Samstag, 19. Januar 1935
Am 15. Januar 1934 wurde der „Kampfbund für deutsche Kultur, Ortsgruppe Fürth“
gegründet. Mit Genugtuung stellte man nach einem Jahr fest, einen wichtigen Beitrag gegen
die „Verseuchung und Bolschewisierung der deutschen Kultur“ geleistet zu haben. Jetzt
wurde man friedlicher. „Kulturelle Abende mit Vorträgen“ sollten 1935 im Mittelpunkt der
Arbeit stehen. Dazu änderte man den Namen um in „Nationalsozialistische Kulturgemeinde“.
Ab sofort gab es an den Fürther Postämtern anlässlich der Abstimmung im Saargebiet und
der Rückkehr dieses Landesteiles nach Deutschland neue Briefmarken von der Reichspost
in den Werten 3, 6, 12 und 25 Pfennigen.
Stadttheater Fürth: „Zigeunerliebe“, Operette von Lehar.
Montag, 21. Januar 1935
Da es den Fahrgästen der Nürnberg-Fürther Straßenbahnen in der kalten Jahreszeit wegen
der meist mit Eisblumen überfrorenen Fenster insbesondere nachts unmöglich war, die
einzelnen Stationen zu erkennen, wurden auf Anordnung der Direktion bei diesen
Witterungsverhältnissen die Stationsnamen vom Schaffner ausgerufen. Es war also nicht
mehr nötig, „Gucklöcher“ in die Scheiben zu kratzen.
Bei ihrem Auswärtsspiel bei Wacker München kam die SpVgg zu einem 6:1-Auswärtserfolg.
Alle sechs Tore erzielte der Fürther Mittelstürmer Becher. Mit diesem Sieg blieb man
weiterhin Tabellenführer der Gauliga Bayern.
Weltspiegel: „Die Frauen vom Tannhof“ mit Ursula Grabley und Rudolf Kein-Rogge.
Dienstag, 22. Januar 1935
„Glückmänner“ mit Schirmmütze und grauem Umhang in den Straßen Nürnbergs und Fürths
waren bei Wind und Wetter sowie bei Tag und Nacht seit der Vorweihnachtszeit unterwegs,
um ihre Lose zur „Winterhilfe-Lotterie“ an den Mann zu bringen. Es waren Arbeitslose, die
sich mit dem Losverkauf ein wenig Geld verdienten. Wie die Geschäftsstelle nun
bekanntgab, war in den nächsten Tagen mit dem Verkauf des 100.000. Loses zu rechnen.
Dem Los war ein Gutschein beigefügt, der dem Käufer, unabhängig von einem Gewinn, eine
achttägige kostenlose Urlaubsreise an die Ostsee garantierte.
Kristall-Palast: „Prinzessin Turandot“ mit Käthe von Nagy und Willy Fritsch.
Mittwoch, 23. Januar 1935
Das Fabrikgelände am Gießereiplatz und entlang der Karolinenstraße hatte schon manche
Wandlung durchgemacht. Zuerst war dort die Engelhardtsche Maschinenfabrik
untergebracht. Nach dem Untergang der Fabrik wurden die Gewerberäume während der Zeit
des Weltkrieges in eine Kaserne umgewandelt. Sie beherbergte einen Teil der Mannschaften
des 6. Reserve-Infanterie-Regiments. Nach Kriegsende zogen die „Süddeutschen
Lebensmittelwerke ein, die jetzt unter „rein arischer Geschäftsführung standen und sich zu
einem der großen Arbeitgeber in Fürth entwickelten. 1935 beschäftigte man 350 Personen.
In eigener Schlachtung produzierte man Fleischkonserven und etwa 600 Zentner
Wurstwaren.
Zentral-Lichtspiele: „Die Töchter Ihrer Exzellenz“ mit Adele Sandrock und Willy Fritsch.
Donnerstag, 24. Januar 1935
Am Heckenweg in Fürth verschwanden die letzten Hecken. An ihre Stelle traten neue
Einzäunungen, die den Heckenweg nicht mehr so verwildert aussehen ließen.
Warf man in diesen Tagen einen Blick von der Poppenreuther Kanalbrücke auf den
Ludwigskanal, so sah man Arbeiter, die mit großzackigen dicken Sägen Eisstangen aus der
etwa 12 cm dicken Eisschicht schnitten. Mit großen Zangen schleppten die Arbeiter die
Eisstücke an das Ufer und stapelten sie, ehe ein Lastwagen sie zu den Bierkellern der
Seite:Kuntermann 1935.pdf/6
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.