Kunstmühle Vach: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
K (Textersetzung - „|Denkmalstatus besteht=“ durch „|DenkmalstatusBesteht=“) |
||
(14 dazwischenliegende Versionen von 4 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Gebäude | {{Gebäude | ||
| | |Bild=Vacher Muehle 01.jpg | ||
|Strasse=Brückenstraße | |||
|Hausnummer=22; 22b | |Hausnummer=22; 22b | ||
|Objekt=Villa | |Objekt=Villa | ||
| | |AktenNr=D-5-63-000-1565 | ||
|Baujahr=1893 | |Baujahr=1893 | ||
|Baustil=Historismus | |Baustil=Historismus | ||
|lat=49.525395 | |lat=49.525395 | ||
|lon=10.97017 | |lon=10.97017 | ||
| | |GebaeudeBesteht=Ja | ||
| | |DenkmalstatusBesteht=Ja | ||
| | |Quellangaben=[http://www.geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_563000.pdf BLfD - Denkmalliste Fürth] | ||
}} | }} | ||
Die '''Kunstmühle Vach''' ([[Brückenstraße]] 22) ist die alte [[Vach|Vacher]] Mühle an der [[Regnitz]]. | Die '''Kunstmühle Vach''' ([[Brückenstraße]] 22) ist die alte [[Vach|Vacher]] Mühle an der [[Regnitz]]. Der Name hat nichts mit Kunst im eigentlichen Sinne zu tun, sondern stammt daher, dass in Vach keine herkömmlichen Mühlsteine, sondern sogenannte Walzenstühle zum Einsatz kamen.<ref>''Blattgold und Maschendraht: Betriebe als Dauerbrenner''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 17. Dezember 2018</ref> Heute werden die Räume der Mühle aber tatsächlich auch an Künstler vermietet. | ||
__TOC__ | |||
<br clear="all" /> | |||
==Baugeschichte== | ==Baugeschichte== | ||
Die Mühle an der Regnitz - nach langjährigen Besitzern auch Schmidt-Mühle genannt - besteht seit dem Jahr 1710 | Die Mühle an der Regnitz - nach langjährigen Besitzern auch Schmidt-Mühle genannt - besteht seit dem Jahr 1710. Offenbar hat man beim Bau gepfuscht, denn bereits [[1723]] musste sie weitgehend erneuert werden.<ref>StAN, Rep. 139a Ansbacher Archivakten, Nr. 105 (mit Plänen). Vgl. auch PfA Vach A 31, Bl. 157</ref> Eine grundlegende Modernisierung erfolgte [[1866]], eine weitere Renovierung folgte um [[1900]]. Das Hauptgebäude der Mühle wurde in den Jahren [[1897]] und [[1905]]/06 errichtet, wobei der Gebäudeteil südwestlich des Treppenturms älter ist. [[1906]] wurden mit dem Hauptgebäude die alten Mahlgänge durch ein Turbinenhaus ersetzt.<ref name="Walther/Beck">Gerd Walther, Hartmut Beck: [[Bild und Erinnerung (Buch)|Bild und Erinnerung]] - Fürther Luftaufnahmen 1916 bis 1945, Nürnberg 1998, S. 88</ref> | ||
Das vom Hauptgebäude deutlich abgesetzte Wohnhaus der Besitzer mit dem Ecktürmchen wurde 1898 [sic?] errichtet.<ref name="Walther/Beck"/> | Das vom Hauptgebäude deutlich abgesetzte Wohnhaus der Besitzer mit dem Ecktürmchen wurde 1898 [sic?] errichtet.<ref name="Walther/Beck"/> | ||
Zeile 23: | Zeile 25: | ||
<br clear="all" /> | <br clear="all" /> | ||
== | ==Geschichte== | ||
Während des [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Kriegs]] war die Vacher Mühle Schauplatz eines Scharmützels beim Vorstoß des preußischen Freibataillons des Obristen von Mayr (in historischer Literatur auch Mayer, Meyer, Mayr, Meyr geschrieben)<ref>Obrist Johann von Mayr - [https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_von_Mayr Wikipedia]</ref> nach Franken. Er schlug kurzzeitig in der Mühle sein Quartier auf. | Während des [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Kriegs]] war die Vacher Mühle Schauplatz eines Scharmützels beim Vorstoß des preußischen Freibataillons des Obristen von Mayr (in historischer Literatur auch Mayer, Meyer, Mayr, Meyr geschrieben)<ref>Obrist Johann von Mayr - [https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_von_Mayr Wikipedia]</ref> nach Franken. Er schlug kurzzeitig in der Mühle sein Quartier auf. | ||
