Johann Durst: Unterschied zwischen den Versionen

Aus FürthWiki

(→‎Familie: Heirat Käthe D. erg.)
(→‎Adressen: 1871 lt. Anz. 12.11.1871 erg.)
 
(2 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 48: Zeile 48:
Er kam als drittes Kind des aus Langenzenn zugewanderten Strumpfwirkermeisters Andreas Durst (1818–1873) und seiner aus Fürth stammenden Ehefrau Anna Margaretha, geborene Heiter (1815–1876) im Haus Nr. 21, II. Bezirk ([[Traubenhof 5]]) zur Welt. Taufpate war der in Fürth gebürtige Großvater, der Pfannenschmied Johann Durst aus Langenzenn, vertreten durch die Fürther Tagelöhnertochter Elisabetha Schildmeier.<ref name=„KB-Tf“/>
Er kam als drittes Kind des aus Langenzenn zugewanderten Strumpfwirkermeisters Andreas Durst (1818–1873) und seiner aus Fürth stammenden Ehefrau Anna Margaretha, geborene Heiter (1815–1876) im Haus Nr. 21, II. Bezirk ([[Traubenhof 5]]) zur Welt. Taufpate war der in Fürth gebürtige Großvater, der Pfannenschmied Johann Durst aus Langenzenn, vertreten durch die Fürther Tagelöhnertochter Elisabetha Schildmeier.<ref name=„KB-Tf“/>


Johann Durst erlernte den Beruf des Pflasterers. Er arbeitete u. a. 1866/67 beim Pflasterermeister Eichinger und ab Februar 1868 beim Meister [[Johann Blutharsch]]. Ende Januar 1869 musste er zum Militärdienst beim k. b. [[wikipedia:Königlich Bayerisches 15. Infanterie-Regiment „König Friedrich August von Sachsen“|15. Infanterie-Regiment]] einrücken. Während seiner Dienstzeit nahm er am [[wikipedia:Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] teil, bei dem er in der Schlacht bei Sedan verwundet<ref>Bayerische Verlustliste Nr. 12, Schlacht bei Sedan, 15. Infanterie-Regiment; Fürther Tagblatt vom 25.09.1870 – [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10503891_00313/pct:13.73333,3.81888,41.26667,39.98909/pct:100/0/default.jpg online]</ref> wurde und daher als Militärpensionist eine lebenslange „Pension 4. Klasse älterer Norm“ mit monatlich 3 Gulden erhielt.<ref name=“FB-JD“>Familienbogen Durst, Johann; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5</ref>
Johann Durst erlernte den Beruf des Pflasterers. Er arbeitete u. a. 1866/67 beim Pflasterermeister [[Johann Georg Eichinger]] und ab Februar 1868 beim Meister [[Johann Blutharsch]]. Ende Januar 1869 musste er zum Militärdienst beim k. b. [[wikipedia:Königlich Bayerisches 15. Infanterie-Regiment „König Friedrich August von Sachsen“|15. Infanterie-Regiment]] einrücken. Während seiner Dienstzeit nahm er am [[wikipedia:Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] teil, bei dem er in der Schlacht bei Sedan verwundet<ref>Bayerische Verlustliste Nr. 12, Schlacht bei Sedan, 15. Infanterie-Regiment; Fürther Tagblatt vom 25.09.1870 – [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10503891_00313/pct:13.73333,3.81888,41.26667,39.98909/pct:100/0/default.jpg online]</ref> wurde und daher als Militärpensionist eine lebenslange „Pension 4. Klasse älterer Norm“ mit monatlich 3 Gulden erhielt.<ref name=“FB-JD“>Familienbogen Durst, Johann; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5</ref>


Nach Rückkehr aus dem Krieg war Durst ab dem 20. März 1871 wieder bei Blutharsch in Arbeit. Daneben veranstaltete er Musikdarbietungen und Marionettentheater. Für den Betrieb seines Marionettentheaters erhielt er im November 1876 eine Lizenz, die im September 1886 erneuert wurde.
Nach Rückkehr aus dem Krieg war Durst ab dem 20. März 1871 wieder bei Blutharsch in Arbeit. Daneben veranstaltete er Musikdarbietungen und Marionettentheater. Für den Betrieb seines Marionettentheaters erhielt er im November 1876 eine Lizenz, die im September 1886 erneuert wurde.


