Fischhäusla: Unterschied zwischen den Versionen

Aus FürthWiki

KKeine Bearbeitungszusammenfassung
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 5: Zeile 5:
|Hausnummer=1
|Hausnummer=1
|Objekt=Fischhäusla
|Objekt=Fischhäusla
|Baujahr=1759
|Baujahr=1759; 1800; 1864
|Architekt=Georg Eckart (Maurermeister); Simon Gieß
|Architekt=Georg Eckart (Maurermeister); Simon Gieß
|Gebäude besteht=Nein
|Gebäude besteht=Nein

Version vom 16. Mai 2021, 13:13 Uhr

100%
Foerstermühle mit Fischhäusla und Maxbrücke, ca. 1980
Die Karte wird geladen …

Das Fischhäusla war eine Traditionsgaststätte an der Rednitz. Die Gaststätte war berühmt für ihre Fischküche. Gleichzeitig war das Gebäude, wegen der exponierten Lage direkt am Fluss, ein markantes Wahrzeichen der Stadt Fürth, das auf vielen Abbildungen und Postkarten zu finden war. Im Rahmen der U-Bahn Baumaßnahmen wurde das Gebäude im Frühjahr 1995 abgebrochen.


Geschichte

Vorlage:Gasthaus

Innenaufnahmen
Das Fischhäusla vor der Foerstermühle um 1940

Zu der Frage, wann an dieser Stelle das erste Gebäude gebaut wurde, gibt es unterschiedliche Angaben:

  • Der Chronist Fronmüller schreibt in seiner Chronik, dass es hier bereits vor Jahrhunderten erste Badevorrichtungen gab:
"1578: Das Bad wurde fortwährend mit Sorgfalt gepflegt; es befand sich im jetzigen Dengler'schen Hause, Frankfurter Landstraße Nr. 1, an der untern Brücke, die deshalb auch damals die Badbrücke hieß. Bei dem Wiederaufbau dieses Hauses im Jahre 1864 fand man noch die Spuren der alten Badvorrichtungen." Er führt als Beleg die "Fürther Reponierte Akten (Rathhaus)" an.[1]
  • Dem widerspricht Wunschel in seiner Häuserchronik:
Urkundlich wird das Gebäude an der Würzburger Straße 1 erstmals 1723 im Salbuch der Stadt Fürth auf Seite 355 wie folgt erwähnt:
"1723 hat im Besitz und zu rechten Zinßlehen empfangen der Mezgermeister Georg PUCHNER. Ein zweygädig kleines Häußlein, worunter eine Waschhütten ligt außen linckher Hand der Badtbückh vor der Meßelhäußer Seeg Mühl und Walckh, auff neuen Grundt erbaut, gelegen."[2]

Ab 1703 wurde in unmittelbarer Nachbarschaft die Foerstermühle gebaut.

1797 starb der damalige Wirt "zum rothen Ochsen", Christoph Grießmeyer.[3]

1800 ließ der Gastwirt Johann Andreas Dengler von Maurermeister Georg Eckart ein Rechteckhaus errichten.[4]

1864 wurde dieses Gebäude, in dem sich die Wirtschaft "zum rothen Ochsen" befand, im Auftrag von Gastwirt Michael Dengler nach Plänen des Zimmermeisters Simon Gieß komplett umgebaut, erweitert[4] und wie folgt beschrieben:

"Zweygädiges Wohnhaus an der unteren Brücke mit der Wirtschafts- und Branntweingerechtigkeit beim Frankfurter Schlag an der unteren Brücke."[5]

Beim Umbau 1864 wurden noch unterirdische Röhren der alten Badeanstalt gefunden. Die Gaststätte hieß zu dieser Zeit wahrscheinlich noch "zum rothen Ochsen".[6]

1922 wurde von der Firma Kurz das Anwesen kurzzeitig gekauft. Während dieser Zeit wurde offensichtlich der Gaststättenbetrieb eingestellt. Stattdessen wurden für die Schickedanz-Formenfabrik Zwickau Goldschlägerformen aus Bronze kurzzeitig hergestellt, ehe die Produktion in das neu erworbene Gebäude in der Nürnberger Straße 33 wechselte und das Fischhäusla seiner alten Bestimmung wieder übergeben wurde.[7]

Die nächste bauliche Veränderung fand 1935 statt. Die Veranda, die bisher auf Straßenniveau befand, wurde aufgestockt. Zusätzlich soll der gelernte Friseur und Fürther Original Jean Lederer die Inneneinrichtung mit Aquarellen versehen haben. Bauherr war der Pächter Georg Wagner, der seit 1930 das Fischhäusla führte und nach eigenen Aussagen die besten Karpfen Fürths hatte. Neben Karpfen bot er auch Forellen und Backfisch an, jeweils fangfrisch aus der Rednitz.

1943 Quelle Rießchronik von Paul Rieß 17.10.1943: Im Fischhäusla an der Maxbrücke geht zu bestimmten Stunden ein großes Geschäft. Es gibt dort markenfrei gesulzte Fische und Farrnbacher Weißbier in großen weiten Pokalen. Die Leute stehen Schlange bis sie Platz finden. Es kostet eine Portion 1,15 M und ein Pokal Bier 50 Pfenning.

Ab 1960 war das Fischhäusla zunächst geschlossen.

