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einzuschulenden Kinder ebenso sank wie die Gesamtzahl aller Schüler/innen,808 da sowohl in der Bundesrepublik als auch in der Stadt Fürth zu Beginn der 1970er Jahre ein Geburtenrückgang eingesetzt hatte, der ab 1973 bis Ende der 1980er Jahre anhielt.809 Die Kinder der geburtenschwächeren Jahrgänge, die ihre ersten Lernerfahrungen häufig mit dem vom Diplom-Ingenieur und Spielwarenfabrikanten Ernst A. Bettag in Fürth 1972 entwickelten und seither millionenfach produzierten Bobby-Car machten,810 lernten bei der Einschulung nun ein baulich vielfach modernisiertes, züchtigungsfreies, von einem kooperativen Schulklima und einer Fünf-Tage-Woche geprägtes sowie an einem kindbezogenen Grundschullehrplan orientiertes Schulwesen kennen. Demgegenüber wurden die Schul- und Studienabgänger/innen der „Baby-Boomer“Jahrgänge zunehmend mit den Folgen einer Sockelarbeitslosigkeit von jahresdurchschnittlich mehr als zwei Millionen Personen und steigenden Qualifikationsanforderungen konfrontiert, da bereits vor der Bundestagswahl am 6. März 1983 deutlich geworden war, dass die CDU/CSU-FDP-Koalition nicht von einer raschen Überwindung der Wirtschaftskrise 1981/82 ausging. In der Rundfunk- und Fernsehansprache zum Jah-

808Vgl.

zu den sinkenden Schülerzahlen beispielsweise: Pestalozzischule Fürth (Hrsg.), 100 Jahre Pestalozzischule 1906-2006, Fürth 2006, S.42: „Erst ab dem Schuljahr 1978/79 nahm die Schülerzahl langsam ab, bis auf 15 Klassen im Schuljahr 1985/86.“ 809Waren in der Bundesrepublik zwischen 1958 und 1970 jeweils über 900.000 Lebendgeborene mit den Höhepunkten in den Jahren 1961 bis 1967 von über einer Million Lebendgeborener zu verzeichnen gewesen, sank deren Anzahl 1970 auf 819.808, 1971 auf 798.578, 1972 auf 701.218, 1973 auf 635.633, 1974 auf 626.973 Lebendgeborene, um danach bis Ende der 1980er Jahre auf diesem Niveau zu verharren (1975 = 600.512, 1976 = 602.851, 1977 = 582.944, 1978 = 576.468, 1979 = 581.984, 1980 = 620.654, 1981 = 624.557, 1982 = 621.177, 1983 = 584.177, 1984 = 584.154, 1985 = 586.155, 1986 = 625,962, 1987 = 642.010, 1988 = 677.259 Lebendgeborene). Das Gleiche galt für die Stadt Fürth, wo zwischen 1957 und 1968 jeweils über 1.200 Lebendgeborene mit den Höhepunkten in den Jahren 1960 bis 1964 mit über 1.400 bis 1.500 Lebendgeborenen zu verzeichnen gewesen waren. Die Anzahl der Lebendgeborenen sank 1970 auf 951, 1971 auf 934, 1972 auf 950, 1973 auf 876, 1974 auf 898 Kinder und verstetigte sich danach auf einem Niveau von meist unter 900 Kindern je Jahr (1975 = 894, 1976 = 856, 1977 = 848, 1978 = 807, 1979 = 832, 1980 = 869, 1982 = 968, 1983 = 883, 1984 = 897 Lebendgeborene), bevor sie ab Mitte der 1980er Jahre wieder auf über 900 bzw. über 1.000 Lebendgeborene stieg (1985 = 966, 1986 = 907, 1987 = 1.025, 1988 = 1.155 und 1989 = 1.170 Lebendgeborene). 810Der Diplom-Ingenieur Ernst A. Bettag (1929-2003) hatte nach Abschluss eines Elektronikstudiums an der Technischen Hochschule München 1954 die Blechspielzeugfirma seines Schwiegervaters Leonhard Hoefler in Fürth übernommen. 1956 stellte er die Spielwarenproduktion auf Kunststoff um, führte 1962 den Firmennamen BIG und 1968 den Büffel als Firmenlogo ein und baute von 1969 bis 1972 neue Fabrikationsstätten in Fürth-Stadeln. Außerdem entwickelte er 1972 das mit einem Sitz, einem Lenkrad und vier Rädern ausgestattete Bobby-Car als Rutschfahrzeug, um kleinen Kindern das Laufen-Lernen zu erleichtern. Wie bei Erwachsenen der VW-Käfer bzw. der VW-Golf, von denen bis 2003 insgesamt 21,5 Millionen Exemplare bzw. von 1974 bis 2019 sogar 35 Millionen Exemplare gebaut wurden, entwickelte sich das Bobby Car ebenfalls zu einem Verkaufsschlager, so dass bis 2002 immerhin 10 Millionen Exemplare hergestellt wurden. Nach einem Großbrand in der Firma BIG in Stadeln 1998 wurde die Produktion der Bobby Cars in eine neugebaute BIG-Fabrik nach Burghaslach im Steigerwald verlegt, die täglich 2.000 Bobby-Cars herstellte. Als Ernst A. Bettag 2003 verstarb, wurde die Firma BIG 2004 von der Spielwarenfirma Simba-Dickie-Toys übernommen, die 1993 durch einen Zusammenschluss der 1971 und 1982 in Stadeln gegründeten Spielwarenfirmen Dickie Toys und Simba Toys entstanden war und die Gesamtproduktion der Bobby Cars bis 2020 auf mehr als 17 Millionen Fahrzeuge steigerte. Vgl. den Artikel Die Bobby-Car-Story. Erfolgsgeschichte seit 30 Jahren. Das knallrote Rutschfahrzeug feiert Jubiläum, in: Fürther Nachrichten vom 28./29.12.2002, Lokalteil, S.3 sowie den Artikel Bobby-Car und den Artikel Ernst A. Bettag, in: www.wikipedia.de, hier: Ausdrucke vom 02.07.2021.

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