Am 29. April 1874 eröffnete er als Pflasterermeister sein eigenes Baugeschäft.  
Mit Mutter, Braut und künftiger Schwiegermutter wurde Johann Durst am 2. März 1872 beim Stadtmagistrat vorstellig und ersuchte um Erwerb des selbstständigen Heimatrechts und Erteilung des Verehelichungszeugnisses. Der Vater Andreas Durst jedoch galt als verschollen, er hatte sich bereits ein Jahr zuvor ohne weitere Lebenszeichen aus Fürth entfernt. Das beiderseitige Vermögen gaben die Brautleute mit 200 Gulden an. Beide Mütter erteilten ihre Einwilligung zur Eheschließung, die Braut gab ihre Heiratsabsicht zu Protokoll. Nach öffentlicher Bekanntmachung beschloss der Magistrat am 13. Juni 1872, das Gesuch bei Zahlung einer Heimatgebühr von 10 Gulden zu genehmigen.<ref name="D-199">„Acten des Magistrats der Kgl. Bayr. Stadt Fürth betreffend: Durst Johann Pflasterergeselle von hier – selbst. Heimath & Verehelichung. 1872.“; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 18 a/D 199</ref>


Seine Witwe führte das Pflasterergeschäft bis zum 24. Juli 1894 weiter.<ref name=“FB-JD“/>
Am 29. April 1874 eröffnete er als Pflasterermeister sein eigenes Baugeschäft. Er führte offenbar ein unstetes Leben, worauf seine zahlreichen Wohnungsveränderungen hindeuten. Um 1882 war er wohl in finanzieller Bedrängnis, so zahlte er auch kein Schulgeld für seinen Sohn Martin während des Nürnberger Familienaufenthalts. Schließlich beglich nach Anforderung des Nürnberger Stadtmagistrats die allgemeine Schulkasse von Fürth diese Schuld. Auch die Gemeinde Wetzendorf konnte ihren Ausstand bei Durst mangels Pfändbarem nicht eintreiben.
 
Etwa drei Jahre nach Rückkunft in Fürth stellte Johann Durst am 15. Dezember 1886 ein Gesuch um Verleihung des Bürgerrechts. Die Steuern und Umlagen der letzten zwei Jahre hatte er ordnungsgemäß bezahlt, aber laut Armenpflegschaftsrat waren an seine Kinder Medikamente auf Rechnung der Armenkasse abgegeben worden. Ungeachtet dieses Einwands beschloss der Stadtmagistrat die Verleihung, das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten stimmte dem zu, sodass Durst das Bürgerrecht gebührenfrei erhielt.<ref name="D-199"/>
 
Johann Durst starb im Alter von nur 43 Jahren, er wurde am 13. März 1891 auf dem [[Städtischer Friedhof|„Neuen Friedhof“]] begraben. Seine Witwe führte das Pflasterergeschäft bis zum 24. Juli 1894 weiter.<ref name=“FB-JD“/>


== Familie ==
== Familie ==
Zeile 77: Zeile 81:


== Adressen<ref name=“FB-JD“/> ==
== Adressen<ref name=“FB-JD“/> ==
* 1871: Lilienstraße 1 (ab 1890 [[Lilienstraße 18 (ehemals)]])
* ...: Königstraße 164 (ab 1890 [[Königstraße 7]])
* ...: Königstraße 164 (ab 1890 [[Königstraße 7]])
* ...: Bahnhofstraße 2 (ab 1875 Königswarterstraße, Hs.-Nr. ?)
* ...: Bahnhofstraße 2 (ab 1875 Königswarterstraße, Hs.-Nr. ?)