Der Ort war wiederum Stätte eines Gefechts während des [[wikipedia:Zweiter Koalitionskrieg|Zweiten Koalitionskrieges]] vom 18. bis 25. Dezember 1800, nachdem die Franzosen sich zum Rückzug genötigt sahen und hinter das linke Regnitzufer nach Vach zurückzogen. Die Österreicher rückten bis an das rechte Regnitzufer vor, so dass dieser Fluss beide Parteien von einander trennte. Am 25. Dezember 1800 wurde Waffenstillstand von Steyr geschlossen, dem bald das Kriegsende folgte.<ref>Heilmann: "Der Feldzug von 1800 in Deutschland. Mit besonderer Bezugnahme auf den Anteil der bayerischen Truppen bearbeitet", Separatabdruck aus dem 54. und 55. Bande der "Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine", Verlag von Arwed Strauch, Leipzig, S. 119</ref> | |||
[[1875]] wurde die ''Paul Schmidt Kunstmühle Vach KG'' gegründet. Die Firma zählt somit zu den ältesten noch existierenden, inhabergeführten Firmen in Fürth.<ref>''Fürths traditionsreichste Firmen und Betriebe''. In: Fürth StadtZeitung, Nr. 23 vom 19. Dezember 2018, S. 9 – [http://www.fuerth.de/PortalData/1/Resources/fuertherrathaus/stadtzeitung_online/stadtzeitung2018/SZ_23_18.pdf PDF-Datei]</ref> Die aus dem Wasserkraftwerk erzeugte Energie diente bis [[1989]] zum Betrieb der Mühle. Seit der Mühlenbetrieb in diesem Jahr wegen "Überkapazitäten im Mühlensektor" eingestellt wurde, wird der Strom in das öffentliche Netz eingespeist. | |||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
* Projekt einer Sack-Bandtransportanlage für die Firma Paul Schmidt, Kunstmühle in Vach bei Nürnberg. Wittenberg & Umgebung: A. Wetzig, 1933, 1 Blatt Pergament | |||
* Projekt einer Sack-Bandtransportanlage für die Firma Paul Schmidt, Kunstmühle in Vach bei Nürnberg. Wittenberg & Umgebung: A. Wetzig, 1933, 1 Blatt Pergament | * {{BuchQuelle|Durch Fürth geführt - Band 2 (Buch)|Seite=118}} | ||
== Lokalberichterstattung == | |||
* ''Blattgold und Maschendraht: Betriebe als Dauerbrenner''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 17. Dezember 2018 - Druckausgabe | |||
* ''Fürths traditionsreichste Firmen und Betriebe''. In: Fürth StadtZeitung, Nr. 23 vom 19. Dezember 2018, S. 9 – [http://www.fuerth.de/PortalData/1/Resources/fuertherrathaus/stadtzeitung_online/stadtzeitung2018/SZ_23_18.pdf PDF-Datei] | |||
==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
Zeile 38: | Zeile 48: | ||
* Paul Schmidt Kunstmühle Vach KG - [http://schmidt-vach.de Homepage] | * Paul Schmidt Kunstmühle Vach KG - [http://schmidt-vach.de Homepage] | ||
* Vacher Mühle während des [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Kriegs]], Kupferstich von Christoph Nikolaus Kleemann (1757) - [http://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-BAR-0000000000145539 Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek] | * Vacher Mühle während des [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Kriegs]], Kupferstich von Christoph Nikolaus Kleemann (1757) - [http://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-BAR-0000000000145539 Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek] | ||
* Vacher Mühle während des Gefechts vom Dezember 1800 im zeitgenössischen Kupferstich (Bild erinnert an Kleemann'schen Stich) in Horst-Dieter Beyerstedt: Vom Adler zum Löwen. Die Region Nürnberg wird bayerisch 1775 - 1835; Stadtarchiv Nürnberg, Norica 2/2006, S. 64 - [https://www.nuernberg.de/imperia/md/stadtarchiv/dokumente/norica_2_2006.pdf online] | |||
* Vacher Mühle in historischer Karte - [http://v.bayern.de/gMRHg BayernAtlas] | * Vacher Mühle in historischer Karte - [http://v.bayern.de/gMRHg BayernAtlas] | ||
Aktuelle Version vom 27. Januar 2024, 02:35 Uhr
- Straße / Hausnr.
