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Da das 1906 für den Volksbildungsverein und dessen Volksbücherei mit einer Spende von Heinrich Berolzheimer errichtete „Berolzheimerianum“ seit längerem sanierungsbedürftig und für den Bücherbestand der dort seit 1951 wieder untergebrachten Volksbücherei viel zu klein geworden war, hatten sich durch die Übernahme der Kalb-Siedlung auch neue Perspektiven für die Volksbücherei ergeben, die 1998 in ein für ihre Zwecke umgebautes ehemaliges Gebäude der Amerikaner an der Fronmüllerstraße umzog.903 Zugleich mieteten die Komödianten Volker Heißmann (geb. 1969) und Martin Rassau (geb. 1967), die für ihre 1991 in Nürnberg gegründete „Kleine Comödie“ eine größere Spielstätte in ihrer Geburtsstadt Fürth suchten, nach Verhandlungen mit der Stadt gegen Erbpacht das Berolzheimerianum an der Theresienstraße und sanierten das Gebäude auf eigene Kosten für 4 Millionen DM als neue Spielstätte für die „Kleine Comödie“.904 Mit der Eröffnung des aus den Standorten Schnaittach, Fürth und Schwabach bestehenden Jüdischen Museums Franken wurde in Fürth am 15. Juli 1999 im Anwesen Königstraße 89 eine Anregung von Werner Heymann aus der zweiten Hälfte der 1980er Jahre verwirklicht,905 die von Anfang an von Oberbürgermeister Uwe Lichtenberg - der sich seit seinem Amtsantritt 1984 immer um ein besonders gutes Verhältnis zur jüdischen Kultusgemeinde in Fürth und um vermehrte Kontaktaufnahmen und Besuche der in der NS-Zeit emigrierten Fürther/innen jüdischen Glaubens und deren Nachkommen bemüht hatte - und der von 1986 bis 1998 amtierenden Fürther SPDBezirksrätin Helga Pavlicek (1938-2022) unterstützt worden war. Zur Umsetzung war 1988 ein Förderverein und 1990 ein aus dem Bezirk Mittelfranken, der Stadt Fürth, dem Landkreis Nürnberger Land, der Marktgemeinde Schnaittach und der Stadt Schwabach bestehender Trägerverein gegründet worden. Die Sanierung des für das Jüdische Museum Franken am Standort Fürth vorgesehenen Gebäudes Königstraße 89, das um 1700 mit einer Laubhütte und einem Ritualbad (Mikwe) erbaut worden war und sich nach den Adressbüchern der Stadt Fürth von 1819 bis 1890 im Eigentum von Kaufleuten jüdischen Glaubens befunden hatte, bevor es 1891 von einem Ölfarbenhändler und einem Metzgermeister nichtjüdischen Glaubens erworben worden war, begann im Februar 1995.906 Gleichzeitig kam 1995 der beim Jüdischen Museum in 903Vgl.

zum Umzug der Volksbücherei in die Kalbsiedlung den Artikel Volksbücherei, in: www.fuerthwiki.de, hier: Ausdruck vom 25.05.2022 904Vgl. den Artikel Volker Heißmann sowie den Artikel Martin Rassau, in: www.fuertwiki.de, hier: Ausdrucke vom 27.05.2022. 905Vgl.: Barbara Ohm, Geschichte der Juden in Fürth, Fürth 2014, S.278. Siehe auch den Artikel Werner J. Heymann und den Artikel, Kleeblatt und Davidstern (Buch). in: www.fuerthwiki.de, hier: Ausdrucke vom 16.05.2022: Werner J. Heymann (1920.1992) war der Urenkel von Jonas Heymann (18071901), der sich 1833 in Fürth als Messerschmied niedergelassen hatte, der Enkel von Adolf Heymann (1852-1920), der zusammen mit seinen Brüdern den Familienbetrieb auf Gummibandweberei umstellte, sowie der Sohn von Theodor Heymann (1894-1954) und emigrierte 1937 als siebzehnjähriger Fürther jüdischen Glauben in die Schweiz, während seine Eltern von den Nationalsozialisten in Fürth im November 1938 unter Androhung der Zwangsarisierung zum Verkauf ihres Besitzes, zu dem auch das 1905 errichtete Gebäude der Gummibandfabrik Heymann, Schwabacher Straße 117 gehörte, zu einem weit unter dem Wert liegenden Preis gezwungen wurden. Nach Kriegsende und einem Rückabwicklungsverfahrens der 1938 erzwungenen Vermögensveräußerungen konnte Werner Heymann das Gebäude 1954 wieder zur Gummibandproduktion übernehmen. Ab 1983 veröffentlichte er zudem Aufsätze zur örtlichen jüdischen Geschichte, die 1987 in den vom Bayerischen Fernsehen ausgestrahlten Film „Ein fränkisches Jerusalem“ und in das von Werner Heymann herausgegebene und in München erschienene Buch „Kleeblatt und Davidstern. Aus 400 Jahren jüdischer Vergangenheit in Fürth“ mündeten, bevor Werner Heymann 1992 im Alter von nicht ganz 72 Jahren verstarb. 906Vgl. den Artikel Jüdisches Museum Franken, in: www.fuerthwiki.de, hier: Ausdruck vom 16.05.20r22.

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