspuren und Gruben, die sich mit ihrer dunklen Färbung deutlich vom hellen, gelblichen Sand in der Fläche nordöstlich des Grabens abzeichneten, und von der ottonischen Siedlung künden. Dabei handelt es sich neben goldund silberglimmerhaltigen Keramikscherben von bauchigen Töpfen um weiteren Siedlungsabfall wie Webgewichte, Spinnwirtel aus Keramik und Speckstein, Schlackebrocken von Eisenbearbeitung, Holzkohlereste von offenen Feuerstellen und kleine Ringlein aus dunklem Glas. Diese wurden an Rosenkränzen oder auch als Besatz an Kleidern verwendet. Im 13./14. Jahrhundert lag der in der Sondage untersuchte Geländeausschnitt unter offenem Himmel. Einige dünne Stakenlöcher könnten von Zäunen stammen oder zu Rankgerüsten im Garten gehört haben. Auch die Brotbacköfen, von denen sich die durch die

Altstadtverein Fürth

Abb. 3: Planum mit verkohlten Balken, rechts das Fundament der ehemaligen Außenmauer von 1661. (Fotos: Ausgrabungen Specht, Schwebheim)

Hitze verziegelten Lehmtennen mit einer dünnen Holzascheschicht und darüber liegenden Resten der mit Flechtwerk verstärkten Lehmkuppel fanden, standen wegen der Feuergefahr oft im Außenbereich der Gebäude. Die oberste Schicht, die den Graben abdeckte und einebnete, ist deutlich als Gartenhorizont zu erkennen. Die dort geborgene, teilweise schon grün glasierte Keramik ist vom Beackern klein zerscherbt. Von starker Hitzeeinwirkung, wie bei einem Brandereignis in der benachbarten Bebauung, ist eine flächige Schicht rot verziegelt, die das Ende der Gartennutzung markiert. Für einen Brand in der Nachbarschaft spricht auch die direkt darüber planierte Brandschuttschicht. Auf dieses Gemenge aus Hüttenlehm und Holzkohle wurde ein Stampflehmestrich aufgebracht. Dieser diente als einfacher Boden innerhalb von Gebäuden. Somit befinden wir uns nun, gegen Ende des Spätmittelalters, in einem

Haus. Dieser Stampflehmboden wurde im Lauf der Zeit durch einen besser gegen Feuchtigkeit und Kälte isolierenden Holzbretterboden ersetzt, der auf Unterzügen lag. Diese wurden in Gräbchen verlegt, die man in den Stampflehm grub. Dadurch verbrannten sie nicht bei dem Feuer, welches das Haus zerstörte, sondern verkohlten an Ort und Stelle und bleiben so sichtbar (Abb. 3). Es ist anzunehmen, dass es sich hierbei um den großen Brand von 1634 handelte, der fast ganz Fürth zerstörte. In dem hierbei anfallendend Brandschutt, der wieder flächig ausplaniert wurde und als Fußbodenisolierung im neu errichteten, heute noch stehenden Gebäude diente, fanden sich zahlreiche Ofenkachelfragmente aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Das Fundament aus großen Sandsteinquadern, das den Sondageschnitt im südwestlichen Drittel teilte, ist die älteste Mauer des 1661 errichteten und noch heute stehenden Hauses (Abb. 3).

Es wurde vor Einbringung der Brandschuttplanierung errichtet. Deutlich ist in den Befunden abzulesen, dass diese Mauer von 1661 die südliche Außenmauer trug, die erst durch Umbauten zu einer Innenmauer wurde, als nämlich die anschließende Gasse überdacht und in das Gebäude als Hausgang integriert wurde. Die heutige Sandsteinfassade wurde erst später errichtet, wie sich anhand ihrer Baugrube in der Bauschuttplanierung ablesen lässt. Für diesen Umbau nimmt man den Zeitraum um 1700 an. Noch jünger ist ein weiterer Fundamentstreifen, etwa auf der Hälfte der Hausbreite, der zusammen mit der jüngsten Schuttschicht eingebracht wurde. In dieser Bodenerhöhung fanden sich zahlreiche angeschmolzene Glasreste, sekundär gebrannte Ofenkachelfragmente des 19. Jahrhunderts sowie Keramik und Bauschutt. Die dargestellten Siedlungsabläufe sind das erste Resultat der archäologischen Sondagegrabung im Anwesen Marktplatz 11. Nach Abschluss der archäologischen Arbeiten wurde durch den Bauherrn K.-D. Pöhlmann der bei den Ausschachtungen für die Fundamente anfallende Erdaushub nach Funden durchsiebt. Eine sorgfältige Aufnahme der hierbei geborgenen Fundmengen verspricht weitere höchst interessante Einblicke in die Besiedlungsgeschichte dieser Parzelle in der Fürther Altstadt. Klara Rüdiger M.A.

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