- Brückenstraße 22, 22b
- Akten-Nr.
- D-5-63-000-1565
- Objekt
- Villa
- Baujahr
- 1893
- Baustil
- Historismus
- Geokoordinate
- 49° 31' 31.42" N, 10° 58' 12.61" E
- Gebäude besteht
- Ja
- Denkmalstatus besteht
- Ja
- Quellangaben
- BLfD - Denkmalliste Fürth
Die Kunstmühle Vach (Brückenstraße 22) ist die alte Vacher Mühle an der Regnitz. Der Name hat nichts mit Kunst im eigentlichen Sinne zu tun, sondern stammt daher, dass in Vach keine herkömmlichen Mühlsteine, sondern sogenannte Walzenstühle zum Einsatz kamen.[1] Heute werden die Räume der Mühle aber tatsächlich auch an Künstler vermietet.
Baugeschichte
Die Mühle an der Regnitz - nach langjährigen Besitzern auch Schmidt-Mühle genannt - besteht seit dem Jahr 1710. Offenbar hat man beim Bau gepfuscht, denn bereits 1723 musste sie weitgehend erneuert werden.[2] Eine grundlegende Modernisierung erfolgte 1866, eine weitere Renovierung folgte um 1900. Das Hauptgebäude der Mühle wurde in den Jahren 1897 und 1905/06 errichtet, wobei der Gebäudeteil südwestlich des Treppenturms älter ist. 1906 wurden mit dem Hauptgebäude die alten Mahlgänge durch ein Turbinenhaus ersetzt.[3]
Das vom Hauptgebäude deutlich abgesetzte Wohnhaus der Besitzer mit dem Ecktürmchen wurde 1898 [sic?] errichtet.[3]
Beschreibung des Baudenkmals
Villa, ehemals zur Mühle gehörig, zweigeschossiger Putzbau mit Satteldach, Sandsteingliederungen, Eckturm und Risalit mit Polygonalerker, Schopfwalm und Fachwerkgiebel, historisierend, bez. 1893; Toreinfahrt, Steinpfeiler mit Kugelbekrönung und Eisentor, gleichzeitig.
Geschichte
Während des Siebenjährigen Kriegs war die Vacher Mühle Schauplatz eines Scharmützels beim Vorstoß des preußischen Freibataillons des Obristen von Mayr (in historischer Literatur auch Mayer, Meyer, Mayr, Meyr geschrieben)[4] nach Franken. Er schlug kurzzeitig in der Mühle sein Quartier auf.
Der Ort war wiederum Stätte eines Gefechts während des Zweiten Koalitionskrieges vom 18. bis 25. Dezember 1800, nachdem die Franzosen sich zum Rückzug genötigt sahen und hinter das linke Regnitzufer nach Vach zurückzogen. Die Österreicher rückten bis an das rechte Regnitzufer vor, so dass dieser Fluss beide Parteien von einander trennte. Am 25. Dezember 1800 wurde Waffenstillstand von Steyr geschlossen, dem bald das Kriegsende folgte.[5]
1875 wurde die Paul Schmidt Kunstmühle Vach KG gegründet. Die Firma zählt somit zu den ältesten noch existierenden, inhabergeführten Firmen in Fürth.[6] Die aus dem Wasserkraftwerk erzeugte Energie diente bis 1989 zum Betrieb der Mühle. Seit der Mühlenbetrieb in diesem Jahr wegen "Überkapazitäten im Mühlensektor" eingestellt wurde, wird der Strom in das öffentliche Netz eingespeist.
Literatur
- Projekt einer Sack-Bandtransportanlage für die Firma Paul Schmidt, Kunstmühle in Vach bei Nürnberg. Wittenberg & Umgebung: A. Wetzig, 1933, 1 Blatt Pergament
- Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 118.