1966 fand sich ein neuer Pächter, der die Gaststätte nach dem Leerstand übernahm. Felix Hempel, der neue Pächter, hoffte, das verwaiste Anwesen durch die Anbindung der neuen Nordspange (siehe Schächterle Plan) wieder zur neuen Blüte zu bringen. Dazu lies er das Innere neu herrichten und die Holzverschalung im Gastraum von alten Lackschichten befreien. Die Tischdecken wurden in Rot gehalten und der Gastraum bot Platz für 90 Gäste, die im Sommer Fisch bekamen, im Winter Wild.

In den 1980er und 1990er Jahren war ein Griechisches Lokal im Fischhäusla beheimatet bevor der letzte Pächter das Fischhäusla unter dem Namen "Wassermann" führte.

Folgende Besitzer werden in der Häuserchronik von Wunschel aufgelistet

  • 1712 Puchner Georg, Metzgermeister und Erbauer
  • 1732 Schaudi Johann (Schaudig) um 775 fl.
  • 1763 Grießmeyer Christoph und Anna Maria, geb. Schaudig um 1800 fl. [Anm.: Christoph Grießmeyer starb 1797 72-jährig[8]]
  • 1810 Dengler Ursula, geb. Grießmeyer, geerbt
  • 1823 Dengler Christoph als Mann, Wirt und Krämer, 1840
  • 1851 Dengler Johann Michael, Gastwirt und Branntweinbrenner
  • 1860 Dengler Georg Michael, Gastwirth
  • 1880 Dengler Emilie
  • 1890 Kundinger Johann
  • 1900 Kundinger Paul
  • 1922 Leonhard Kurz
  • 1926 Gleißner August Christian, Wirt
  • 1930 Wagner Georg, Restaurateur
  • 1966 Hempel Felix

Frühere Adressbucheinträge

  • 1799: Grießmeyer Anna[9]
  • 1807: "Beim Frankfurter Schlag" Haus-Nr. 24; Dengler, Andreas; Bierwirth u. Pflastergelds-Einnehmer
  • 1819: "In der untern Frankfurther Straße" Haus-Nr. 24; Dengler, Christoph; Wirth, Melber, Brandweinbrenner
  • 1836: "Frankfurter u. Vacher Landstraße" Haus-Nr. 1 (II. Bezirk); Dengler, Christof; Wirth u. Krämer
  • 1846: "Frankfurter und Vacher Landstraße" Haus-Nr. 1 (II. Bezirk); Dengler, Margaretha; Wirths- und Krämers-Wittwe
  • 1854: Haus-Nr. 1/II; Dengler Michael; Gastwirth zum rothen Ochsen und Branntweinbrenner

Abriss

Bau der Behelfsbrücke über die Rednitz am Standort des Fischhäuslas

Im Rahmen des U-Bahnbaus entschied man sich, den Bahnhof Stadthalle in offenem Tagebau zu errichten. Hierzu waren umfangreiche Umleitungsmaßnahmen im Straßenverkehr zwischen dem Kulturforum und der Foerstermühle notwendig. Die untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Fürth gab gegenüber der örtlichen Presse an: "Wir hatten in diesem Fall das Allgemeininteresse am erhalt eines Baudenkmals gegen das Allgemeininteresse am öffentlichen Nahverkehr abzuwägen."[10] Gleichzeitig sollte die Maxbrücke im Zuge der Baumaßnahmen erneuert werden. Um Platz für eine Behelfsbrücke zu schaffen und um den Verkehr entsprechend umleiten zu können, musste das Fischhäusla für die Baumaßnahmen abgerissen werden. Der Abriss des Gebäudes erfolgte im Frühjahr 1995. Nach dem Bau der neuen Maxbrücke wurde die Behelfsbrücke wieder zurück gebaut, sodass das Grundstück des ehem. Fischhäusla heute teilweise wieder frei liegt. Ein Abriss des Gebäudes konnte trotz Protesten aus der Bevölkerung nicht verhindert werden.

»Vergegenwärtigung«

Hier kann per horizontaler Mauszeigerbewegung zwischen dem schwarzweißen Originalfoto und einer nachkolorierten Fassung gewechselt werden:



Frauen mit Kindern vor der Maxbrücke, im Hintergrund das Fischhäusla an der Foerstermühle, ca. 1900; Kolorierung mit MyHeritage in Color (tm)

Literatur

  • Fritz Meier: Historische Badstuben in Fürth. In: Fürther Heimatblätter, 1958/2, S.17 - 26
  • Walter Fischer: Fürther Stadtbilder. "Fischhäusla", Würzburger Straße 1. In: Fürther Heimatblätter, 1992/2, S.62 - 64
  • Matthias Bauer: Das Fischhäusla. In Altstadtbläddla Nr. 27/ 1993 S. 7

Lokalberichterstattung

  • Matthias Boll: Nur die Abrissbirnen war stärker. In: Fürther Nachrichten vom 1. August 2020, S. 30 (Druckausgabe)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Fronmüllerchronik, 1887, S. 50
  2. Wunschel-Hauschronik, Das Fischhäusla, Stadtarchiv Fürth
  3. "Fürther Anzeiger" vom 7. Februar 1797
  4. 4,0 4,1 nach Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern – Stadt Fürth, S. 424
  5. Wunschel-Hauschronik, Das Fischhäusla, Stadtarchiv Fürth
  6. Adressbuch von 1854
  7. Privatarchiv Fa. Kurz, handschriftlicher Auszug 1922
  8. "Fürther Anzeiger" vom 7. Feb. 1797
  9. Einwohnerbuch von 1799
  10. Matthias Boll: Nur die Abrissbirne war stärker. In: Fürther Nachrichten vom 1. August 2020, S. 30

Bilder