Johann Durst: Unterschied zwischen den Versionen
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Nach Rückkehr aus dem Krieg war Durst ab dem 20. März 1871 wieder bei Blutharsch in Arbeit. Daneben veranstaltete er Musikdarbietungen und Marionettentheater. Für den Betrieb seines Marionettentheaters erhielt er im November 1876 eine Lizenz, die im September 1886 erneuert wurde. | Nach Rückkehr aus dem Krieg war Durst ab dem 20. März 1871 wieder bei Blutharsch in Arbeit. Daneben veranstaltete er Musikdarbietungen und Marionettentheater. Für den Betrieb seines Marionettentheaters erhielt er im November 1876 eine Lizenz, die im September 1886 erneuert wurde. | ||
Mit Mutter, Braut und künftiger Schwiegermutter wurde Johann Durst am 2. März 1872 beim Stadtmagistrat vorstellig und ersuchte um Erwerb des selbstständigen Heimatrechts und Erteilung des Verehelichungszeugnisses. Der Vater Andreas Durst jedoch galt als verschollen, er hatte sich bereits ein Jahr zuvor ohne weitere Lebenszeichen aus Fürth entfernt. Das beiderseitige Vermögen gaben die Brautleute mit 200 Gulden an. Beide Mütter erteilten ihre Einwilligung zur Eheschließung, die Braut gab ihre Heiratsabsicht zu Protokoll. Nach öffentlicher Bekanntmachung beschloss der Magistrat am 13. Juni 1872, das Gesuch bei Zahlung einer Heimatgebühr von 10 Gulden zu genehmigen.<ref name="D-199">„Acten des Magistrats der Kgl. Bayr. Stadt Fürth betreffend: Durst Johann Pflasterergeselle von hier – selbst. Heimath & Verehelichung. 1872.“; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 18 a/D 199</ref> | |||
Seine Witwe führte das Pflasterergeschäft bis zum 24. Juli 1894 weiter.<ref name=“FB-JD“/> | Am 29. April 1874 eröffnete er als Pflasterermeister sein eigenes Baugeschäft. Er führte offenbar ein unstetes Leben, worauf seine zahlreichen Wohnungsveränderungen hindeuten. Um 1882 war er wohl in finanzieller Bedrängnis, so zahlte er auch kein Schulgeld für seinen Sohn Martin während des Nürnberger Familienaufenthalts. Schließlich beglich nach Anforderung des Nürnberger Stadtmagistrats die allgemeine Schulkasse von Fürth diese Schuld. Auch die Gemeinde Wetzendorf konnte ihren Ausstand bei Durst mangels Pfändbarem nicht eintreiben. | ||
Etwa drei Jahre nach Rückkunft in Fürth stellte Johann Durst am 15. Dezember 1886 ein Gesuch um Verleihung des Bürgerrechts. Die Steuern und Umlagen der letzten zwei Jahre hatte er ordnungsgemäß bezahlt, aber laut Armenpflegschaftsrat waren an seine Kinder Medikamente auf Rechnung der Armenkasse abgegeben worden. Ungeachtet dieses Einwands beschloss der Stadtmagistrat die Verleihung, das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten stimmte dem zu, sodass Durst das Bürgerrecht gebührenfrei erhielt.<ref name="D-199"/> | |||
Johann Durst starb im Alter von nur 43 Jahren, er wurde am 13. März 1891 auf dem [[Städtischer Friedhof|„Neuen Friedhof“]] begraben. Seine Witwe führte das Pflasterergeschäft bis zum 24. Juli 1894 weiter.<ref name=“FB-JD“/> | |||
== Familie == | == Familie == |
Version vom 30. Oktober 2024, 18:12 Uhr
Adressart | VonObjekt |
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Letzter Wohnort in Fürth | Theresienstraße 2 |
Person | Verwandtschaftsgrad |
---|---|
Andreas Durst | Vater |
Anna Christiana Moosmeier | Ehefrau |
Anna Margaretha Heiter | Mutter |
Katharina Margareta Durst | Tochter |
Martin Durst | Sohn |
Martin Durst, geb. 1843 | Bruder |
Peter Durst | Sohn |
Johann Durst (geb. 20. Mai 1847 in Fürth[1]; gest. 11. März 1891 ebenda[2]) war ein Fürther Pflasterergeselle und -meister, der sich auch als Musiker und Betreiber eines Marionettentheaters betätigte.
