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S eile 8

Schulisches

NFSZ 1

„Praktische Sozialkunde"

Wohnungszählungmit der Schulmappe Uber 1000 Pennäler zählten — Schüler machten es besser als die Erwachsenen (NSFZ) — Sozialkundeunterricht in der Praxis betrieben mehrere hundert Oberklässler von Nürnberger und Fürther höheren Schulen, die sich zusammen m it ihren Lehrern mehr oder minder freiw illig als Zähler an der Erfassung aller Woh­ nungen in der Bundesrepublik m it dem Stand vom 25. Sep­ tember 1956 beteiligten. Während in Fürth von 700 amtlichen Zählern nur etw a 175, also 25 Prozent Schüler und Lehrer waren, stellten in Nürnberg die männlichen und weiblichen Scholaren und Magister fast die H älfte der 2892 eingesetzten Wohnungszähler. Die Schüler und Schülerinnen, m eist Ober­ primaner, entledigten sich ihrer Aufgaben zur vollen Zufrie­ denheit der A usw ertungsstellen und arbeiteten, w ie der R efe­ rent der Stadt Nürnberg für die W ohnungszählung aner­ kennend bestätigte, im Durchschnitt sogar gewissenhafter als ihre erwachsenen „Kollegen“. „Die Stadt Nürnberg“, so m einte der Referent, „wird in ähnlichen Fällen dankbar auf die H ilfe der Schüler zurückgreifen“. W enn auch die M itarb eit d e r O ber­ schüler an d er W ohnungserfassung k au m als freiw illig bezeichnet w erden k ann — nam entlich an den N ü rn b erg er M ädchenoberschulen hagelte es g eh a r­ nischte P ro te stb rie fe em p ö rter E ltern, die fü r das W ohl ih re r T öchter fürch­ teten — m achte den m eisten Ju g e n d ­ lichen die ungew ohnte T ätig k eit sicht­ lich Spaß. T reppauf, trep p a b h asteten die Ju n g en und M ädchen, tru g en in m odernen G eschäftshäusern oder in h alb verfallen en B arackenw ohnungen ih re G ebäude- u nd H aushaltungslisten aus. M anche m u ß ten o ft sp ä t nachts noch ih re „R eviere“ ab klappern, um M ietern, die ta g sü b er arbeiteten, die L isten auszuhändigen. Ein schulfreier Tag und fünf M ark A ufw andsentschädi­ gung w aren da eine w ohlverdiente, je ­ doch w ohl ziemlich k n appe B elohnung fü r die ausgestandenen S trapazen. Die Schüler konnten bei ih re r T ätig k eit prächtige M ilieu- und C h a ra k te rstu d ien betreiben, die einem B erufssoziologen und Psychologen vor F reu d e das H erz im L eibe h ä tte h üpfen lassen. Da w aren die M ißtrauischen, die M ürrischen, die höchst un g ern A usk u n ft gaben, sich ta u b oder unw issend ste llten und oft die Schüler fü r v e rk a p p te A genten des F inanzam tes hielten. D ann die ewig B eschäftigten, die fü r die Sache „keine Z eit“ h atten. O der die Geschw ätzigen, die ununterbrochen ü b e r alles mögliche quasselten, angefangen von d er k ra n ­ ken Zehe der H auskatze bis zum S tam m baum ih re r eigenen Fam ilie, n u r nicht ü b e r die Fragen, die m an gerne b ea n tw o rtet haben wollte. A ufschlußreiche E inblicke in das Z u ­ sam m enleben der H ausbew ohnerschaft erö ffneten sich m anchm al. So w urd en einige Z äh ler Zeugen h eftig er Z än k e­ reien zwischen M ietern und Ü nterm ietern, die sich gegenseitig u n te r erh e b ­ lichem S tim m aufw and beschim pften. In einem F all h a tte n sich m e h re re Schw e­ stern, die in einer W ohnung zusam m en­ lebten, so zerstritten , daß keine dem zählenden S chüler den N am en d e r an -

Bild rechts: In m itten d u ften d er Torten und appetitlicher Mohnweckchen fällt es nach stundenlangem H erum rennen nicht im m er leicht eingehend zu erk läre n , wie die W ohnungs- und H aushaltungs­ listen ausgefüllt w erden m üssen. H ier in d er Bäckerei geht es rasch. Die K undschaft m uß derw eil w arten. — Bild links: A rbeit (und vor allem geistige) m acht durstig. W ährend der P en n äler auf unserem Bild d er W irtin Sinn und Zweck der W ohnungszählung au seinander­ setzt, w ird schnell ein Glas Lim onade durch die trockene Kehle gejagt. B ilder: Witsch