Lokalberichterstattung
- Blattgold und Maschendraht: Betriebe als Dauerbrenner. In: Fürther Nachrichten vom 17. Dezember 2018 - Druckausgabe
- Fürths traditionsreichste Firmen und Betriebe. In: Fürth StadtZeitung, Nr. 23 vom 19. Dezember 2018, S. 9 – PDF-Datei
Siehe auch
Weblinks
- Paul Schmidt Kunstmühle Vach KG - Homepage
- Vacher Mühle während des Siebenjährigen Kriegs, Kupferstich von Christoph Nikolaus Kleemann (1757) - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
- Vacher Mühle während des Gefechts vom Dezember 1800 im zeitgenössischen Kupferstich (Bild erinnert an Kleemann'schen Stich) in Horst-Dieter Beyerstedt: Vom Adler zum Löwen. Die Region Nürnberg wird bayerisch 1775 - 1835; Stadtarchiv Nürnberg, Norica 2/2006, S. 64 - online
- Vacher Mühle in historischer Karte - BayernAtlas
Einzelnachweise
- ↑ Blattgold und Maschendraht: Betriebe als Dauerbrenner. In: Fürther Nachrichten vom 17. Dezember 2018
- ↑ StAN, Rep. 139a Ansbacher Archivakten, Nr. 105 (mit Plänen). Vgl. auch PfA Vach A 31, Bl. 157
- ↑ 3,0 3,1 Gerd Walther, Hartmut Beck: Bild und Erinnerung - Fürther Luftaufnahmen 1916 bis 1945, Nürnberg 1998, S. 88
- ↑ Obrist Johann von Mayr - Wikipedia
- ↑ Heilmann: "Der Feldzug von 1800 in Deutschland. Mit besonderer Bezugnahme auf den Anteil der bayerischen Truppen bearbeitet", Separatabdruck aus dem 54. und 55. Bande der "Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine", Verlag von Arwed Strauch, Leipzig, S. 119
- ↑ Fürths traditionsreichste Firmen und Betriebe. In: Fürth StadtZeitung, Nr. 23 vom 19. Dezember 2018, S. 9 – PDF-Datei
Bilder
Brückenstraße 22b mit dem Eingang zur Kunstmühle Vach, 2020
Brückenstraße 22 an der Kunstmühle Vach, 2020
1998: Das große Lagerhaus der Kunstmühle Vach am Bahnübergang nach Steinach und Bahnhof Vach wird abgerissen. Blick vom Bahnübergang aus.
1998: Das große Lagerhaus der Kunstmühle Vach am Bahnübergang nach Steinach und Bahnhof Vach wird abgerissen. Blick auf den Wohnungsbereich von der Laderampe aus.
1998: Das große Lagerhaus der Kunstmühle Vach am Bahnübergang nach Steinach und Bahnhof Vach wird abgerissen. Blick auf den Giebel vom Bahnübergang aus.
1998: Das große Lagerhaus der Kunstmühle Vach am Bahnübergang nach Steinach und Bahnhof Vach wird abgerissen. Blick auf die alte Firmenbeschriftung vom Stellwerk 1 aus.
1998: Das große Lagerhaus der Kunstmühle Vach am Bahnübergang nach Steinach und Bahnhof Vach vor dem Abriss. Blick von der Steinacher Seite. Links das Stellwerk 1, dazwischen die Lagerhalle der Firma BIG.
Blick von der Vacher Regnitzbrücke mit dem Wehr an der Kunstmühle Vach, im Hintergrund Vach Feb. 1994
Das große Lagerhaus mit Wohnungsanbau 1991 der Kunstmühle Vach am Bahnhof Vach neben dem Bahnübergang nach Steinach. Von der Steinacher Seite aus, dass Gebäude wurde 1998 abgerissen.
1991: Das Lagerhaus der Kunstmühle Vach mit Sicht von der Straße An der Rampe aus. Wurde 1998 abgerissen, heute Brachfläche. Rechts am Gebäude der Bahnübergang nach Steinach.
Hochwasser in Vach, Vacher Regnitzbrücke und die Kunstmühle Vach, im Hintergrund Vach Feb. 1987
Hochwasser in Vach, von der Vacher Regnitzbrücke Blick auf die Kunstmühle Vach und Wehranlagen, im Hintergrund Vach Feb. 1987
Alte Postkarte aus Vach mit Ortsansicht von Mannhof aus mit Brückenstraße (Kriegerdenkmal) und Gasthaus Zur goldenen Krone (Vach) Am Vacher Markt 8, Karte von 1930, nicht gelaufen
Ansichtskarte von Vach ca. 1930 mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten
Alte Postkarte aus Vach mit Ortsansicht von Mannhof aus und Gasthaus und Metzgerei Volleth Am Vacher Markt, Karte von 1899 gelaufen
Zeichnung von Vach - von Mannhof aus - 18. Jahrhundert mit Zollstation Brückenstraße 24