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Mittwoch, 14. September 1932 Als am Montag der mit seinem Motorrad verunglückte Verkehrsflieger Walter von Gäßler auf dem städtischen Friedhof an der Erlanger Straße beerdigt wurde, war eine Anzahl Nazis in Uniform am Grab angetreten. Erst als sich der amtierende Pfarrer dies unter dem Beifall der Trauergäste verbat, zogen sich die Uniformierten zurück und die Beerdigung konnte beginnen. An Sonntagen konnte man ab 11. September von der Deutschen Verkehrsflug-AG vom Flughafen Fürth-Atzenhof aus wieder einen Rundflug buchen, sofern es der schmale Geldbeutel zuließ. Alhambra: "Der Draufgänger" mit Gerda Maurus und Hans Albers. Weltspiegel: "Schanghai-Express" mit Marlene Dietrich und Clive Brook. Donnerstag, 15. September 1932 Der kommende 1. Oktober war wieder "Umzugstag". Die Fürther Besitzer von Mietshäusern befanden sich in einer schwierigen Lage. Besonders die Eigentümer vornehmer großer Häuser waren davon betroffen. An jedem "Umzugstag" kam es zu einer Massenflucht in kleinere Wohnungen. 6- und 7-Zimmer-Wohnungen wurden aufgegeben, um eine bezahlbare 3-Zimmer-Wohnung zu mieten. Jetzt waren den Mietern diese 3-ZimmerWohnungen vielfach schon wieder zu teuer geworden. Langfristige Mietverträge wurden nicht mehr abgeschlossen. Selbst Beamte konnten ja nicht wissen, ob ihnen nicht eine Gehaltskürzung drohte, die den gegenwärtigen Mietvertrag unerfüllbar machten. Das Fürther Speditionsgewerbe rieb sich die Hände: Man hatte für den 1. Oktober schon Wochen vorher volle Auftragsbücher. Kristall-Palast: "Es war einmal ein Walzer" mit Martha Eggerth und Paul Hörbiger. Freitag, 16. September 1932 Der Rückgang im öffentlichen Nahverkehr zwang zu weiteren Einschränkungen des Straßenbahnbetriebs auf Fürther Stadtgebiet. So begann der 10-Minuten-Betrieb der Linie 1 ab der Billinganlage erst um 6.16 Uhr (bisher 5.56 Uhr). Die Linie 11 wurde abends um eine Fahrt gekürzt (ab Fürth um 20.00 Uhr statt 20.20 Uhr). Bei einigen Linien wurde bei gleichem Fahrplan der Beiwagen eingezogen. Wie die Fürther Stadtwerke in ihrer neuesten Bilanz auflisteten, hatte die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage einen Rückgang der Stromabgabe zur Folge. Die gesamte Stromabgabe im Geschäftsjahr 1931/32 betrug 8.019.509 KWh (Vorjahr: 8.761.741), was einer Abnahme von 8,5% entsprach. Die Zahl der Abnehmer von Strom ging dabei von 12.424 auf 11.614 zurück. Samstag, 17. September 1932 Am Dienstag fand das Richtfest der Reichskleinsiedlung "Ronhofer Weg" statt. Im Nordwesten Fürths zwischen der Erlanger Straße und dem Regnitztal hatten vor Monaten 180 Arbeiter den Wald gerodet, um Platz für eine Randsiedlung zu schaffen. In der Randsiedlung mit 40 Häusern wurden später u.a. 26 kinderreiche Familien untergebracht. Jedes Haus verfügte im Erdgeschoss über ein Bad mit einem Waschkessel und eine Abortanlage, eine Wohnküche (14 qm), ein Schlafzimmer (12 qm), im Obergeschoss über zwei kleine Kinderzimmer (je 12 qm) mit Dachschräge. Ein Anbau (6 qm) war für eine Kleintierzucht vorgesehen. Fürths zweiter Bürgermeister Schmidt überbrachte die Glückwünsche der Stadt in Vertretung des beurlaubten OB Dr. Wild. Montag, 19. September 1932 Am letzten Samstag schlossen die Fürther Flussbäder abends um 19 Uhr bis Mai 1933. Ab diesem Montag begannen die Abbrucharbeiten der Stege. Abonnenten der Zahlbäder