Aktuelle Version vom 24. November 2024, 16:32 Uhr

Johann Durst (geb. 20. Mai 1847 in Fürth[1]; gest. 11. März 1891 ebenda[2]) war ein Fürther Pflasterergeselle und -meister, der sich auch als Musiker und Betreiber eines Marionettentheaters betätigte.

Leben

Er kam als drittes Kind des aus Langenzenn zugewanderten Strumpfwirkermeisters Andreas Durst (1818–1873) und seiner aus Fürth stammenden Ehefrau Anna Margaretha, geborene Heiter (1815–1876) im Haus Nr. 21, II. Bezirk (Traubenhof 5) zur Welt. Taufpate war der in Fürth gebürtige Großvater, der Pfannenschmied Johann Durst aus Langenzenn, vertreten durch die Fürther Tagelöhnertochter Elisabetha Schildmeier.[1]

Johann Durst erlernte den Beruf des Pflasterers. Er arbeitete u. a. 1866/67 beim Pflasterermeister Johann Georg Eichinger und ab Februar 1868 beim Meister Johann Blutharsch. Ende Januar 1869 musste er zum Militärdienst beim k. b. 15. Infanterie-Regiment einrücken. Während seiner Dienstzeit nahm er am Deutsch-Französischen Krieg teil, bei dem er in der Schlacht bei Sedan verwundet[3] wurde und daher als Militärpensionist eine lebenslange „Pension 4. Klasse älterer Norm“ mit monatlich 3 Gulden erhielt.[4]

Nach Rückkehr aus dem Krieg war Durst ab dem 20. März 1871 wieder bei Blutharsch in Arbeit. Daneben veranstaltete er Musikdarbietungen und Marionettentheater. Für den Betrieb seines Marionettentheaters erhielt er im November 1876 eine Lizenz, die im September 1886 erneuert wurde.

Mit Mutter, Braut und künftiger Schwiegermutter wurde Johann Durst am 2. März 1872 beim Stadtmagistrat vorstellig und ersuchte um Erwerb des selbstständigen Heimatrechts und Erteilung des Verehelichungszeugnisses. Der Vater Andreas Durst jedoch galt als verschollen, er hatte sich bereits ein Jahr zuvor ohne weitere Lebenszeichen aus Fürth entfernt. Das beiderseitige Vermögen gaben die Brautleute mit 200 Gulden an. Beide Mütter erteilten ihre Einwilligung zur Eheschließung, die Braut gab ihre Heiratsabsicht zu Protokoll. Nach öffentlicher Bekanntmachung beschloss der Magistrat am 13. Juni 1872, das Gesuch bei Zahlung einer Heimatgebühr von 10 Gulden zu genehmigen.[5]

Am 29. April 1874 eröffnete er als Pflasterermeister sein eigenes Baugeschäft. Er führte offenbar ein unstetes Leben, worauf seine zahlreichen Wohnungsveränderungen hindeuten. Um 1882 war er wohl in finanzieller Bedrängnis, so zahlte er auch kein Schulgeld für seinen Sohn Martin während des Nürnberger Familienaufenthalts. Schließlich beglich nach Anforderung des Nürnberger Stadtmagistrats die allgemeine Schulkasse von Fürth diese Schuld. Auch die Gemeinde Wetzendorf konnte ihren Ausstand bei Durst mangels Pfändbarem nicht eintreiben.