deren sagen wollte. D iplom atisches G e­ schick und E ngelsgeduld v erla n g te auch die B ehandlung alter, schw erhöriger Leute. Ih n en m u ß te in einem stu n d e n ­ langen „V erhör“ je d e F ra g e ins O hr g eb rü llt w erden, w obei d er Schüler den A ugenblick ab passen m ußte, in dem sich die L ippen zu einem leisen L ispeln b e­ w egten. Bezeichnend fü r das V erh ältn is einer H ausgem einschaft w ar es, d aß H ausbe­ sitzer o ft nicht die N am en ih re r U n ter­ m ie te r w ußten. H äufig k o n n te n H au s­ b ew oh n er w ed er d ie S traß en n am en noch die H au sn u m m er ih re r W ohnung nennen. A uch m erk w ü rd ig e D inge passierten. So k o n sta tie rte ein L eh rer beim Besuch einer W ohnung, d eren M ieter b e tt­ lägerig w ar, d e r M ann h ab e die Pest. D er P ädagoge ließ sich n u r m it M ühe von der F alschheit se in er m edizinischen D iagnose überzeugen. Ein an d e re r L eh ­ re r zog sich beim Besuch ein er ta tsä ch ­ lich nicht ganz sau b eren W ohnung eine In fe k tio n sk ran k h e it zu, so d aß seine N ase zu einem g erö teten M onstrum anschwoll. Jeden falls: Die W ohnungszählung w a r ein w ertv o ller B eitrag zum Sozial­ kund eu n terrich t. D arin sind sich L eh­ re r und Schüler einig. F ortsetzung: D er M enschenfresser . . .

fürchterlichen L ärm gew eckt und ra p ­ p elte mich sc h laftru n k en w ieder von m einem F eld b e tt auf. D rau ß en stan d d er holländische P flanzer te r H o rst m it seinem Jeep und fo rd e rte m ich auf, schnellstens zu kom m en. In einem Dorf 12 K ilom eter w eit w eg so llte sich ein T iger selber gefangen haben. E r sei in einen Z iegenstall .g esp ru n g en und könne d o rt nicht m e h r heraus. K urz entschlossen n ah m ich m ein G e­ w eh r und sp ran g in den Jeep des H ol­ länders, d e r sofort in rasendem Tem po davonbrauste. Nach sechs K ilom etern platzte uns der rechte V orderreifen

und w ir h atten Glück, daß sich der W agen nicht überschlug. S ta tt den R ei­ fen zu w echseln ra s te te r H orst m it dem zerp latzten P n eu w eiter. Eine scheußliche F a h rt in einem W agen, der w ie ein rasen d er K nallfrosch d au ern d h in - und hersprang! Endlich, um zwei U hr, kam en w ir in das Dorf. Ein Streifen gelber Tigerhaare Es ergab sich folgende S itu atio n : d er Ziegenstall, 10 m al 10 M eter groß, sta n d au f zwei M eter hohen P fäh len und w a r m it W ellblech gedeckt. R ings­ u m w a r er m it B re tte rn zugenagelt, so daß es d rin n en vollkom m en dun k el w a r und m an nicht hineinschauen konnte. D icht u n te r dem Dach w ar eine P lan k e herausgerissen, durch die d e r T iger hineingesprungen w ar. D rin, wo sich v o rh er zehn lebende Ziegen befanden, w a r es vollkom m en still. Es w ar unmöglich, an den Z iegenstall n ah e h eran zu treten , denn e r sta n d in einem Sum pf. A ußerdem w a r u n te r dem Z ie­ genstall, im Sum pf, ein riesig er W asser­ bü ffel angebunden, d e r v o r Zorn, W ut und A ngst schnaufte. Schließlich saß ja dicht ü b e r seinem K opf im Stall ein m ordgieriger Tiger, und d as h a t k ein er gern! D ie D orfleute h a tte n rings um den S tall ein F eu er angezündet, dessen Schein d er T iger n atü rlich fürchtete. Ich ging n u n um den S tall herum , so­ w eit das der sum pfige Boden und der w ü ten d e B üffel zuließen. D abei e n t­ deckte ich plötzlich einen dünnen, w aagrechten S treifen gelber T iger­ h aare, die aus einem fin g erb reiten S p alt zwischen den B rettern des Stalles herausschauten. Nach d e r Sachlage w ar es k lar, daß der T iger sich d rin n en n ied erg eleg t h atte. Nach einiger Ü b er­ legung entschloß ich mich, au f die M itte dieses S treifen s zu zielen und schoß. D arau fh in b rach die H ölle im Z iegenstall los . . . die S eitenw and des S talles p la tzte krachend au f und w ie eine K anonenkugel schoß ein riesiger T iger heraus, m itten zwischen die F ortsetzung nächste Seite