Leben
Er kam als drittes Kind des aus Langenzenn zugewanderten Strumpfwirkermeisters Andreas Durst (1818–1873) und seiner aus Fürth stammenden Ehefrau Anna Margaretha, geborene Heiter (1815–1876) im Haus Nr. 21, II. Bezirk (Traubenhof 5) zur Welt. Taufpate war der in Fürth gebürtige Großvater, der Pfannenschmied Johann Durst aus Langenzenn, vertreten durch die Fürther Tagelöhnertochter Elisabetha Schildmeier.[1]
Johann Durst erlernte den Beruf des Pflasterers. Er arbeitete u. a. 1866/67 beim Pflasterermeister Eichinger und ab Februar 1868 beim Meister Johann Blutharsch. Ende Januar 1869 musste er zum Militärdienst beim k. b. 15. Infanterie-Regiment einrücken. Während seiner Dienstzeit nahm er am Deutsch-Französischen Krieg teil, bei dem er in der Schlacht bei Sedan verwundet[3] wurde und daher als Militärpensionist eine lebenslange „Pension 4. Klasse älterer Norm“ mit monatlich 3 Gulden erhielt.[4]
Nach Rückkehr aus dem Krieg war Durst ab dem 20. März 1871 wieder bei Blutharsch in Arbeit. Daneben veranstaltete er Musikdarbietungen und Marionettentheater. Für den Betrieb seines Marionettentheaters erhielt er im November 1876 eine Lizenz, die im September 1886 erneuert wurde.
Mit Mutter, Braut und künftiger Schwiegermutter wurde Johann Durst am 2. März 1872 beim Stadtmagistrat vorstellig und ersuchte um Erwerb des selbstständigen Heimatrechts und Erteilung des Verehelichungszeugnisses. Der Vater Andreas Durst jedoch galt als verschollen, er hatte sich bereits ein Jahr zuvor ohne weitere Lebenszeichen aus Fürth entfernt. Das beiderseitige Vermögen gaben die Brautleute mit 200 Gulden an. Beide Mütter erteilten ihre Einwilligung zur Eheschließung, die Braut gab ihre Heiratsabsicht zu Protokoll. Nach öffentlicher Bekanntmachung beschloss der Magistrat am 13. Juni 1872, das Gesuch bei Zahlung einer Heimatgebühr von 10 Gulden zu genehmigen.[5]
Am 29. April 1874 eröffnete er als Pflasterermeister sein eigenes Baugeschäft. Er führte offenbar ein unstetes Leben, worauf seine zahlreichen Wohnungsveränderungen hindeuten. Um 1882 war er wohl in finanzieller Bedrängnis, so zahlte er auch kein Schulgeld für seinen Sohn Martin während des Nürnberger Familienaufenthalts. Schließlich beglich nach Anforderung des Nürnberger Stadtmagistrats die allgemeine Schulkasse von Fürth diese Schuld. Auch die Gemeinde Wetzendorf konnte ihren Ausstand bei Durst mangels Pfändbarem nicht eintreiben.
Etwa drei Jahre nach Rückkunft in Fürth stellte Johann Durst am 15. Dezember 1886 ein Gesuch um Verleihung des Bürgerrechts. Die Steuern und Umlagen der letzten zwei Jahre hatte er ordnungsgemäß bezahlt, aber laut Armenpflegschaftsrat waren an seine Kinder Medikamente auf Rechnung der Armenkasse abgegeben worden. Ungeachtet dieses Einwands beschloss der Stadtmagistrat die Verleihung, das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten stimmte dem zu, sodass Durst das Bürgerrecht gebührenfrei erhielt.[5]
Johann Durst starb im Alter von nur 43 Jahren, er wurde am 13. März 1891 auf dem „Neuen Friedhof“ begraben. Seine Witwe führte das Pflasterergeschäft bis zum 24. Juli 1894 weiter.[4]
Familie
Johann Durst heiratete am 8. Juli 1872 in Fürth ‘Anna’ Christiana Moosmeier, auch Mossmeier bzw. Moosmeyer (geb. 16. Januar 1854 in Pirkach), Tochter des bereits verstorbenen vormaligen Bauernknechts und Fürther Wechselwärters Peter Moosmeier (1829–1870) und seiner Ehefrau Anna Margaretha, geborene Ebersberger.[6] In dieser Ehe kamen 9 Kinder zur Welt, davon erreichten nur drei das Erwachsenenalter:
- Anna Margaretha Durst (geb. 24. Juli 1873; gest. 28. Jan. 1874)
- Johann Martin Durst
- Katharina („Käthe“) Margareta Durst (geb. 31. Juli 1876), heiratete 1903 den Schreiner Andreas Herbolzheimer von Münchsteinach
- Abraham Durst (geb. 25. Okt. 1877; gest. 13. Juni 1878)
- Johann Christoph Durst (geb. 13. Jan. 1879; gest. 4. Jan. 1880)
- Konrad Friedrich Durst (geb. 5. Okt. 1880 in Nürnberg; gest. 22. Mai 1889)
- Peter Durst (geb. 29. Mai 1883; gest. 1946), wurde Bautechniker und städtischer Bauinspektor in Nürnberg
- Anna Margaretha Durst (geb. 12. Mai 1885; gest. 24. Aug. 1887)
- Ludwig Otto Durst (geb. 6. Sept. 1886; gest. 2. Aug. 1893)
Von seiner Witwe wurden geboren:
- Sophia Durst (geb. 1. Sept. 1892; gest. 5. Sept. 1892)
- Anna Margaretha Durst (geb. 1. Sept. 1892; gest. 22. Aug. 1893)
- Anna Johanna Durst (geb. 24. Dez. 1894)
- Rosa Durst (geb. 28. Juli 1896; gest. 14. Aug. 1896)
Seine Witwe ‘Anna’ Christiana Durst verheiratete sich wieder am 28. April 1897 in Fürth mit dem Schreiner Johann Wolfgang Kiesel (geb. 12. Februar 1868 in Fürth).[7] Sie starb im Alter von 71 Jahren am 30. September 1925 in Fürth.