Etwa drei Jahre nach Rückkunft in Fürth stellte Johann Durst am 15. Dezember 1886 ein Gesuch um Verleihung des Bürgerrechts. Die Steuern und Umlagen der letzten zwei Jahre hatte er ordnungsgemäß bezahlt, aber laut Armenpflegschaftsrat waren an seine Kinder Medikamente auf Rechnung der Armenkasse abgegeben worden. Ungeachtet dieses Einwands beschloss der Stadtmagistrat die Verleihung, das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten stimmte dem zu, sodass Durst das Bürgerrecht gebührenfrei erhielt.[5]

Johann Durst starb im Alter von nur 43 Jahren, er wurde am 13. März 1891 auf dem „Neuen Friedhof“ begraben. Seine Witwe führte das Pflasterergeschäft bis zum 24. Juli 1894 weiter.[4]

Familie

Johann Durst heiratete am 8. Juli 1872 in Fürth ‘Anna’ Christiana Moosmeier, auch Mossmeier bzw. Moosmeyer (geb. 16. Januar 1854 in Pirkach), Tochter des bereits verstorbenen vormaligen Bauernknechts und Fürther Wechselwärters Peter Moosmeier (1829–1870) und seiner Ehefrau Anna Margaretha, geborene Ebersberger.[6] In dieser Ehe kamen 9 Kinder zur Welt, davon erreichten nur drei das Erwachsenenalter:

  • Anna Margaretha Durst (geb. 24. Juli 1873; gest. 28. Jan. 1874)
  • Johann Martin Durst
  • Katharina („Käthe“) Margareta Durst (geb. 31. Juli 1876), heiratete 1903 den Schreiner Andreas Herbolzheimer von Münchsteinach
  • Abraham Durst (geb. 25. Okt. 1877; gest. 13. Juni 1878)
  • Johann Christoph Durst (geb. 13. Jan. 1879; gest. 4. Jan. 1880)
  • Konrad Friedrich Durst (geb. 5. Okt. 1880 in Nürnberg; gest. 22. Mai 1889)
  • Peter Durst (geb. 29. Mai 1883; gest. 1946), wurde Bautechniker und städtischer Bauinspektor in Nürnberg
  • Anna Margaretha Durst (geb. 12. Mai 1885; gest. 24. Aug. 1887)
  • Ludwig Otto Durst (geb. 6. Sept. 1886; gest. 2. Aug. 1893)

Von seiner Witwe wurden geboren:

  • Sophia Durst (geb. 1. Sept. 1892; gest. 5. Sept. 1892)
  • Anna Margaretha Durst (geb. 1. Sept. 1892; gest. 22. Aug. 1893)
  • Anna Johanna Durst (geb. 24. Dez. 1894)
  • Rosa Durst (geb. 28. Juli 1896; gest. 14. Aug. 1896)

Seine Witwe ‘Anna’ Christiana Durst verheiratete sich wieder am 28. April 1897 in Fürth mit dem Schreiner Johann Wolfgang Kiesel (geb. 12. Februar 1868 in Fürth).[7] Sie starb im Alter von 71 Jahren am 30. September 1925 in Fürth.

Adressen[4]

  • 1880/83: nach Nürnberg-St. Johannis

Adressen der Witwe

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Kirchenbücher St. Michael, Taufen 1845–1850, S. 162
  2. Kirchenbücher St. Michael, Bestattungen 1889–1893, S. 142
  3. Bayerische Verlustliste Nr. 12, Schlacht bei Sedan, 15. Infanterie-Regiment; Fürther Tagblatt vom 25.09.1870 – online
  4. 4,0 4,1 4,2 Familienbogen Durst, Johann; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5
  5. 5,0 5,1 „Acten des Magistrats der Kgl. Bayr. Stadt Fürth betreffend: Durst Johann Pflasterergeselle von hier – selbst. Heimath & Verehelichung. 1872.“; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 18 a/D 199
  6. Kirchenbücher St. Michael, Trauungen 1865–1872, S. 288
  7. Kirchenbücher St. Michael, Trauungen, 1897–1902, S. 18
  8. Adressbuch von 1879
  9. Adressbuch von 1884
  10. Adressbuch von 1886
  11. Adressbücher von 1889, 1891
  12. Adressbücher von 1893, 1895
  13. Adressbuch von 1896

Bilder