Adressen[4]
- ...: Königstraße 164 (ab 1890 Königstraße 7)
- ...: Bahnhofstraße 2 (ab 1875 Königswarterstraße, Hs.-Nr. ?)
- 1873: Gustavstraße 41 (ab 1890 Gustavstraße 39)
- 1874: Königstraße 83 (ab 1890 Nürnberger Straße 30)
- 1875: Katharinenstraße 5 (ab 1890 Katharinenstraße 5)
- 1876: Helmgasse 8 (ab 1890 Helmstraße 8) und Schützenhof 12 (ab 1890 Schützenhof 2)
- 1877: Wassergasse 18 (ab 1890 Wasserstraße 11), dann die Ehefrau allein Königstraße 54 a (ab 1890 Königstraße 108)
- 1878: Ehepaar wieder zusammen, im „Schnieglinger Weg“ und Löwenplatz 1[8] (ab 1890 Bergstraße 2)
- 1879: Bergstraße 23 (ab 1890 Bergstraße 21) und Schützengasse 12 (ab 1890 Schützenstraße 4, später überbaut mit Ammonstraße 12)
- 1880/83: nach Nürnberg-St. Johannis
- 1883: Königstraße 13 (ab 1890 Königstraße 26) und Sterngasse 13[9] (ab 1890 Sternstraße 7, Vorgängergebäude von Ludwig-Erhard-Straße 7)
- 1884: Sterngasse 14 (ab 1890 Sternstraße 9, Vorgängergebäude von Ludwig-Erhard-Straße 7)
- 1885: Alexanderstraße 2 (ab 1890 Alexanderstraße 3) und Lessingstraße 5[10] (ab 1890 Lessingstraße 14)
- 1886: Theaterstraße 17 (ab 1890 Theaterstraße 29) und Schützenhof 2 (ab 1890 Schützenhof 3)
- 1887: Wassergasse 18 (ab 1890 Wasserstraße 11)
- 1888: Alexanderstraße 25 (ab 1890 Alexanderstraße 2), Theresienstraße 7 (ab 1890 Theresienstraße 21), Theaterstraße 38 (ab 1890 Theaterstraße 28) und Theresienstraße 23[11] (ab 1890 Theresienstraße 2)
Adressen der Witwe
- 1891: Löwenplatz 8, seit 2. Mai 1891 und Königstraße 55[12]
- 1894: Helmstraße 9
- 1895: Bäumenstraße 7, Blumenstraße 53 und Obere Fischerstraße 7[13]
- 1896: Gustavstraße 30
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Kirchenbücher St. Michael, Taufen 1845–1850, S. 162
- ↑ Kirchenbücher St. Michael, Bestattungen 1889–1893, S. 142
- ↑ Bayerische Verlustliste Nr. 12, Schlacht bei Sedan, 15. Infanterie-Regiment; Fürther Tagblatt vom 25.09.1870 – online
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Familienbogen Durst, Johann; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5
- ↑ 5,0 5,1 „Acten des Magistrats der Kgl. Bayr. Stadt Fürth betreffend: Durst Johann Pflasterergeselle von hier – selbst. Heimath & Verehelichung. 1872.“; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 18 a/D 199
- ↑ Kirchenbücher St. Michael, Trauungen 1865–1872, S. 288
- ↑ Kirchenbücher St. Michael, Trauungen, 1897–1902, S. 18
- ↑ Adressbuch von 1879
- ↑ Adressbuch von 1884
- ↑ Adressbuch von 1886
- ↑ Adressbücher von 1889, 1891
- ↑ Adressbücher von 1893, 1895
- ↑ Adressbuch von 1896